Rauchen als (passive) Gewalt gegen Kinder einstufen?

Meine Tochter (10) kam neulich von einer Übernachtung bei einer Freundin zurück und roch an den Sachen als auch an den Haaren stark nach Zigarettenrauch. Auf Nachfrage auch bei der Freundin kam heraus das die Eltern zu Hause rauchen, was sich nach weiterer Überprüfung als korrekt darstellt. Wir selbst sind alles Nichtraucher.

Nun ist die Entscheidung eins Erwachsenen zu Rauchen seine eigene.

Die Frage die mich beschäftigt ist, wenn Kinder (Babys, Kleinkinder, Kinder jeden Alters) in Raucherfamilien aufwachsen, haben Sie keine freie Wahl sich dem Passivrauchen zu entziehen. Von den gesundheitlichen Auswirkungen ganz abzusehen.

Wir bzw. der Gesetzgeber hat Gesetze erlassen, die Mitbürger vor Passiv-Inhalation von Schadstoffen schützen sollen, indem Raucher gezwungen werden, im Freien zu rauchen. Und das, obwohl die betreffenden Passivraucher mündig sind und selbst einfach die Gaststätte oder einen Raum verlassen könnten, wenn diese verraucht ist.

Weiterhin hat der Gesetzgeber unzählige Gesetze zum Schutz von ungeborenen Kindern und Kindern im Alter von Unmündigkeit erlassen.

Aber ein Gesetz das Kinder vor dem Zigarettenrauch der Eltern, sei es in der gemeinsamen Wohnung, Aufenthaltsräumen oder im Auto schützt, daran hat sich noch keiner gewagt, obwohl mir das ethisch viel wichtiger erscheint, als das Gesetz zum Nichtrauchen in öffentlichen Räumen.

Schaut man von der strafrechtlichen Seite, ist doch das Herausgeben oder Verabreichen von schädlichen Substanzen an Schutzbefohlene eine Straftat. Wie ist es beim Rauchen in der Gegenwart von Kindern?

Könnte man das ggf. als passive Gewalt gegen Kinder einstufen?

Ich möchte hier keine Debatte eröffnen über Sinn und Unsinn vom Rauchen. Diese Kommentare bitte hier aussparen, hier geht es ausschließlich um die Menschen, die sich noch nicht selbstständig dem Mitrauchen entziehen können. Mir geht es um eine juristische Einschätzung. Wo sind da eventuelle Hebel, wo könnte man ansetzen, was könnte man ggf. bis vor das BGH treiben um eine Änderung zu erwirken?

1 Like

Hi,

schau mal hier:

Normalerweise versteht es sich von selbst, nicht in der Anwesenheit von Kindern oder Nichtrauchern zu rauchen.

Gruss,
Little.
raucht selbst mal ganz gerne etwas, aber nur draußen und in Abwesenheit von Kindern

Hallo,

für das Auto kann man das sicherlich beschließen, aber das Problem des Verbotes in Wohnungen ist, dass ein solches Gesetz schlicht nicht durchsetzbar wäre. Wer soll das kontrollieren? Die Wohnung genießt durch das Grundgesetz einen sehr hohen Schutz. Und wer soll hier Anzeige erstatten? Die Kinder? Auch das wird nicht passieren. Man hätte mit einem solchen Verbot auf dem Papier etwas erschaffen, die Praxis würde sich aber nicht ändern. Wer heute nicht einsieht, dass man in Anwesenheit von Kindern nicht rauchen sollte, den wird auch ein Gesetz nicht umstimmen.

Das ist auch ein generelles Problem der Verbots-Politik. Das Verbot alleine verändert die Realität überhaupt nicht. Cannabis ist zwar verboten, riechen kann man es dennoch an jeder zweiten Straßenkreuzung (zumindest hier in Frankfurt). Ein Verbot ist nur dann sinnvoll, wenn der Staat es auch umsetzen kann, ansonsten gibt er sein Gewaltmonopol der Lächerlichkeit preis.

Gruß,
Steve

Ganz einfach: den legalen Erwerb von Tabak abschaffen.
Traut sich aber keiner, da dann doch recht hohe Steuereinnahmen wegbrechen.

3 Like

Damit machst du aus einem kontrollieren Markt einen Schwarzmarkt.
Denkst du, die Raucher hören dann alle auf, nur weil es keine Kippen mehr am Kiosk gibt?

Sie werden sich natürlich an die Vietnamesen auf den Baumarkt-Parkpätzen wenden und dort unverzollte Zigaretten mit zweifelhaften Inhaltsstoffen kaufen. Die Profite gehen direkt in den Untergrund.

Es ist also zu erwarten, dass das die Situation eher schlimmer als besser machen würde.

3 Like

Wie die Historie zeigt, kann man mit Verboten nichts komplett abschaffen, es wird immer einen Schwarzmarkt geben.

Allerdings wäre bei Rauchwaren die Kontrolle recht einfach - man riecht es einfach. Weitergesponnen könnte man dank Unverletzlichkeit der Wohnung in den eigenen 4 Wänden sicherlich konsumieren, aber spätestens mit dem Verlassen ebendieser würde man in einer Menge Nichtraucher auffallen und wahrscheinlich entsprechend stigmatisiert.

Anyway, das wird nicht passieren - der Staat ist vielzusehr auf die Steuereinnahmen angewiesen.

1 Like

Und wer soll kontrollieren, ob man im Auto raucht? Oder ob man die Steuer betrügt? Oder ob man seine Kinder missbraucht?
Das ist alles nicht leicht zu kontrollieren. Das kann doch kein Argument sein dafür, irgendwas zu erlauben oder nicht zu erlauben.

2 Like

Die Polizei verfolgt dann also neben Kiffern auch Raucher?
Der Kampf gegen Cannabis ist schon aussichtslos verloren, ihn gegen Tabak aufzunehmen kann man komplett vergessen.

Gruß,
Steve

Mit dem Auto bewegt man sich zumeist im öffentlichen Straßenverkehr.
Dort kann die Polizei auf das Rauchverbot genauso hinweisen, wie auf nicht angelegte Sicherheitsgurte.

Gut, meineswegen.
Aber berücksichtige doch bitte auch mal die anderen Beispiele, die ich genannt habe.
Ich finde es z. B. wesentlich leichter festzustellen, ob ein Kind in einer Wohnung wohnt, in der geraucht wird, als ob ein Kind irgendeinen Missbrauch erleidet.

Die anderen Beispiele haben aber nichts mit dem Thema Rauchen zu tun, daher für mich OT.

1 Like

Zum Thema Kontrolle:

Ein paar Studien belegen, das die betreffenden Kinder die passiv mitrauchen deutlichen Blut- und Urinwerte von Nikotin vorweisen. Ich habe die Studien nicht selbst überprüft, ob die stimmig sind. Aber die Tatsache, das es Meßwerte gibt zeigt, das man da wie bei Alkohol verfahren kann. Wenn mal also einen Blut- und Urintest oder einen neuen Schnelltest über die Haut (Pharma darf hier mitverdienen…) hat, könnten die Ärzte bei den normalen Entwicklungsuntersuchungen der Kinder als auch bei ärztlichen Schuluntersuchungen die Werte bestimmen und bei Auffälligkeit entsprechend weitermelden. Die Folge wäre ein Strafverfahren wegen Verabreichung von XYZ mit einer Geldbuße und/oder bei Wiederholung die entsprechende Steigerungsform davon.

Gerne würde ich eine Rückmeldung von einem Anwalt aus dem Bereich Strafrecht hören.

Nein. Rauchen bleibt auch weiterhin legal

Unzählige Gesetze? Welche wären denn das genau?

Das erste Problem ist, daß da verschiedene Rechtsgüter aufeinanderprallen - z.B. das Recht, in seiner Wohnung und mit seinen Kindern innerhalb gewisser Grenzen machen zu dürfen, was man für richtig hält. Das zweite Problem ist nun, daß zwar erwiesen ist, daß Tabakrauch schädlich ist, aber bspw. für eine Körperverletzung (und die wäre eine der o.g. Grenzen) notwendig ist, daß ein direkter körperlicher Schaden nachgewiesen werden muß. Bei Polonium oder Arsen ist das um Längen leichter als bei Tabakrauch, der einerseits ja zig Substanzen enthält, die giftig sind, und andererseits Erkrankungen erst nach Jahren oder Jahrzehnten auftreten - falls überhaupt.

Steht wo?

Hätte vorhersehbar Erfolg und Folgen der Prohibition in den USA, nämlich Schwarzbrennerei von Fusel zweifelhafter Qualität und Kriminalität.

Übrigens: Bis zur Wende wurde in der DDR von Privatleuten Tabak angebaut und von staatlichen Stellen aufgekauft. Wären Tabakwaren nicht mehr frei käuflich, wären augenblicklich und bundesweit hunderttausende Kleinplantagen die Folge, außerdem sprunghafter Anstieg des Zigarettenschmuggels.

Guck Dir einige Jahrzehnte alte Filme an. Kaum eine Szene ohne qualmende Leute, in Bahnen, an Arbeitsplätzen, in Behörden - Tabakqualm war allgegenwärtig. Im Vergleich mit früheren Gepflogenheiten haben sich die Verhältnisse sehr deutlich verändert. Offensichtlich waren und sind auf Bewusstseinswandel setzende Maßnahmen erfolgreicher als reine Verbote. Gilt übrigens auch für Alkohol, der früher überall dazu gehörte, egal ob im Büro oder am Steuer.

Gruß
Wolfgang

5 Like

Brauche ich nicht, ich kann mich noch dunkel an die Zeiten erinnern, an denen die Kippe immer dabei war.

In Schottland ist das übrigens seit einiger Zeit schon Gesetz:

Grüße
Siboniwe

Nein. Was genau soll ‚passive Gewalt‘ denn Deiner Meinung nach sein?

Btw., warum gibt es keine Gesetze gegen Zucker? Gegen Fett? Gegen gefährliche Sportarten wie Fußball oder gar Handball? Warum wird nicht kontrolliert, wie man seine Kinder ernährt? Wer kontrolliert, ob ein Patient seine Medikamente einnimmt, wie der Arzt sie verschrieben hat? Warum ist Selbstmord nicht verboten? Warum dürfen Autos ohne Schutzmauern an Schulen und Kindergärten vorbei fahren? Warum dürfen sie mit ihren Abgasen und Feinstäuben unbeteiligte andere Menschen vergiften? Warum ist die Herstellung von Messern und Gabeln erlaubt - ja, sogar die Herstellung von Schusswaffen UND DEREN VERKAUF? Warum darf man Tiere umbringen? Warum darf man Gift in tausenderlei Form herstellen und verkaufen?

Man kann alles mögliche verbieten und das Verbot kontrollieren. Aber ich will in so einer Welt nicht leben. Wenn Du das anders haben willst gründe eine Partei und setze es gegen meinen Willen mit passiver Gewalt durch.
Gruß
anf

Vorweg, ich bin ganz bei dir, rauchen in der Wohnung mit Kindern ist nicht in Ordnung.
Die Frage, die bleibt, wie willst du denn diese Blutwerte erheben? Im Kindergarten, in der Schule? Welches Gesetz würde diesen Eingriff decken? Was willst du denn machen, wenn die Kinder erhöhte Werte haben? Die Eltern verhaften? Bußgeld? Wie wäre es denn, wenn die Eltern ihre Kinder verprügeln, aber Nichtraucher sind? Oder die Eltern rauchen und erziehen ihre Kinder ansonsten liebevoll? Oder die Eltern saufen und vernachlässigen ihre Kinder, aber rauchen nicht?

Merkst du was? So einfach in schwarz und weiß funktioniert nicht.

Data

2 Like

Nö.
Erhöhte Blutwerte beweisen genau gar nicht, wie das Zeugs ins Blut gekommen ist und wer daran schuld ist.
Und um das zu erkennen braucht man nun wirklich keinen Strafrechtsanwalt.
Gruß
anf