Rausschmiss aus Klinik (etwas länger)

Hallo,

zu folgendem Sachverhalt hät ich gern eure Meinung gehört oder gegebenenfalls Rat eingezogen. Ich versuche mich kurz zu fassen ist aber dennoch etwas mehr:

Eine mir Bekannte hat sich vor ca. 6 Wochen in die Psychiatrie einweisen lassen (um endlich ihre ziemlich beschissene Kindheit aufzuarbeiten). Die haben sie dort behalten (Diagnose unter anderem: Suizidgefahr, Verdacht auf Borderline, manische Depressionen).
Nach zwei Wochen hat man sie in die Tagesklinik entlassen.
Nach einiger zeit musste sie einen Vertrag unterschreiben, dass sie bei nochmaligem Zuspätkommen aus der Therapie fliegt, da sie halt desöfteren zu spät kam.

Sie kam wieder zuspät. Sie fliegt aus der Klinik. Ihr Therapeut hat ihr offenbart, dass er mit ihr nicht klarkommt, weil sie ein sehr einnehmendes Wesen hat, er habe Angst vor ihr.
Der Oberarzt schmeist sie in der Tat aus der Klinik, ohne sich ihre Akte überhaupt näher angesehen zu haben.

Ihr geamtes Umfeld (Freunde, Bekannte) sucht sie zu stützen. Ohne Zweifel will sie die Therapie fortsetzen.

Was ich nicht verstehe ist: Warum überweist sie die Klinik nicht direkt in eine andere Institution wenn sie mit ihr nicht klarkommen? Warum schmeist man sie unter dem Vorwand Zuspätkommvertrag verletzt raus - anstatt sie wieder fest aufzunehmen?
Wie verantworten es diese Leute, jemanden der Suizidgefährtet ist mitten in der Therapie rausschmeisen? Ihre eigene Ausage dazu war: „Jetzt habe ich alle meine Probleme ausgegraben, nicht mehr verdrängt, um sie zu lösen, der Abbruch ist so, als würde man mich aufgeschnitten haben und die Operation abbrechen“ .

Ich finde das grob fahrlässig von der Klinik und bin der Meinung, dass hier der Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung vorliegt. Wie seht ihr das?

Sollte ich im falschen Brett sein, bitter entsprechend verschieben!
Danke fürs lesen, danke für Rat!
Viele Grüße
Kroeger

ist mitten in der Therapie rausschmeisen? Ihre eigene Ausage
dazu war: „Jetzt habe ich alle meine Probleme ausgegraben,
nicht mehr verdrängt, um sie zu lösen, der Abbruch ist so, als
würde man mich aufgeschnitten haben und die Operation
abbrechen“ .

ja, kann ich mir sehr gut vorstellen.

einzige Hilfe, die mir einfällt: schnellstens zu nem Psychater/Neurologen, der für sie Kontakt mit einer anderen Klinik aufnimmt.

Es gibt schon Gründe, warum man Patienten, die nicht kooperieren, erstmal rausschmeisst.

Nur nach Deiner Beschreibung (Therapeut ist völlig überfordert, sehr wahrscheinlich hätte sie länger stationär bleiben sollen) denke ich keinesfalls, dass dies gerechtfertigt ist.

Zu hoffen ist, dass sie auf einen Arzt mit Verständnis trifft.
Hier in HH könnte ich Dir einen nennen.

Nimmt sie Medikamente? zB Antidepressiva?
Hat sie ein Arzt in diese Klinik verwiesen, und kann sie wieder zu diesem gehen?

gruss, isabel

Hallo Isabel,

einzige Hilfe, die mir einfällt: schnellstens zu nem
Psychater/Neurologen, der für sie Kontakt mit einer anderen
Klinik aufnimmt.

Ja, haben wir schon getan. Problem dabei ist, das sämtliche Psychologen/Kliniken hoffnungslos überlastet sind und somit eine Wartezeit von mindestens drei Wochen entsteht.

Es gibt schon Gründe, warum man Patienten, die nicht
kooperieren, erstmal rausschmeisst.

Mag ja sein, aber in ihrem labilen Zustand finde ich dieses Vorgehen sehr fragwürdig, zumal sie koopertativ war und ihr zuspätkommen als persönliche Schwäche an der Stelle zweitdrittrangig sein muss.

Nur nach Deiner Beschreibung (Therapeut ist völlig
überfordert, sehr wahrscheinlich hätte sie länger stationär
bleiben sollen) denke ich keinesfalls, dass dies
gerechtfertigt ist.

Man hätte sie zumindest wieder stationär aufnehmen müssen, nachdem man bemerkt hat, es funktioniert in der Tagesklinik nicht.

Zu hoffen ist, dass sie auf einen Arzt mit Verständnis trifft.

Allerdings.

Hier in HH könnte ich Dir einen nennen.

Hm, wir sind hier (jetzt) in Erfurt, Hamburg ist da etwas weit. Haben auch schon ein/zwei Adressen, aber wie gesagt, alles erst in frühestens drei Wochen.

Nimmt sie Medikamente? zB Antidepressiva?

Soweit ich weiß, nimmt sie lediglich irgendwelche Serotonienwiederaufnahmeblocker (frag mich nicht, ich kenne Serotonin nur als Botenstoff im Hirn, was genau da abgeht is mir an der Stelle wurscht). Fakt ist, das Mädel schwankt im Moment zwischen extremen Gemütszuständen und ein Therapieabbruch ist so ziemlich das arschlochmäßigste was sie mit ihr machen konnten (Sorry aber mich regt diese ganze Sch* im Moment n bisl auf. Am liebsten möcht ich in die Klinik fahrn dem Arzt in den Allerwertesten treten und ihn wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen).

Hat sie ein Arzt in diese Klinik verwiesen, und kann sie
wieder zu diesem gehen?

Nein, sie hat Jahrelang versucht ihre Probleme zu verdrängen und hat sich einliefern lassen in dem Moment als sie merkte, dass sie kurz vorm Suizid stand.

Grüße
Kroeger

Hallo,

Was ich nicht verstehe ist: Warum überweist sie die Klinik
nicht direkt in eine andere Institution wenn sie mit ihr nicht
klarkommen? Warum schmeist man sie unter dem Vorwand
Zuspätkommvertrag verletzt raus - anstatt sie wieder fest
aufzunehmen?

wie kommst Du darauf, daß die Klinik nicht mit ihr klarkommt? Hat die Klinik den Therapievertrag mehrmals gebrochen oder sie?

Wie verantworten es diese Leute, jemanden der Suizidgefährtet
ist mitten in der Therapie rausschmeisen? Ihre eigene Ausage
dazu war: „Jetzt habe ich alle meine Probleme ausgegraben,
nicht mehr verdrängt, um sie zu lösen, der Abbruch ist so, als
würde man mich aufgeschnitten haben und die Operation
abbrechen“ .

Wer kommt mehrmals zu spät zu Operationen, obwohl die Operationen doch so nötig sein sollen? Irgendwie paßt das nicht (bei Borderlinern paßt das allerdings).

Grüße,

Oliver Walter

Manchmal braucht es einen rabiaten Rauswurf aus einer Therapie, damit der Patient auf den Boden der Tatsachen zurück kehrt. Wie oft soll die Klinik deiner Ansicht nach ihr Zuspätkommen oder Nichterscheinen denn tolerieren? Wenn sie mehrfach die einfachsten Grundregeln ignoriert, sich dann noch schriftlich dazu verpflichtet, künftig pünklich zu erscheinen und dann erneut zu spät kommt, hätte ich offen gesagt kein Verständnis dafür, wenn der Arzt ihr die Grenzen nicht aufzeigt.

Möglicherweise ist es auch aus therapeutischer Sicht sinnvoll, sie mit der Konsequenz ihres Handelns zu konfrontieren.

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SSRI’s sind Antidepressiva, das ist also schonmal etwas beruhigend.

Ansonsten: Die anderen beiden Kommentare, die ‚Vertrag‘ und ‚Zuspätkommen‘ ansprechen, sind in der Theorie schon vollkommen richtig.

Nur sehe ich es halt auch so, dass ein zentrales Problem einer Person (eben zB borderliner & Probleme mit Zeiteinhaltung) hier als Symptom, dass sich nicht einfach wegradieren lässt, angesehen werden muss - sonst ist’s ein bisschen so ‚komm wieder, wenn Du gesund bist‘.

Haha, dann brauch sie keine ärztliche Hilfe mehr.

Drei Wochen Wartezeit finde ich übrigens ok.

Versuche, sie dazu zu bewegen, diese Zeit zu nutzen, indem sie zB ein ‚Tagebuch‘ führt - entweder darüber, wie es ihr aktuell geht, oder in welchem sie die Themen, die sie aufarbeiten will (Kindheit etc) beschreibt.

Das kann für den später behandelnden Therapeut auch sehr hilfreich sein, ist also nicht nur Zeitvertreib.

Man könnte jetzt natürlich sagen, bloss nicht, dann wühlt sie in ihren offenen Wunden, ohne jemanden zu haben, der ihr Unterstützung bieten kann.

Aber vielleicht schafft sie es, mit einem bestimmten, nicht allzu lange in der Zukunft liegenden, Termin als Ziel, die drei Wochen dafür zu nutzen.

Ist die Klinik, auf die sie wartet, dann wieder nur Tagesklinik, oder ist die dann stationär?

Stationär erscheint mir hier sinnvoller - sonst kriegt sie eh’ nur wieder den gleichen Ärger wie vorher.

gruss, isabel

Hallo Isabel,

Nur sehe ich es halt auch so, dass ein zentrales Problem einer
Person (eben zB borderliner & Probleme mit Zeiteinhaltung)
hier als Symptom, dass sich nicht einfach wegradieren lässt,
angesehen werden muss

ja, das ist eines der störungsspezifischen Probleme

das sich nicht einfach wegradieren lässt,

aber Du wirst doch damit

‚komm wieder, wenn Du gesund bist‘.

nicht unterstellen wollen, daß man bei der klitzekleinsten Abweichung von den Regeln die Leute rauswirft?

Grüße,

Oliver Walter

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Hallo Bitter Moon,

Manchmal braucht es einen rabiaten Rauswurf aus einer
Therapie, damit der Patient auf den Boden der Tatsachen zurück
kehrt.

Die Frau ist auf dem Boden der Tatsachen. Sie hat erkannt, dass sie handeln muss.

Wie oft soll die Klinik deiner Ansicht nach ihr
Zuspätkommen oder Nichterscheinen denn tolerieren? Wenn sie
mehrfach die einfachsten Grundregeln ignoriert, sich dann noch
schriftlich dazu verpflichtet, künftig pünklich zu erscheinen
und dann erneut zu spät kommt, hätte ich offen gesagt kein
Verständnis dafür, wenn der Arzt ihr die Grenzen nicht
aufzeigt.

Soweit geh ich mit. Aber und das ist mein eigentliches Anliegen, wenn die Ärzte merken, dass es mit der Tagesklinik aufgrund des Zuspätkommens nicht klappt, dann müssten sie sie meines erachtens halt wieder stationär aufnehmen. Der Punkt liegt hier bei der Suizidgefahr. Eine laufende Therapie mit Rausschmiss abzubrechen finde ich schlicht und ergreifend unverantwortlich und fahrlässig.

Grüße
Kroeger

Nur sehe ich es halt auch so, dass ein zentrales Problem einer
Person (eben zB borderliner & Probleme mit Zeiteinhaltung)
hier als Symptom, dass sich nicht einfach wegradieren lässt,
angesehen werden muss

ja, das ist eines der störungsspezifischen Probleme

Du stimmst mir da also zu.

‚komm wieder, wenn Du gesund bist‘.

nicht unterstellen wollen, daß man bei der klitzekleinsten
Abweichung von den Regeln die Leute rauswirft?

Oliver, nein, an sich nicht, aber Du hast mich doch verstanden?
So kommt’s nem Patienten halt vor, wenn er wegen eines ‚störungsspezifischen Problems‘ von seiner Therapie abgehalten wird!

gruss, isabel

Hallo,

wie kommst Du darauf, daß die Klinik nicht mit ihr klarkommt?
Hat die Klinik den Therapievertrag mehrmals gebrochen oder
sie?

Zitat von mir im Ursprungstext: „…weil sie ein sehr einnehmendes Wesen hat, er habe Angst vor ihr…“
Das sehr einnehmende (& und manipulative) Wesen kann ich bestätigen. Hinzu kommt wohl noch ne überdurchschnittlich hohe Intelligenz und ne ganze Menge philosophisches Wissen bei Ihr. Ottonormalmensch ist da schnell überfordert (Was jetz nich heißen soll, das der Therapeut Ottonormalmensch ist, aber wie geschrieben, er meinte, er habe Angst vor ihr)

Wer kommt mehrmals zu spät zu Operationen, obwohl die
Operationen doch so nötig sein sollen? Irgendwie paßt das
nicht (bei Borderlinern paßt das allerdings).

Siehe bitte auch meine Anmerkungen zu Bitter Moon.
Ausserdem, es ist nur der Verdacht auf Borderline.
Ich versteh nicht ganz was du mir damit sagen willst: Das sie an dem Rausschmiss selbst schuld ist? Richtig ist, sie hat sich falsch verhalten. Fakt ist, um in der bildlichen Sprache zu bleiben, die Op hat begonnen, war richtig und wichtig und wird jetzt Seitens der Ärzte abgebrochen. Ich bin wirklich Leihe auf dem Gebiet, aber mein Verstand sagt mir das das (in diesem speziellen Fall) nicht richtig ist.

Grüße
Kroeger

Hallo Kroeger,

ich habe die Diskussion mit einigem Interesse verfolgt. Nur: es ist
schwierig, das Verhalten des Therapeuten zu verdammen oder zu
rechtfertigen, wenn man nicht dabei war und die Situation nur aus
zweiter Hand (ich nehme an, Du weißt auch nur, was Dir Deine Bekannte
erzählt hat?) kennt.

Es kann durchaus gerechtfertigt sein, wenn ein Therapeut eine
Patientin rausschmeißt, die einfach die simpelste Mitarbeit
verweigert (und da gehört pünktlich kommen schon dazu). Andererseits
ist es unverantwortlich, jemanden ohne Betreuung „auf die Straße zu
werfen“, der akut suizidgefährdet ist. Ist das denn immer noch so? Du
schreibst, sie sei vor 6 Wochen in die Klinik. Mittlerweile hat sie 2
Wochen stationären Aufenthalt, plus die Zeit in der Tagesklinik
hinter sich, und sie nimmt Medikamente. Ist sie immer noch akut
selbstmordgefährdet? Das wäre ausserordentlich bedenklich.

Es ist toll, dass sie eingesehen hat, dass sie Hilfe braucht.
Trotzdem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren: zwei Herzen
schlagen ach in ihrer Brust … einerseits will sie Hilfe,
andererseits hindert sie sich selbst daran, diese Hilfe zu bekommen.

Ich kenne das übrigens auch von anderen Kliniken. In Roseneck zum
Beispiel, am Chiemsee, müssen die magersüchtigen Mädels sich per
Vertrag zu einer bestimmten Gewichtszunahme pro Woche verpflichten
(schriftlich). Schaffen sie das nicht, fliegen sie raus. Das hat
durchaus Sinn. So haben sie eine „Rechtfertigung“ sich selbst
gegenüber, die ihnen quasi die „Erlaubnis“ zum Zunehmen gibt.
Schaffen sie es nicht mal, sich daran zu halten, würde auch die
Therapie nicht viel bringen … Zur Therapie muss man wirklich und
ehrlich und aus tiefstem Herzen bereit sein, denn es erwarten einen
eine Menge Arbeit, Mühe, Frustration und auch Rückschläge.

Das ist selbstverständlich nur meine Meinung …

VG, und alles Gute für Deine Bekannte!
Sibylle aus M

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Oliver, nein, an sich nicht, aber Du hast mich doch
verstanden?
So kommt’s nem Patienten halt vor, wenn er wegen eines
‚störungsspezifischen Problems‘ von seiner Therapie abgehalten
wird!

Wie kann jemand, der mehrmals zu spät kommt, von seiner Therapie „abgehalten“ werden, Isabel? Dieser jemand hält sich selbst von seiner Therapie ab, weil sie sich fernhält.

Grüße,

Oliver Walter

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Hallo,

Zitat von mir im Ursprungstext: „…weil sie ein sehr
einnehmendes Wesen hat, er habe Angst vor ihr…“

meine Frage hatte selbstverständlich einen doppelten Sinn und zielte genau auf

Das sehr einnehmende (& und manipulative) Wesen

ab. Klar ist es nur ein Verdacht, der hier nicht bestätigt werden kann, einiges spricht aber für Borderline: nämlich z.B. das manipulative Wesen. Es ist doch interessant: Jemand kommt mehrmals zu spät zu Therapiesitzungen, vermittelt aber den Eindruck, die anderen seien schuld.

Ich versteh nicht ganz was du mir damit sagen willst: Das sie
an dem Rausschmiss selbst schuld ist? Richtig ist, sie hat
sich falsch verhalten.

Genau. Das muß man sich klarwerden.

Fakt ist, um in der bildlichen Sprache
zu bleiben, die Op hat begonnen, war richtig und wichtig und
wird jetzt Seitens der Ärzte abgebrochen.

Es sind mehrere Op notwendig, aber immer wenn eine beginnen soll, taucht die Patientin erst mit einiger Zeit Verspätung auf. Einmal kann man das verstehen, mehrmals läßt aber die Frage aufkommen: Warum kommt sie zu spät? Was steckt dahinter?

Ich bin wirklich
Leihe auf dem Gebiet, aber mein Verstand sagt mir das das (in
diesem speziellen Fall) nicht richtig ist.

Den speziellen Fall kenne ich nicht (wie auch?), aber mein Sachverstand sagt mir, daß dieser spezielle Fall gar kein so spezieller sein könnte.

Grüße,

Oliver Walter

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ohne den strang gelesen zu haben und ausserdem nicht auf alles eingehend:

sie wird gefeuert weil sie mit ihrem verhalten sehr deutlich zeigt, dass sie keine verantwortung für sich eingehen will - sprich - mit dieser haltung ist ihr nicht zu helfen - sie sabotiert sich selbst unbewusst und das macht jede thera unmöglich. nicht therapierbar im moment und anscheinend wiederum nicht akut suizidgefährdet, sonst hätte man sich was anderes einfallen lassen um sie vor sich selbst zu schützen.

im grunde geschieht sowas viel zu wenig (hier meine ich vor allem die langzeittheras), finde ich.

was nun den aspekt der suizidgefahr etc betrifft, so kann ich dazu nichts sagen, nur vermutungen anstellen
aber wenn sie im grunde ihre mitarbeit und ihre eigenverantwortung nicht erkennt und einbringt, was soll da ne thera bewirken? kann null bewirken, die hauptarbeit liegt beim patienten und dazu bedarf es einer inneren bereitschaft und das setzt o.g und mehr voraus. sie aber verweigert sich ja offensichtlich.
wenn sie sich nicht wirklich auf eine thera(pie) einlässt, kann man ihr letztlich bei gar nichts helfen - evtl erkennt sie dies ja mal langsam und evtl braucht sie so drastische merkmale.

es wird ja ein klinikbericht verfasst - was darin stehen wird, dürfte mehr aufschluss geben.

vielleicht bin ich mit meinem gedanken dazu auf dem holzweg - aber so sind meine vermutungen. strang les ich später mal, wenn mehr zeit, evtl steht da ja ausschlussreiches.

LG

nina

Oliver, nein, an sich nicht, aber Du hast mich doch
verstanden?
So kommt’s nem Patienten halt vor, wenn er wegen eines
‚störungsspezifischen Problems‘ von seiner Therapie abgehalten
wird!

Wie kann jemand, der mehrmals zu spät kommt, von seiner
Therapie „abgehalten“ werden, Isabel? Dieser jemand hält sich
selbst von seiner Therapie ab, weil sie sich fernhält.

Sag mal, Oliver, wie lange willst Du denn noch am Thema vorbeireden??

Die Art und Weise, in der Du ‚mehrmaliges Zuspätkommen‘ beschreibst, zeigt ein völliges Unverständnis des von Dir selbst als ‚störungsspezifisch‘ beschriebenen Problems.

Niemand will sagen, dass eine Auflage wie ‚Pünktlichkeit oder Abbruch der Therapie‘ irgendwie rechtswidrig sei - sie, und auch Deine Haltung, zeugen nur von einem völligen Unverständnis des Patienten.

Die Frage müsste doch eher sein ‚bemüht sich der Patient, pünklich zu kommen?‘ statt ‚ist der Patient tatsächlich pünklich?‘. Bei Unterlassen von ersterem würde ich Dir sogar recht geben. Nur zweifle ich stark, dass dies im Falle der Patientin so war. Kann man nur leider ach-so-schlecht beweisen…

(‚sich fernhalten‘ bedeutet übrigens Abwesenheit, also setz dies bitte nicht mit Unpünktlichkeit gleich).

gruss, isabel

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falsches Mitleid
Hallo Isabel,

Oliver Walter hat selbstverständlich absolut recht mit seinen Postings, ebenso handelt auch die Klinik korrekt - denn die Beendigung des Klinikaufenthaltes bei Vertragsbruch durch den Patienten ist absoluter Standard und sinnvoll, Kapazitäten für bedürftige Patienten bereit zu stellen.

Man darf nicht in den Fehler verfallen, Menschen mit psychischen Störungen als bedauernswerte Wesen zu betrachten, die mit viel Mitleid wie die Kinder an die Hand genommen werden müssen. Bis auf die Ausnahme weniger Störungen sind sie natürlich in der Lage, Entscheidungen zu fällen und wissen genau um ihre Auswirkungen, wie andere Menschen auch. Gerade bei den Borderlinern sieht man die Störungsspezifität hier sehr schön: bei diesen Patienten sind Machtkämpfe ein Symptom - sie verhalten sich absichtlich so, dass die Umwelt auf eine beabsichtigte Weise reagiert und wollen dafür Mitleid und Freundschaft wegen der angeblich so ungerechten Behandlung. Hat hier ja auch ganz gut funktioniert, wie man an Deinen Reaktionen sieht.

In der Klinik wird deshalb auch (besonders) bei Borderline aus dem genannten Grund ein Therapievertrag geschlossen. Die Patienten schauen sich den Klinikalltag erst einmal eine Zeit lang an, dann willigen sie in den Vertrag ein. Wenn sie eine Regel brechen, werden sie erst einmal verwarnt, beim zweiten Mal wird ein Gespräch anberaumt, wo die Konsequenzen verdeutlicht werden, beim dritten Mal ist normalerweise Schluss. Und ich bin sicher, die fragliche Patientin ist nicht wegen einer zu lang geratenen Zigarettenpause oder wegen des Toilettengangs aus der Klinik geworfen worden. Sie kam nicht zur Therapie, wusste um die Konsequenzen und nahm sie absichtlich in Kauf - nun sind die Konsequenzen eingetreten und was die Patientin nun behauptet über Klinik und Therapeuten, können wir ja alle nachlesen.

Wenn ein Patient absichtlich den Therapievertrag bricht, dann ist er noch nicht bereit, eine Therapie anzutreten und kann auch nicht von ihr profitieren.
Mitleid ist nicht angebracht und würde die Situation der Patientin nur verschlimmern.

Sam

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

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Wow, Sam - Du interpretierst aber eine ganz, ganz gehörige Menge in mein Posting rein!

Beendigung des Klinikaufenthaltes bei Vertragsbruch durch den
Patienten ist absoluter Standard und sinnvoll, Kapazitäten für
bedürftige Patienten bereit zu stellen.

Absoluter Standard - ja.
Rechtens- auch ja.
Sinnvoll - ja, aber nur in dem von Dir beschriebenen Sinne - sicherlich aber nicht für den betroffenen Patienten!

Man darf nicht in den Fehler verfallen, Menschen mit
psychischen Störungen als bedauernswerte Wesen zu betrachten,
die mit viel Mitleid wie die Kinder an die Hand genommen
werden müssen.

Nein, sollte man nicht. Nur kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, wie Du annehmen könntest, dass ICH dies tue.

Ist für Dich die Erkenntnis, dass eine Person ärztliche Hilfe braucht, mit Mitleid gleichzusetzen???

Wenn ein Patient absichtlich den Therapievertrag bricht, dann
ist er noch nicht bereit, eine Therapie anzutreten und kann
auch nicht von ihr profitieren.

Du schreibst von einer DREImaligen Verwarnung!

Meinst Du, dass eine Person, die es ihr Leben lang nicht fertig gebracht hat, mit den - für andere Menschen - einfachsten Dingen wie zB Pünktlichkeit klarzukommen, dies innerhalb diesen 3 Malen auf einmal schafft?

Unter DEM Druck, unter den ein Patient mit Verwarnungen gesetzt wird, würde ein ‚Normalmensch‘ vielleicht ‚besser‘ funktionieren - bei manch anderen kann dieser Druck auch kontraproduktiv sein, und die Panik über das eventuell Zuspätkommen das Zuspätkommen selbst verursachen…

Auch Du schreibst von ‚absichtlichem‘ Vertragsbrechen!

Wenn Ihr endlich mal einsehen würdet, dass da garantiert keine Absicht dahintersteckt, wie würdet Ihr dann bitte die Therapiebereitschaft einschätzen?

DAS ist doch der Knackpunkt!

Ihr interpretiert eine fehlende Therapiebereitschaft, wo dies nicht der Fall ist.

Dass in einem überlasteten System Konsequenzen gezogen werden müssen, um, wie Du schreibst, ‚Kapazitäten für [andere] bedürftige Patienten bereitzustellen‘, hat NICHTS mit der Therapiebereitschaft der hier diskutierten Patientin zu tun!

Such Dir doch mal IRGENDein anderes borderline-typisches Symptom, und stelle Dir vor, mit der Patientin wird vertraglich festgelegt, dass bei dreimaligem Auftreten dieses Symptoms die Therapie leider abgebrochen werden muss…

  1. Wie akzeptabel fändest Du das?
  2. Für wie wahrscheinlich hälst Du es, dass die Patientin es schafft, nicht vertragsbrüchig zu werden?

Ich denke, wir werden wahrscheinlich auch weiterhin aneinander vorbeireden. Ich werde das Zuspätkommen einer Person, die sich bemüht, pünktlich zu sein, nie und nimmer als fehlende Therapiebereitschaft ansehen.

gruss, isabel