Reaktion der Deutschen auf Hitlers Pläne

Hallo,ich sitze gerade an einem Referat für Geschichte.Es geht um die Jahre 1933-1938, genauer um die Ausgrenzung der Juden.Über das Ausgrenzung, weiß ich ganz gut bescheid, aber mir stellt sich eine Frage:
Wie fanden die Rein-Deutschen und das Ausland seine Pläne bzw. sein Vorgehen mit den Juden.
Könnt ihr mir da ein paar Infos geben?
Danke im vorraus, Sebastian

Hallo, so werde ich die Frage nicht beantworten, da mir der Text sehr sehr komisch vorkommt. Bitte: was ist ein „Rein-Deutscher“? ist ein Jude, dessen Vorfahren lange bevor z.B. die Ostpreussen eingedeutscht wurden, in Deutschland lebten, weniger deutsch, nur weil er eine andere als die christliche Religion hatte? Offensichtlich bist Du der Meinung Juden seien eine besondere Rasse - und zählst daher zwangläufig zu den Dummköpfen, die die Idee der „arischen Rasse“ heute noch i n den Köpfen haben. Sorry, keine Schützenhilfe für Nazis.
Moshe Ben Gideon

Hallo Sebastian,

das ist eine unglaublich komplexe Frage, mit der sich schon Generationen von Historikern auseinander gesetzt haben.
Für einige ist das auch zum Lebensthema geworden - z.B. den Historiker Wolfgang Benz.(Wikipedia) Ich kann diese Frage in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht beantworten. Ich kann allerdings ein paar Literatur-Hinweise geben:

  1. Die Lage der Juden in Deutschland 1933. Das Schwarzbuch. Herausgegeben vom Comite des delegations Juives, Paris 1934.
    Wiederaufgelegt bei Ullstein 1983. ISBN 3 550 07960 5

2.Jüdischer Alltag in Deutschland 1933-1945. Von Günter Bernd Ginzel. Droste Verlag 1984, ISBN 3 7700 0661 5

  1. Hingeschaut und Weggesehen. Hitler und sein Volk. Von Robert Gellately. DVA 2001, ISBN 3 421 05582 3

  2. Davon haben wir nichts gewusst. Von Peter Longerich.
    2006, Siedler Verlag, ISBN 3 88680 843 2

Die anschaulichsten Schilderungen findet man in den Tagebüchern von Victor Klemperer (Wurden auch verfilmt.)
Aufbau Taschenbuchverlag ISBN 3 7466 5514 5

Im grossen und ganzen kann man allerdings sagen, dass die meisten Deutschen nach Kräften weggesehen und so getan haben, als wüssten Sie nichts, wenn in der Nachbarschaft wieder eine jüdische Familie auf Nimmerwiedersehen verschwand. Dabei hat Hitler das konsequent in die Tat umgesetzt, was er in seinem Buch „Mein Kampf“ schon detailliert angekündigt hatte.
Dieses Buch bekamen alle Leute zu jener Zeit bei der Eheschliessung vom Standesbeamten geschenkt.

Beste Grüsse
Rolf Homann

Hallo Sebastian,

also da hast du eine recht komplexe Frage aber ich werde versuchen sie dir gut zu beantworten.
Bei den Deutschen gab es die ganze Palette an Reaktionen von mitmachen und anfeuern bis zu Solidarität mit den Juden und dem Durchbrechen der Sperren.
Um die Reaktionen bei den Bürgern zu verstehen, muss man die Vorgeschichte wissen.
Das jüdische Geschäfte und Unternehmen boykottiert werden, war nichts neues. Schon in der Weimarer Republik und in der Kaiserzeit gab es solche Aktionen. Allerdings nie so ausgeweitet und so brutal wie unter Hitler. Antisemitismus war sehr verbreitet und hatte eine lange Geschichte in Deutschland.
Das die NSDAP die Juden aus der Wirtschaft und aus dem Land verdrängen wollte und das mit allen „legalen“ Mitteln war schon lange bekannt. Die Partei beschrieb ihre Pläne schon in ihrem 25-Punkte-Programm von 1920.
Es bildeten sich vielerorts schweigende Menschenmengen auf den Straßen, die das Geschehen reserviert beobachteten. Sie verhielten sich selten feindselig gegen die boykottierten Geschäftsinhaber, manchmal sogar solidarisch. Das verbreitete Zögern der Bevölkerung hing auch mit der innerhalb weniger Tage improvisierten Durchführung des Boykotts zusammen. Welche Geschäfte als „jüdisch“ gelten sollten blieb vielfach unklar. Auch die möglichen Folgen von Geschäftsschädigungen für „arische“ Mitinhaber und Angestellte und für die deutsche Wirtschaft allgemein trugen dazu bei, dass die deutsche Bevölkerung den Boykott kaum aktiv unterstützte, bisweilen Unmut darüber äußerte und in manchen Orten ignorierte.
Reaktionen im Ausland gab es ebenfalls viele. Gerade in den USA und in Großbritannien gab es schon damals große jüdische Gemeinden. Dort wurde öffentlich darüber diskutiert, in Zukunft deutsche Wirtschaftsunternehmen zu boykottieren. Also keine Aufträge mehr an sie zu vergeben oder wahren nicht mehr abnehmen usw. Bin mir jetzt aber nicht ganz sicher ob was umgesetzt wurde. Soviel ich aber sagen kann, kam es nicht offiziell zu einem Boykott deutscher Wahren, da man befürchtete dass dann die deutschen Juden unter der Vergeltung leiden müssten. Allerdings gab es große Proteste und einige Firmen boykottierten, auch ohne öffentlichen Aufruf, deutsche Unternehmen.

ok, mehr kann ich jetzt nicht sagen aber wenn du noch was brauchst, dann melde dich.

ich wünsche dir viel erfolg bei deiner arbeit :smile:

lg conny

Hallo Sebastian,

momentan fällt mir dazu leider nicht viel ein (komme grad von der Arbeit und bin noch ein bisschen daneben). Wenn Du magst und noch etwas warten könntest, setze ich mich morgen nachmittag an Deine Frage und werde Dir eine ausführliche Antwort schicken.

Sorry dass es nicht schneller geht, aber heute wird das wohl nichts mehr (da würde nix gescheites bei rauskommen).

MfG

Gabi

Hallo Sebastian!

Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich und man kann die Menschen in der damaligen Zeit nicht alle in einen Topf werfen. Antisemitismus gab es schon lange vor Hitler und einige Teile der Bevölkerung befürworteten die Maßnahmen gegen die Juden. Nach dem Motto „Endlich kriegen die, was sie schon lange verdient haben“! Da die jüdischen Bevölkerungsteile nie wirklich in die Gesellschaft integriert waren und den Deutschen auch wegen ihres Glaubens und Kultur fremd waren, ließ sich der Hass und die Ablehung leicht auf diese „Randgruppe“ projezieren.

Darüber hinaus spielte mit Sicherheit auch Neid eine sehr große Rolle. Juden waren sehr oft im Geld-un Kreditgeschäft aktiv und verdienten (nach Meinung von Bevölkerungsteilen) ihr (vieles) Geld mit der Not anderer Menschen und mit leicht anrüchigen Geschäften.

Neben der aktiven Zustimmung gab es auch Menschen, die einfach weggeschaut haben, als die SA-Schlägertrupps durch die Gassen zogen und Juden misshandelten.

Andere haben sich auch einfach nicht getraut sich den Nazi-Schergen in den Weg zu stellen, weil die Gefahr der eigenen Deportation befürchtet wurde. Aus heutiger Sicht könnte man dies als feige oder mangelnde Zivilcourage interpretieren, aber wenn man versucht sich in die Zeit von 1933 - 1945 hineinzuversetzen, dann muss man an die Omnipräsenz des Regimes und die vielfältigen Repräsalien denken, die ein Widerstand mit sich gebracht hätte.

Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, dass einige Menschen in den Widestand gegangen sind. Wohl weißlich, dass es um ihr eigenes Leben und natürlich den Tod geht.

Menschen, die in der Nazi-Diktatur aufgewachsen sind und nichts anderes gehört und gesehen haben sind als Individuum in der braunen Masse aufgegangen. Du bist nichts, dein Volk ist alles.

Von frühester Jugend bis zum Eintritt in die Wehrmacht begleitete das Regime den heranwachsenden Menschen. Aus dieser auch gedanklichen Falle herauszukommen war bestimmt nicht einfach.

Das Ausland hatte zur der Zeit sehr viele innenolitische Probleme, die ein intensives Beschäftigen mit Nazi-Deutschland fast verhinderten. Die Sowjetunion nach der Revolution innenpolitisch sehr fragil. England und Frankreich immer noch geschwächt vom ersten Weltkrieg und die USA sehr weit weg. Von der massiven Problematik der Beeinträchtigung des jüdischen Lebens im Deutschen Reich hat man bestimmt gewusst, aber man wollte und konnte sich wohl nicht so weit aus dem Fenster lehnen, um in diesem Punkt zu protestieren.

Dieses abwartende Verhalten kann man auch bei den ersten außenpolitischen Aggressionen Hitlern, wie das Anektieren Österreichs, des Sudetenlandes und der Tschechei sehen. Erst als Polen offensiv angegriffen wurde standen ENG und France diesem Land bei!

Besorg dir GEO-Epoche. Der zweite Weltkrieg. Jetzt ganz aktuell rausgekommen.

Gruß

Bernd

Hallo,ich sitze gerade an einem Referat für Geschichte.Es geht
um die Jahre 1933-1938, genauer um die Ausgrenzung der
Juden.Über das Ausgrenzung, weiß ich ganz gut bescheid, aber
mir stellt sich eine Frage:
Wie fanden die Rein-Deutschen und das Ausland seine Pläne bzw.
sein Vorgehen mit den Juden.
Könnt ihr mir da ein paar Infos geben?

Hallo,

bin ein 53jähriger geschichtslehrer.
zunächst würd ich dir raten begriffsklar zu bleiben. „rein-deutsche“ als begriff für die von den nazis konstruierte arische rasse in abgrenzung zur erfundenen jüdischen rasse ist schon deshalb problematisch, weil die jüdischen deutschen dann „unrein“ wären.
ich empfehle dir für deine arbeit zwei sachen:

>einmal das buch „reisen ins reich - ausländische autoren berichten aus deutschland“, frankfurt a.m. 2004.
da findest du zeitgenössische texte, wie der ns wirkte.

>zum anderen rege ich an, dass du dich mit der konferenz von evian 1938 beschäftigst.
dort diskutierte die internationale gemeinschaft - mit einem beschämenden ergebnis - über die aufnahme jüdischer flüchtlinge.

gruß - jplewka

Moin Sebastian,

mit dem Begriff „Rein“-Deutsch wäre ich vorsichtiger; viele Juden waren „Rein“-Deutsch, auch nach rassistischer Logik schon allein deshalb, weil sie und ihre Vorfahren bereits seit Jahrhunderten in Deutschland lebten. Man kann genausogut die Gruppe der Brillenträger von den „Rein“-Deutschen absondern, wenn man das möchte.
Wie die restliche Bevölkerung das auffasste, ist generell nicht so einfach zu sagen. Lies mal die

  • Bericht der SPD aus dieser Zeit
  • Gestapo-Berichte aus dieser Zeit
  • Historiker, z.B. Götz Aly
    und sieh mal auf die Internetseite:
    www.shoa.de
    Da gibt es eine Menge Hinweise.
    Was das Ausland davon hält, ist schwerer zu beantworten, weil es „das Ausland“ nicht gibt, sondern unterschiedliche Regierungen und unterschiedliche Gruppen aus unterschiedlichen Ländern, die sich dazu eine Meinung gebildet haben - eine Meinung, die sich in den Ländern auch noch änderte.
    Bibliographieren würde ich nach einzelnen Ländern (also z.B. Frankreichs Haltung gegenüber Deutschland); da gibt es dann recht gute Überblicksliteratur, die du in jeder Universitätsbibliothek finden solltest.
    Schönen Gruß
    Wolfgang

Die Frage ist äußerst schwer zu beantworten. Da müsste man am Besten die betroffenen Leute selber fragen, wie sie es „fanden“. Das geht natürlich nicht und über die persönlichen Gefühle ist natürlich keine Lektüre verfasst worden und ist auch nicht wissenschaftlich fundiert.

Man muss erstmal feststellen, das der Judenhass nicht von Hitler erfunden worden ist. Schon im neuen Testament gibt es antijüdische Textpassagen, da den Juden zum Beispiel die Kollektivschuld am Tod Jesu Christi gegeben worden war (Antijudaismus). Auch Martin Luther verfasste 1543 eine antijüdische Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“. Und selbst die Inquisition unter Torquemada hatte dieses Thema inne.
Damit will ich nur sagen, daß es schon Jahrhunderte vor Hitler Judenhass gab, es also im Ausland oder in Deutschland sehr viele Leute gab, die mit der Ausgrenzung der Juden überhaupt kein Problem hatten. Auch der hochgefeierte Hitler-Attentäter Graf Schenk von Stauffenberg war überzeugter Antisemit - er hatte lediglich ein Problem mit dem Krieg und wollte ihn durch den Anschlag auf Hitler beenden.
Es ist damals wie heute - es gibt Juden und es gibt Judenhasser.

Hallo Sebastian,

heute geht das alles schon viel besser. Vielen Dank für die Geduld.

Wie Du wahrscheinlich weißt, wurden auf Hitler insgesamt 42 Anschläge verübt. Diese wurden sowohl von Gruppen als auch von einzelnen Personen ausgeführt.

Ab 1933 kamen Drohungen von der „Schwarzen Front“, welche eine Oppositionsgruppe Hitlers war. Diese setzen auch einige der Drohungen in die Tat um. Bspw. der Anschlag vom Dez 36.

Ein Herr oder eine Frau Bavaud (bin mir leider nicht mehr sicher) hat auch einige Male versucht Hitler zu erschießen (1938).

Zu Beginn des Weltkrieges haben auch andere Gruppen gegen Hitler mobil gemacht.

Zusammenfassend könnte man also sagen, dass die Leute nicht so begeistert von seinen Plänen waren und viele haben alles erdenkliche versucht um zu verhindern dass er diese umsetzen konnte.

Ich hoffe dies hilft Dir.

Falls noch Fragen offen sind, sag mir bescheid. Ich helfe Dir gern.

MfG

Gabi