Ich habe bereits gelesen, dass Wasserstoffperoxid(H2O2 beim Kontakt mit Sauerstoff oder bei direkter Sonneneinstrahlung oxidiert (Wasserstoffperoxid zerlegt sich in Wasser und Sauerstoff ->[ 2 H2O2 -> 2 H2O + O2).
Aber welche Reaktionsgleichung hat man beim Bleichen von Zähnen mit Wasserstoffperoxidlösung?
Hallo tomtom33,
H2O2 reagiert - im Bereich des Zähnebleichens (Bleaching) - hauptsächlich beim Kontakt mit organischen und metallischen Stoffen. Während bei den metallischen Stoffen vor allem die weniger edlen Bestandteile gängiger Amalgammischungen ansprechen, weshalb man solche Füllungen beim Vor-Ort-Bleaching auch üblicherweise abdeckt, sind bei den organischen Stoffen vor allem die einer Redoxreaktion zugänglichen Bestandteile der Zahnverfärbungen zu nennen. Diese machen einen beträchtlichen Teil der etwa 4 Masse-% des Zahnschmelzes aus, die oxidierbar und somit bleichbar sind. Die restlichen 96% des Schmelzes sind ja unter normalen klinischen Bedingungen nicht oxidierbar, weil sie aus einer mineralischen Substanz bestehen (hauptsächlich Apatidkristalle).
Da ich kein Chemiker, sondern Dentalkosmetiker bin, hoffe ich, daß ich die Reaktionsgleichung in einer korrekten Schreibweise darstelle (falls nicht, schicke ich Dir auch gerne das Diagramm zu), aber so in etwa stellt sich die Reaktion im Verlauf beispielhaft dar:
Bei der Umwandlung mitteldunkler bis heller Verfärbungen R-CH=CH-CH=CH-R, dann R-(CH-OH)-(CH-OH)-(CH-OH)-R. Beim „Überbleichen“, das allerdings wie gesagt unter normalen Bleichbedingungen nicht vorkommt, führt sich die Reaktion wie folgt fort: R-(O=C-OH) (OH-CH2)-(O=C-OH) (OH-CH)-R.
Der Verlauf der innerhalb eines Zahnes abfolgenden Bleichprozesse ist von der Art, der Verteilung, dem Alter und der Zugänglichkeit der Verfärbungen abhängig, wodurch sich potentiell chaotische Teilreaktionsverläufe ergeben. Diese mitteln sich zwar meist aus, jedoch kann es in Fällen bestimmter Verfärbungslagen sinnvoll sein, den Oxidationsverlauf gezielt zu steuern und durch entsprechende Vorbehandlung der Zähne eine zusätzliche Beeinflussung des Oxidationsverlaufs z. B. durch organische Auflagerungen zu verhindern. Dies ist dann die hohe Kunst des Zähnebleichens, wie sie aber nur wenige „Bleacher“ beherrschen. Im Regelfall wird der Behandler die unkontrollierte Redoxreaktion einfach mehrmals nacheinander durchlaufen und am Ende ein ingesamt halbwegs ausgemitteltes Ergebnis als erzielbares Optimum akzeptieren.
Ich hoffe, diese Auskünfte helfen Dir etwas weiter.
Beste Grüße aus Darmstadt,
Christopher Schmeil
Dentalkosmetiker AACD
smileStudio.de
Vielen Dank,
hat mir wirklich weiter geholfen. Kannst du das Diagramm trotzdem reinstellen damit ich mir dieses nochmal anschauen kann?
Übrigens schreibe ich zur Zeit eine Facharbeit über den groben Aufbau des Zahnes. Dabei gehe ich genauer auf den Zahnschmelz ein. Als zweiten Schwerpunkt beschäftige ich mich mit dem Bleichen: Ursachen, Bleichmittel, Bleichtechniken…
Hallo tomtom33,
gerne geschehen. Ich weiß nicht, ob ich ein Diagramm hier als JPEG reinstellen kann, ich werd’s auf jeden Fall probieren.
Die Hintergründe des Zähnebleichens fachlich einwandfrei zu erleuchten ist angesichts der Fülle an - insbesondere im Internet - falschen oder zumindest irreführenden Informationen absolut nicht leicht. Was da alles an Unsinn kursiert, da bleibt dem Fachmann echt die Spucke weg. Selbst in einigen - mit großem Getöse als „bahnbrechend“ angekündigten - Fachbüchern zum Thema wird teilweise so großer Unfug verbreitet, daß es zum Heulen ist.
Für gängige Detailfragen (hier allerdings mehr auf durchschnittliches Laienverständnis abgestellt) findest Du übrigens in der FAQ-Abteilung meiner Website smilestudio.de viele Antworten. Ich stehe Dir aber gerne zur Verfügung, wenn Du weitere Fachfragen hast, die über das Niveau meiner FAQ hinausgehen.
Beste Grüße,
Christopher Schmeil
Dentalkosmetiker AACD
smileStudio.de