'Real Feel' Temperaturen (v.a. in Südkalifornien)

Hallo. Ich hab schon oft gehört, dass man in Südkalifornien, also San Diego oder auch Los Angeles ganzjährig Strandwetter hat und das Klima dort sowieso das ganze Jahr über „perfekt“ sein soll (hab aber auch gehört, dass November bis März nicht unbedingt dazu zählen). Nachdem ich mir Temperaturaufzeichnungen für diese Region angeschaut hab (www.wetteronline.de) ist mir aber aufgefallen, dass es dort anscheinend im Sommer teilweise weniger warm ist als bei uns und die 30Grad Marke bei den Höchsttemperaturen nur sehr sehr selten geknackt wird…und das Wetter in der angeblich perfekten Saison hauptsächlich auch nur Höchst(!)temperaturen von knapp über 20 Grad Celsius erreicht. Wenn ich an den letzten Sommer in Deutschland denke, waren das meistens eher so Temperaturen bei denen die meisten leute nicht ins Freibad gehen wollten, weils noch nicht warm genug war (sondern erst so zwischen 25-30).

Nun frag ich mich, ob das Wetter in diesem Teil Kaliforniens wirklich SO toll ist wie es angepriesen wird und es vielleicht daran liegt, dass man das dort 20 Grad als deutlich wärmer empfindet als hier, aufgrund der evtl. niedrigeren Luftfeuchtigkeit, dem ständig wolkenlosen Himmel oder irgendwelchen anderen Umständen die mir jetzt nicht ersichtlich sind? Oder ham die da drüben auch nur so von Mitte Juni bis Anfang September Temperaturen zum Sonnen? Ich weiß zwar, dass es ein Stück weiter im Landesinneren einige Grad wärmer wird, aber das kann ja auch nicht wirklich der Grund sein, da sich dort das (Sonnen)leben hauptsächlich am Strand abspielt…?

Bin mal gespannt ob jemand etwas Luft ins Dunkel bringen kann :wink:

Gruß

Hallo Fragezeichen,

denkst Du an’s Auswandern ? :smile:

Ich hab schon oft gehört, dass man in Südkalifornien,
also San Diego oder auch Los Angeles ganzjährig Strandwetter
hat

San Diego weiss ich nicht. Los Angeles:
Na ja, so ziemlich. Neujahr baden geht zwar, ist aber ehrlichgesagt saukalt. Die Luft ist im Winter angenehm (morgens frisch, mittags warm, nie heiss). An der Küste verläuft aber eine Meeresströmung, die kaltes Wasser aus dem Norden bringt, so dass das Wasser echt ‚erfrischend‘ ist. Ist übrigens deshalb auch im Sommer nie richtig warm (das Wasser).

und das Klima dort sowieso das ganze Jahr über „perfekt“
sein soll (hab aber auch gehört, dass November bis März nicht
unbedingt dazu zählen).

Ja, ist schon sehr angenehm. November bis März finde ich aber die schönsten Monate. Die Sonne sticht nicht so und man mag sich gerne auch mittags raus setzen. Morgens und abends (und ganzjährig in den Supermärkten :smile: braucht man aber einen dicken Pullover. Aber vor allem aber ist die Luft im Winter viel besser. Die tolle Bergkulisse taucht dann manchmal aus den Smogschwaden auf. Im Sommer ist durch die dichten gelben Schwaden davon nichts zu sehen, oft sogar nicht mal aus wenigen Kilometern Entfernung.

Temperaturaufzeichnungen für diese Region angeschaut hab
(www.wetteronline.de) ist mir aber aufgefallen, dass es dort
anscheinend im Sommer teilweise weniger warm ist als bei uns
und die 30Grad Marke bei den Höchsttemperaturen nur sehr sehr
selten geknackt wird…und das Wetter in der angeblich
perfekten Saison hauptsächlich auch nur Höchst(!)temperaturen
von knapp über 20 Grad Celsius erreicht. Wenn ich an den
letzten Sommer in Deutschland denke, waren das meistens eher
so Temperaturen bei denen die meisten leute nicht ins Freibad
gehen wollten, weils noch nicht warm genug war (sondern erst
so zwischen 25-30).

Die Kalifornier haben offenbar ein anderes Temperaturempfinden. Wenn die Temperaturen mal in die „90ies“ steigen (also ab 90 Grad Farenheit, 32 Grad Celsius), gilt es den meisten als unerträglich heiss. In der Sonne wirkt es dann auch tatsaechlich erheblich heisser als hier bei gleicher Temperatur, hauptsächlich weil die Sonne erheblich höher am Himmel steht und daher anders wirkt. Beim Laufen ‚sticht‘ sie mehr und wenn man flach liegend in der Sonne brät, heizt sie erheblich mehr. Aber die angeblich unerträgliche Hitze im Sommer ist so schlimm wirklich nicht. Klar, im Kontrast zu den auf 16 Grad runtergekühlten Büros und Supermärkten erschlägt einen die Luft beim Rausgehen natürlich erst mal. Aber das liegt wohl eher an den unsinnigen Innentemperaturen (nicht wenige Kollegen von mir heizten in ihren natürlich fensterlosen Büros gegen die zentral gesteuerte Klimaanlage mit elektrischen Heizlüftern an - tolle Ökobilanz).

Nun frag ich mich, ob das Wetter in diesem Teil Kaliforniens
wirklich SO toll ist wie es angepriesen wird und es vielleicht
daran liegt, dass man das dort 20 Grad als deutlich wärmer
empfindet als hier, aufgrund der evtl. niedrigeren
Luftfeuchtigkeit, dem ständig wolkenlosen Himmel oder
irgendwelchen anderen Umständen die mir jetzt nicht
ersichtlich sind? Oder ham die da drüben auch nur so von Mitte
Juni bis Anfang September Temperaturen zum Sonnen?

Die Luftfeuchtigkeit ist im Sommer eher recht hoch, aber auch nicht tropisch. Ich denke es liegt wirklich an der höher stehenden Sonne und dem Kontrast zu den niedrigen Innentemperaturen. Auf jeden Fall kann man sich auch im Winter an den meisten Tagen in einer windgeschützten Ecke sonnnen. Ich bin aber trotz des schönen Klimas dort froh, wieder in Deutschland zu leben.
Viele Grüße,
Markus

Hi. Danke für die Antwort. Also ans Auswandern denk ich jetzt eigentlich nicht so. Ich weiß zwar nicht wies in 10 Jahren mal ausschaut, aber im Moment will ich schon in Deutschland bleiben :wink:.

Ich will einfach mal ne Zeit lang nach USA fahren und fänds cool wenn ich dann wohinfahren könnte wo noch richtig gutes Wetter ist, wenns hier schon wieder schlechter und regnerischer ausschaut…Florida wär zwar v.a. im Winter gut, aber die Kriminalität schreckt mich v.a. in Miami schon n bisschen ab und auch die zig 100 Haie die teilweise ein paar Hundert Meter vor den Küsten gesichtet werden :wink:

Insgesamt kannst du meine Vermutung, dass 20 Grad in L.A. wärmer sind als 20 Grad in Deutschland schon bestätigen? Kannst du mir vielleicht mal kurz erklären wie das vom Sonnenstand abhängt? ich würde ja eigentlich denken, dass dann die Luft auch heißer werden müsste wenn die Sonne so „brutal“ auf einen runterscheint…das find ich jetz auch allgemein recht interessant…hatte Erdkunde LK, aber hab darüber nix gelernt :frowning:

Gruß

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Hallo,

Insgesamt kannst du meine Vermutung, dass 20 Grad in L.A.
wärmer sind als 20 Grad in Deutschland schon bestätigen?

Naja, die Lufttemperatur ist schon die gleiche und daher auch das Temperaturempfinden im Schatten. Aber in der Sonne ergibt sich das Temperaturempfinden aus der Lufttemperatur und der zusätzlichen Erwärmung der Haut- oder Kleidungsoberfläche durch die Sonnenstrahlung. Das hängt von der Oberflächenbeschaffenheit (z.b. schwarz oder weiss, -> Albedo), den atmosphärischen Bedingungen (Dunst, Aerosolbelastung, …), der Windgeschwindigkeit und eben vom Sonnenstand ab.

Kannst du mir vielleicht mal kurz erklären wie das vom
Sonnenstand abhängt?

Das hat zwei Ursachen:

  • der Weg der Sonnenstrahlen durch die Atmosphäre ist kürzer, wenn die Sonne hoch steht. Da die Atmospäre immer etwas Sonnenlicht absorbiert und zurückstreut, kommt unten weniger an, wenn sich mehr Atmosphäre zwischen uns und der Sonne befindet. Kennt man bei uns z.B. als Unterschied zwischen einem kalten sonnigen Tag im Januar und im März. Selbst bei gleicher Lufttemperatur merkt man deutlich, dass die Sonne im März mittags schon richtig wärmt, was sie im Januar viel weniger tut. Das gleiche gilt kurz vor Sonnenuntergang. Da wärmt die tiefe orange/rote Sonne natürlich nicht mehr so stark wie mittags. Da eine dunstfreie Atmosphäre aber in dem Wellenlängenbereich, in dem ein Grossteil des Sonnenlichtes ankommt, recht durchsichtig ist, ist das bei ganz sauberer Luft kein so riesiger Effekt.
  • Am meisten Strahlungsenergie pro Fläche empfängt eine Fläche, die senkrecht zur ankommenden Sonnenstrahlung steht. Wenn Du flach auf dem Rücken in der Sonne liegst, kommt bei Dir pro Bauchfläche also mehr Strahlungsenergie an, wenn die Sonne sehr hoch am Himmel steht, also quasi direkt über dem Bauch. Um so flacher sie steht, umso weniger wirst Du in dieser Lage von der Sonne gewärmt. Für einen aufrecht stehenden Menschen stimmt das natürlich nur für die Kopfhaut.

ich würde ja eigentlich denken, dass dann
die Luft auch heißer werden müsste wenn die Sonne so „brutal“
auf einen runterscheint…

Generell erwärmt die Sonne die Luft kaum (da die halt i.w. durchsichtig ist). Sie erwärmt hauptsächlich den Erdboden, welcher dann die Luft erwärmt. Aber stimmt natürlich - in Südkalifornien heizt die Sonne dem Erdboden und damit der unteren Luftschicht schon kräftig ein. Aber der bereits erwähnte kalte Meeresstrom kühlt die Luft ab. Zudem weht der Wind üblicherweise vom Ozean auf’s Land, das heisst, die Luft kommt relativ kalt (und sauber) an der Küste an. Deshalb bleibt es trotz der kräftigen Sonneneinstrahlung auch im Sommer erträglich und direkt an der Küste auch wenig smogbelastet.
Im Herbst dreht der Wind manchmal und der heisse trockene Santa Ana Wind weht direkt aus der Wüste über die Berge runter nach LA. Die Luft hatte dann Zeit, sich in den Wüsten Südkaliforniens über Land zu erhitzen und das merkt man ihr auch an.
Bedenken, dass Du in Südkalifornien frieren könntest, kann ich aber zerstreuen. Wenn’s Dir zu kalt wird, kannst Du einfach in eine der umliegenden Wüstengebiete fahren (Mojave, Joshua Tree oder Anza Borrego). Wenn das noch nicht langt, ist auch das Death Valley schnell zu erreichen. Tagsüber dürftest Du da auch bei erhöhtem Wärmebedarf auf Deine Kosten kommen :smile: Aber Vorsicht: Nachts wird’s im Winter in den höher gelegenen Wüstenteilen (z.B. Joshua Tree) so richtig saukalt (weit unter Null).
Viel Spass bei der Reiseplanung,
Markus

Hi,

Temperaturaufzeichnungen für diese Region angeschaut hab
(www.wetteronline.de) ist mir aber aufgefallen, dass es dort
anscheinend im Sommer teilweise weniger warm ist als bei uns
und die 30Grad Marke bei den Höchsttemperaturen nur sehr sehr
selten geknackt wird

die maßgebliche Wetterstation Los Angeles liegt am Flughafen, der wiederum deutlich näher am Pazifik liegt als die Stadt selber. Allein daraus (bzw. an den tagsüber auflandigen Winden) ergibt sich, daß die dort gemessenen Temperaturen deutlich niedriger sind als die in der Innenstadt bzw. den nicht direkt am Meer gelegenen Stadtteilen. Weiterhin wird die Temperatur im Schatten und (wenn ich mich recht entsinne) in zwei Meter Höhe über dem Erdboden gemessen. Auch dies entspricht nicht den Bedingungenen, denen ein normalgroßer Mensch in LA begegnet, wenn er nicht gerade am Strand unter einem Schirmchen sitzt.

Los Angeles liegt in etwa auf der gleichen geographischen Breite wie die kanarischen Inseln. Dort werden derzeit „offiziell“ Temperaturen von 23-25 Grad gemessen. Vorgestern bin ich nach 20 Minuten aus der Sonne, weil ich es trotz Wind nicht mehr ausgehalten habe. Gefühlte Temperatur in der Sonne: 35°

Will sagen: An Tagen, an denen in LA „offiziell“ 25 Grad gemessen werden, möchte ich nicht den Hollywood Boulevard runterlaufen.

Gruß,
Christian