Hallo,
a) In der Familie eines britischen Stallmeisters (ärmlich, auf dem Land, vom Earl einigermaßen ausgebeutet) kommt mitten in der Woche Suppe mit Hammelfleisch auf den Tisch. Fleisch in der Woche?
Fleisch (insbesondere gekochtes) machte im Hochmittelalter tatsächlich auch bei der bäuerlichen Landbevölkerung einen guten Teil des Speisezettels aus. Seinen Tiefpunkt erreichte der Fleischkonsum in Europa erst im 19. Jahrhundert.
b) Die Tochter des Stallmeisters rührt Zucker in eine Speise. Gab es schon Zucker?
Ja - als Luxusartikel, daher hier ein Anachronismus. Ansonsten wurde allenfalls mit Honig gesüßt.
c) In jedem Dorf finden die Figuren irgendwo ein Mädchen, welches gern und willig (manchmal gegen Geld, oft ohne) ihren Körper hingibt. Ist das eine Übertragung heutiger Sexualfreiheit ins 14. Jahrhundert oder damalige gesellschaftl. Realität? Da müssten die Mägde doch reihenweise schwanger geworden sein.
Sexuelle Freizügigkeit war tatsächlich insbesondere auf dem Land recht verbreitet. Das hatte auch etwas damit zu tun, dass Mägde und Knechte in der Regel nicht verheiratet waren - Ehe war etwas für Menschen, die die Mittel für einen eigenen Hausstand und Besitz zu vererben hatten. Sexuelle Bedürfnisse gab es trotzdem und wenn ein Durchreisender einen sympathischen Eindruck machte oder sich für Gefälligkeiten sogar mit einem Geschenk revanchierte, hat man sich nicht allzu sehr geziert.
Was das Schwangerschaftsrisiko angeht, so kannte man diverse Substanzen mit empfängnisverhütender oder abtreibender Wirkung - oder man kannte jemanden, der darüber Bescheid wusste. Dieses Wissen wurde erst ab Beginn der Neuzeit blutig ausgerottet. Trotzdem gab es viele uneheliche Kinder von Mägden, die auf den Bauernhöfen mit aufwuchsen - häufig war der Arbeitgeber auch der Erzeuger, der so für für Personalnachwuchs sorgte. Dass das nicht überhand nahm, dafür sorgte schon die sehr hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit, die natürlich gerade bei den Ärmsten extrem war. Nicht immer hatte der Kindestod eine natürliche Ursache …
d) Die Ritter sind immer in Rüstung unterwegs. Ich dachte immer, die wurden nur zu den Schlachten angelegt.
Das ist allerdings besonders albern. In etwa so, als würde heutzutage ein Eishockey- oder Footballspieler den ganzen Tag im Sommer wie im Winter in voller Ausrüstung herumlaufen. Ritter auf Reisen waren (jedenfalls wenn es zu einem Turnier oder einem Feldzug ging) idR mit drei Pferden unterwegs - einem Marschpferd, dem Streitroß (das sehr wertvoll war und nur im Kampf bzw. Turnier eingesetzt wurde) sowie einem Saumtier, das das Gepäck trug - vor allem die Rüstung. Hinzu kamen noch ein oder zwei berittene Knappen sowie evt. ein weiteres Saumtier.
Freundliche Grüße,
Ralf