Recht, Gleichheit und Gerechtigkeit

Inwieweit kann man diesen Auspruch mit der heutigen Zeit verbinden:

„Gesetz ist ein Schutzwall der Schwachen gegen die Starken.“
(Kallikles)

Was könnte man für ein Beispiel der heutigen Zeit wählen und wie könnte man es erklären!

Hoffe Ihr könnt mir helfen!!!

Danke :smile:

Ralph

Hallo,

Inwieweit kann man diesen Auspruch mit der heutigen Zeit
verbinden:
„Gesetz ist ein Schutzwall der Schwachen gegen die Starken.“
(Kallikles)
Was könnte man für ein Beispiel der heutigen Zeit wählen und
wie könnte man es erklären!

das (positive, also geschriebene) Recht soll dazu verhelfen, Missverhältnisse zwischen den Möglichkeiten, sich gegen Unrecht zu wehren, auszugleichen. So gewährt in bestimmten Fällen ein Gericht PKH (= Prozesskostenhilfe). PKH versucht also, finanziell schwächer gestellte Menschen die Hinzuziehung eines Anwalts zu ermöglichen.

Gruß

Thomas Miller

Hallo, Ralph!

„Gesetz ist ein Schutzwall der Schwachen gegen die Starken.“
(Kallikles)

Beispiel: Mord ist verboten und wird bestraft. Dadurch sollen Leute davon abgehalten werden, Morde zu begehen. Also werden Schwächere (potentielle Opfer) vor Stärkeren (potentielle Mörder) geschützt.

Wären wir wirklich immer alle gleich stark, bräuchten wir voreinander nicht geschützt zu werden, und es herrschte Friede, Freude…

Grüße,
Vlado

Hallo Vlado,

da ist mir etwas unklar.

Wären wir wirklich immer alle gleich stark, bräuchten :wir voreinander nicht geschützt zu werden, und es herrschte
Friede, Freude…

Beinhaltet diese von Dir genannte Stärke auch die Fähigkeit seine Aggressionen zu kontrollieren - also Friedfertigkeit?
Ich kenne Auseinandersetzungen, wobei der Angreifer (sei es körperlich oder verbal) sich bewußt einen Gleichstarken gesucht hat, um seine eigenen Grenzen und Fähigkeiten neu zubewerten.
Ich glaube, dass egal in welchem Zustand wir Menschen sind (gleich stark oder nicht), um eine Gesetzgebung werden wir nie herum kommen, weil sonst Chaos und Anarchie sich vordrängen würden.
Oder mache ich einen Denkfehler?

viele Grüße
Claudia

Zweifache Bedeutung
Hallo Claudia,

ich kann es einfach nicht lassen.

Beinhaltet diese von Dir genannte Stärke auch die Fähigkeit
seine Aggressionen zu kontrollieren - also Friedfertigkeit?
Ich kenne Auseinandersetzungen, wobei der Angreifer (sei es
körperlich oder verbal) sich bewußt einen Gleichstarken
gesucht hat, um seine eigenen Grenzen und Fähigkeiten neu
zubewerten.

Oder mache ich einen Denkfehler?

Vielleicht. Ich meine, du verwechselst „Stärke“ im Sinne von „Überlegenheit gegenüber anderen“ mit „Stärke“ im Sinne von „Strenge gegen sich selbst“. Beides sind „Stärken“, aber vor der letzteren muss man natürgemäß niemanden schützen.

Gruß

Thomas Miller

Hallo Thomas,

über die zweifache Bedeutung der Stärke war ich mir schon beim Schreiben im Klaren.
Irgendwie bin ich über Vlados Satz gestolpert:

Wären wir wirklich immer alle gleich stark, bräuchten wir :voreinander nicht geschützt zu werden…

Sicher wollte er nur seine Aussagen noch untermauern. So ist eventuell meine Pingeligkeit fehl am Platze gewesen.

… Ich meine, du verwechselst „Stärke“ im Sinne von
„Überlegenheit gegenüber anderen“ mit „Stärke“ im Sinne von
„Strenge gegen sich selbst“. Beides sind „Stärken“, aber vor
der letzteren muss man natürgemäß niemanden schützen.

D.h. wenn ich nicht streng genug mit mir bin, muß ein anderer mit Gewalt durch mich rechnen?
Laut Vlados Aussage vermutete ich den Schluß, dass der Angreifer sich nur dann zurückhält, wenn er mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit zum Siegen rechnen muß - unter der Voraussetzung, dass alle Menschen körperlich gleich stark sind. Aber ich glaube an das moralische Empfinden von uns Menschen, da wir doch soziale Wesen sind. Also, nicht die Furcht vorm Verlieren bei einem Kampf hält uns zurück, oder?

viele Grüße (an dieser Stelle auch an Vlado)
Claudia

Hallo Claudia,

Irgendwie bin ich über Vlados Satz gestolpert:
Wären wir wirklich immer alle gleich stark, bräuchten
wir voreinander nicht geschützt zu werden…

das halte ich nicht ganz für richtig, denn auch wenn sich Gleichstarke die Birne einschlagen (um es krass auszudrücken), gibt es Kompott. (Ich entschuldige mich für das Beispiel!)

D.h. wenn ich nicht streng genug mit mir bin, muß ein anderer
mit Gewalt durch mich rechnen?
Laut Vlados Aussage vermutete ich den Schluß, dass der
Angreifer sich nur dann zurückhält, wenn er mit einer
geringeren Wahrscheinlichkeit zum Siegen rechnen muß - unter
der Voraussetzung, dass alle Menschen körperlich gleich stark
sind.

Die präventive Wirkung von Gesetzen ist die eine Seite, die tatsächlich sanktionierende Seite eine andere. Leider ist es so, dass die präventive Seite eine sehr geringe Rolle spielt, was man an den Versuchen sieht, die Todesstrafe zu rechtfertigen. Würde diese tatsächlich präventive Wirkung haben, dürfte es in Texas längst keine Hinrichtungen mehr geben (Ich neige heute ein bisschen zu Extremen …).

Aber ich glaube an das moralische Empfinden von uns
Menschen, da wir doch soziale Wesen sind. Also, nicht die
Furcht vorm Verlieren bei einem Kampf hält uns zurück, oder?

Leider ist diesem moralische Empfinden der egoistische Drang entgegengesetzt. Soziale Wesen sind wir nicht, weil wir Angst haben, sondern weil wir einsehen , dass es moralisch besser geht (noch strenger eigentlich: weil die Moral uns logisch bindet, aber das wäre einen ganzen Aufsatz wert!

  • oder eine Kant-Lektüre …).

Es ist also richtig, dass wir uns sozial verhalten, weil es uns nützt. Aber es nützt uns als Einzelwesen nur, weil es auch die Gattung unterstützt.

Gruß

Thomas