Rechte/linke Backe

Hallo,

mir hat heute jemand erzählt, dass das Darbieten der anderen Backe nach dem Schlagen der rechten (Mt. 5,39) einen ganz speziellen gesellschaftlichen Hintergrund haben könnte: „Wenn jemand mit der Hand (oft Handrücken) einem anderen ins Gesicht schlägt, dann ist dies eine sehr große Verletzung seiner Ehre. Um diese Schmach wieder aufzulösen bot der Gepeinigte seinem Gegenüber die andere Backe an…“

Ich war dem gegenüber etwas skeptisch, jedoch kann ich einen recht deutlichen Zusammenhang erkennen. Zumal

Wie seht ihr das? Ist da vielleicht etwas dran? Gibt es Hinweise darauf in alten Schriften (außer Klgl. 3,30)?

schöne Grüße + danke
vastitas

mir hat heute jemand erzählt, dass das Darbieten der anderen
Backe nach dem Schlagen der rechten (Mt. 5,39) einen ganz
speziellen gesellschaftlichen Hintergrund haben könnte: „Wenn
jemand mit der Hand (oft Handrücken) einem anderen ins Gesicht
schlägt, dann ist dies eine sehr große Verletzung seiner Ehre.
Um diese Schmach wieder aufzulösen bot der Gepeinigte seinem
Gegenüber die andere Backe an…“

Hallo Vastitas,

lies doch den ganzen Absatz in Bibel durch. Also von Matthäus 5.38 bis 5.42. Die oben beschriebene Erklärung ergibt doch so gesehen überhaupt kein Sinn!

„Ihr habt gehört, daß da gesagt ist „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten [dich verklagen] will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.“

Wie soll man den die Rock-Mantel- und die Meilen-Metapher in dieses Erklärungschema bekommen?
Die Aufforderung ist „ihr sollt dem Übel nicht widerstreben“. Das ist doch das genaue Gegenteil der Verteidigung der eigenen Ehre!

Schöne Grüße, Eckhard

Hallo,

mir hat heute jemand erzählt, dass das Darbieten der anderen
Backe nach dem Schlagen der rechten (Mt. 5,39) einen ganz
speziellen gesellschaftlichen Hintergrund haben könnte: "Wenn
jemand mit der Hand (oft Handrücken) einem anderen ins Gesicht
schlägt, dann ist dies eine sehr große Verletzung seiner Ehre.

Umgekehrt. Stell dir das doch zunächst mal rein anatomisch vor:
Wenn dir jemand gegenüber steht und deine rechte Backe schlägt, dann ist das von einem Rechtshänder (also der Mehrzahl der Menschheit) eine klassische Ohrfeige, ein Schlag mit der Innenhand.
Wenn der zweite Schlag auf die linke Backe gehen soll, dann wäre das (wieder von einem Rechtshänder ausgeführt) ein Schlag mit dem Handrücken. Und das einzustecken, ist (angeblich auch heute noch) in den Kulturen des Nahen Ostens eine besonders große Schmach.

Um diese Schmach wieder aufzulösen bot der Gepeinigte seinem
Gegenüber die andere Backe an…"

Leuchtet mir jetzt nicht ein. Wie gesagt, der Schlag auf die linke ist eigentlich die Steigerung des ersten Schlags.

Es sei denn, du würdest mit dem Darbieten der linken Wange auf eine „Beißhemmung“ spekulieren, wie ihn Konrad Lorenz (fälschlicherweise) bei Hunden beschrieben hat: sich in die unterwürfige Lage zu bringen, um den Sieger davon abzuhalten weiter zu kämpfen.
Aber da Lorenz’ Beschreibung der Hemmung auf einer Fehlbeschreibung beruht und in Wirklichkeit schon bei Hunden nicht funktioniert, würde ich mich bei Menschen auch nicht drauf verlassen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Beißhemmung

Grüße
Wolfgang

Hallo, vastitas,

die mir einleuchtendste Erklärung dieses Spruches ist:

Der Schlag auf die linke Backe wurde damals im Normalfall - und die Linkshänder kann man hier vernachlässigen - von den Herren und Besitzern von Sklaven als spontane Strafe ausgeführt. Es ist eine aus dem Affekt und dem Handgelenk ausgeführte Züchtigung eines unter dem Schlagenden Stehenden

Wer mir also auf die linke Backe haut, dünkt sich mir überlegen!

Der Schlag auf die rechte Backe aber findet in einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Ebenbürtigen statt.

Wenn ich also die rechte Backe zum Schlag anbiete, dann gebe ich dem Schläger zu verstehen:
He, ich bin nicht dein Sklave! Ich stehe dir gleich! Und jetzt machs noch einmal, Sam! Und siehe, was dann passiert!

Es ist also ein deutlicher Hinweis auf die eigene Würde, der da ausgedrückt wird!

Gruß Fritz

Hallo, vastitas,

die mir einleuchtendste Erklärung dieses Spruches ist:

Der Schlag auf die linke Backe wurde damals im Normalfall -
und die Linkshänder kann man hier vernachlässigen - von den
Herren und Besitzern von Sklaven als spontane Strafe
ausgeführt. Es ist eine aus dem Affekt und dem Handgelenk
ausgeführte Züchtigung eines unter dem Schlagenden Stehenden

Wer mir also auf die linke Backe haut, dünkt sich mir
überlegen!

Der Schlag auf die rechte Backe aber findet in einer tätlichen
Auseinandersetzung zwischen Ebenbürtigen statt.

Wenn ich also die rechte Backe zum Schlag anbiete, dann gebe
ich dem Schläger zu verstehen:
He, ich bin nicht dein Sklave! Ich stehe dir gleich! Und jetzt
machs noch einmal, Sam! Und siehe, was dann passiert!

Es ist also ein deutlicher Hinweis auf die eigene Würde, der
da ausgedrückt wird!

Für mich hört sich das sehr konstruiert an. Gibt es dafür historische Belege oder sind alles Mutmaßungen? Sklaven wurden immer mit der Handaußenseite geschlagen? Wenn ein Freier damals mit der Handinnenseite geschlagen wurde, empfand er das nicht als demütigend?

Vor allem aber, um es zu wiederholen: Wie passt diese Interpretation in den REST DES ABSATZES?

Außerdem …

He, ich bin nicht dein Sklave! Ich stehe dir gleich! Und jetzt
machs noch einmal, Sam! Und siehe, was dann passiert!

Und, was passiert dann?

Hallo Wolfgang,

mir hat heute jemand erzählt, dass das Darbieten der anderen
Backe nach dem Schlagen der rechten (Mt. 5,39) einen ganz
speziellen gesellschaftlichen Hintergrund haben könnte: "Wenn
jemand mit der Hand (oft Handrücken) einem anderen ins Gesicht
schlägt, dann ist dies eine sehr große Verletzung seiner Ehre.

Umgekehrt. Stell dir das doch zunächst mal rein anatomisch
vor:
Wenn dir jemand gegenüber steht und deine rechte Backe
schlägt, dann ist das von einem Rechtshänder (also der
Mehrzahl der Menschheit) eine klassische Ohrfeige, ein Schlag
mit der Innenhand.

Nein. Da mein Gegenüber, wenn er mit der rechten Hand auf meine rechte Wange schlägt, diagonal schlagen muss, erfolgt der Schlag mit der Aussenseite seiner Hand. Es sein denn er verdreht sie, aber die klassische Ohrfeige ist rechte Hand auf linke Wange.

Aber wie auch immer. Die Gesichtspartie, auf die sich hier angeblich bezogen wird nennt man „Wange“. Backen sind auf der Rückseite des menschlichen Körpers, etwas weiter unten zu finden. Ich vermute daher eher einen homoerotischen Bezug mit dessen Hilfe sich ältere Kirchenobere junge Novizen gefügig machen wollten.

Oliver

Hallo,

gleich vorweg, dieser Text ist nicht von mir, sondern nur kopiert, daher auch von erheblicher Länge. Zu finden ist das Zitat in einem pdf mit dem Titel:

„Abel, steh auf“
Kreative Arbeit mit biblischen Texten zum Thema Gewalt

von Philipp Elhaus

zu finden unter:
http://www.landeskirche-braunschweig.de/luth-bs/aktu…

  1. Der dritte Weg - Mt 5,38 - 42
    Inhaltliche Hinweise:
    Bekanntester Text aus der Jesustradition zum Thema Gewaltlosigkeit ist der Abschnitt aus der Bergpredigt. Gewaltlosigkeit scheint hier mit der Haltung ohnmächtiger Unterwürfigkeit verbunden, die einem Gegner keinerlei Widerstand entgegensetzt. Neue exegetische Untersuchungen
    heben jedoch hervor, dass sich die von Jesus propagierte Gewaltlosigkeit sehr aktiv und phantasievoll dem Teufelskreis der Gewalt entgegenstellt. Der amerikanische Bibelwissenschafter Walter Wink bezeichnet diesen Weg zwischen gewaltsamem Widerstand und ohnmächtiger Flucht als den „Dritten Weg Jesu“ (vgl. den Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Walter Wink in: Klaus J. Burckhard, Schritte gegen Tritte – vom Umgang mit Gewalt in Südafrika und bei uns, Hamburg – Hermannsburg 2000, 14 - 18.)

In christlicher Tradition gilt die Wendung „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ als typischer Ausdruck des alttestamentlich-jüdischen Vergeltungsrechtes. Doch zeigt ein Blick in die jüdischrabbinische
Auslegung, dass es sich hierbei um den Anspruch einer Ersatzleistung handelt.
Der körperlich Geschädigte hat Anspruch auf einen dem Verlust angemessenen Ausgleich, eine Invaliditätsrente. Was aber, wenn der Schädigende den Rechtsanspruch zunichte macht? Wenn er unter dem Mäntelchen des Rechts die Würde des anderen mit Füßen tritt?
Was, wenn die Macht das Recht missbraucht und pervertiert und sich so als das Böse erweist?
Gegenüber diesem Bösen empfiehlt Jesus einen Rechtsverzicht, der sehr kreativ auf der Überwindung des Unrechtes drängt.
In Vers 39b. handelt sich nicht um eine Ohrfeige, sondern um den beleidigenden und demütigenden Schlag mit einem Handrücken, denn eine rechte Hand kann nur mit dem Handrücken die rechte Wange treffen. Mit der Aufforderung, die andere Wange hinzuhalten bietet der Geschlagene dem Schläger die Stirn. Die Entwürdigung wird bloßgestellt. Kommt der
Gegner der Aufforderung dennoch nach und schlägt mit rechter Handfläche die linke Wange, erkennt er den Geschlagenen zumindest als Gleichwertigen an.
Vers 40 setzt die Situation eines Schuldprozesses voraus, in dem ein Gläubiger einem Verarmten buchstäblich das letzte Hemd auszieht. Doch das Opfer bleibt nicht passiv. Mit der Abgabe des Mantels, der sonst tabu war, entsteht eine absurde Situation: in dem er mehr gibt, als der andere fordert, stellt er die nackte Gewalt des anderen im wahrsten Sinne des Wortes bloß.
Die dritte Szene in Vers 41 hat die damals übliche Zwangsverpflichtung durch einen Soldaten zum Transport- oder Hilfsdienst vor Augen. Das Recht liegt auf der Seite des Stärkeren.
Doch wieder weist Jesus dem vermeintlichen Opfer einen Ausweg aus der Ohnmacht in aktives Handeln. Durch freiwillige Verdoppelung des abgepressten Dienstes wird dessen Rechtsanspruch lächerlich gemacht und in Frage gestellt.
In allen drei Beispielen zeigt Jesus Wege aus einer Ohnmacht, der man Würde und Recht geraubt hat. Dabei wird die unter dem Mäntelchen des Rechts verborgenen Macht untergraben und das verhängnisvolle Rollenmuster zwischen Täter und Opfer nicht einfach umgekehrt,
sondern durchbrochen. Durch die aktive Gewaltlosigkeit gewinnt das Opfer von Gewalt neue Würde und fordert das Gegenüber ebenfalls zu einer neuen Standortbestimmung heraus.
Ein solches Verhalten fordert Klugheit, Mut und Phantasie. Männer sind hier mit ihrer reifen Aggressivität gefordert, die erlittene Ohnmacht nicht in blinder Gewalt umsetzt, sondern das Täter-Opfer-Schema subversiv bekämpft.
Wer den dritten Weg Jesu geht, flieht nicht vor der Gewalt und dem Unrecht. Er setzt der missbrauchten Gewalt die Kraft der menschlichen Würde entgegen und ermöglicht so neue Beziehung zum Täter. Diese Kraft schöpft aus der immer wieder von uns verfehlten Urwahrheit des Menschen, die in Jesus neu aufleuchtet: wir sind als Ebenbilder Gottes geschaffen.
Keine Gewalt kann diese Urwahrheit des Menschen auslöschen, solange Gott in seiner Menschlichkeit an ihr festhält.

Gerhard

Hallo.

[…] Sklaven wurden
immer mit der Handaußenseite geschlagen?

a) Welche Sklaven damals?
b) War das Schlagen von Sklaven damals nicht verboten?

Scholem,
Eli

PS. Beie Nachfragen beruhen auf der Annahme, dass Jesus sich an fromme Juden wendete.

Hallo Gerhard.

Doch zeigt ein Blick in die jüdischrabbinische
Auslegung, dass es sich hierbei um den Anspruch einer
Ersatzleistung handelt.

Es wundert, dass man einerseits sich hierauf bezieht, kurz danach aber davon wieder verabschiedet und so dem Leser das Bild vermittelt, auch das Folgende wäre noch nach rabbinische Auslegung denkbar. Dem ist aber nicht so, da die dann geschilderten Fälle alle so „rabbinisch“ nie vorliegen könnten.

Somit ist auch hier nicht wieder die Frage, ob Jesus nicht einfach diese Auslegung an Unwissende weitergeben hat und somit eigentlich nichts neues, nichts eigenständiges gesagt hat. Hier liegt nämlich das Problem welches schon zum falschen Verstädnis von „Auge um Auge“ geführt hat: das Christen Jesus aus der Masse der Gelehrten heraus heben müssen, ihn zu etwas besonderen machen müssen, welche eben entgegen der rabbischen Auslegung gelehrt hat. Da dem aber eben oft nicht so ist, wird sich weiterhin im Kreise gedreht.

Scholem,
Eli

Hallo,
vorweg: Die zitierte Auslegung in dem Posting zuvor kann ich auch nicht nachvollziehen. Wie schon weiter unten erläutert, halte ich die Aufforderung auf den Rechtmittelverzicht tatsächlich für eine Aussage, die in einem echatologischen Kontext steht.
Die zitierte Auslegung ist ein weiterer Versuczh, die Berpredigt zu aktualisieren und „lebbar“ zu machen…

Es wundert, dass man einerseits sich hierauf bezieht, kurz
danach aber davon wieder verabschiedet und so dem Leser das
Bild vermittelt, auch das Folgende wäre noch nach rabbinische
Auslegung denkbar. Dem ist aber nicht so, da die dann
geschilderten Fälle alle so „rabbinisch“ nie vorliegen
könnten.

Ich verstehe hier nicht ganz, was du sagst. Immerhin: Die Aussagen der Bergpredigt müßten ja zumindest in einem jüdischen Kontext der damaligen Zeit denkbar sein. Bei „rabbinisch“ kommt dann sicherlich in Definitionsfragen.

Somit ist auch hier nicht wieder die Frage, ob Jesus nicht
einfach diese Auslegung an Unwissende weitergeben hat und
somit eigentlich nichts neues, nichts eigenständiges gesagt
hat. Hier liegt nämlich das Problem welches schon zum falschen
Verstädnis von „Auge um Auge“ geführt hat: das Christen Jesus
aus der Masse der Gelehrten heraus heben müssen, ihn zu etwas
besonderen machen müssen, welche eben entgegen der rabbischen
Auslegung gelehrt hat. Da dem aber eben oft nicht so ist, wird
sich weiterhin im Kreise gedreht.

Christen bekennen Jesus von Nazareth als Christus, Gottes Sohn. Wollen wir in einen Dialog treten, sollte man das akzeptieren und zumindest verbal nicht darüber hinweg gehen.
Weiter: Gerade innerhalb des höchst sensiblen Dialogs zwischen Christen und Juden (über dessen Ursachen wir uns hier nicht zu streiten brauchen), muß man aber auch nicht alles über einen Kamm scheren.
Denn bei den vielen Vorurteilen von Christen gegen Juden habe ich eigentlich nie das „Vergeltungsrecht“ gefunden - ehrlich gesagt: eher haben Christen selbst dieses Zitat gerne in diesem Sinne angewandt.
Wie ich schon datafox geschrieben habe, ist „Auge um Auge“ eher ein gemeinsames Problem von Juden und Christen, denn wir finden alle immer wieder Menschen, die behaupten, mit diesem Satz Gewalt und Rache rechtferigen zu müssen. Und wir sollten es uns nicht so einfach machen, einfach zu erklären: Jaja, bei den anderen ist es so, wenn es einer „von uns“ sagt, dann ist er eigentlich keiner von uns und das Problem ist erledigt.
Weiter: Tatsächlich hast Du recht, daß es gerade in der historisch-kritischen Erforschung des Neuen Testaments eine zeitlang eine Richtung gab, die gerade nach dem „unjüdischen“ und damit „originellen“ der Person Jesus suchte. Die Vertreter dieser Richtung sind jedoch keineswegs mit Antisemiten/-judaisten gleichzusetzen, sondern sie suchten nach sogenannten historischen Jesusworten. Damit bezweifelten sie nicht, daß Jesus in einem jüdischen Kontext lehrte.
Mittlerweile hat man in der wissenschaftlichen Theologie davon Abstand genommen.

Schlußendlich: Das „Problem“ ist nicht, daß Christen Jesus zu etwas Besonderen machen „müssen“, das „Problem“ ist, das Menschen (wohl aller Buchreligionen) ihre Texte nicht lesen und ihre Geschichte ignorieren.

Grüße,
Taju

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Hallo Oliver,

Nein. Da mein Gegenüber, wenn er mit der rechten Hand auf
meine rechte Wange schlägt, diagonal schlagen muss, erfolgt
der Schlag mit der Aussenseite seiner Hand. Es sein denn er
verdreht sie, aber die klassische Ohrfeige ist rechte Hand auf
linke Wange.

Herrje, das ist mir tatsächlich durcheinander geraten. Du hast recht.

Aber wie auch immer. Die Gesichtspartie, auf die sich hier
angeblich bezogen wird nennt man „Wange“. Backen sind auf der
Rückseite des menschlichen Körpers, etwas weiter unten zu
finden.

Das allerdings ist nun wirklich völlig hanebüchener Schwachsinn. „Wange“ und „Backe“ sind Synonyme, auch wenn „Backe“ auch noch die von dir erwähnte zweite Bedeutung hat (aber zur Unterscheidung wird ja deshalb auch immer, wenn der Zusammenhang aus dem Kontext nicht ganz eindeutig ist, von „Hinterbacken“ oder „A***backen“ gesprochen).
Abgesehen davon ist ja nicht der Begriff relevant, den irgendein deutscher Übersetzer zufällig gewählt hat (bei Luther heißt es „Backe“, in den meisten anderen Übersetzungen „Wange“), sondern was im griechischen Original steht.

Ich vermute daher eher einen homoerotischen Bezug mit
dessen Hilfe sich ältere Kirchenobere junge Novizen gefügig
machen wollten.

Ach du grüne Neune …

Wolfgang

mir hat heute jemand erzählt, dass das Darbieten der anderen
Backe nach dem Schlagen der rechten (Mt. 5,39) einen ganz
speziellen gesellschaftlichen Hintergrund haben könnte: „Wenn
jemand mit der Hand (oft Handrücken) einem anderen ins Gesicht
schlägt, dann ist dies eine sehr große Verletzung seiner Ehre.
Um diese Schmach wieder aufzulösen bot der Gepeinigte seinem
Gegenüber die andere Backe an…“

Ich habe bewußt meine eigene Meinung im ersten Posting etwas zurückgehalten. Mir ging es vorranging um eure eigenen Ideen. Mir ist sehr wohl der gesamte Text der Bergpredigt bekannt, weshalb ich auch arge Probleme mit dieser Aussage habe.
Nur sollten wir vorsichtig mit den Texten des NTs sein, da hieraus nicht ersichtlich wird, was Jesus wirklich gesagt hatte. Das Thema wird oben schon recht gut von Elimelech und Taju diskutiert.

Mfg
vastitas

Für mich hört sich das sehr konstruiert an. Gibt es dafür
historische Belege oder sind alles Mutmaßungen?

Das ist der Forschungsstand EINES Interpreten und seiner Schule. Es mag konstruiert sein; es gibt Hinweise - man müsste die Bücher nachlesen, wozu ich nicht mehr in der Lage bin, da ich meine theologischen Bücher verschenkte -; solche Interpretationen sind allweil Mutmaßungen.

Sklaven wurden immer mit der Handaußenseite geschlagen?

Das ist nicht gesagt! Der Schlag mit der Außenhand der Rechten auf die linke Backe ist ein Reflex, den man sich nur gegenüber Tieferstehenden gestattete. Eben gegen Kinder, Schüler und Sklaven.

Wenn ein Freier damals mit der Handinnenseite geschlagen wurde, empfand er das nicht als demütigend?

Das ist doch nicht die Frage. Mit der Innenhabd wurde und wird wohl heute noch geschlagen, wenn „Gleiche“ sich schlagen.

Vor allem aber, um es zu wiederholen: Wie passt diese
Interpretation in den REST DES ABSATZES?

Woher soll ich das wissen? Die Gedanken der Autoren den NT sind mir generell schleierhaft.

He, ich bin nicht dein Sklave! Ich stehe dir gleich! Und jetzt
machs noch einmal, Sam! Und siehe, was dann passiert!

Und, was passiert dann?

Na, es gibt eine Schlägerei!