Rechte Szene=Rechtsradikalismus/Rechtsextremismus?

Liebe Diskussionsteilnehmer und Leser,

auf Grund meiner Seminarfacharbeit in Thüringen beschäftige ich mich mit dem Thema der rechten Szene in Deutschland. Ehe ich das Thema näher bearbeiten kann, bzw. Literaturrecherche, Lektüre führen kann möchte ich gern erstmal für mich selbst feststellen, in wie weit ich das gedanklich einordnen kann, um nicht am Thema vorbeizuschreiben und etwas schreibe was so nicht stimmt. Bisher war für mich die rechte Szene das gleiche wie Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus, allerdings kam mir in den Sinn das es sich ja um eine „Abschwächung“ handeln könnte. In meinen bisherigen Internetrecherchen ging im Grunde genommen hervor das sich sich bei den Begriffen eigentlich immer um das gleiche handelt und wie schon der Name sagt die rechte Szene auch die Szene/Gruppe des Rechtsradikalismuses bzw. der Rechtsdenkenden beschreibt.

Hiermit möchte ich mich entschuldigen, falls ich das Thema in das falsche Forum eingeordnet habe.

Ich würde mir sehr über Antworten ihrer seits freuen und hoffe dann, entlich Klarheit zu bekommen/haben.

Vielen Dank im Voraus,

Mit freundlichen Grüßen

Hummelchen09

Schon mal bei den Onlineauftritten der verfassungsschutzbehörden geschaut? Z.B. hier:
http://www.verfassungsschutz.sachsen.de/267.htm

Gruß Andreas

unwesentich

Bisher war für mich die rechte Szene das gleiche
wie Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus, allerdings kam
mir in den Sinn das es sich ja um eine „Abschwächung“ handeln
könnte.

Differenziert wird nicht in Deutschland. Alles was gegen die ewige Sühne der Deutschen wiederspricht, wird automatisch in den rechten Zirkel gestossen. Man muss nur paar kritische Worte für Ausländer finden, oder einpaar WENIGER schlechte für den Nationalsotzialismus, und man wird sofort gebrandmarkt. Immerhinn ist Möllemann wegen ähnlichem „umgekommen“. Und für Eva Herrmann brauchte Kerner immerhinn schon drei weitere „Persönlichkeiten“ um sie öffentlich zu brandmarken …
Mag sein, dass es „Abschwächungen“ gibt, aber wie schon erwähnt : In der deutschen Öffentlichkeit ist es irrelevant. Selbst der, der keine Moschee in der Nachbarschaft haben will, zählt als rechts, obwohl er nie NPD wählen würde …

Dankeschön für Ihre Teilnahme an diesem Thread!!! Eine wirklich interessante Darstellung, die es auf den Punkt bringt, und mich auch nicht mehr daran zweifel lässt, das es keinen Unterschied gibt :smile:.

Frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2009!!!

Mit freundlichen Grüßen

Hummelchen09

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

doch wesentlich
Hallo,

Dankeschön für Ihre Teilnahme an diesem Thread!!! Eine
wirklich interessante Darstellung, die es auf den Punkt
bringt, und mich auch nicht mehr daran zweifel lässt, das es
keinen Unterschied gibt :smile:.

mal langsam. Es gibt Unterschiede. Nur weil da eine nicht wirklich qualifizierte Wortmeldung kommt, sollte dein wissenschaftlicher Ergeiz nicht sofort verkümmern, du solltest dich eher fragen, was diese Wortmeldung motiviert. Und um das zu können, brauchst du mehr Infos.
Versuchs mal hiermit:

Plädoyer für mehr begriffliche Klarheit
„Rechtsextrem“ oder „Rechtsradikal“?

von Hans-Joachim Veen

Eine heillose Sprachverwirrung hat Platz gegriffen, wie denn die Parteien am rechten Rand oder ganz rechts außen zu kennzeichnen seien: rechtsextrem, rechtsradikal, rechtspopulistisch oder sonst wie. Die Politikwissenschaft, die am ehesten berufen wäre, zur Klärung der Begriffe und Analysekriterien beizutragen, hat zwar zu den Parteien, zum Rechtsextremismus, zur „neuen Rechten“, zur „Rückkehr der Führer“ und zum „Druck von rechts“ etc. in kürzester Zeit eine Fülle von Beiträgen, Taschen- und Sachbüchern […] produziert, sich aber dem weitaus schwierigen Versuch einer Präzisierung der Analysekategorien mit bemerkenswerter Unbekümmertheit bisher entzogen. […] Attribute wie „rechtsradikal“, „rechtsextrem“, „neo-nazistisch“, „rassistisch“, „post-faschistisch“, „rechtspopulistisch“, „nationalpopulistisch“ oder einfach „ganz rechts“ gehen in den meisten Fällen bunt durcheinander und werden praktisch als synonyme Wechselbegriffe verwendet. Und dies, so scheint es, vor allem, um sprachliche Wiederholungen zu vermeiden. […]
In der Literatur und im journalistischen Sprachgebrauch der Bundesrepublik hat sich inzwischen mehr oder weniger der Rechtsextremismus-Begriff zur pauschalen Bezeichnung aller Parteien von der DVU über REP, NPD, Deutsche Liga bis zur FAP durchgesetzt. Diese Einheits-Etikettierung vermag in bester polemischer Absicht erfolgen, weil schwere Säbel angezeigt sind, doch sie ist am Ende kontraproduktiv. Der Rechtsextremismus-Begriff ist der extremste, über den wir in diesem Zusammenhang verfügen, extremer geht es nicht, semantische Verschärfung ist nicht möglich. Ihn im Alltagsgebrauch gegen alles, was sich irgendwo am rechten Rand oder rechtsaußen bewegt, zu verwenden, bedeutet, den Begriff zu inflationieren, ihn damit zu entwerten und zu einer stumpfen Waffe werden zu lassen. […] Gerade für die politische Semantik gilt: Wer massiv überzieht, fördert Abnutzungsprozesse. Wer aber politisches Bewusstsein schärfen will, muss die Begriffe als Waffe scharf und unterscheidbar halten. […]
Der Extremismus-Begriff ist in den Urteilen des Bundesverfassungsgerichts zum Parteienverbot präzise bestimmt worden. Hieran orientiert sich auch die Arbeit des Verfassungsschutzes. Daran anknüpfend sollten als „rechtsextremistisch“ Parteien und Organisationen bezeichnet werden, deren Politik und Ideologie die Ablehnung der wesentlichen Prinzipien und Spielregeln des demokratischen Verfassungsstaates beinhalten. Dazu gehört die Ablehnung der fundamentalen Gleichheit aller Menschen, die Ablehnung von Menschen- und Freiheitsrechten, des Demokratieprinzips, der Gewaltenteilung, der Oppositions- und Minderheitenrechte, die Negierung von Pluralismus- und Parteienkonkurrenz, Rassismus, extremer Nationalismus und Führerprinzip kommen als Merkmale hinzu.
Demgegenüber umfasst der „Rechtsradikalismus“ Positionen und Ziele, die nicht eindeutig auf die Beseitigung zentraler Bestandteile der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gerichtet sind, sich aber politisch am äußersten Rand des Verfassungsrahmens bewegen. Damit ist klar, dass radikal rechte Positionen nicht nur abstrakt zu definieren sind, sondern immer in einem konkreten sozio-politischen Rahmen stehen. Zudem können die Übergänge zum Rechtsextremismus fließend sein. […]
Rechtsradikale [und rechtsextreme] Positionen sind erster Linie Anti-Positionen gegen die Moderne, gegen individuelle Freiheits- und Selbstbestimmungswerte, gegen Pluralismus der Meinungen und Lebensweisen, gegen etablierte Parteien und Bürokratie. Charakteristisch sind Anti-Haltungen gegen alles Fremde und „Überfremdung“ sowie ausgeprägte Ausländerfeindlichkeit. Kennzeichnend sind schließlich antieuropäische, antiwestliche Einstellungen und die Ablehnung supranationaler Einbindungen . Allerdings sind die beiden letzten Kriterien nicht notwendigerweise rechtsradikal, sie finden sich ähnlich bei der radikalen Linken.
Natürlich ist in der Analyse konkreter Parteien die Unterscheidung rechtsextremistischer und rechtsradikaler Positionen immer ein sehr schwieriges Unterfangen. Häufig kann es nur um ein mehr oder weniger gehen. Die Grauzonen zwischen ihnen sind unübersehbar, die Grenzen oft fließend. […]

Quelle: Das Parlament 15/1994.

von wegen …

Natürlich ist in der Analyse konkreter Parteien die
Unterscheidung rechtsextremistischer und rechtsradikaler
Positionen immer ein sehr schwieriges Unterfangen. Häufig kann
es nur um ein mehr oder weniger gehen. Die Grauzonen zwischen
ihnen sind unübersehbar, die Grenzen oft fließend. […]

… was nichts anderes heisst, dass es völlig irrelevant ist. Wenn die Grenzen schon fliessend sind, dann weiss ja wohl wirklich keiner mehr, was Sache ist. Und egal wie man sich Positioniert, man wird dadurch immer in irgendeine politische Partei o.ä. gedrengt und man kann die gesuchten Grenzen nicht mehr objektiv darstellen.
Sinn einer solchen Arbeit würde also erst dann machen, wenn man den nicht „aussprechbaren“ Sachen auf den Grund geht.

Hallo,

… was nichts anderes heisst, dass es völlig irrelevant ist.
Wenn die Grenzen schon fliessend sind, dann weiss ja wohl
wirklich keiner mehr, was Sache ist.

Das ist das Kreuz aller nicht-naturwissenschaftlichen Wissenschaften.
Das heisst aber auf keinen Fall niemals wirklich nicht, dass der Versuch der Kategorisierung irrelevant oder von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre.

Und egal wie man sich
Positioniert, man wird dadurch immer in irgendeine politische
Partei o.ä. gedrengt und man kann die gesuchten Grenzen nicht
mehr objektiv darstellen.

Das steht ja in dem angegebenen Aufsatz, dass mit den Begriffen unpräzise und inflationär umgegangen wird. Umso wichtiger ist es für den Interessierten zu wissen, was sie wirklich bedeuten.

Sinn einer solchen Arbeit würde also erst dann machen, wenn
man den nicht „aussprechbaren“ Sachen auf den Grund geht.

Was sind den nicht aussprechbare Sachen? Du kannst alles aussprechen, nur wenn du Themen ansprichst, die halt von Rechtsradikalen und/oder Rechtsextremen okkupiert wurden, musst du dir halt Kritik anhören. Daher wäre es auch für dich hilfreich zu lernen, deine Positionen von diesen Randgesellen abgrenzen zu können. Beim Beispiel Kölner Moscheebau hätte es den Organisatoren des Protestes z.B. gut getan, keinen bekannten Rechtsradikalen einzuladen.

Frohes Fest

Jörg

Laut Verfassungsschutz :

Rechtsextremisten lehnen wesentliche Grundelemente unserer Verfassungsordnung ab – auch wenn sie in öffentlichen Äußerungen vorgeben, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen. Sie streben eine politische Ordnung an, in der die ethnische oder rassische Zugehörigkeit eines Menschen die größte Bedeutung hat. Ihr werden alle anderen Interessen und Werte, auch Menschen- und Bürgerrechte, untergeordnet.

Also nach dieser Deffinition würde Udo Voigt DAS Vorzeigeexemplar abgeben. (Wobei ich anmerken muss, dass dieses „auch wenn sie“ für ein bischen abwertend rüberkommt … )
Nur was sind dann die Rechtsradikalen ??? Seine Anhängerschaft, die tolle polierte Köpfe haben aber ohne Inhalt ? Oder Johannes Heesters ?? Oder vielleicht Eva Herman ???

Nein
Keine irgendwie geartete „Szene“ kann jemals ein „-ismus“ im Sinne eines politischen Meinumsspektrums sein.

LG
Gitta

Hallo,

nicht stimmt. Bisher war für mich die rechte Szene das gleiche
wie Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus, allerdings kam
mir in den Sinn das es sich ja um eine „Abschwächung“ handeln
könnte. In meinen bisherigen Internetrecherchen ging im Grunde
genommen hervor das sich sich bei den Begriffen eigentlich
immer um das gleiche handelt und wie schon der Name sagt die

und das meint der Verfassungsschutz:
http://www.verfassungsschutz.de/de/FAQ/

–> vierter Punkt

Gruß
Christian