mich würde interessieren, warum Anwaltskanzleien, die ja eigentlich sehr gut verdienen, ihre Sekretärinnen (zumeist gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte) so schlecht bezahlen?
Auf Angebot und Nachfrage zu verweisen, ist natürlich ein rein wirtschaftliches Argument. Kein moralisches.
Ich kann es nur einfach nicht nachvollziehen, wie man bei gutem Einkommen ein so menschenunwürdiges Gehalt zahlen kann!
Anwaltskanzleien, die sehr gut verdienen, gibt es. Und es gibt auch viele andere - in den Ballungsräumen sehen die Mitgliederlisten der Anwaltsvereine fast so schlimm aus wie die der Funktaxengenossenschaften: Das macht sich an den Honoraren bemerkbar - wenn man das RVG ein bissel quält, ist da schon Luft nach unten.
Es gibt Kanzleien, bei denen eine Sekretärin mit hoher Produktivität arbeiten kann (das ist auch ein bissel von der Größe der Kanzlei abhängig), und es gibt sehr viele, bei denen alle Mitarbeiter außer den Anwälten selber - egal wie gut sie sind - mit niedriger Produktivität arbeiten. Das drückt den Preis der Arbeitskraft - das klassische Beispiel dafür ist immer der Friseur, aber das ist nicht der einzige Beruf mit diesem Schicksal - generell geht es bei allen Tätigkeiten so, bei denen nicht viel mechanisiert oder automatisiert werden kann, oder wo die Möglichkeiten der Mechanisierung und Automatisierung bereits weitgehend ausgeschöpft sind.
Bei Rechtsanwälten gibts noch die Besonderheit, dass die Fachangestellten (auch außerhalb des Sekretariats) sehr wenig eigenverantwortlich tun dürfen - zum Vergleich: Ein Steuerfachangestellter kann, wenn er gut ist, im Prinzip alles tun, was sein Jefe macht, solange gewährleistet ist, dass dieser nicht bloß „abnickt“ und unterschreibt, sondern die Arbeit auch inhaltlich kontrolliert: Da bleibt dann am „unteren“ Ende der Kette schon mehr liegen, auch wenns nicht besonders viel ist.
Angenommen Dein Anwalt denkt „moralisch“ und bezahlt Dir mehr Geld. Vollkommen legitim! Wenn Du allerdings für einen „moralischen“ Anwalt arbeitest, wird dieser auch moralisch zu seinen Kunden sein und denen weniger berechnen (Warum sollten die Mandaten viel bezahlen?) Ergo wird die Gewinnspanne niedriger und die Kosten höher. Der Anwalt kann bald dicht machen und Du bist arbeitslos.
Ich will jetzt keine Grundsatzdiskussion starten aber jeder gute Geschäftsmann muss rationell oder wie Du sagst ökonomisch/wirtschaftlich denken und handeln. Alle anderen werden nicht lange überleben.
Nachdem ich gegoogelt hab, habe ich gesehen, dass Rechtsanwaltsfachangestellte ca. 2.200,00 EUR brutto verdienen.
Damit bist Du a) schon mal drüber und b) wenn der Job für Dich aus monetären Gründen schlecht ist sollte man diesen Beruf nicht erlernen.
Ein Josef Ackermann hat in seiner Hochphase knapp 14.000.000,00 EUR verdient. Meinst Du nur weil er so viel verdient hat der kleine Bankangestellte was davon? Schön wärs!!
Dein Arbeitgeber fühlt sich nicht besser wenn Du mehr verdienst, sondern wenn er mit seinem Porsche Cabrio in der Innenstadt unterwegs ist.
Mir gefällt das alles auch nicht. Aber wenn es Dir nicht passt musst Du was ändern.
Mit Naivität hat das kaum was zu tun. Von üppigen Gehältern war nicht die Rede. Der durchschnittliche Bruttolohn in Deutschland liegt bei ca. 2880 Euro. Also informiere dich doch bitte vorher, bevor du von „üppigen Gehältern“ sprichst.
die Ausgangsfrage war ja auch, warum man mit einem guten Einkommen trotzdem so wenig zahlt. Dies ist in Arztpraxen und Rechtsanwaltskanzleien nun mal der Fall.
Eine mir bekannte Psychiatern hat eine volle Praxis und zahlt den Mindestlohn von 7,50 und nicht mehr! Geilt die sich daran heimlich auf???
Nur weil man seine Angestellten nicht ausbeutet, heißt das nicht, dass man deswegen immer und überall einwandfrei moralisch handlet und so das Unternehmen automatisch in den Dreck fährt.
Ausbeutung beginnt nun mal da wo man die hilflose Lage einer Person für sich ausnutzt. Nicht jeder Rechtsanwaltsfachangestellter bekommt einen besser bezahlten Job in der Rechtsabteilung eines Unternehmens. Von der Vielzahl der Bewerber wird nun mal nur einer ausgesucht. Der Rest der Bewerbung ist dadurch gezwungen, für ein Niedriggehalt in einer Kanzlei zu schuften oder arbeitslos zu werden. Und diese Situation wird meiner Meinung nach ausgenutzt!
die Ausgangsfrage war ja auch, warum man mit einem guten
Einkommen trotzdem so wenig zahlt.
offensichtlich scheint es ein übliches Lohnniveau zu geben (das nach Angaben eines anderen Antworters scheinbar noch niedriger liegt als Dein Einkommen). Ob das durch einen Tarivvertrag oder was auch immer geregelt ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Aber wenn es diese Üblichkeit gibt, dann zahlen die ohne Not nicht mehr. Warum auch?!
Es geht um Deine Qualifikation und Deine Arbeit. Vergleichbare Arbeitskräfte (in anderen Bereichen) scheinen vergleichabr zu verdienen.
Wenn Du mehr verdienen möchtest, musst Du eben eine höhere Qualifikation anstreben, so was geht auch in Abend- oder Fernkursen.
mich würde interessieren, warum Anwaltskanzleien, die ja
eigentlich sehr gut verdienen
HAHAHA … Sorry, aber nach meinem Lachanfall nach diesem Teilsatz konnte ich mich nicht mehr motivieren, den Rest noch zu lesen.
Ich glaube kaum, das es in D für Juristen besser als in A aussieht: Dieser Artikel ist zwar aus dem Jahre 2004, aber es ist daraus auch zu entnehmen, dass es zukünftig noch mieser für Advokaten aussieht … „Erwerbsarmut“ - dazu ein Auszug aus Wikipedia: Auch Akademiker sehen sich zusehends mit der Gefahr konfrontiert, zu den „Working poor“ gerechnet zu werden: Vor allem die sogenannten Freiberufler haben in den letzten Jahren erhebliche Einkommenseinbußen. Ob Architekten, Rechtsanwälte oder Journalisten: Viele leben trotz Arbeit mittlerweile am Existenzminimum, können sich weder ein Büro noch ein Auto leisten. Neben der geringen Entlohnung sehen sich diese Berufsgruppen mit weit überdurchschnittlichen Wochenarbeitszeiten konfrontiert.
Noch vor ein paar Jahren war ich beruflich in häufigem Kontakt mit Anwälten und gehöre jetzt eher jener Gruppe an, die so einen Anwalt eher bemitleiden als neidisch auf ihn zu schauen - die Faustregel damals war: Die eine Hälfte der Anwälte kämpfen im wahrsten Sinne des Wortes ums Überleben und nur ein kleiner Teil der anderen Hälfte scheffelt „richtig“ Kohle (und die können dann leicht sagen, dass man sich ja in einer anderen Kanzlei bewerben könne …)
Der
Rest der Bewerbung ist dadurch gezwungen, für ein
Niedriggehalt in einer Kanzlei zu schuften
Sag das mal einer Friseurin (auch drei Jahre Lehre) oder Floristin (auch drei Jahre Ausbildung).
Bei 2600,- brutto kämen denen die Tränen in die Augen.
Wie ich weiter unten schon schrieb, wenn Du mehr verdienen willst, musst Du Deine Qualifikation erhöhen.
Nebenbei bemerkt:
Bibliothekare und Sozialarbeiter kriegen nach einem FH-Studium im öffentlichen Dienst auch keine 2600 € brutto
mich würde interessieren, warum Anwaltskanzleien, die ja
eigentlich sehr gut verdienen, ihre Sekretärinnen (zumeist
gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte) so schlecht bezahlen?
nur weil jemand ne abgeschlossene berufsausbildung hat, muß er noch nicht viel verdienen.
Auf Angebot und Nachfrage zu verweisen, ist natürlich ein rein
wirtschaftliches Argument. Kein moralisches.
ja. aber ein anwaltsbüro ist keine wohlfahrtsorganisation.
Ich kann es nur einfach nicht nachvollziehen, wie man bei
gutem Einkommen ein so menschenunwürdiges Gehalt zahlen kann!
2600 euro brutto menschenunwürdig zu nennen ist aber auch nicht eben moralisch.
was ein RAFA-azubi (die abkürzung hab ich mir selbst ausgedacht - paßt gut zum thema, was? ) im ersten lehrjahr kriegt, hat manche gelernte reinigungsfachkraft (ja, das ist auch ein ausbildungsberuf) netto übrig. und die arbeitet mit sicherheit härter.
mich würde interessieren, warum Anwaltskanzleien, die ja
eigentlich sehr gut verdienen…
Ein Kumpel hat das verliehene Händy nicht zurückgegeben, auf dem Parkplatz dengelte jemand mit seinem Einkaufswagen gegen eine fremde Autotür, Spritzer von Nachbars Gartensprenger gelangten auf die Torte, ein zum soundsovielten Mal erwischter Schwarzfahrer landet vor dem Amtsrichter, in Scheidung lebende Eheleute zanken sich um Spanplattenmöbel und das uralte Gebrauchtauto zeigt überraschenderweise einen Mangel - solcher Kleinkram bestimmt den Alltag der meisten Kanzleien. Reich wird damit niemand. Allenfalls wird versucht, nach außen den schönen Schein zu wahren.
Manche Anwälte, einige sind auch auf Bundes- und Landesebene politisch tätig und dementsprechend bekannt, ziehen immer mal wieder spektakuläre Fälle, manchmal auch solche mit hohen Streitwerten an Land. Andere erledigen in weitgehend automatisierten Verfahren das Inkasso im Massengeschäft etwa für Energieversorger. Auch viele Notariate sind vergleichsweise gut dran. Aber die meisten Rechtsanwälte, die überall viele Telefonbuchseiten füllen, haben kein Brot- und Buttergeschäft, das wenigstens Miete und die nackte Existenz sichert. Das sind oft arme Teufel, die finanziell kaum bis zum nächsten Ersten gucken können und froh sind, wenn sich jemand mit seinem albernen Maschendrahtzaunkleinkram in ihre Kanzlei verirrt, deren Sekretariat wegen Urlaub gerade nicht besetzt ist. Aber irgendwie ist da immer Urlaub
Die Branche ist mit 08/15-Kanzleien hoffnungslos überbesetzt. Zumeist handelt es sich bei hohen Einkommen der selbständigen Rechtsanwälte um realitätsferne Legenden.