Rechtsfrage: Nach einer Bisswunde - wie fit kann der Hund noch sein?

Liebe/-r Experte/-in,

wegen eines Rechtsstreits wollte ich mir jetzt nochmal persönlich einen Überblick verschaffen, wie ein Hund sich in folgender Situation noch verhalten kann:

Zitat Arztbericht: „Der Jack Russel … um 22:50 im Notdienst vorgestellt (Wunde 12 x 2 cm aufklaffend mit zahlreichen Einbissen im Hals + Schulter bereich). Der Vorbericht lautete das der Hund vor ca. 30 Minuten von einem anderen Hund gebissen worden sei. Das Körpergewicht betrugt 10 kg. … , da die Wunden sehr tief gingen. (Die Operationsdauer betrug 80 Minuten) … wurde ein komplettes Blutbild und Röntgenbilder von Hals, Schulter + Thorax durchgeführt. Im Bereich der Schulter + des Halses konnten Lüftbläschen unter der Haut diagnostiziert werden, welche von den Einbissen stammen können. Die Knochen waren unverletzt…“

Ich war bei der „Beisserei“ dabei. Nachdem die Hunde getrennt wurden (der gegnerische Hund war ein Flatcoated Retriever, ca. 45 kg), ist der Jack Russel mit hoch aufgerichter Rute auf „Abstand“ gegangen. Im Licht einer Straßenlaterne konnte ich auf Distanz von ca. 5 Metern keine Verletzung oder Blut erkennen. Der Besitzer sah sich nach ca. 2 Minuten seinen Jack Russel das erste mal an (vorher Disput mit gegnerischem Hundebesitzer) und meinte nach weiteren 30 Sekunde, sein Hund habe Blut im Fell (könnte aber auch vom Finger des gegnerischen Hundebesitzers stammen, der bei dem Versuch, die Hunde zu trennen, ebenfalls gebissen wurde - Finger stark blutend). Nach einem weiteren Disput von ca. 5 Minuten lief der Jack Russel an der Leine neben seinem Herchen im „Trab“ mit (wahrscheinlich heimwärts).

Meine Frage: Passen Arztbericht und beschriebenes Verhalten des Jack Russel zusammen? Kann ein Hund nach einer Verletzung, wie im Arztbericht beschrieben, noch längere Zeit „normal“ laufen, ohne das man die Verletzungen bemerkt?

Nach drei weiteren Tagen wurde bei dem Jack Russel eine erneute Blutuntersuchung gemacht, die einen Verdacht auf akute Pankreatitis ergab, die anschließend auch behandelt wurde.

Meine Frage: Wie hoch ist die Möglichkeit einer Pankreatitis als Folge oben beschriebener Fakten?

Vielen Dank im voraus für die Infos.
Mit besten Grüßen
Andaron

Lieber Andaron,

zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass man aus der Ferne, ohne jemals einen der beiden Hunde, die Situation bei der Beißerei geschweige denn Röntgenbilder gesehen zu haben, KEINERLEI SICHERE Aussagen machen kann.
Aber im Allgemeinen wird es doch so sein, dass der Tierarzt die Röntgenbilder wie vorgeschrieben archiviert; sollte sich auf disen Bildern das im Arztbericht beschriebene Bild darstellen, ist die Wunde nachgewiesen. Weiterhin kommt es häufig vor, dass Bisswunden nach außen keine großen Defekte aufweisen, weil nur der Eckzahn durch die Haut dringt, Hunde jedoch üblicherweise bei Kämpfen versuchen zu reißen und zu schütteln, und sich dann jedoch unetr der haut eine riesige klaffende Wunde mit schlimmen Gewebeschäden darstellt. Weiterhin bluten Bisswunden nicht unbedingt stark, wenn Muskulatur, jedoch keine großen Gefäße verletzt wurden. Und sicherlich kann ein so verletzter Hund noch laufen, allein aufgrund des Stresses/Adrenalinausschüttung, wenn keine Nervenverletzungen oder Knochenbrüche vorliegen.
Zu dem Auftreten der Pankreatitis nach drei Tagen lässt sich ebenfalls nur mutmaßen. Theoretisch kann die Belastung durch den Streß, die Narkose, eventuelle Futterverweigerung, Schmerzen bzw. auch Schmerzmedikation zu einer Pankreatitis führen, diese kann allerdings auch eine andere Ursache haben.

Herzliche Grüße,

Deena

Liebe/-r Experte/-in,

Meine Frage: Kann ein Hund nach einer Verletzung,
wie im Arztbericht beschrieben, noch längere Zeit „normal“
laufen, ohne das man die Verletzungen bemerkt?

Bei hohem Adrenalinspiegel (durch die Beisserei) nicht ausgeschlossen.

Meine Frage: Wie hoch ist die Möglichkeit einer Pankreatitis als Folge oben beschriebener Fakten?

Halte ich eher für unwahrscheinlich. Die Kausalität sollte vom behandelnden Tierarzt einmal genau erläutert werden. Ohne weitere Begründung würde ich einen unmittelbaren Zusammenhang so nicht akzeptieren.

Viele Grüße
V.

Leider kann ich in Rechtsfragen keine Auskunft geben, nur soviel: Hunde können trotz schwerer Verletzungen äußerlich noch sehr normal erscheinen.
Pankreatitis kann Folge von vielem sein: Schock, Medikamente …

Wenn Bissverletzungen keine Muskeln beschädigt haben, kann der Hund völlig lahmfrei laufen. Nach einem Beißvorfall ist so viel Adrenalin im Blut, dass die Tiere sich oft völlig normal verhalten. Erst später können (lebensbedrohliche)Schocksymptome auftreten. Bißwunden sehen oft harmloser aus als sie sind. Überschaubare,selten stark blutende Zusammenhangstrennungen, die aber bei Sondierung eine großflächige Ablösung der äußeren Haut von der sie ernährenden Unterhautschicht erkennen lassen. Die Wunden sind immer infiziert und bringen die Gefahr einer zeitlich verzögerten Wundinfektion durch das Versacken v. Wundsekret und Schmutz zwischen den Muskelfaszien mit sich. Im Thoraxbereich kommt das Risiko der Perforation im Lungenbereich dazu. Röntgenaufnahmen und Blutbild sind absolut gerechtfertigt und notwendig. Um zu beurteilen, wie wahrscheinlich eine akute Pankreatitis Folge eines solchen Traumas sein kann, bin ich nicht Internist genug. In meiner Praxis hat sich dieses Problem bisher nie gestellt.
Liebe/-r Experte/-in,

wegen eines Rechtsstreits wollte ich mir jetzt nochmal
persönlich einen Überblick verschaffen, wie ein Hund sich in
folgender Situation noch verhalten kann:

Zitat Arztbericht: „Der Jack Russel … um 22:50 im Notdienst
vorgestellt (Wunde 12 x 2 cm aufklaffend mit zahlreichen
Einbissen im Hals + Schulter bereich). Der Vorbericht lautete
das der Hund vor ca. 30 Minuten von einem anderen Hund
gebissen worden sei. Das Körpergewicht betrugt 10 kg. … , da
die Wunden sehr tief gingen. (Die Operationsdauer betrug 80
Minuten) … wurde ein komplettes Blutbild und Röntgenbilder
von Hals, Schulter + Thorax durchgeführt. Im Bereich der
Schulter + des Halses konnten Lüftbläschen unter der Haut
diagnostiziert werden, welche von den Einbissen stammen
können. Die Knochen waren unverletzt…“

Ich war bei der „Beisserei“ dabei. Nachdem die Hunde getrennt
wurden (der gegnerische Hund war ein Flatcoated Retriever, ca.
45 kg), ist der Jack Russel mit hoch aufgerichter Rute auf
„Abstand“ gegangen. Im Licht einer Straßenlaterne konnte ich
auf Distanz von ca. 5 Metern keine Verletzung oder Blut
erkennen. Der Besitzer sah sich nach ca. 2 Minuten seinen Jack
Russel das erste mal an (vorher Disput mit gegnerischem
Hundebesitzer) und meinte nach weiteren 30 Sekunde, sein Hund
habe Blut im Fell (könnte aber auch vom Finger des
gegnerischen Hundebesitzers stammen, der bei dem Versuch, die
Hunde zu trennen, ebenfalls gebissen wurde - Finger stark
blutend). Nach einem weiteren Disput von ca. 5 Minuten lief
der Jack Russel an der Leine neben seinem Herchen im „Trab“
mit (wahrscheinlich heimwärts).

Meine Frage: Passen Arztbericht und beschriebenes Verhalten
des Jack Russel zusammen? Kann ein Hund nach einer Verletzung,
wie im Arztbericht beschrieben, noch längere Zeit „normal“
laufen, ohne das man die Verletzungen bemerkt?

Nach drei weiteren Tagen wurde bei dem Jack Russel eine
erneute Blutuntersuchung gemacht, die einen Verdacht auf akute
Pankreatitis ergab, die anschließend auch behandelt wurde.

Meine Frage: Wie hoch ist die Möglichkeit einer Pankreatitis
als Folge oben beschriebener Fakten?

Vielen Dank im voraus für die Infos.
Mit besten Grüßen
Andaron

Nach einer Beißerei ist es normal, daß der verletzte Hund erst mal wenig bis keine Schmerzanzeichen hat- liegt an den ausgestoßenen Stresshormonen, nach 1-2- Std. flauen die ab und der Hund hat doch Schmerzen.

Die gemachten Untersuchungen sind notwendig, um großere Schäden auszuschließen.
Die Pancreatitis kann von Stress ausgelöst werden. Falls es schon vorher bestand wären Hinweise darauf im 1.Laborbericht.

Hallo Andaron,

ich kann und möchte hier keinerlei rechtsverbindliche Auskünfte geben, aber hier kommt trotzdem ein bisschen Licht ins Dunkel.

Zur ersten Frage: Nach einer Beisserei ist natürlich der Adrenalin und Cortisolspiegel extrem hoch, dies überdeckt oft jeglichen Schmerz, d.h. ein Hund ist durchaus noch in der Lage eine gewisse Zeit nach einer Weichteilverletzung „normal“ zu laufen, sofern keine größeren Muskelverletzungen, d.h. funktionelle Schäden eintreten. Die beschriebenen Verletzungen deuten ziemlich eindeutig auf Bissverletzungen hin, hier insbesondere die Luft unter der Haut. Auch eine Verletzung kleinerer Gefäße kann unter Adrenalinwirkung nicht so stark bluten, wie es nach Art der Verletzung den Anschein hat.

Zur zweiten Frage: Die Möglichkeit besteht, dass aufgrund von Stress und einem Trauma auch eine Pankreatitis entsteht. Hier möchte ich mich aber nicht auf eine genaue Wahrscheinlichkeit festlegen.

Wie schon oben geschrieben, die hier geschriebenen Aussagen sind in keinerlei Art und Weise rechtsverbindlich, dies kann nur ein entsprechender Gutachter.