Rechtsterrorismus in Deutschland

Und mit welchem Wahlprogramm ist die NSDAP seinerzeit angetreten? Wir führen eine Diktatur ein, töten alle Juden und stürzen die Welt in einen Weltkrieg unbekannten Ausmaßes, der hundert Millionen Menschen das Leben und noch viel mehr Menschen (inkl. der Hälfte der überlebenden Bevölkerung des Deutschen Reiches) die Freiheit kosten wird?

Nein, das klang 1920 in etwa so:

  • Gründung eines Groß-Deutschlands unter Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, insbes. Aufkündigung der Verträge von Versailles und St. Germain
  • Entziehung der deutschen Staatsangehörigkeit der Juden, Ausschluß von öffentlichen Ämtern usw. und Ausweisung bei Nahrungsmittelknappheit
  • Einwanderungsverbot für Nichtdeutsche
  • Ende der Zinsknechtschaft
  • Sozialisierung/Zerschlagung von Großunternehmen, Bodenreform
  • Bildungsreform zugunsten der Deutschen, aber auch mehr praktischer, lebensnaher Unterricht, Staatsbürgerkunde
  • mehr Sport (Hebung der Volksgesundheit), mehr Mutterschutz, mehr Kinderschutz, Verbot der Jugendarbeit und eine staatliche Förderung von Sportvereinen
  • Bildung eines Volksheeres
  • Pressezensur, Einschränkung der Religionsfreiheit
  • Bekennung zum Christentum und zur Bekämpfung des „jüdisch-materialistischen Geistes in und außer uns“
  • Gemeinnutz vor Eigennutz
  • Schaffung einer stärkeren Zentralgewalt zu Lasten der Länder

So, und nun die afd 2017:

  • Mit den Verträgen von Schengen, Maastricht und Lissabon wurde rechtswidrig in die unantastbare Volkssouveränität eingegriffen. Ein Staat, der das Grenzregime und damit die Hoheit über sein Staatsgebiet aufgibt, löst sich auf. Er verliert seine Eigenstaatlichkeit. „Wir wollen den souveränen, demokratischen Nationalstaat erhalten!“
  • Die AfD fordert die Durchsetzung des vertraglichen Verbots der Staatsfinanzierung und eine Rückführung der Befugnisse der EZB auf Geldpolitik im engeren, klassischen Sinn.
  • Die AfD fordert die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht.
  • Wir fordern außerdem eine stärkere Kontrolle und Berücksichtigung gesamtwirtschaftlicher deutscher Interessen, wenn ausländische Konzerne eine deutsche Firma übernehmen wollen. Gegebenenfalls ist die Übernahme zu unterbinden.
  • Erleichterung der Ausweisung, insbesondere die Wiedereinführung der zwingenden Ausweisung auch schon bei geringfügiger Kriminalität, bei erheblicher Kriminalität innerhalb von zehn Jahren nach erfolgter Einbürgerung Rücknahme der Einbürgerung
  • Überführung der Bereitschaftspolizeien der Länder in die Bundespolizei, Bundeseinheitliche Uniformen
  • Individuelle Schutz- und Asylgarantien wurden 1949 für verfolgte Einzelpersonen geschaffen. Sie können nicht aufrechterhalten werden. Ziel der AfD ist Selbsterhaltung, nicht Selbstzerstörung unseres Staates und Volkes.
  • Das Geburtsortsprinzip (Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit allein durch Geburt in Deutschland, auch wenn kein Elternteil Deutscher ist) wollen wir wieder aus dem Gesetz streichen und zum Abstammungsprinzip, wie es bis zum Jahr 2000 galt, zurückkehren.
  • Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Die AfD erkennt uneingeschränkt die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit an. Sie fordert jedoch, der Religionsausübung (gemäß Art. 140 GG i.V.m. Art. 136 Abs. 1 Weimarer Reichsverfassung) Schranken zu setzen durch staatliche Gesetze, die Menschenrechte und unsere Werte.
  • Das „Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend“ ist in ein „Bundesministerium für Familie und Bevölkerungsentwicklung“ umzuwandeln, das Bevölkerungsentwicklung nach wissenschaftlichen Kriterien koordiniert und fördert. Eine kinderfreundliche Gesellschaft und der Erhalt des Staatsvolks sind daher als Staatsziel ins Grundgesetz aufzunehmen. Durch Aufklärung und Hilfen wollen wir junge Menschen ermutigen und in die Lage versetzen, eine Familie zu gründen und zu erhalten.
  • Wir wollen unnötige Hemmnisse beseitigen, damit stabile Ehen und Familien entstehen und bestehen bleiben. Hiermit wollen wir schon früh beginnen, indem anerkannte Regeln zu Partnerschaft und Familie, Haushaltsführung, Lebensschutz und Kindererziehung in Lehrplänen und Schulbüchern aller allgemeinbildenden Schulen wieder fester Bestandteil werden.
  • Die AfD möchte Alleinerziehenden helfen, ein eigenverantwortliches Leben zu führen. Sie ist jedoch gegen jede finanzielle Unterstützung von Organisationen, die „Einelternfamilien“ als normalen, fortschrittlichen oder gar erstrebenswerten Lebensentwurf propagieren.
  • Gender-Ideologie marginalisiert naturgegebene Unterschiede zwischen den Geschlechtern und stellt geschlechtliche Identität in Frage. Sie will die klassische Familie als Lebensmodell und Rollenbild abschaffen.

Nicht im Wahlprogramm:

Was meinst Du: wo zwischen 1920 und 1933 befinden wir uns? Die afd ist in allen Landesparlamenten vertreten, in dem ein oder andere zweitstärkste Partei mit etwa einem Viertel der Stimmen und Höcke als einer der führenden Politiker der afd gibt offen Nazi-Parolen zum besten:

Tja, wo stehen wir…? Von den Wahlergebnissen her, irgendwo zwischen 1930 und 1932. Meinst Du, daß die bürgerliche Mitte 1930 auch schon gedacht hat, daß sie in drei Jahren in einer Diktatur lebt? Oder war damals noch alles in Ordnung und die NSDAP eine Partei, die das Wohl des ganzen Volkes im Sinn hatte.


Der Wahlkampf der NSDAP wurde erstmals von Joseph Goebbels zentral organisiert. Die NSDAP prangerte den Zerfall Deutschlands unter dem „System von Weimar“ an, beschwor die nationale Volksgemeinschaft und stellte die herrschende Weltwirtschaftskrise als Komplott gegen Deutschland dar. Auf offene antisemitische Propaganda wurde auf Weisung Goebbels’ weitgehend verzichtet. Im Wahlkampf der NSDAP herrschten stattdessen jetzt nationale, antikommunistische und antikapitalistische Parolen vor. Hinzu kam ein großer Aktionismus, der die Partei als jung, unverbraucht und tatkräftig erscheinen ließ. (…)In einem Manifest Hitlers vom 10. September im Berliner Sportpalast vor mindestens 16.000 Zuhörern hieß es: „Der Nationalsozialismus kämpft für den deutschen Arbeiter, indem er ihn aus den Händen seiner Betrüger nimmt.“ Hitler sagte: „Was wir versprechen, ist nicht materielle Besserung für einen einzelnen Stand, sondern die Mehrung der Kraft der Nation, weil nur diese den Weg zur Macht und damit zur Befreiung des ganzen Volkes weist.“

Klingt doch gar nicht so schlecht. Die wählt man doch auch lieber als die Enteigner und Verbieter von der linken Seite.

Das mache ich auch nicht. Ich stelle die afd von 2017 mit der NSDAP von 1920 auf eine Stufe - und die afd von 2021 mit der NSDAP von 1932.

Aber Du bist ja in guter Gesellschaft, was Deinen Optimismus angeht:
„In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht!“ Und von Papen war Politiker und viel näher an Hitler als wir an Höcke, Gaulandt & Co. Nur haben wir eigentlich den Vorteil, zu wissen, was daraus wurde. Und dennoch…

In 40 Jahren oder so fragen sie sich dann wieder, wie das damals so weit kommen konnte. Meine Oma (geboren 1914) konnte mir das übrigens auch nie so recht erklären.

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