Reclam-Heftchen im Literaturverzeichnis

Hallo allerseits,

nun ist meine Hausarbeit fast fertig. Ich frage mich bloß, wie ich die Reclam-Ausgabe von Platons Phaidros richtig im Literaturverzeichnis nenne… Das Schema „Autor-Titel-Ort-Jahr“ ergäbe Platon: Phaidros; Stuttgart 2002. Den Verlag soll ich ausdrücklich nicht mitnennen. Nun finde ich, „Platon 2002“ hat schon etwas merkwürdiges.

(Außerdem bin ich mir beim Ort und beim Datum nicht sicher. 2002 ist das Datum des Drucks, das Copyright-Datum ist aber ein anderes. In Stuttgart sitzt der Reclam-Verlag, aber auch in Ditzingen, und wo das nun gedruckt ist, geht aus der Ausgabe leider nicht hervor.)

Meine eigentliche Frage ist allerdings eher, ob ich bei so einer modernen Ausgabe eines antiken Textes nicht den Übersetzer oder Herausgeber oder wen auch immer nennen müsste (hier wäre es ein Herr Hildebrandt, der das übertragen und eingeleitet hat.) Oder ob aus irgendeiner Angabe deutlicher hervorgehen müsste, dass es sich um ein Reclam-Heft handelt, weil: Phaidros-Ausgaben gibt es sicher wie Sand am Meer.

Ich hoffe, ihr wisst Bescheid…
Grüße
Sonja

PS: Den Prof kann ich nicht fragen, der hat Urlaub :wink:

Hi Sonja!
Ich hab das immer so gemacht:

Platon: Phaidros. Hrsg. von …Hildebrandt. Stuttgart 2002.

Das Problem mit Ort und Jahreszahl kenne ich, ich musste das ein oder andere mal z.B. bei Amazon oder diversen Homepages größerer Buchhandlungen (manchmal eignet sich auch der Web-OPAC der Uni-Bibliothek ganz hervorragend) suchen, um korrekte Angaben zu erhalten.

Die Frage, ob du nachgeschaut hast, ob es sich bei der Reclam-Ausgabe um eine kritische Ausgabe (also die wissenschaftlich bevorzugte) handelt, schenk ich mir jetzt mal:wink:

Gruß, Dine

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Hallo Sonja,
bei Übersetzungen muss immer der Übersetzer mit dabeistehen. (Wenn es eine zweisprachige Ausgabe ist, gehört eventuell auch noch der Mensch dazu, der den Text eingerichtet hat - falls das ein anderer als der Übersetzer ist.)
Beim Phaidros müsste das also lauten:
Platon: Phaidros oder vom Schönen. Übersetzt von XY. Ort, Jahr.
(Hab meinen Phaidros gerade nicht zur Hand, aber bei amazon.de haben sie „Ditzingen, 1986“ stehen. Kann das sein, dass es gar kein neuer Phaidros aus 2002 ist, sondern der immer wieder neugedruckte aus 1986? Dann wäre das die richtige Jahreszahl.)

Liebe Grüße
Petra

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Hallo

bei Übersetzungen muss immer der Übersetzer mit dabeistehen.

für den Hinweis schon mal danke.

Platon: Phaidros oder vom Schönen.

(klar, Untertitel bloß vergessen)

Übersetzt von XY. Ort,Jahr.
(Hab meinen Phaidros gerade nicht zur Hand, aber bei amazon.de
haben sie „Ditzingen, 1986“ stehen.

Hm, bei mir steht vorne drin: Copyright 1957, 1979 in Stuttgart und Gesamtherstellung Ditzingen, printed 2002.

Von 1986 also gar keine Spur, merkwürdigerweise, aber vielleicht ist der Ort dann doch Ditzingen und nicht Stuttgart.

Kann das sein, dass es gar
kein neuer Phaidros aus 2002 ist, sondern der immer wieder
neugedruckte aus 1986? Dann wäre das die richtige Jahreszahl.)

wie gesagt, 57 und 79 wären noch zur Auswahl… da steht auch nicht, dass es eine neue Auflage wäre oder so

Aber zwei von drei Problemen wären damit schonmal geklärt…danke!

Grüße
Sonja

Hi Sonja!
Ich hab das immer so gemacht:

Platon: Phaidros. Hrsg. von …Hildebrandt. Stuttgart 2002.

Das klingt gut.

Das Problem mit Ort und Jahreszahl kenne ich, ich musste das
ein oder andere mal z.B. bei Amazon oder diversen Homepages
größerer Buchhandlungen (manchmal eignet sich auch der
Web-OPAC der Uni-Bibliothek ganz hervorragend) suchen, um
korrekte Angaben zu erhalten.

da werd ich auch nochmal gucken, obwohl bei Amazon schonmal eine ganz andere Jahreszahl steht. Die Welt ist böse und verwirrend.

Die Frage, ob du nachgeschaut hast, ob es sich bei der
Reclam-Ausgabe um eine kritische Ausgabe (also die
wissenschaftlich bevorzugte) handelt, schenk ich mir jetzt
mal:wink:

Na klar ^^
möglicherweise könnte man aus einem Reclam-Heft im Literaturverzeichnis könnte schließen, ich achte mehr auf den Preis als auf die Qualität…der Gedanke kam mir auch schon.
in der Vorlesung wurde allerdings ausdrücklich das Heftchen zur Anschaffung empfohlen, von daher denke ich, das wird schon reichen.

vielen Dank für deine Tipps und
Grüße
Sonja

Hallo Sonja,

Hm, bei mir steht vorne drin: Copyright 1957, 1979 in
Stuttgart und Gesamtherstellung Ditzingen, printed 2002.

Von 1986 also gar keine Spur, merkwürdigerweise, aber
vielleicht ist der Ort dann doch Ditzingen und nicht
Stuttgart.

das Problem mit den verschiedenen Jahresangaben bei Reclam ist allseits bekannt und eigentlich nur individuell zu lösen. Ich persönlich tendiere zur jüngsten Copyrightzahl, aber am besten ist tatsächlich die Angabe aus einem OPAC zu Rate zu ziehen, denn die machen Bibliothekare. Amazon ist keine zuverlässsige Quelle für Literaturangaben!!!
Ditzingen ist jedenfalls keinesfalls der richtige Ort. Verlagsort von Philipp Reclam jun. ist Stuttgart, Ditzingen ist nur der Druckort, entscheidend ist aber der Verlagsort. 100%!!!

liebe Grüße

Oliver

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Klassiker und Bibel zitieren
Seid gegrüßt,

ist es überhaupt üblich „echte“ Klassiker und die Bibel wie Standardmonographien zu zitieren? Man sagt doch z.B. Lk 11,8 oder eben Platon, Phaidon 204b.

Bei der Fülle der Ausgaben würde derjenige, der es überprüfen will, sonst wahnsinnig.

Viele Grüße,
Andreas

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Hallo,

ist es überhaupt üblich „echte“ Klassiker und die Bibel wie
Standardmonographien zu zitieren? Man sagt doch z.B. Lk 11,8
oder eben Platon, Phaidon 204b.

das ist eine Möglichkeit, über die ich mir auch schon Gedanken gemacht habe, nur sind diese Versangaben eben im Reclamheftchen nur sporadisch zu finden, nämlich je einmal oben auf jeder Seite. Da steht auf der einen 275a und auf der nächsten 275d, ohne Angabe, wo genau b und c anfangen, die dann alle auf der „a-Seite“ sind.
Da müsste ich raten oder besser eine andere Ausgabe benutzen, aber da nun ausdrücklich diese empfohlen wurde…
Bei der Bibel käme ich allerdings auch nicht auf die Idee, das mit Seitenzahlen zu machen.
Grüße
Sonja

PS: Würde ich den PhaiDON zitieren, wäre es auf jeden Fall falsch…:wink:

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Hallo!

das Problem mit den verschiedenen Jahresangaben bei Reclam ist
allseits bekannt und eigentlich nur individuell zu lösen. Ich
persönlich tendiere zur jüngsten Copyrightzahl, aber am besten
ist tatsächlich die Angabe aus einem OPAC zu Rate zu ziehen,
denn die machen Bibliothekare.

Gut, ich hab nun im Opac der Unibibliothek geschaut. Da steht auch Stuttgart; die Sache scheint also klar zu sein. Bloß die Jahreszahl dort ('65)kommt in meiner Ausgabe auch nicht vor. Die jüngste Copyrightzahl ist bei mir '79, dann werde ich wohl die nehmen.

Ditzingen ist jedenfalls keinesfalls der richtige Ort.
Verlagsort von Philipp Reclam jun. ist Stuttgart, Ditzingen
ist nur der Druckort, entscheidend ist aber der Verlagsort.
100%!!!

Danke. Das ist die erste „richtige“ Hausarbeit, die ich schreibe. Hätte nie gedacht, über was für Sachen man sich da Gedanken machen muss :wink:

liebe Grüße
Sonja

Hallo,

oder besser eine andere Ausgabe benutzen,
aber da nun ausdrücklich diese empfohlen wurde…

dann geh doch in die Bibo und schau in einer kritischen Ausgabe nach, wie die Stelle genau lautet und zitier dann trotzdem das Reclamheftchen.

Gandalf

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Hallo zusammen,

das Problem ist, dass man die Zitierweise bei Platon nach Nummern und Buchstaben (sind übrigens keine Verse, sondern die Seitenzahlen der frühneuzeitlichen Platonausgabe von Henricus Stephanus) eigentlich nur bei Verwendung des Originaltextes ausschließlich verwenden kann. Bei Übersetzungen hat der Übersetzer das Recht auf Erwähnung, schon gar bei den Reclambänden, die oft von noch lebenden Übersetzern sind und nict vom auch schon lange toten Schleiermacher. Außerdem: ins Literaturverzeichnis muss die Ausgabe auf jeden Fall, egal, wie man in den Anmerkungen oder im Text zitiert.

viele Grüße

Oliver

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Übersetzer darf nicht fehlen
Hallo,
der Übersetzer muss nicht nur rein, weil er irgend ein Copyright hat - sondern ganz besonders des halb, weil jede Übersetzung immer eine bestimmte Interpretation des Orignialtextes ist. Wenn du also nicht das griechische Original auseinandernimmst, sondern auf eine Übersetzung angewiesen bist, dann interpretierst du möglicherweise Stellen, die Platon gar nicht geschrieben hat, sondern die vielleicht Kurt Hildebrandt dazu erfunden hat.
Ich hatte zum Beispiel mal einen Deutschlehrer, der ein Riesengewese darum machte, dass die Ilias mit dem Satz
„Singe UNS nun, Göttin, den Zorn des Achill“ begann, während es in der Odyssee hieß:„Den Mann nenne MIR, Muse“. Der hat dann sehr lange über den Unterschied von „uns“ (kollektiv) und „mir“ (individuell) schwadroniert. Erst Jahre später, als ich mal ins griechische Buch reinschaute, stellte ich fest, dass da gar kein „uns“ stand, das hatte der Übersetzer bloß aus metrischen Gründen eingefügt …
Es ist auch ein Riesenunterschied, ob du Luthers Bibelübersetzung zitierst oder eine andere. Größtenteils hat der nach der lateinischen Vulgata gearbeitet, das war eine „Übersetzung“ der griechischen Septuaginta, und die weicht bereits extrem stark von den hebräischen und aramäischen Urschriften ab. Viele Sätze, über die sich Christen im Laufe der Jahrhunderte gegenseitig die Schädel eingeschlagen haben, kommen im Urtext gar nicht vor, das hat dann der Übersetzer auf dem Gewissen…
Gruß - Petra

2 Like

Hallo,
ich weiß zwar nicht, welchen Ruf genau diese Phaidros-Ausgabe hat, aber generell hatten die Reclam-Ausgabenzu meiner Studienzeit einen ausgezeichneten Ruf und galten als gut gemacht und zuverlässig. Insofern musst du keine Sorge haben, dass dir da bei einer Seminar-Arbeit Sparsamkeit auf Kosten der Qualität unterstellt.
Für eine normale Seminararbeit würde ich immer die Ausgabe zitieren, die im Seminar selbst gelesen worden ist. Das hat auch den Vorteil, dass alle Seminarteilnehmer die gleiche Textgrundlage haben und bei Zitatstellen ziemlich schnell auf dem gleichen Nenner sind (z.B. falls ihr eure Ergebnisse untereinander austauscht oder im Seminarapparat zum Lesen ausstellt).
Für eine Abschlussarbeit oder einen Text, der veröffentlicht werden soll, ist das anders. Da sollte - falls sie von dem betreffenden Autor existiert - schon „was besseres“ sein. Falls vorhanden die historisch-kritische, sonst eventuell eine Ausgabe letzter Hand, vielleicht auch die Erstausgabe (Wenn ich z.B. etwas über die Selbstmordwelle nach Goethes Werther schreibe, macht es Sinn, exakt die Ausgabe zu nehmen, die die jungen Leute damals in den Tod getrieben hat).

Gruß - Petra
:Na klar ^^

möglicherweise könnte man aus einem Reclam-Heft im
Literaturverzeichnis könnte schließen, ich achte mehr auf den
Preis als auf die Qualität…der Gedanke kam mir auch schon.
in der Vorlesung wurde allerdings ausdrücklich das Heftchen
zur Anschaffung empfohlen, von daher denke ich, das wird schon
reichen.

vielen Dank für deine Tipps und
Grüße
Sonja

1 Like

Hallo,
ich weiß zwar nicht, welchen Ruf genau diese Phaidros-Ausgabe hat, aber generell hatten die Reclam-Ausgabenzu meiner Studienzeit einen ausgezeichneten Ruf und galten als gut gemacht und zuverlässig. Insofern musst du keine Sorge haben, dass dir da jemand bei einer Seminar-Arbeit Sparsamkeit auf Kosten der Qualität unterstellt.
Für eine normale Seminararbeit würde ich immer die Ausgabe zitieren, die im Seminar selbst gelesen worden ist. Das hat auch den Vorteil, dass alle Seminarteilnehmer die gleiche Textgrundlage haben und bei Zitatstellen ziemlich schnell auf dem gleichen Nenner sind (z.B. falls ihr eure Ergebnisse untereinander austauscht oder im Seminarapparat zum Lesen ausstellt).
Für eine Abschlussarbeit oder einen Text, der veröffentlicht werden soll, ist das anders. Da sollte - falls sie von dem betreffenden Autor existiert - schon „was besseres“ sein. Falls vorhanden die historisch-kritische, sonst eventuell eine Ausgabe letzter Hand, vielleicht auch die Erstausgabe (Wenn ich z.B. etwas über die Selbstmordwelle nach Goethes Werther schreibe, macht es Sinn, exakt die Ausgabe zu nehmen, die die jungen Leute damals in den Tod getrieben hat).

Gruß - Petra
:Na klar ^^

möglicherweise könnte man aus einem Reclam-Heft im
Literaturverzeichnis könnte schließen, ich achte mehr auf den
Preis als auf die Qualität…der Gedanke kam mir auch schon.
in der Vorlesung wurde allerdings ausdrücklich das Heftchen
zur Anschaffung empfohlen, von daher denke ich, das wird schon
reichen.

vielen Dank für deine Tipps und
Grüße
Sonja

1 Like

der Übersetzer muss nicht nur rein, weil er irgend ein
Copyright hat - sondern ganz besonders des halb, weil jede
Übersetzung immer eine bestimmte Interpretation des
Orignialtextes ist. Wenn du also nicht das griechische
Original auseinandernimmst,

Hehe, ich kann nämlich gar kein Griechisch…

sondern auf eine Übersetzung
angewiesen bist, dann interpretierst du möglicherweise
Stellen, die Platon gar nicht geschrieben hat, sondern die
vielleicht Kurt Hildebrandt dazu erfunden hat.

Das leuchtet ein. Ich hab ihn nun auch genannt und jetzt ist alles fertig gedruckt und gebrannt und bleibt so wie es ist *schweißvonderstirnwisch*

Es ist auch ein Riesenunterschied, ob du Luthers
Bibelübersetzung zitierst oder eine andere. Größtenteils hat
der nach der lateinischen Vulgata gearbeitet, das war eine
„Übersetzung“ der griechischen Septuaginta, und die weicht
bereits extrem stark von den hebräischen und aramäischen
Urschriften ab. Viele Sätze, über die sich Christen im Laufe
der Jahrhunderte gegenseitig die Schädel eingeschlagen haben,
kommen im Urtext gar nicht vor, das hat dann der Übersetzer
auf dem Gewissen…

Davon hab ich auch schon was gehört :wink:

Grüße
Sonja

Griechisch

Hehe, ich kann nämlich gar kein Griechisch…

Wie schade. Deshalb immer wieder gerne zitiert »Frei nach Brecht« von Dorothee Sölle

meine junge tochter fragt mich
griechisch lernen wozu
sym-pathein sage ich
eine menschliche fähigkeit
die tieren und maschinen abgeht
lerne konjugieren
noch ist griechisch nicht verboten«

Chaire,
Andreas