Rede zu Rücktritt von Ehrenamt (ziemlich lang)

Hallo liebe Deutsch-Sprachler,

eigentlich glaube ich, daß diese Frage nicht wirklich in dieses Brett gehört, aber ein besseres hab ich nicht gefunden.

Und zwar ist die Situation die folgende: Meine Mama hat vor 4 Jahren in einer Selbsthilfegruppe für Rheumakranke ein Ehrenamt übernommen. Ihre Aufgabe war es, die Abrechnungen der einzelnen Teilnehmer mit den Krankenkassen zu machen. Nun gab es in der Vergangenheit immer wieder Differenzen mit der ersten Vorsitzenden, so daß meine Mama ihr Amt zum Jahresende zurückgeben möchte. Sie hat auch schon eine „Kündigung“ geschrieben und als Begründung angegeben, daß sie „nicht in’s Team paßt“ (und der ersten Vorsitzenden weiteres erzählt *g*).
Nun steht Mitte Dezember die letzte Vorstandssitzung an, wo sie befürchtet von ihren enttäuschten Kolleginnen bitter angefeindet / zum Bleiben überredet zu werden. Beides will sie nicht. Nun möchte sie - gleich zu Beginn der Sitzung - einige deutliche (nicht jedoch persönlich verletzende) Worte an die Runde richten. Und - jetzt ist die Einleitung zu Ende *g* - nun hat sie mich gebeten, ihr bei der Formulierung zu helfen. Die Rede soll wirklich mündlich vorgetragen werden, also kein „offener Brief“ oder so.
Ich hätte an sowas gedacht den folgenden Text, bin aber kein Formulierungskünstler und wäre froh, wenn Ihr Eure Kommentare zu dem Text abgeben würdet.

_Liebe Name-der-Vorsitzenden, lieber Sprecherrat,

wie Ihr ja bereits wißt, werde ich mein Amt als was-auch-immer zum Jahresende niederlegen. Das hat sehr persönliche Gründe, die ich Euch in dieser Runde nicht erläutern möchte, ich bitte Euch jedoch, das so zu akzeptieren. Bitte versteht auch, daß ich weitere Fragen von Euch heute Abend zu diesem Thema nicht beantworten werde.
Gerne jedoch beantworte ich Euch Fragen über die Übergabe der entsprechenden Unterlagen und Computerprogamme und was Euch noch - im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit - wichtig erscheint.
Desweiteren möchte ich nochmals unterstreichen, daß ich für eine Wiederwahl im März unter keinen Umständen zur Verfügung stehe und lediglich noch die Abrechnung für das Jahr 2001 machen werde, jedoch keine der folgenden.
Vielen Dank für Euer Verständnis._

Am liebsten hätte ich noch eine Drohung, daß sie geht, wenn sie persönliche Beleidigungen oder so zu hören kriegt, aber wie und wo???

Ratlos dichtende Grüße

Petzi (und Mama

wg ‚Drohung‘
Hi Co-Schu,

ich mag dazu grad was sagen:

Am liebsten hätte ich noch eine Drohung, daß sie geht, wenn
sie persönliche Beleidigungen oder so zu hören kriegt, aber
wie und wo???

  1. Nicht gleich mit Erwartungen reingehen, dass die Leute sie anfeinden oder nicht. Das gehört ins „Reich der Spekulationen“ - und macht Deine Mutter nur im Vorfeld schon kirre oder schlägt sich auf ihre Art mit den anderen nieder. Außerdem ist es unfair ;o)

  2. Ich würde nicht drohen. SOLLTE es tatsächlich zu einer Bemerkung kommen, die Deine Mutter nicht gut findet, kann Sie in der Situation reagieren.
    Ich würde DANN sowas sagen wie: „Ich finde es schade, dass Du/Sie das so sagen. Ein Ehrenamt ist etwas, das man freiwillig übernimmt und gerne tut. Und ich tue es nicht mehr gerne. Bitte respektiert das.“

Wäre ja schade, wenn sowas eskaliert.
Das man Deine Mutter gerne halten möchte, damit ist ja eh zu rechnen - insbesondere wenn es um feste und aktive Posten geht. Das ist ja immer auch ein Kompliment :o)

Viele Grüße
Gitte

hallo petzi,

Nun steht Mitte Dezember die letzte Vorstandssitzung an, wo
sie befürchtet von ihren enttäuschten Kolleginnen bitter
angefeindet / zum Bleiben überredet zu werden.

das ist eine annahme, auf die ich die rede nicht aufbauen wuerde. wenn wirklich jemand mit giftigen kommantaren kommt, kann sie ja darauf reagieren und auch schon vorher ueberlegen, wie sie damit umgeht.

_Liebe Name-der-Vorsitzenden, lieber Sprecherrat,

wie Ihr ja bereits wißt, werde ich mein Amt als was-auch-immer
zum Jahresende niederlegen. Das hat sehr persönliche Gründe,
die ich Euch in dieser Runde nicht erläutern möchte, ich bitte
Euch jedoch, das so zu akzeptieren. Bitte versteht auch, daß
ich weitere Fragen von Euch heute Abend zu diesem Thema nicht
beantworten werde._

vielleicht kann sie auch noch sagen, was ihr freude gemacht hat und was sie gern gemacht hat. immerhin war sie 4 jahre dabei. und wenn sie wegen der 1. vorsitzenden geht, gibt es doch wohl gute kontakte zu anderen.

Am liebsten hätte ich noch eine Drohung, daß sie geht, wenn
sie persönliche Beleidigungen oder so zu hören kriegt, aber
wie und wo???

warum drohen? gibt es gute gruende zur annahme, dass sie persoenlich beleidigt wird? eine drohung lenkt die stimmung genau in diese richtung. ich wuerde eher die anwesenden wert schaetzen, von denen ich mich freundlich verabschieden will. wuerde von mir aus gute stimmung schaffen und verbuendetet gewinnen.

wenn ihr fuerchtet, dass die 1. vorsitzende ausfaellig wird, ueberlegt euch, wie man dieser antwortet und dabei moeglichst viele andere auf die eigene seite holt.

salut

gernot

Hallo Petzi!

Tja, das ist schwer - ich kenne ja die Situation nicht sooo gut, aber wenn ich diese Rede lesen, fühle ich: Die Person, die mir das sagt, mag mich nicht - was zur Folge hat, dass ich sie ziemlich unsympathisch finde.

Ich schließe mich der Meinung von Gernot an und erweitere um folgende Gedanken:

Deine Mutter sollte ihre Enttäuschung nicht so offen zur Schau stellen. Am besten wäre, sie könnte den ganzen Frust mal loswerden. (Vielleicht schreibt sie einen „Brief“, der aber nie abgeschickt wird? Mir hat das schon oft geholfen, mir alles von der Seele zu schreiben!) Wenn dann die große Wut vorbei ist, lässt sich das Ganze auch anders, nämlich freundlicher, formulieren (und rüberbringen!!!).

Ich kenne Deine Mutter nicht, aber sie muss eine wunderbare, warmherzige Frau sein, wärst Du sonst so geworden? :wink:
Aber die bisherige Rede ist sehr gut geeignet, Deine Mutter als „blöde, eingebildete Kuh“ dastehen zu lassen - und sie will doch hinterher nicht nur Feinde haben?

Deshalb schlage ich ihr folgende Rede vor:

_Liebe Name-der-Vorsitzenden, lieber Sprecherrat,

ich habe mein Amt als was-auch-immer vor vier Jahren mit Freude übernommen und gerne für euch alle diesen Dienst verrichtet. Es waren wechselvolle Jahre mit schönen und auch weniger schönen Zeiten. Und wie es die Zeit so mit sich bringt, finden Veränderungen statt – und ich fühle, dass jetzt für mich der Zeitpunkt gekommen ist, jemand anderem dieses Amt zu überlassen. Das hat sehr persönliche Gründe, die ich eigentlich nicht näher erläutern möchte. Ihr dürft euch alle jetzt überlegen, ob diese Amt nicht eine Herausforderung für euch wäre, und ich bin gerne bereit, meine Nachfolgerin bzw. meinen Nachfolger in der Anfangszeit mit Rat und Tat zu unterstützen, was das Computerprogramm und die entsprechenden Unterlagen betrifft. Selbstverständlich lasse ich jetzt nicht alles fallen sondern mache noch die Abrechnung für das abgelaufene Jahr, das versteht sich! Sollte noch jemand Fragen zu meiner Tätigkeit haben, bin ich auch gerne bereit, diese zu beantworten, nur bitte ich euch, nicht in mich zu dringen, was die Gründe sind, warum ich gehe. Außerdem möchte ich jetzt nicht zum Bleiben überredet werden, mein Entschluss steht unumstößlich fest. Danke! *indierundestrahle* Danke für euer Verständnis!_

Petzi (und Mama

*Hannaknuddel*
Huhu Hanna,

waow, super! Du sagst genau das gleiche, aber mit viel, viel schöneren und freundlicheren Worten! Super! Genau das wollte ich! Und so nachträglich finde ich meinen ersten Text auch eher aggressiv.

Lieben Dank und Knuddel (und Sternchen *g*)

Petzi

Hallo Gernot,

auch Dir ganz lieben Dank für Deine Antwort. Wie ich ja schon bei Hanna gesagt habe, habt Ihr völlig Recht, daß meine erste Version ne sehr unangenehme Atmosphäre schafft.

vielleicht kann sie auch noch sagen, was ihr freude gemacht
hat und was sie gern gemacht hat.

Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt, denn die Arbeit selber fand sie ja klasse!

warum drohen? gibt es gute gruende zur annahme, dass sie
persoenlich beleidigt wird?

Ja, die ersten persönlichen Gespräche nach ihrer „Kündigung“ waren wohl stark in der Richtung…

wenn ihr fuerchtet, dass die 1. vorsitzende ausfaellig wird,
ueberlegt euch, wie man dieser antwortet und dabei moeglichst
viele andere auf die eigene seite holt.

Ja, wobei ich natürlich verstehen kann, daß die die bleiben ihre erste Vorsitzende unterstüzten bzw. schweigen. Denn das Ziel soll ja nicht eine Parteienbildung sein :wink:

Lieben Dank für Deine Antwort

Petzi

Hi Co-Schu,

  1. Nicht gleich mit Erwartungen reingehen, dass die Leute sie
    anfeinden oder nicht. Das gehört ins „Reich der Spekulationen“

*hihi* Wobei der Verdacht - nun - nicht ganz aus der Luft gegriffen ist…

  • und macht Deine Mutter nur im Vorfeld schon kirre oder
    schlägt sich auf ihre Art mit den anderen nieder.

Ja, kirre ist sie schon. Aber ich werde versuchen, sie besten Wissens und Gewissens zu beruhigen :wink:

  1. Ich würde nicht drohen. SOLLTE es tatsächlich zu einer
    Bemerkung kommen, die Deine Mutter nicht gut findet, kann Sie
    in der Situation reagieren.

*lach* Ich hatte gedacht, daß man das präventiv gleich anspricht, andererseits sehe ich ja auch ein, daß sie damit erstmal den anderen Böses unterstellt, was ja wirklich nicht sehr fair ist :wink: Auf jeden Fall geb ich ihr auch Deine Formulierungen dazu weiter, so daß sie dann gerüstet ist *g*

Lieben Dank

Co-Schu

PS: Hoffentlich geht heute alles gut :wink: