Hallo Rolf,
ohne jetzt besonders viele aufzählen zu können, scheinen mir derartige Wendungen im Französischen nicht seltener zu sein als im Deutschen. Jetzt geht mir Georges Moustakis „Les amis de Georges“ im Kopf rum,
Les amis de Georges, on les reconnaissait
A leur manière de n’être pas trop pressés
De rentrer dans le rang pour devenir quelqu’un
Ils traversaient la vie comme des arlequins ,
da brauche ich auch nicht weiter suchen: Die zerebrale CPU ist ziemlich ausgelastet. Trotzdem ein paar freilich nicht repräsentative Exempel:
Generell gibt es bei Nachbars wohl einen weniger befangenen Umgang mit derlei Wendungen (vgl. oben - ein deutscher „Achtundsechziger“ wäre da wohl vorsichtiger): Das Bundesverdienstkreuz zitiert zwar noch die alte Form, aber „Ritter der Ehrenlegion“ gäbe es in den deutschen Republiken nach 1949 wohl kaum, und die französische Feuerwehr besteht heute noch aus Sappeuren (sapeurs-pompiers), während im Deutschen ein Begriff wie „Feuerlöschpioniere“ nicht gut vorstellbar ist - das hat allerdings auch mit dem hiesigen Konzept der Feuerwehren zu tun, das auf ziviler gegenseitiger Hilfe aufbaut, während in F die Sapeurs-Pompiers de Paris noch bis in die 1990er Jahre formal eine Einheit der Armee waren und dem Verteidigungsminister als oberstem Dienstherr unterstellt waren: Zur Freude vieler junger Ärzte und Ingenieure, die auf diese Weise einen interessanten Militärdienst ableisten konnten, während ihre Jahrgänger viele Monate lang damit verbrachten, auf irgendwas zu warten, wenn sie nicht grade von jemandem mit einer bunt verzierten Jacke und einer albernen Mütze in eher unhöflicher Weise herumgescheucht wurden.
Neue Projekte, Produkte etc. werden „abgefeuert“ (lancé), während man sie hierzulande bloß aus dem Hangar rollt, aber immerhin in der Sprache der Sieger (roll out). Wenn im Bus einer Reisegruppe nach einer Besichtigung nachgeschaut wird, ob alle da sind, ruft auch unter Leuten mit ordentlicher Erziehung und Bildung irgendeiner: „Salle 5 - présent!“
Heute ist in Le Monde eine kleine Karikatur von Xavier Gorce anlässlich der Präsentation des Berichts der „Commission Jospin“ zur Reform des Senats und der Ämter im Staatswesen (François Hollande liebt Kommissionen und Berichte - seine Parteifreunde fänden es schick, wenn er mal konkrete Konsequenzen aus den Berichten zöge und etwas Sicht- und Greifbares unternähme), in der der Oberpinguin von den „Indégivrables“ strahlend ein dickes Dossier in der Hand hält: „Waaa! Encore un rapport qui est de la bombe!“ (Heee! Dieser Bericht ist wieder eine richtige Bombe!) (…) „On va tout faire péter!“ (Wir werden alles in die Luft jagen!)
Interessant am Rande die Existenz von deutschen Lehnworten im Französischen aus militärischem Zusammenhang: Die kleineren Bunker der Maginot-Linie, von MG-Stellungen für zwei oder drei Mann bis zu kleineren PaK-Stellungen, die von den großen Artilleriebunkern unabhängig sind, heißen „les blockhaus“, auch wenn sie nach 1918 nicht mehr aus Baumstämmen gezimmert wurden, und „le hinterland“, lt. „Petit Robert“ erst seit 1894 in Gebrauch, scheint mir auch ursprünglich in kriegerischem Zusammenhang zu stehen.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder