Reformationsgegner und die Gegenreformation

Hallo!

Das Wort Gegenreformation besteht aus den Wörtern gegen und Reformation. Ist das gleichbedeutend mit einer Reformation, die sich gegen irgendetwas richtet? Ein Reformationsgegner wird vermutlich keine Gegenreformation starten, oder?

Hallo!

Ein Reformationsgegner wird vermutlich keine Gegenreformation starten

Nun doch. Das historische Beispiel zeigt es - meines Wissens werden die beiden Begriffe ohnehin nur zur Bezeichnung für ganz spezifische Entwicklungen im 16. Jh. verwendet, nicht allgemeinsprachlich: „Reformation“ heißt der von Luther (und anderen) gestartete Wandel in der Glaubenswelt, der zur Glaubensspaltung führte, obwohl Luther zunächst nicht eine neue christliche Kirche gründen, sondern die „alte“ Kirche reformieren wollte. Als Gegenreformation bezeichnet man die von der katholischen Kirche (= der idealtypische „Reformationsgegner“, oder?) danach unternommenen Bemühungen, durch innere Reformen und Aggression nach außen den Reformierten wieder Gläubige „abzunehmen“ - es waren also gegen die luthersche Reformation gerichtete Aktionen.
Grüße
mitzisch

Das stimmt natürlich. Diese Reformationsgegner waren gegen eine ganz spezielle Reformation und starteten die Gegenreformation. Eine Gegenreformation ist aber rein syntaktisch betrachtet eine spezielle Art von Reformation. Ein anderes Beispiel: Ein Gegengläubiger ist ein Gläubiger, der sich gegen irgendetwas richtet. Ein Glaubensgegner ist ein Gegner irgendeines Glaubens. Oder kann man das drehen und wenden, wie man möchte? Mir geht es nicht primär um die Semantik.

Eine interessante und schwierige Frage, wie ich finde. Von der Wortbildung her ist ein Gegen-Objekt meist ein Objekt, das gegen das eigentliche namensgleiche Objekt gerichtet ist:
Der Gegenkaiser/Gegenpapst wird als Kaiser/Papst gegen den eigentlichen Kaiser/Papst aufgestellt.
Das Gegenfeuer ist ein Feuer, um das ursprüngliche Feuer zu bekämpfen.
Also ist die Gegenreformation eigentlich eine Reformation gegen eine Reformation. Ob das historische Beispiel der Gegenreformation dieser Bedeutung entspricht, kann ich nicht sagen, dafür sind meine Kenntnisse über die Vorgänge nicht genau genug.
Das Gläubigerbeispiel ist meines Erachtens nicht geeignet, weil der Begriff des Gläubigers heute eine spezielle Bedeutung hat, die mit dem Begriff des Glaubens nicht (mehr) im Zusammenhang steht.

Grüße,
Frhr. v. Doppelripp

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Hallo,

Also ist die Gegenreformation eigentlich eine Reformation
gegen eine Reformation. Ob das historische Beispiel der
Gegenreformation dieser Bedeutung entspricht, kann ich nicht
sagen, dafür sind meine Kenntnisse über die Vorgänge nicht
genau genug.

genau so ist es jedoch. Die Gegenreformation war nicht nur ein politischer ‚rollback‘ und gegen die Reformationen Luthers, Calvins und Zwinglis gerichtet. Sie war zunächst nach innen gerichtet (sog. ‚katholische Reform‘) - sonst hätte sie der Reformation nicht entgegen treten können. Entscheidend war hier das Konzil von Trient (Tridentinum) 1545 - 1563.

Freundliche Grüße,
Ralf

Mir geht es nicht primär um die Semantik.

Mir ist nicht klar, um was es dir dann geht. Was diese Worte bedeuten können, hast du dir doch selbst beantwortet.
Nochmal auf „Gegenreformation“ bezogen: Es gibt nicht „eine G.“, sondern nur „die G.“ - der Begriff bezieht sich seit dem 18. Jh. auf ganz bestimmte historische Prozesse in Dtld. Ob er dafür die beste Bezeichnung ist, sei dahingestellt, weil hier OT.
Und „Gegengläubiger“ gibt es (meines Wissens) nicht als Wort bzw. du hast es gerade erfunden, also kannst du es definieren.
Verwirrte Grüße
mitzisch

Hallo,

Ob das historische Beispiel der
Gegenreformation dieser Bedeutung entspricht, kann ich nicht
sagen, dafür sind meine Kenntnisse über die Vorgänge nicht
genau genug.

genau so ist es jedoch.

Sach ich doch =) (nur nicht so schön wie du, weil es ja mehr eine sprachliche Frage war).
Danke für die Präzisierung!
mitzisch