Reformismus / Reformissimus

Hallo Experten,

Meine Frage ist:

Warum kann man die hierzulande anstehenden scheinbaren Hauptprobleme (Arbeitslosigkeit, Demographische Lücke mit Konsequenz für die Sozialversicherungssysteme, Lohnnebenkosten, schwächelndes Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt, etc.)nicht mit den klassischen Mitteln der Konjunkturpolitik der 60 er und 70 er Jahre des vergangenen Jahrhunderts lösen (Minister Erhardt, Schiller, (große später sozialliberale Koalition) antizyklisches Verhalten der Wirtschaftspolitik getreu nach Keynes).

Ich möchte an dieser Stelle keine Aufschreie provozieren, daß unser Land sowie so schon hoch genug verschuldet ist, um noch staatliche Konjunkturprogramme aufzulegen. Gleichfalls möchte ich hier keine versteckte Reklame für Oskar L. machen. Mir fiel nur auf, daß Herr Rüttgers neulich einen gewaltigen Stunk produziert hat, nur weil er glaubte verkünden zu müssen, daß Steuergeschenke an die Unternehmer allein noch keien Investitionsbereitschaft hervorruft (besonders wenn man den Durchschnittskonsumenten im Gegensatz dazu das Geld wieder massiv aus der Tasche zieht).

Gruß

Ewald

Man weiss gar nicht, ob die Herren das seinerzeit
so geplant haben und schnipp, war das Wirstschaftwunder
da, es könnte auch einfach eine Rückbetrachtung sein,
über eine günstige Zeit, ob es die gezielten Massnahmen mit
entsprechender Wirkung überhaupt gab, und ob die Wirkung nochmal so eintreffen würde, ist fraglich.

Ich bin mir aber ziemlich sicher,
dass die seinerzeitigen Kinder- und Arbeitnehmer
und Vorsorgefreibeträge und die progressive Steuerentlastung
von Arbeitnehmern und Klein/Mittelselbstständigen inflationsbereinigt
wesentliche mehr Wert hatten als heute.
Das hat man ihnen abgenommen, zugunsten reiner oder überwiegender
Leistungsbezieher und Richtiggutverdiener, gerade kinderloser
Singles und zur Ausweitung des Staatswesens und der Verwässerung der Bildung.

So sieht es zumindest auch indirekt der Kurt Beck,
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,434…
das mit den Kinderlosen hat er zwar so nicht gesagt,
aber seine Initiative für kostenlose Kitas meint das wohl.
Der Landesparteifreund und Minister Rüttgers namens Laschet
hat dann gesagt, Becks Land sei Profiteur des Finanzausgleichs,
während Laschets Land Nettozahler sei, da müsse man dann
leider zu ungunsten RPs kürzen.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Man weiss gar nicht, ob die Herren das seinerzeit
so geplant haben und schnipp, war das Wirstschaftwunder
da, es könnte auch einfach eine Rückbetrachtung sein,
über eine günstige Zeit, ob es die gezielten Massnahmen mit
entsprechender Wirkung überhaupt gab, und ob die Wirkung
nochmal so eintreffen würde, ist fraglich.

Ich bin mir aber ziemlich sicher,
dass die seinerzeitigen Kinder- und Arbeitnehmer
und Vorsorgefreibeträge und die progressive Steuerentlastung
von Arbeitnehmern und Klein/Mittelselbstständigen
inflationsbereinigt
wesentliche mehr Wert hatten als heute.
Das hat man ihnen abgenommen, zugunsten reiner oder
überwiegender
Leistungsbezieher und Richtiggutverdiener, gerade kinderloser
Singles und zur Ausweitung des Staatswesens und der
Verwässerung der Bildung.

So sieht es zumindest auch indirekt der Kurt Beck,
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,434…
das mit den Kinderlosen hat er zwar so nicht gesagt,
aber seine Initiative für kostenlose Kitas meint das wohl.
Der Landesparteifreund und Minister Rüttgers namens Laschet
hat dann gesagt, Becks Land sei Profiteur des
Finanzausgleichs,
während Laschets Land Nettozahler sei, da müsse man dann
leider zu ungunsten RPs kürzen.

Erstmal vielen Dank für die Antwort,

Was ich bei diesem Thema echt nicht verstehe ist,

-wie kann man angesichts eines seit der Äera Kohl betriebenen Reformismus (Verschlankung des Staates, Privatisierung, Aufbrechen von Tarifstrukturen, Förderung der Eigenverantwortung, Hartz IV, private Absicherung des Existenzminimums etc.) von Fortschritten für die Situation Aller in der BRD lebenden Bürger sprechen?

Beispiel demographische Entwicklung:

Viel gefeierte Ergebnisse der sog. Reformer sind: zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse mit reduzierten Löhnen, Minijobs, Ein-Euro-Jobs usw… Das betrifft mindestens 2 Millionen Beschäftigte. Lassen wir mal die Hälfte davon in einem familienplanungsfähigen Lebensalter sein, dann stellt sich für diesen Personenkreis Zukunfts- und Familienplanung als ziemlich riskante Sache dar. Auf der anderen Seite wird gesagt, das zukünftigt Beitragszahler fehlen werden, was Wunder. So lassen sich endlos weitere Beispiele konstruieren…

Ich bin der Ansicht das man Menschen nur dann eine Perspektive geben kann, wenn der Staat sich mehr ins Zeug legt. Das ist mit dem gegenwärtigen neoliberalen Nachplapperverein wohl leider nicht möglich (Rühmliche Ausnahmen ausgenommen). Vielleicht dämmert es ja doch bei einigen dieser Herren mal so langsam, s. Beispiel Rüttgers).

Dennoch: Schade, um die Zeit, die für solche „Experimente“ draufgeht, seit Kohl immerhin 1/3 eines Lebens.

Gruß

Ewald

Ich glaub der OP meinte hier die Phase bis Erhard Mitte Brandt,
also das deutsche Wirstchaftwunder.
ich sage dazu, dass es einige günstige Faktoren gab,
und es hinterher alles nur geplant aussah,
und man nicht weiss ob die seinerzeitigen Massnahmen
überhaupt existierten und ob sie heute wirken würden.
Einer von diesen günstige Umständen war wirstschaftlich
der Schah von Persien der Unmengen Öl verkaufte und kräftig
kaufte, es gab kaum die Pille und wenig Abtreibungen,
heiraten/gemeinsam erzogenen Kinder planen war noch nicht
so gefährlich für wirtschaftlich stärkere Partner.

Zu Kohls Aktivitäten kann ich wenig sagen,
ihn interessierte erstmal die Deutsche Einheit,
die Spätaussiedler, Berlin als Hauptstadt etc etc.

Die Nettoreproduktionsrate ist nun stetig gesunken
und im Iran kann es bald wieder brodeln.
GKV Beiträge steigen.

Nachdem die Republik ausser dem Antidiskriminierungsgesetzt
nun alle völkischen, sozialen und freiheitlichen und
gleichberechtigungs Hürden genommen hat,
ist es an der Zeit, die qualifizierten Arbeitkräfte der
m.o.w Menschereperatur und des Ingenieurwesens, die dabei auch noch Kinder erziehen; das GEFÜHL zu geben, dass ihn nicht mehr ständig genommen wird, sondern dass man ihnen auch mal was zurückgibt,
so der Beck.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

bitte nicht falsch verstehen
ich bin kein Nostalgiker des Wirtschaftswunders. Meine Eingangsfrage bezog sich darauf, ob die Mittel der damaligen Konjunkturlenkung (grob geschätzt bis Ende der Äera Helmut Schmidt) nicht die besseren waren als die heutige Neo-Liberalismus.

Ich fragte, ob die gegenwärtig aktuellen Probleme (Massenarbeitslosigkeit, angebliche baldige/zukünftige Zahlungsunfähigkeit der Sozialsysteme -um nur einige zu nennen) besser mit einer Volkswirtschaftspolitik -Modell Keynes- hätten gelöst werden können, bzw. gar nicht vorhanden wären. Also salopp gefragt: Sind wir (also das normale Volk) nur Opfer einer neoliberalen Kampagne, die mit dem Lambsdorff Papier von 1982 eingeleitet wurde und sich über die Äera Kohl, Schröder bis heute fortsetzt. Profiteure dieses vermeintlichen Polit-Bluffs wären unter anderem die Versicherungsunternehmen, die Riesenumsätze mit der privaten Altervorsorge verzeichnen bzw. erwarten können, nachdem eine Truppe von Politikern, sog. Experten, Talkschau-Promis und anderen unfähigen Elementen das Volk mit jahrzehntelangen Hiobsbotschaften übernahmereif für die Obhut der Versicherungsgesellschaften gelabert haben.

Nachzulesen ist das alles bei Albert Müller (Titel lautet ungefähr: Wie unfähige Eliten unser Land kaputtgemacht haben, Verlag Droemer)

Gruß

Ewald