Rehzucht

Hallo, Wissende,

In letzer Zeit habe ich öfters Rehgehege gesehen, die offensichtlich einem viehwirtschaftlichen Zweck dienten, d.h. der Fleischerzeugung.

Meine Frage ist : Kann man denn Rehe wie Kühe auf der Weide halten ?
Worauf ich hinaus will ist - wenn das so einfach geht, warum haben nicht schon unsere Vorfahren vor 8.000 Jahren damit angefangen, sie zu züchten ?

MfG
Klaus

Hallo Klaus

Derzeit gibt es ca 100 domestizierte Tierarten, vom Hund über das Schaf zur Laborratte und Goldfisch und schließlich die Honigbiene. Was haben diese Tiere gemeinsam? Sie sind alle gesellig. Mir ist kein Haustier bekannt, daß in der Stammform als Einzelgänger lebt. Das trifft aber auf Rehe fast immer zu. Außer im Winter, besonders Januar und Februar, sind Rehe strickte Einzelgänger. Zusätzlich erschwehrend ist eine normale Agressivität der Rehböcke im Frühsommer und die generell sehr schwierige Ernährung der Tiere (sie sind Browser, fressen also Blätter und Kräuter, nicht einfach nur Gras).

Was Du gesehen hast waren auch sicher keine Rehe. Nur ganz wenige Tierparke oder Zoos trauen sich die Haltung zu. Du hast sicher Damhirsche gesehen. Diese Mittelmeer-Hirsche wurden tatsächlich schon in der Antike gehalten und sind mit den Römern nach Mitteleuropa gebracht worden (angeblich zu kultischen, sprich- Opfer-zwecken). Ab der Renaissance wurden sie wieder bei uns vermehrt gehalten. Seit dieser Zeit sind einige Exemplare entlaufen oder von jagdbegeisterten Fürsten entlaufen worden und haben sich stellenweise in freier Natur gut etabliert.
Zusätzlich kann man aber die Tiere auch gut im Gatter halten - meist zu Fleischproduktion.

Zum Vergleich noch schnell:
http://de.wikipedia.org/wiki/Reh
http://de.wikipedia.org/wiki/Damwild
Und weil ich immer höre, das Reh sei die Frau vom Hirsch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rothirsch

Gruß
Andreas

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

bist Du sicher, dass es Rehe sind? Bei uns gibt es auch solche Gehege/Weiden, die Tiere sehen aber eher wie eine Hirschart aus, ähnlich wie Rotwild. Möglicherweise ist es eine Art, welche sich anders als unsere heimischen Hirscharten besser als Nutztier eignet.

Gruß,

Myriam

Hallo!

Mir ist kein Haustier bekannt, daß in der Stammform
als Einzelgänger lebt.

Wie wärs mit der Katze?

Ansonsten sehr schöner Beitrag, da bleibt mir nichts hinzuzufügen ^^

lieben Gruß
aj

Hi,

Mir ist kein Haustier bekannt, daß in der Stammform
als Einzelgänger lebt.

Wie wärs mit der Katze?

Katzen werden zwar gerne einzeln gehalten, sind aber trotzdem keine Tiere die gerne einsam leben. Der Mensch ist nur eine Notlösung. Sowas wie das Aspirin für den Heroin Junkie!

Katzen werden zwar gerne einzeln gehalten, sind aber trotzdem
keine Tiere die gerne einsam leben. Der Mensch ist nur eine
Notlösung. Sowas wie das Aspirin für den Heroin Junkie!

Hi

Hauskatzen leben gerne mal gesellig, aber Wildkatzen (bis auf Ausnahmen wie der Löwe) leben doch relativ einsam…

Grüße

Laralinda

Und was hat Wildkatze mit Hauskatze zu tun?
Die Abstammung ist eine Andere. Daher kann es auch zu Verhaltensunterschieden kommen.

Steffen

Hi Andreas,
kann deiner Aussage nicht ganz zustimmen. Rehe sind keine echten Einzelgänger. Die Böcke ohne Einstand sind ziehend, aber haben sie einen Einstand, leben sie in kleinen Gruppen von idR. 1 Bock ,2-3 Weibchen.
„Feldrehe“(Rehe die fast ausschließlich auf Feldern leben und nicht im Wald z.B. oft um die Gegend von Herrenberg BW zu sehen(in Norddeutschland denk ich eher die Regel aus die Ausnahme bin aber nicht sicher) leben auch in Gruppen von bis zu 40 Tieren und das auch außerhalb der Winterzeit. Der Sinn ist der Instinkt daß eine Gruppe sicherer ist als ein Einzelnes Tier gegen Fressfeinde.

Das Problem der Haltung ist daß Rehe Konzentratselektierer sind und keine Rauhgrasfresser.
Dies aber sind so weit mir bekannt alle Hirscharten.
Daher ist die Haltung recht kompliziert und extrem kostenintensiv. Bisher sind die mir bekannt gewordenen Versuche alle genau daran gescheitert.

Gruß Steffen

Und was hat Wildkatze mit Hauskatze zu tun?
Die Abstammung ist eine Andere. Daher kann es auch zu
Verhaltensunterschieden kommen.

Dann stimmen gleich mehrere Wiki-Artikel nicht, in denen steht, dass die heutige Forschung davon ausgeht, dass die Hauskatze von verschiedenen Wildkatzenarten (die einzelgängerisch leben) abstammen müsste.

guter artikel

http://www.cats.a-pawelzik.de/html/katzen_abstammung…

Hallo,

nun hieß es aber im Posting von Andreas „Mir ist kein Haustier bekannt, daß in der Stammform als Einzelgänger lebt“

da die Hauskatze von verschiedenen Wildkatzenarten (verschiedenen Falbkatzen) abstammt, kann man selbige als die Stammform ansehen. Falbkatzen sind aber Einzelgänger mit sehr begrenzten sozialen Kontakten zu Artgenossen. Damit kennt Andreas nun ein Haustier, das in seiner Stammform als Einzelgänger lebt. Mir ist jetzt keine Unterart von Felis Silvestris bekannt, die nicht einzelgängerisch leben würde (von unseren Hauskatzen mal abgesehen).

Gruß, Niels

Hallo Steffen

Rehe sind keine
echten Einzelgänger. Die Böcke ohne Einstand sind ziehend,
aber haben sie einen Einstand, leben sie in kleinen Gruppen
von idR. 1 Bock ,2-3 Weibchen.

Im April erkämpfen sich die Böcke ihre Reviere. Diese werden durch Duft und Fegestellen markiert. Anschließend werden alle weiteren Böcke aus dem Revier vertrieben, die Geißen allenfals geduldet. Daß sie mit diesen in Gruppen leben, davon kann überhaupt nicht die Rede sein. Eine Kontaktaufnahme zu den Geißen nehmen die Böcke erst in der zweiwöchigen Paarungszeit (also derzeit) ein. Nähert sich der Bock vorher, wehrt die führende Geiß diesen äußerst rabiat ab. Nach der Paarungszeit entspannt sich das Verhältnis wieder, aber gemeinsame Gruppen bilden sie frühestens nach dem Verfärben im Oktober wieder.

„Feldrehe“(Rehe die fast ausschließlich auf Feldern leben und
nicht im Wald z.B. oft um die Gegend von Herrenberg BW zu
sehen(in Norddeutschland denk ich eher die Regel aus die
Ausnahme bin aber nicht sicher) leben auch in Gruppen von bis
zu 40 Tieren und das auch außerhalb der Winterzeit. Der Sinn
ist der Instinkt daß eine Gruppe sicherer ist als ein
Einzelnes Tier gegen Fressfeinde.

Von Sprüngen im Sommer habe ich auch schon gehört, wobei ein gewisser Teil dem Jägerlatein zuzuordnen sein dürfte. Auch in den ausgewiesenen Feld-Revieren Rheinhessens habe ich solche Gruppen nur in der kalten Jahreszeit gesehen.

Das Problem der Haltung ist daß Rehe Konzentratselektierer
sind und keine Rauhgrasfresser.

Das ist korrekt. Häufiger wird der Begriff Nahrungsselektierer verwendet.

Dies aber sind so weit mir bekannt alle Hirscharten.

Das allerdings nicht. Insbesondere Rotwild aber auch Damwild (U:Fam. Cervinae)neigt doch mehr zum flächenmäßigen grasen. Haben diese Tiere die Möglichkeit, stellen sie ihre Aktivitätszeiten und ihre Habitate vom versteckten dämmerungs- und nachtaktiven Waldleben sehrschnell auf tagaktives Offenlandleben um. Derartiges ist besonders gut bei den Wapiti in Nordamerika außerhalb und innerhalb der jagdfreien Nationalparks zu beobachten.
Unter den Hirschartigen findet man die reinen Nahrungsselektierer unter den Trughirschen (Capreolinae), wie eben Elch und Reh.

Gruß
Andreas

1 Like

Hallo Niels

Damit kennt
Andreas nun ein Haustier, das in seiner Stammform als
Einzelgänger lebt.

Stimmt, hab nicht dran gedacht, Danke.

Gruß
Andreas

Ach puh, dann muss ich nicht schreiben… wäre genau meine Antwort gewesen :wink:

Dann können wir das Off-Topic ja wieder verlassen :wink:

Hallo,

Stimmt, hab nicht dran gedacht, Danke.

ich wüsste da noch eins: das Frettchen.

Gruß, Niels

Hallo,

In letzer Zeit habe ich öfters Rehgehege gesehen, die
offensichtlich einem viehwirtschaftlichen Zweck dienten, d.h.
der Fleischerzeugung.

Wenn dieses Posting nicht unter „Zoologi“, sondern unter „Biologi“ stehen würde, dan würde vielleicht jemand der sich mit Wald und Forstplflanzen auskennt erklären, dass ein Rehgehege Rehe aus den anplanzungen weghalten soll.

Da ich aber nur Zoologe bin kann ich da natürlich nur mutmassen (ich weiss aber, dass es solche Zäune gibt um Anpflanzungen zu schützen und, dass Rehe grossen Schaden an Unterwald und Baumnachwuchs anrichten können).

grüsse Ole

Hallo,

was du über Gehegeschutz schreibst, stimmt natürlich.
Aber die „Rehe“ (Dammwild) bei uns um die Ecke, sind eindeutig zum Verzehr gedacht.

Gruß
Elke

Hallo Ole,

es gibt beide Arten von Einzäunung, je nach dem was man schützen will.

  1. Wildgatter
    Eine Einzäunung um darin Wild (z.B. Damwild, Wildschweine …) zu halten.
    Entweder zur Fleischproduktion oder als „Waldtierzoo“.
    Rehe kann man aufgrund ihrer Lebensweise nicht in solchen Gattern halten.

  2. Wildschutzzaun
    a)innerhalb des Waldes
    Eine Einzäunung um einen Aufforstungsbereich des Waldes, um die jungen Bäume vor dem „Verbiß“ (Abknabbern der Triebe und Rinde) und dem „Fegen“ (Gehörn scheuern) der Rehböcke und nicht zuletzt den Menschen zu schützen.

b)an Straßen im Waldbereich
Hier schützt die Einzäunung Wild und Autofahrer voreinander, damit weder die einen noch die anderen zu Schaden kommen.

Alle 3 Zäune sind bautechnisch oftmals gleich. Es kommt immer nur darauf an wer innen und wer außen ist.

Gruß Steffi

Hallo Niels

ich wüsste da noch eins: das Frettchen.

Ich bin mir da nicht so sicher. Soweit ich weiß, leben Iltisse im Familienverband.

Gruß
Andreas