Radikal kommt von lat. radix = Wurzel, bedeutet also von der Wurzel, von der Ursache, grundsätzlich, gründlich, und hat noch nicht automatisch was mit antidemodemokratisch oder verfassungsfeindlich zu tun, auch nicht mit unbedingt mit rechts oder links.
Z.B. wird „radikal“ auch nicht von den Staatsbehörden in Deutschland als gefährlich eingestuft, sondern das heißt dann „extremistisch“.
Radikal ist z.B. nach Meinung vieler Leute auch die FDP, nämlich „marktradikal“, manche betrachten sie sogar als extremistisch, weil sie die verfassungsmäßige Ordnung untergräbt, nach Meinung dieser Leute.
Sozusagen die „Taliban der Marktwirtschaft“, wie es mal jemand etwas ironisch formuliert hat.
Während diese „Marktradikalen“ wiederum Linke oder Rechte gelegentlich als radikal oder extrem einstufen.
Es ist also eine Frage des politischen Standpunkts.
Im eigentlichen Wortsinne ist z.B. eine radikale Lösung eine, die ein Problem von Grund auf und dauerhaft behebt, wie zum Beispiel in der Medizin, wo eine radikale Lösung z.B. eine Amputation eines entzündeten Beines ist, weil dann die Gefahr einer lebensgefährlichen Blutvergiftung von vornherein beseitigt wäre, allerdings für den Patienten ein neues dauerhaftes Problem auftaucht: er hat nur noch ein Bein.
Während bei dem Bein die Gabe von Antibiotika nicht radikal wäre, sondern therapeutisch, aber riskant, falls die Medikamente nicht mehr rechtzeitig die Entzündung beheben können, könnte der Patient an einer Blutvergiftung sterben.
Oder z.B. eine chirurgische Enfernung eines Zahns, wäre medizinisch radikal, also an die Wurzel gehend, im wahrsten Sinne des Wortes, weil der Zahn mit der Wurzel rausgezogen würde, während die Gabe eines Schmerzmittels nur symptomatisch wäre. Der Zahn würde aber nach einer Weile wieder weh tun.
Eine Füllung wäre dann ein Mittelding, sozusagen eine reformistische Lösung.
Ein Geschwür rausschneiden wäre eine radikale Behandlung, eine Salbe draufschmieren, wäre eine oberflächliche Behandlung.
Es kommt also darauf an, wie ein Problem konkret aussieht, der Gegensatz von radikal kann dann je nach dem z.B. reformistisch, aufschiebend, oberflächlich, oder symptomatisch heißen.
Demokratiefeindlich wäre zunächst mal alles, was die demokratische Staatsform abschaffen will. Das heißt in Deutschland aber wie gesagt extremistisch, nicht radikal.
Zum Reichstag/Weimarer Republik:
Es wird zum Beispiel u.a. von Liberalen gerne gesagt, in der Weimarer Republik seine die linken und die rechten Parteien der Grund für die Machtergreifung Hitlers gewesen, weil sie beide für undemokratische Staatsformen also extremistisch gewesen seinen. Diese beiden Lager würden aber selber eher gesagt haben, sie seien radikal.
In der Realität waren es dann aber die Liberalen, die christliche und bürgerliche Mitte (sozusagen die Vorgänger der FDP und der CDU/CSU), die sich heutzutage als gemäßigt, als Volksparteien oder demokratische Mitte bzeichnen, die dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt haben, und damit Hitler die Macht in die Hand gegeben haben, und zwar so extreme Macht, dass dieser mit der NSDAP die Demokratie beseitigen und eine extreme Diktatur errichten konnte.
Während die Kommunisten schon geflohen, gefangen oder ermordet waren, und nicht mehr abstimmen konnten, und die SPD dagegen gestimmt hatte.
Gruß Uwe