Hallo miteinander,
in einer Diskussion kam die Behauptung auf, daß Urlaub machen im Ausland, immer politisch sei.
Wie seht ihr das?
gespannte Grüße
Minnie
Hallo miteinander,
in einer Diskussion kam die Behauptung auf, daß Urlaub machen im Ausland, immer politisch sei.
Wie seht ihr das?
gespannte Grüße
Minnie
Hallo miteinander,
in einer Diskussion kam die Behauptung auf, daß Urlaub machen
im Ausland, immer politisch sei.Wie seht ihr das?
Hi
Kurze Antwort: Anders!
Sehen wir es realistisch: die meisten wollen im Urlaub ausspannen. da geht es schlicht um das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die politischen Verhältnisse in dem zieklstaat spielen dabei die geringste Rolle.
Beim Touristen ist also die wahl des Urlaubszieles üblicherweise nicht politisch motiviert.
natürlich kann es sein, dass ein Staat den „Touri vulgaris“ als „kulturell-politische Bedrohung“ auffasst und den tourismus stark einschränkt, oder dass politische Terroristen versuchen, durch Anschläge auf Touristen den Staat selber zu schädigen.
Gruß
Mike
Hallo Minnie,
nun ja, man kann’s auch so sehen:
Wenn du z.B. in den 80er Jahren in Suedafrika Urlaub
gemacht hast, dann hast du allein durch deine
Anwesenheit dort das Apartheid-Regime unterstuetzt.
Oder: Wenn du die Galapagos-Inseln besuchst, bist am zerstoererischen
Tourismus beteiligt.
Wenn du in Aegypten einen Tauch-Urlaub machst,
traegst du zur Zerstoerung des Riffs bei.
Wenn du in den Alpen Skiurlaub machst, bist du an den
zerstoererischen Auswirkungen (Skilifte, Hotelanlagen, etc.)
beteiligt.
Insofern ist Urlaub natuerlich politisch, genau wie deine
Entscheidung nur Lebensmittel aus dem Bioanbau zu kaufen
(oder nicht), Kinder zu bekommen (oder nicht), — koennte
man weiterfuehren, diese Liste.
Inwieweit du diese Entscheidungen bewusst faellst, ist deine Sache.
Was das Reisen betrifft: jeder hat eigene Grenzen, die er nicht
bereit ist zu ueberschreiten. Die liegen nur bei jedem und
wohl auch bei jedem Thema woanders. Mancher findet Reisen an sich
falsch (z.B. umweltpolitisch betrachtet), ein anderer legt
politische Kriterien an, ein dritter … auch alles zu ignorieren
ist eine politische Entscheidung.
Gruesse, Elke
hi,
in einer Diskussion kam die Behauptung auf, daß Urlaub machen
im Ausland, immer politisch sei.
ich finde, daß das nicht-urlaubmachen politisch ist. viele menschen würden in bestimmte länder nie reisen wollen, weil sie deren wirtschaft nicht mit ihrem geld unterstützen wollen. ist das nun dumm oder gar intelligent? die antwort hängt immer davon ab, a) wen man fragt und b) um welches land es geht.
gruß
datafox
Hallo,
in einer Diskussion kam die Behauptung auf, daß Urlaub machen
im Ausland, immer politisch sei.
die Behauptung ist genauso weit gefaßt wie an der Sache vorbeigehend.
Manch einer liegt gerne zwei Wochen auf einem Strand, der von einem karibischen Diktator beherrscht wird und kümmert sich dabei weder um Land und Volk, noch um Geschichte und Schönheit der Landschaft. Das kann man als dumm, ignorant oder politisch unkorrekt bezeichnen. Alles ist aus einer gewissen Sichtweise heraus berechtigt.
Andere machen Urlaub auf einer Mittelmeerinsel, die mit schöner Regelmäßigkeit unter Wassermangel leidet, duscht sich dreimal am Tag das Chlor aus dem 20.000 qm-Pool vom Körper und braucht jeden Tag neue Handtücher. Ist derjenige ein Umweltschwein oder einfach jemand, der die Möglichkeiten nutzt, die er schließlich auch bezahlt hat?
Andere wiederum reisen mit der Großlimousine aus Bayern für drei Tage an die Nordseeküste und geben abends für Oper und Abendessen mehr aus, als der Bettler vor der Hotellobby in zehn Jahren zusammenklauben kann. Moralisch verwerflich?
Spätestens hier sollte m.E. klar sein, daß die Grenzen fließend sind und die Interpretation eine Frage des Standpunkts und des Blickwinkels ist.
Ich für meinen Teil weigere mich hartnäckig, in der Türkei Urlaub zu machen. Das gilt aber aus völlig anderen Gründen für Italien. Welches der vernünftigere Grund ist, kann ich nicht sagen. Die Auswirkung bleibt die gleiche.
Beispiel Karibikurlaub: Ist man nun ein Schwein, weil man mit seinem Touri-Geld den Diktator unterstützt oder Entwicklungshelfer, weil man ein paar Devisen ins Land bringt, was die Bildung für die Ärmsten verbessern kann?
Tja.
Gruß,
Christian
Entweder mache ich Urlaub=Entspannung in einem anderen Land oder denke ständig an die armen, ausgebeuteten Einwohner. Welch ein Quatsch! Wenn es danach geht, darf ich überhaupt keinen Urlaub mehr machen, noch nicht einmal in Deutschland.
Roland
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hi!
nun ja, man kann’s auch so sehen:
Wenn du z.B. in den 80er Jahren in Suedafrika Urlaub
gemacht hast, dann hast du allein durch deine
Anwesenheit dort das Apartheid-Regime unterstuetzt.
Oder: Wenn du die Galapagos-Inseln besuchst, bist am
zerstoererischen
Tourismus beteiligt.
Wenn du in Aegypten einen Tauch-Urlaub machst,
traegst du zur Zerstoerung des Riffs bei.
Wenn du in den Alpen Skiurlaub machst, bist du an den
zerstoererischen Auswirkungen (Skilifte, Hotelanlagen, etc.)
beteiligt.
Insofern ist Urlaub natuerlich politisch, genau wie deine
Entscheidung nur Lebensmittel aus dem Bioanbau zu kaufen
(oder nicht), Kinder zu bekommen (oder nicht), — koennte
man weiterfuehren, diese Liste.
Inwieweit du diese Entscheidungen bewusst faellst, ist deine
Sache.
Was das Reisen betrifft: jeder hat eigene Grenzen, die er
nicht
bereit ist zu ueberschreiten. Die liegen nur bei jedem und
wohl auch bei jedem Thema woanders. Mancher findet Reisen an
sich
falsch (z.B. umweltpolitisch betrachtet), ein anderer legt
politische Kriterien an, ein dritter … auch alles zu
ignorieren
ist eine politische Entscheidung.
Beeindruckend, dass du Tourismus immer als schädlich, zerstörend und diktaturunterstützend darstellst. Eine - leider - sehr verbreitete Meinung.
Sicher gibt es diese Auswüchse, die du geschildert hast, aber solche Zustände führen letztendlich dazu, dass der Tourismus in solchen Regionen sich selbst beseitigt. Viele touristische Zentren legen heiute Wert darauf, dass Massensiedlungen, wie sie in den 60ern und 70ern entstanden sind, heute nicht mehr gebaut werden. In vielen Gebieten gelten Baubestimmungen, die eine Anpassung an die lokalen Gegebenheiten fordern (auf Menorca darf z.B. kein Hotel gebaut werden, das höher ist als die höchste Baumkrone).
Was aber in politischer Hinsicht viel interessanter ist: welche Auswirkung hat Tourismus auf das Denken in den Köpfen - vor allem in jenen Ländern, wo der Tourismus stattfindet?
Vor nicht einmal 30 Jahren gab es ein Land, das fest im Griff einer diktatorischen Clique war, das geistig sich im Zustand des späten Mittelalters bewegt, das sich nach außen hin abschottete und den Einfluß liberalen Gedankenguts unter allen Umständen verhindern wollte. Frauen waren unterdrückt, eine politische Opposition nur im Untergrund existent, die Armee und die Geheimpolizei kontrollierte jeden Bürger, dazu kam die Moral eines erzkonservativen Klerus. Das Land war in allen Dingen rückständig.
Aber dann kamen Touristen ins Land. Von denen wollte das Land nur das Geld. Man ghettoisierte die Touristen in einigen Hochburgen am Meer. Aber die Bevlkerung bekam auch die Gedanken und Vorstellungen der Touristen. Es kam zum Gedankenaustausch, zu Kontakten. Die Touristen wollten Dinge tun, die der Bevölkerung untersagt war. Und um die Touristen - und damit die Einkünfte - nicht zu verschrecken, ließ man die Touristen gewähren. Pressefreiheit, Aufhebung von Kleidungszwängen, Diskussionen aktueller politischer Ereignisse, Fragen zur Vergangenheit des Urlaubslandes, das zog plötzlich durch das Land. Der Virus war da und ließ sich nicht mehr ausmerzen.
Als der aktuelle Diktator starb und sein Nachfolger an die Macht kam, brach für das Land eine völlig neue Zeit an. Die politische Opposition wurde zugelassen, ebenso freie Meinungsäußerung, freie Presse. Die Frau wurde gleichberechtigt. Der Einfluß von Armee, Geheimpolizei und Kirche zurückgedrängt (wenn auch nicht gänzlich aufgehoben). Das Land veränderte sich quasi über Nacht.
Sicher, die politischen Umwälzungen waren keine direkte Folge des Tourismus, aber er hatte einen entscheidenden Anteil daran. Touristen aus liberalen, demokratischen Staaten tragen ihre Lebensvorstellungen in das Gastland und beeinflussen so die dortige Bevölkerung.
Das Land, von dem ich spreche, ist übrigens Spanien. Bis Francos Tod 1975 war es ein rückständiger, selbstisolierter Staat im Südwesten Europas. Der Tourismus hat seinen Anteil daran, dass aus Spanien der demokratische Staat wurde, der er heute ist.
Tourismus ist also mitnichten immer nur destruktiv.
Grüße
Heinrich
Hallo Heinrich,
Beeindruckend, dass du Tourismus immer als schädlich,
zerstörend und diktaturunterstützend darstellst. Eine - leider
- sehr verbreitete Meinung.
Ich habe nirgends behauptet, dass ich diese Meinung teile.
Ich wollte nur darstellen, dass diese Ansichten bestehen
und das nicht nur bei den Haaren beigezogen ist. Im Ausgangs-
posting habe ich lediglich eine Verwunderung herausgehoert,
dass man Tourismus ueberhaupt politisch sehen kann.
Ich wollte lediglich aufzeigen, dass Tourismus
Auswirkungen hat und diese auch politisch zu verstehen
sind. Aber du hast recht, ich haette auch positive Auswirkungen schildern
koennen - das hast du ja nachgeholt (ein anderes positives Beispiel
ist, dass es durch Wal-Safari-Tourismus eine Alternative zum Walfang
entwickelt wurde). Leider fallen mir aber auf Anhieb einfach
mehr negative Auswirkungen ein
.
Im Uebrigen habe ich in den 80er Jahren in Suedafrika gewohnt,
gehe Skifahren, schnorchele im Roten Meer (allerdings nicht
auf der aegyptischen Seite) und fliege mindestens einmal im
Jahr mit einem kerosinverbrennenden Flugzeug.
Gruesse, Elke