hier ist ein Büchelchen mit Photographien von Tierplastiken von Gerhard Marcks, das ich gerne Freunden in Frankreich schenken möchte. Zwei Titel geben mir beim Übertragen Rätsel auf:
(1) Diese Plastik von 1950
heißt „Stehendes Pferd, schonend“. Das Wort „schonen“ bezeichnet offenbar irgendwas, was mit der etwas ängstlichen Nervosität des Tieres zu tun hat: Angelegte Ohren, Huf hinten rechts ist etwas angehoben. Wer weiß, mit welcher Bedeutung das Wort „schonen“ von Reitern oder Pferdehaltern in diesem Zusammenhang verwendet wird?
(2) Das andere ist der „Weidehengst“ von 1944, hier in einer Aufnahme mit wenig gelungener Perspektive:
Bezeichnet „Weidehengst“ hier lediglich, dass ein Hengst auf der Weide und nicht im Stall gehalten wird, oder hat dieses Wort bei Reitern und Pferdehaltern eine besondere, konkrete Bedeutung?
Mir geht es tatsächlich nur um die Bedeutung der Begriffe im Deutschen - wenn ich diese genau kenne, finde ich geeignete Nachbildungen für diese Begriffe im Französischen dann schon.
kann es sein, dass hier „schonen“ ganz schlicht das Schonen eines schmerzenden Hufes bedeutet und dass die angelegten Ohren eher zur Mimik „Schmerz“ als „Angst/Drohung“ gehören?
Kann es nicht sein, dass das Tier hier einfach in Schonhaltung dasteht, weil es Schmerzen hat?
Es belastet erkennbar das rechte Hinterbein nicht.
„Geschont“ werden Pferde natürlich schon auch: nach Verletzungen/Krankheiten, als Pausen zwischen Wettbewerben, ein bisschen Zeit lassen zwischen den Decksprüngen. Aber das sollte alles mit der Plastik nichts zu tun haben.
Eigentlich bezieht sich „Weidehengst“ auf den Natursprung, speziell auf die Form, bei der der Hengst in der Herde gehalten wird und nicht gezielt im Deckstand einer Stute zugeführt wird.
Bringt die höchste Trächtigkeitswahrscheinlichkeit und wird deshalb auch heute noch eingesetzt.
Wird aber sicher im Jargon unter kleinen Mädels auch für Hengst-in-Weidehaltung gebraucht werden
ja - das ist wohl der wesentliche Anlass, einen Hengst überhaupt auf der Weide zu halten.
Ich habe von da aus gesehen, dass wie im Deutschen auch im Französischen nicht konkret von „étalon de montée en liberté“, „pour saillie en pâturage“ (oder irgendwelche anderen Kombinationen dieser Begriffe mit pour oder mit de) die Rede ist, so dass der „Weidehengst“ 1:1 stehen bleiben kann.
Kleine Mädchen sind bei den Empfängern des Büchelchens nicht im Spiel, es geht um einen Toubib und eine Organistin im Ruhestand. Beiden, insbesondere ihm, ist nach all den Jahren nichts Menschliches oder Tierisches fremd.
Der Titel „Stehendes Pferd, schonend“ kann sich gut auf das Schonen eines verletzten oder sonstwie schmerzenden Hufes beziehen - wenn die Mimik (leider auf der kleinen Abbildung nicht gut zu erkennen) eher Drohen als Schmerz/Angst wäre, würde das Tier wohl vorne und nicht hinten scharren.
„schonen“ ist die Fusshaltung hinten: ausser Schmerzen gibt es noch einen viel häufigeren Grund für diese Haltung:
„schonen“ ist eine Haltung, bei der das Pferd vor sich hin döst/schläft, es kann - da Muskeln beim Dösen erschlaffen und es dann ja stürzen würde - die Beine so stark strecken, das die Kniescheibe über dem Oberschenkelkopf einhakt und das Knie deshalb fixiert ist, dabei werden die Sehnen so stark angespannt sind, dass auch das Sprunkgelenk fixiert sind - es braucht kaum Muskelkraft, um zu stehen und Sehnen behalten ihre Spannung auch im Schlaf.
Da jedoch auch die wenig gebrauchten Muskeln im Schulter - und Hüftgelenk ermüden, nimmt das Pferd zumindest hinten jeweils nur auf einer Seite diese Streckhaltung ein und entlastet also „schont“ das andere Bein - alle paar Minuten wechselt das dösende Pferd die Seite.
wie würdest Du denn das „, schonend“ wiedergeben? Das ist der Teil des Titels, der mir fehlt.
Kann gemeint sein, dass schlicht der Huf hinten rechts durch Anheben = Entlasten geschont wird, in den z.B. unbeschlagen irgendwas reingetreten worden ist, das bei Entlastung nicht weh tut?
Wobei die angelegten Ohren (auf dem kleinen Bild erst auf den zweiten Blick zu erkennen) keineswegs entspannt oder ruhend wirken, finde ich.
Dank Dir schön, das leuchtet ein. Dafür einen eigenen Begriff im Französischen zu finden, wird schwierig sein. Das wird dann in Richtung „au repos“ gehen, schätze ich.
Merkwürdig finde ich dabei allerdings, wie schon an Maoming geschrieben, die strikt angelegten Ohren, die gar nicht ruhig ausschauen. Marcks als sehr genauer Beobachter hätte diese hier nicht aus Versehen dargestellt. Sind denn die nach hinten angelegten Ohren auch in Ruhe (mitsamt dem in die Sehne eingehakten Knochendorn) vorstellbar? Dann wäre das alles ziemlich leicht zu entziffern (wenn man die räade Lît frôgt!).
so isses. Wie @Sama ja erklärte, ist das Partizip schonend hier ein Fachausdruck. Das Verb schonen tritt nicht nur transitiv und reflexiv auf die Bühne, sondern auch intransitiv. Siehe dazu im Grimm „schonen“ Punkt 6) c) und d). schonend heißt hier „in Ruhepose stehend“, frz. also au repos.
Dank Dir schön! Als alter Wahrig-Fän hab ich an den heutzutage wohlfeil zugänglichen Grimm schon gar nicht mehr gedacht und die Frage hier reingestellt, als Wahrig und Kluge/Götze nicht weiterhelfen konnten.