Religiöse Toleranz in islamischen Ländern

Hallo Kate!

Ich wusste zwar, dass Lahore eine christliche Geschichte hat (wie ganz Pakistan durch die Kolonialherrschaft), jedoch habe ich bissher nirgends Lektüre über solch ein Thema entdeckt. Lieg wahrscheinlich auch daran, dass ich nich gezielt danach gesucht habe :wink:. Ich hols nach versprochen :stuck_out_tongue:

Gruß Aqib

Hi

Wie gesagt ich wohne quasi direkt daneben und wir haben nicht viele Gemeindefeste/Veranstaltungen draußen überhaupt (Pfarrfest im Juni, Ostern, St. Martin, Kommunionstag und manchmal Pfingsten). Prozessionen auch eher gering.

Bis letzten Samstag wurde die Messe noch übertragen. Dieses Wochenende in ich nicht da, aber jetzt bin ich ja mal gespannt ob sich was ändert…

lg
Kate

Hi Aqib,

Hallo Eval!

Könnte man das mit Sure 2 Vers 109 begründen:
"Viele unter dem Volke der Schrift wünschen aus dem Neid
ihrer Seelen, daß sie vermöchten, euch, die ihr schon
geglaubt, wieder in Ungläubige zu verwandeln, nachdem ihnen
doch selbst die Wahrheit deutlich kundgetan ward. Aber
vergebt und wendet euch ab (von ihnen), bis Allah Seinen
Ratschluß kundtut
. Wahrlich, Allah hat die Macht, alles zu
tun, was Er will.
"

Dass könnte man eventuell damit begründen,ja. Aber diese Aussage bezog sich vielmehr auf die Überlieferungen in denen erzählt wird, wie der abessinische christliche König (geistliches Oberhaupt) den Muslimen gestattete in Medina zu Leben und sie vor den Mekkanern zu schützen. Dies geschah allerdings erst nachdem die Muslime dem König von ihrem Glauben erzählten und davon dass sie an Jesus als Propheten glauben.

Da der Koran aufbaut auf den Schriften der Christen und der
Juden, besteht das Problem der Toleranz doch darin, daß
Mohammed ständig erklären muß, weshalb die vor ihm nicht alles
Muslime waren, weshalb nicht schon immer Juden und Christen
Muslime sind.

Dazu existiert bereits eine Erklärung, sogar in der Bibel:

Johannes Kap. 16

  1. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
  2. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkünden.
  3. Derselbe wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen. 15. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich euch gesagt: Er wird’s von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.

Besonders Vers 12 möchte ich anführen. Wir als Muslime sehen den Islam als eine Vervollständigung der vorherigen Religionen an und sagen nicht etwa Juden und Christentum sind falsch, sondern nicht zu 100% vollständig. Erst unter Beachtung aller 3 Heiligen Quellen (Thora, Bibel und Quran) und der islamischen Erkenntnis, dass Bibel und Thora verfälscht wurden bzw. absichtlich geändert wurden (wer anderer Meinung ist soll sie bitte behalten, ich bin mir bewusst dass es auch Indizien dafür gibt dass es nicht so ist, jedoch meines Erachtens die anderen überwiegen)kann man laut Islam, die Wahrheit erkennen.

Ich finde, das zieht sich durch den ganzen Koran hindurch. In
Sure 3 Vers 51 läßt er Jesus sogar sagen:
"Wahrlich, Allah ist mein Herr und euer Herr; so betet Ihn
an: dies ist der gerade Weg.
"
Das ist schon ganz schön frech :wink:

Frech vielleicht, aber wenn man sich (vermeintlich?!) auf die Wahrheit stützen kann, dann legitim :wink:

Ich interpretiere unter „Allah und Seine Gesandten“ alle
Propheten von Abraham über Mose, Jesus bishin zu Mohammed.
Diesen „Weg zwischendurch“ interpretiere ich mit Judentum und
Christentum, da ja genau diese an die einen glauben und die
anderen verwerfen
und ganz dicke zwischen Allah und
Seinen Gesandten
unterscheiden.
Sind demzufolge nicht die Juden und Christen die wahren
Ungläubigen
? Oder ist meine Interpretation schlicht falsch
und meiner Unkenntnis geschuldet?

Deine Interpretation mag vielleicht richtig sein, jedoch liegt sie nicht dem heutigen islamischen Verständnis zu Grunde. Es ziehmt sich einem Muslim nicht zu interpretieren, wenn er weiss dass er Fehler machen könnte. Deshalb kann ich dir nur das islamische Verständnis nahe legen und das sieht Juden und Christen keineswegs als die wahren Ungläubigen an. Der zitierte Vers bezieht sich wohl auf alle Religionen (incl. Islam). Den auch in verschiedenen Richtungen des Islams gibt es Unterschiede in der Handhabung mit Propheten. Die wahren ungläubigen sind die, die heucheln. Sozusagen sagen sie glauben, glauben aber nicht.

Gruß Eva

Liebe Grüße Aqib

entschuldige, der abessinische König hatte natürlich nichts mit Medina am Hut, sondern mit Äthiopien :wink:

Gruß Aqib

Hallo Aqib,

Aber diese Aussage bezog sich vielmehr auf die Überlieferungen in denen erzählt wird, …

Ich wußte bislang nicht, daß man die Verse des Koran spezifischen Begebenheiten zuordnen kann. Ich dachte bislang immer, es handelt sich um allgemein gültige Wahrheiten

Wir als Muslime sehen den Islam als eine Vervollständigung der vorherigen Religionen an und sagen nicht etwa Juden und Christentum sind falsch, sondern nicht zu 100% vollständig

Das war mir klar, das wußte ich schon, jedoch …

und der islamischen Erkenntnis, dass Bibel und Thora verfälscht wurden bzw. absichtlich geändert wurden

… ist mir neu. Bei solch einem Vorwurf muß man schon über gewaltige Indizien verfügen

  • Wer genau wird hier der Fälschung bezichtigt?
  • Wo ist das Motiv?
  • Wie die Vorgehensweise?
    Ich halte diesen Fälschungsvorwurf für fundamental. Die Daseinsberechtigung des gesamten Islam entscheidet sich daran.
    Hast du mir hierzu vielleicht einen guten Link oder einen Literaturtipp?

Die wahren ungläubigen sind die, die heucheln. Sozusagen sagen sie glauben, glauben aber nicht

Das ist eine ganz tolle Interpretation von „Ungläubigen“, jedoch ist die Frage: trifft sie zu.
Nehmen wir einmal einen Wüstensohn irgendwo in Arabien, der an viele Naturgötter glaubt. Lebt er seinen Glauben aus, so wäre dieser doch nach dieser Interpretation kein Ungläubiger, oder?

Das mit den „Ungläubigen“ ist m.E. eine Schwäche im Koran. Ich denke, es ist das meist gebrauchte Wort darin. Es wäre doch besser, sich mehr mit den Gläubigen zu beschäftigen, denn mit den Ungläubigen :wink:

Viele Grüße von Eva

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Hallo Aqib,

Hallo Eva! =)

Ich wußte bislang nicht, daß man die Verse des Koran
spezifischen Begebenheiten zuordnen kann. Ich dachte bislang
immer, es handelt sich um allgemein gültige Wahrheiten

Man kann sämtliche Verse in den historische Kontext einbetten, denn manche Verse, wie z.B. die kriegerischen Verse im Quran wurden zu Kriegszeiten offenbart und geben nur dann einen Sinn wenn man sie im Kontext der Verse und den historische Gegebenheiten betrachtet. Natürlich ist der Koran in der Vorstellung der Muslime allgemeingültig, aber auch nur, weil er nach unserer Ansicht alle Aspekte des Universums (direkt oder indirekt) behandelt.

  • Wer genau wird hier der Fälschung bezichtigt?

Die Kirche(n), sowie Übersetzer die fundamentale Übersetzungsfehler begangen haben. (Ein Beispiel vielleicht: Moses wird in diversen Bildern, sowie Statuen als eine Menschengestalt mit Hörnern dargestellt. Grund: Anstatt das Wort qarna als strahlend zu übersetzen übersetzte man das Wort mit „cornuta“ (= lat. gehörnt).)

  • Wo ist das Motiv?

Die Kirche(n) wollten meiner Meinung nach, dem wandelnden Menschenbild im Mittelalter Schritt halten, und mussten um ihren finanziellen Rückhalt zu sichern Bibeltexte nach dem damaligen Menschenbild verändern um zu verhindern, dass zu viele Menschen der Kirche Paroli bieteten. Des Weiteren: Wer gibt der Kirche das Recht, über Apokryphe Schriften zu bestimmen?!
Den Übersetzern war wohl nach der islamischen Lehre die Interpretation der Bibeltexte zum Verhängnis geworden. Jede Übersetzung zieht eine Interpretation mit isch und wenn diese Interpretation nicht den aktuellen Positionen der Kirche entsprach, durften diese einfach nicht veröffentlicht werden.

  • Wie die Vorgehensweise?

Früher konnte eh keiner Lesen, und die Bedrohung des finanziellen Ruins der Kirche machte erfinderisch (Ablassbriefe etc.).

Ich halte diesen Fälschungsvorwurf für fundamental. Die
Daseinsberechtigung des gesamten Islam entscheidet sich daran.
Hast du mir hierzu vielleicht einen guten Link oder einen
Literaturtipp?

http://www.islaminstitut.de/uploads/media/Warum_Musl…

Dieser Link, wird aber wohl eher meine Stellung zu diesem Thema annäherend vernichten. Ich kann nicht zu 100% sagen die Bibel wurde systematisch verfälscht, aber in meinen Augen ist zu mindest einmal sicher, dass die Kirche die Bibel falsch interpretiert und interpretiert hat und das im Laufe der Zeit, durch Übersetzungen mehrere Fehler im Wortlaut unterliefen (was völlig legitim ist). Ich schlage mich eher auf die Seite von Rida, der der Auffassung war, dass die Bibel eine Sammlung von Mythen, Geschichten, Aussprüchen Jesus und Gottes Wort ist. Es wird mir wahrscheinl. immer ein Rätsel bleiben.

Das ist eine ganz tolle Interpretation von „Ungläubigen“,
jedoch ist die Frage: trifft sie zu.

Teilweise schon, ja.

Nehmen wir einmal einen Wüstensohn irgendwo in Arabien, der an
viele Naturgötter glaubt. Lebt er seinen Glauben aus, so wäre
dieser doch nach dieser Interpretation kein Ungläubiger, oder?

Ich bezog mich hier lediglich auf Menschen die Anhänger der 3 großen abrahamitisch monotheistischen Religionen sind. Mein Fehler, habe mich nicht gut genug ausgedrückt.

Das mit den „Ungläubigen“ ist m.E. eine Schwäche im Koran. Ich
denke, es ist das meist gebrauchte Wort darin. Es wäre doch
besser, sich mehr mit den Gläubigen zu beschäftigen, denn mit
den Ungläubigen :wink:

Es ist nicht das meistgebrauchte Wort :wink: Ich würde es nicht als Schwäche bezeichnen, sondern viel eher als ein Wort, dass sehr große Interpretationsfreiheiten bietet und des öfteren dazu führen kann dass der Eindruck entsteht, der Begriff „Kafir“ ist widersprüchlich.

Ja, die vermeintlich Gläubigen, machen meines Erachtens heute mehr Problem als die Ungläubigen (vermeintlich Gläubige = Heuchler(= z.B. Terroristen)).

Viele Grüße von Eva

Gruß Aqib

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Hallo Aqib,

ich habe gerade leider keine Zeit, um mich mit der notwendigen Sorgfalt diesem Thema zu widmen. Habe grade Stress pur. Wir müssen das also auf ein andermal verschieben. Ich bin mir sicher, wir bekommen hier noch viele Gelegenheiten, uns über den Islam auszutauschen.
Deinen Linkvorschlag werde ich natürlich durcharbeiten.

und geben nur dann einen Sinn wenn man sie im Kontext der Verse und den historische Gegebenheiten betrachtet.

Das ist sehr wichtig! Betrachtet man den Koran genau so, bleibt nicht mehr viel übrig von der angeblich ach so großen Blutrünstigkeit dieses Buches.
Wer zB behauptet, der Koran sei frauenfeindlich, hat ihn entweder nie gelesen (in 99,9% der Fälle) oder betrachtet ihn eben nicht „im Kontext der Verse und den historische Gegebenheiten“

sondern viel eher als ein Wort, dass sehr große Interpretationsfreiheiten bietet

Genau! Hier kann man toll drüber debattieren, was wir sicher noch nachholen werden, so hoffe ich.

Ja, die vermeintlich Gläubigen, machen meines Erachtens heute mehr Problem als die Ungläubigen (vermeintlich Gläubige = Heuchler(= z.B. Terroristen)).

Sei hierfür mehrfach besternt, eben für diese tolle Interpretation.

Bis bald
Eva

PS: Ich finde es übrigens toll, daß du als Muslim hier bei www mitmachst und immer wieder für notwendige Klarstellungen sorgst.
Es macht doch keinen Sinn, wenn ihr Muslime euch gegenseitig auf die Schultern klopft, und die Nichtmuslime unter sich in völliger Unkenntnis weiterhin ihre Vorurteile verfestigen.
Es wird höchste Zeit, in der ganzen Welt klarzustellen, was der Islam wirklich darstellt. Hierzu müssen sich die Nichtmuslime von ihren falschen Vorstellungen befreien, und die Umma sollte eine Neufassung des Koran (und der Sunna) herausbringen: Wie hätte Mohammed den Koran heute geschrieben? Welche Worte würde er heute wählen?
Damit würde man den Koran nicht umändern (was ja auch nur ein Prophet dürfte), vielmehr würde man Mohammeds Worte in der heutigen Zeit zur Erfüllung verhelfen.