Religiöse Toleranz in islamischen Ländern

Hallo,

vorab: ich bin kein Freund von Verboten. Wenn jetzt aber islamische Länder gegen das Minarett-Verbot in der Schweiz protestieren, frage ich mich, wie es denn in diesen Ländern mit der religiösen Toleranz aussieht.

Bisher kamen deutlich ablehnende Stimmen aus der Türkei und aus Pakistan. Wie sieht es denn dort aus: Darf man als Christ seine Religion frei ausüben? Gibt es dort Kirchen mit Kirchturm?

Grüße
Carsten

Hi

Also von so einem Blödsinn wie Kirchen ohne Kirchturm hat man dort auch noch nicht gehört: Wenn, dann gibt es entweder komplette Kirchen oder gar keine Kirchen.

Ja, Christen haben es in vielen Ländern nicht leicht. Du musst aber auch bedenken dass viele dieser Länder überhaupt nicht säkularisiert sind, wie es die meisten Westeuropäischen Nationen ja sein wollen. Das macht zumindest strukturell einen Unterschied, denn aus der Sicht des Islam bringt sich ein Christ mit seinem sturen Anhängen an einen falschen Glauben ja um sein Seelenheil. Wenn dieser Glaube dann in der Politik mitmischt, hat es ein Christ nicht so leicht.

Ich könnte nur heulen, wenn ich all die Leute in den Fernsehumfragen höre, die sagen „Ja in der Türkei dürfen auch keine Kirchen gebaut werden also dürfen die hier auch nicht…“

Das ist doch Kindergarten!
Es ist immer leicht mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen.
Viel schwerer ist es, mit gutem Beispiel voran zu gehen und das Richtige zu tun.
Dafür muss man eben auch mal neue Schritte wagen und eben NICHT das tun, was alle anderen machen.

Die Sache in der Schweiz ist wirklich lächerlich und wirkt auf mich nach Xenophobie unter der Haube, nur weil man sich nicht traut Moscheen ganz zu verbieten, weil es dann sofort einen auf den Deckel gegeben hätte…
Wie wohl die Schweizer reagieren würden, wenn es plötzlich hieße, Kirchen dürfen keine Türme mehr haben?

Abgesehen davon dass es natürlich GAR NICHTS mehr mit Religionsfreiheit zu tun hat.
Religionen sollten dabei im Rahmen der Gesetze des Staates ausgeübt werden dürfen, und nicht nur zu 10%.
Mir wäre kein Gesetz bekannt, gegen das Minarette je verstoßen hätten, evtl. kann man die Rufe als Ruhestörung auslegen, aber dagegen gibt es ja Verordnungen, so wie beim übermäßigen Glockengeläut auch.

Dieses Gleichsetzen von Minaretten mit Extremisten, was totaler Quatsch ist, und diese Angst vor dem total harmlosen Ruf in einer fremden Sprache zeugt von triefender Angst, der puren Xenophobie, erbärmlich.

Aber wenn ich mir das Verhalten der Schweiz zum Ende des 2. WK angucke wundert es mich nicht wirklich.

lg
Kate

Hallo Carsten

Tatsächlich sieht es mancherorts ziemlich schlimm aus.
Hier gibts Info aus erster Hand:

http://www.csi-schweiz.ch/

Trotz alledem habe ich die unselige Minarett-Initiative abgelehnt.
Wir führen ja auch nicht die Todesstrafe ein, bloss weil andere Staaten sie prakizieren.

Grüsse
scalpello

Hallo

frage ich mich, wie es denn in diesen Ländern
mit der religiösen Toleranz aussieht.

Es gibt sie nicht.
Da es in islamischen Ländern keine Trennung von Religion und Politik gibt, sind auch viele der grundlegenden Menschenrechte für diese Länder de facto nicht existent.

Allein schon die Tatsache, das die islamischen Länder in der „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“ eine Art eigenes Verständnis von Menschenrechten demonstrieren belegt, wie weit diese Länder vom freiheitlichen Grundverständnis des Restes der Welt entfernt sind.

Dazu kommt, das diese „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“ eine Verknüpfung von Religion und Menschenrechten darstellt mit der Sharia als Basis.

Das bedeutet, das dem nicht ein menschlich, humanitäres Verständnis zu Grunde liegt, sondern der Verhaltenscodex einer Relegion.

Wie sieht es denn dort aus: Darf man als Christ
seine Religion frei ausüben? Gibt es dort Kirchen mit
Kirchturm?

Nach Berichten entsprechender Oraganisaionen, wie „Verfolgte Christen“, AI u.ä. gelten ca. 200 Mio Christen weltweit als verfolgt. Weitere ca. 10% davon (d.h. 200.000) werden wegen ihres christlichen Glaubens jedes Jahr getötet.

Sicher ist auch, das dafür zu 80% islamische Länder verantwortlich sind, wenngleich natürlich Länder wie Nord-Korea, Vietnam oder Cuba auch ihren „Beitrag“ dazu geleistet haben.

Religionsfreiheit gibt es in islamishen Ländern nicht. Die Schärfe der Verfolgung ist allerdings unterschiedlich. Es gibt Länder wo „nur“ das Gemeindeleben verboten wird und man quasi zuschaut wie die Generationen von Andersgläubigen mit der Zeit verschwinden und in anderen Ländern wird schon der besitzt einer Bibel zum Todesurteil.

Informaionen dazu …
http://deislam.wordpress.com/2008/04/17/saudi-arabie…
http://www.igfm.de/Gottes-Recht-versus-Menschen-Rech…
http://www.humanrights.ch/home/de/Themendossiers/Uni…

Gruß Parzival

Hallo,

Trotz alledem habe ich die unselige Minarett-Initiative
abgelehnt.
Wir führen ja auch nicht die Todesstrafe ein, bloss weil
andere Staaten sie prakizieren.

Schon richtig - dennoch haben Proteste aus islamischen Ländern in denen andere Religionen unterdrückt werden einen anderen Stellenwert.
Auf welcher geistigen Grundlage stehen denn diese Proteste? Es sind ja in diesem Fall die westlich, religiös-toleranten Einstellungen. Doch diese werden in dem Protest lediglich intstrumentalisiert - und nicht ihrer selbst Willen angeführt.

Deswegen ist es schon richtig - diese Art Diskussionspartnern mit ihrer eigenen Unterdrückung fremder Religionen zu konfrontieren.

Eine andere Sache ist es unter Diskussionspartnern zu diskutieren die dem gleichen Wertekonsens entstammen.
Da wäre es natürlich unsinnig auf Religions-Diskriminierung in anderen Ländern aufmerksam zu machen.

Letztlich vermisse bei der ganzen „Schweizer-Diskussion“ die Wertschätzung einer echten demokratischen, gesellschaftlichen Entscheidung.

Wobei man dann sich dann auch gleich Gedanken zu gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozessen machen könnte…

Grüße
K.

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Hallo Kate,

Ich könnte nur heulen, wenn ich all die Leute in den
Fernsehumfragen höre, die sagen „Ja in der Türkei dürfen auch
keine Kirchen gebaut werden also dürfen die hier auch
nicht…“

Ja, das ist komisch - wir würden uns mit denen auf eine Stufe stellen, die wir verurteilen.

Die Sache in der Schweiz ist wirklich lächerlich und wirkt auf
mich nach Xenophobie unter der Haube, nur weil man sich nicht
traut Moscheen ganz zu verbieten, weil es dann sofort einen
auf den Deckel gegeben hätte…

Im Prinzip stimme ich Dir zu, nur eine Sache zum Nachdenken: Vor 40 Jahren (!) habe ich ein Jahr in Zürich gelebt. Da lief gerade die sogenannte „Schwarzenbach-Initiative“ (Schwarzenbach war damals ein Nationalrat, was etwa unserem Bundestagsabgeordneten entspricht). Der Zuzug von Ausländern sollte beschränkt werden. Meine deutschen Freunde haben auf die Schweizer geschimpft: „Diese Chauvinisten, diese Ausländerfeinde!“ Ich hatte gesagt: „Die Schweiz hat bei einer Wohnbevölkerung von 5,5 Mill. einen Ausländeranteil von 1 Mill., also fast 20%! Warten wir mal ab, was passiert, wenn es so viele Ausländer in D gibt!“ D hat heute keine 10%, damals so um die 5% - an den Stammtischen rumort es ganz schön heftig! Also … die Diskussion bei uns kommt mir schon ein bisschen aufgesetzt und scheinheilig vor.

Wie wohl die Schweizer reagieren würden, wenn es plötzlich
hieße, Kirchen dürfen keine Türme mehr haben?

Natürlich steckt hinter all dem, dass man Moscheen am liebsten ganz verbieten würde.

Abgesehen davon dass es natürlich GAR NICHTS mehr mit
Religionsfreiheit zu tun hat.

Das sollte aber nicht in die berühmte „Scheissliberalität“ ausarten.

Religionen sollten dabei im Rahmen der Gesetze des Staates
ausgeübt werden dürfen, und nicht nur zu 10%.

Leider gibt es da Graubereiche. Z.B. in Schulen: Ablehnung von weiblichen Lehrern, Nichtteilnahme an Ausflügen, Schwimm- und Turnuntericht uvm. Da bin ich voll beim Thilo Sarrazin. Warum gehen die islamischen Organisationen nicht dagegen vor? Warum kümmern sie sich nicht um mehr Integration, insbesondere um Sprachkenntnisse? Sollen islamische Frauen doch mit Kopftuch rumlaufen, Aber wie ist es mit der Burka-Ganzkörperverhüllung? Sollten Lehrerinnen so unterrichten dürfen?

Aber wenn ich mir das Verhalten der Schweiz zum Ende des 2. WK
angucke wundert es mich nicht wirklich.

Nenne mal Beispiele. Sonst siehe oben.

Gruss
Laika

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Hallo Kate,

Wie wohl die Schweizer reagieren würden, wenn es plötzlich hieße,
Kirchen dürfen keine Türme mehr haben

Als erstes müssten wir Schweizer uns fragen, ob die Schweizer=Schweizer sind und die Schweiz=Schweiz ist.

Ganz folgerichtig haben darum die Minarettliebhaber sogleich eine Identitätsdebatte gefordert, auf die ich als Christ liebend gerne einsteige.

Mag es in der Türkei gleich sein, ob Kirchturm oder Minarett (oder mag es ungleich sein, wie es in der Realität nun mal ist), so spielt das für mich keine Rolle. Es spielt für mich als Stimmbürger aber eine, dass es in der Schweiz nicht gleich ist.

Wahrscheinlich bin ich doch auch hier nur in einer Minderheit - denn z. B. waren auch etliche Abstimmende feministisch. Immerhin bedeutet der Ausgang aber, dass die christliche Tradition einen gewissen, minimalen Vorrang wenigstens vor Zeichen von ganz grossen politischen Ansprüchen anderer religiöser Gemeinschaften hat.

Mir wäre kein Gesetz bekannt, gegen das Minarette je verstoßen hätten

Wie steht’s mit „Christus ist auferstanden“ (unter anderem ausgedrückt durch das Landeswappen der Schweiz)

Aber wenn ich mir das Verhalten der Schweiz
zum Ende des 2. WK angucke

Dort hat sie sich korrekt verhalten, wenngleich einige überschlaue Journalisten ihr in den 90er Jahren viel anhängen wollten; vgl. auch die Aussagen von Interessenvertretern wie Ed Fagan und Israel Singer, der heute wegen anderweitiger massiver Betrügereien von seinem Posten geschasst ist.

Gruss
Mike

Hey Kate,

Also von so einem Blödsinn wie Kirchen ohne Kirchturm hat man
dort auch noch nicht gehört: Wenn, dann gibt es entweder
komplette Kirchen oder gar keine Kirchen.

ich könnte mir vorstellen, dass Kirchtürme noch weniger dringend zu Kirchen dazugehören als Minarette zu Moscheen. Keine Ahnung, wie es in der Schweiz ist, aber in Deutschland kenne ich einige Kirchen ohne Turm, einfach aus „ästhetischen“ Gründen. Ich habe das Gefühl, Kirchtürme kommen sogar ein bisschen aus der Mode? Wäre interessant zu wissen, ob es mehr Kirchen ohne Turm oder mehr mehr Moscheen ohne Minarett gibt …

Hallo,

es gibt, mit wenigen Ausnahmen, keine echte religiöse Toleranz in islamischen Ländern.
Das liegt am Alleinvertretungsanspruch des Islam.
Eine andere Religion sollte allein schon deshalb nicht ausgeübt werden, weil es schlicht keine Gründe dafür geben sollte, an etwas anderes als Allah zu glauben.
Es ist ein Irrglaube, von dem derjenige gehelt werden müsse, deshalb kann auch keine Toleranz dafür aufgebracht werden.

Auch in der Türkei, wo Staat und Kirche per Verfassung getrennt sind, stehen ganze Dörfer im Tur Abdin leer, weil die dort ansässigen Aramäer den christlichen Glauben nicht frei ausüben dürfen.

Gruß
Lawrence

Hallo,
folgendes findet sich in einem Posting im Auslandsbrett. Ich zitiere es hier:

http://hpd.de/node/8349
Es ging nicht gegen Minarette und Muselmanen, sondern gegen kritikfreies Multikulti-Wunschdenken. Lässt sich auch in den Kommentaren bei http://nzz.ch herauslesen.

Gruss
Laika

Hallo

Dieses Gleichsetzen von Minaretten mit Extremisten, was
totaler Quatsch ist, und diese Angst vor dem total harmlosen
Ruf in einer fremden Sprache zeugt von triefender Angst, der
puren Xenophobie, erbärmlich.

Architektur ist zu jeder Zeit auch Symbol und politisches Statement gewesen. So wie im Mittelalter der Kirchturm, als höchstes Bauwerk einer Stadt, den Machtanspruch der Kirche symbolisierte, so traten die weltlichen Gewalten nach der Säkularisierung hier mit der Kirche in einen Konkurenzkampf.

Die Höhe (Größe) eines Bauwerkes ist auch heute noch eine Aussage und eine Demonstration. (Bundeskanzleramt, Kreml etc.) Wer etwas anderes sagt lügt. Und das ist bei religiösen Bauten erst recht der Fall.

“Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen , die Minarette [sind] unsere Bajonette , die Kuppeln unserer Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.”

Soweit der Dichter Ziya Gökalp. Diesen Auszug zitierte der jetztige türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan noch 1998.

Das Minarett der Moschee in Köln ist der dritt-größte Bau der Stadt.
Ein symbolisches Statement, das in keinem Verhältnis zum Integrationsgrad, der muslimischen Gemeinden in Deutschland steht. Wofür aber dann ???

Für das Image des Islams sind nicht die 58% der Schweizer veräntwortlich, die gegen die Minarette gestimmt haben, sondern die Anhänger des Islam selbst.

Was sehen wir (die Welt) denn von einem friedlichen Islam im Geiste der Deklaration von St.Petersburg ???

Und wenn sich weder Muslime, noch die Politik im Stande sehen den Menschen ihre berechtigten Ängste oder Vorurteile zu nehmen, dann sollte man es tunlichst unterlassen, die Mechanismen der Demokratie in Frage zu stellen, weil die Ergebnisse ev. mehr Fragen aufwerfen, als man den Menschen beantworten will (oder kann).

Und so bedauerlich das sein mag;
Es ist leider eine gesellschaftliche Realität, das der größte Teil der Menschen in Europa den Islam als Bedrohung empfindet. Und daher stehen die Symbole dieser Religion eben auch für Bedrohung.

Das ist sicher nur die halbe Wahrheit über den Islam, doch eben eine gesellschaftliche Realität in Europa, der man sich stellen muß. Keine Politische Führung kann sich einfach ein neues Volk wählen.

Gruß Parzival

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Einladung und öffentliches Gebet

Mir wäre kein Gesetz bekannt, gegen das Minarette je verstoßen
hätten, evtl. kann man die Rufe als Ruhestörung auslegen, aber
dagegen gibt es ja Verordnungen, so wie beim übermäßigen
Glockengeläut auch.

Zwischen dem Glockenläuten und dem Ruf des Muezzins vom Minarett gibt es einen wesentlichen Unterschied: Die Kirchenglocken laden mit ihrem Läuten zum Gebet ein. Ob man der Einladung folgt, ist die eigene Entscheidung. Der Ruf vom Minarett IST aber das Gebet (bzw. eher ein öffentliches Glaubensbekenntnis - vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Adhan), dem man sich nicht entziehen kann (auch wenn man es inhaltlich nicht mitbetet oder gar nicht versteht, weil es auf Arabisch ist). Das ist ähnlich, als würde statt des Glockenläutens das Glaubensbekenntnis oder die Predigt per Lautsprecher über die Stadt hallen.

Gruß, Martinus…

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Hi Martinus

Keine Ahnung wie es bei dir ist, aber ich wohne keine 30m von einer Kirche weg und die hat in alle Richtungen (!) Lautsprecherboxen angebracht und beschallt damit bei jeder Gelegenheit den gesamten Stadtteil mit dem gesamten Gottesdienst.
Im nächsten Stadtteil sieht es auch nicht anders aus.

So kann ich keinen Unterschied erkennen *shrug*.

lg
Kate

Das ist nicht nur ungewöhnlich, sondern auch etwas anderes als der Vergleich eines Glockenturms mit dem Minarett.

Gruß, Martinus…

P.S. Da es mir schwer fällt zu glauben, daß es in der heutigen Zeit einer Kirche erlaubt wird, jeden Gottesdienst pauschal mit Lautsprechern großräumig zu verbreiten, erlaube ich mir mal zu fragen: Wo ist das der Fall?

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Hi

Klar ist das was anderes, und während ich bereit bin die gleichsam nervigen Minarett-Rhababer und Glockengeläute für die Religionsfreiheit in Kauf zu nehmen, ist die Gottesdienstvollbeschallung um ein mehrfaches unerträglich.

St. Antonius, Freisenbruch, Essen, NRW, Deutschland

Laurentius und früher Herz Jesu soll nicht besser gewesen sein.

lg
Kate

Hallo Martinus,
ich stimme dir zu, dass das nonverbale Glockenzeichen anders einzuschätzen ist als ein Gebetsruf.
Ich finde aber deine Aussage:

Der Ruf vom Minarett IST aber das Gebet (bzw. eher ein öffentliches
Glaubensbekenntnis - vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Adhan),

zumal mit dem Link, doch überpointiert. Der Gebetsruf ist ganz deutlich eine Aufforderung zum Gebet und kein Ersatz dafür. Die Sentenz zur Größe und Allmacht Gottes stellt strenggenommen natürlich ein Bekenntnis dar, aber dies schon allein vom Umfang her ganz anders als im Christlichen und auch vom alltäglichen Stellenwert her. Glaubensbekenntnisse sind in unserem Verständnis liturgische Texte von einigem Umfang und in ihrer Seltenheit herausragdender Bedeutung. In arabischen Ländern sind Äußerungen wie im Gebetsruf aber auch verbreiteter Teil der Konversation und als solche eher mit einem kurzen Segenswunsch (etwa „Im Namen des Herrn!“) vergleichbar. Hier davon zu sprechen es würde jeweils ein Glaubensbekenntnis abgelegt trägt m. E. eher zur Verwirrung bei.

Gruß
Werner

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Hallo Carsten!

Meiner Meinung nach, sollte man sich immer vorher best möglich darüber erkundigen, ob seine Aussagen wenigstens halbwegs gescheite Quellen haben :wink:

In der Türkei gibt es sehr wohl viele Kirchen, Konstantinopel war einmal eine der wichtigsten christlichen Städte.

Wenn wir hier in Deutschland über Pakistan reden, sollten wir meiner Meinung nach sehr vorsichtig über irgendwelche berichte sein! Ich war selbst mehrere Male dort und glaub mir, von Christenunterdrückung hab ich dort nichts mitbekommen. Letztes Jahr, als ich dort Urlaub machte spazierte ich nachts mit meiner Familie durch das Lahore Fortress Stadium (bzw. die dort angesiedelten Geschäfte). Ich war sehr überrascht, als auf einmal zwei Frauen auf mich zu kamen (man sieht mir meine Herkunft nicht an) und in English mit mir über den „Lord Jesus Christ“ reden wollten. Verwundert lies ich mich darauf ein und fing an mit ihnen zu diskutieren, anfänglich nur über ihre Situation. Sie erzählten mir, dass sie jeden Samstagabend in verschiedenen Stadtgebieten von Lahore unterwegs sind, um zu „missionieren“ (! wortwörtlich gebrauchtes Wort). In Pakistan gibt es so etwas wie eine Blasphemie-Verordnung worauf ich natürlich direkt fragte, ob sie da mal keine Schwierigkeiten bekommen würden. Die Antwort war (sinngemäß): „solange wir die Leute fragen, ob wir mit ihnen darüber sprechen dürfen, lässt man uns machen was wir wollen.“. Ich war ziemlich erstaunt, als ich das hörte - als ich dann weiter musste gaben sie mir einen Zettel mit. Als ich dann daheim ankam, fing ich an zu lesen (ich war schon müde). Ich las dort Allah, Muhammad. Wie man das so macht küsste ich das Bild und dachte mir nichts dabei (vewundert war ich erst am nächsten morgen als ich daran dachte das dies von christlichen Missionaren stammte). Ich las nochmal nach, und was ich dann entdeckte lies mir das Blut in den Adern gefrieren. Auf dem Zettel stand nicht Allah, Muhammad sondern - Allah, Muhabbat. Was soviel bedeutet wie Vater Gott. Meiner Meinung nach war dies absichtlich so entworfen worden um Leute „reinzulegen“. Denn wenn man schon auf solch einen Zettel etwas schreibt, dann sollte man dies doch bitte verständlich draufschreiben. Ich nahm den Zettel mit in die Moschee, welche nur ca. 30m von meinem Haus wegsteht und sprach nach dem Gebet mit dem dort ansässigen Imam. Er erzählte mir, dass ihm dieses Problem bereits bekannt ist, und das Briefe existieren welche meine These dass dies absichtlich so gestaltet wurde bestätigen. Ich fragte nach diesen Briefen und er rief einen Imam aus der nächst größeren Moschee an. Am nächsten Tag dann stand der Imam aus der großen Moschee an meiner Tür und meinte er müsse mit mir reden. Er fing an zu argumentieren. „Ich biete dir 1 Lac (10000 Rupien) wenn du mir (er zeigte auf den Quran) in diesem Buch zeigen kannst, dass dort irgendwo drin steht, man solle die Christen töten, oder ihnen verbieten ihre Religion auszuüben.“ Ich antwortete ihm und sagte ihm es gibt keine solche Stelle im ganzen Quran. Was er dann sagte faszinierte mich sehr: „Wir wissen um was es sich hierbei handelt und wir unterstützen dies.“ Er rezitierte Sure 16 Vers 125 und Sure 6 Vers 126 und sagte „Die Christen gaben uns die Möglichkeit, zu unserer Blüte zu kommen, also stehen wir in ihrer Schuld ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren Glauben zu verbreiten. Allah wird entscheiden wer den geraden Weg geht.“ Ich hatte all dies nicht erwartet und nachdem wir uns weiterhin unterhielten, und er dann vor dem Nachtgebet gehen musste, erkundigte ich mich bei Bekannten über christliche Einrichtungen. Und siehe da, allein in Lahore 6 Kirchen und 2 YMCA’s … hier noch ein paar Bilder von Kirchen in Pakistan:

http://www.flickr.com/photos/creating2000/112166124/

http://www.archdioceselahore.org/shclcn.html

Gruß Aqib

Hi Aqib,

Ich bin keine besonders gute Kennerin des Koran. Darum möchte ich nachfragen.

dass dort irgendwo drin steht, man solle die Christen töten, oder ihnen verbieten ihre Religion auszuüben.

Das steht in der Tat nirgends. Wäre es so, wäre das Thema ja wohl auch besprochen.

Die Christen gaben uns die Möglichkeit, zu unserer Blüte zu kommen, also stehen wir in ihrer Schuld ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren Glauben zu verbreiten. Allah wird entscheiden wer den geraden Weg geht.

Könnte man das mit Sure 2 Vers 109 begründen:
Viele unter dem Volke der Schrift wünschen aus dem Neid ihrer Seelen, daß sie vermöchten, euch, die ihr schon geglaubt, wieder in Ungläubige zu verwandeln, nachdem ihnen doch selbst die Wahrheit deutlich kundgetan ward. Aber vergebt und wendet euch ab (von ihnen), bis Allah Seinen Ratschluß kundtut. Wahrlich, Allah hat die Macht, alles zu tun, was Er will.

Da der Koran aufbaut auf den Schriften der Christen und der Juden, besteht das Problem der Toleranz doch darin, daß Mohammed ständig erklären muß, weshalb die vor ihm nicht alles Muslime waren, weshalb nicht schon immer Juden und Christen Muslime sind.
Das geht nur dadurch, daß er die Schriftgelehrten dieser Religionen der Unredlichkeit bezichtigt (zB Sure 3 Vers 64ff), die ihren Anhängern schlicht die Wahrheit vorenthalten. Damit deklariert er aber das Juden/Christentum als unredlich. Und zu Unredlichen kann man nicht tolerant sein.

Ich finde, das zieht sich durch den ganzen Koran hindurch. In Sure 3 Vers 51 läßt er Jesus sogar sagen:
Wahrlich, Allah ist mein Herr und euer Herr; so betet Ihn an: dies ist der gerade Weg.
Das ist schon ganz schön frech :wink:

Stellvertetend hierzu auch Sure 4 Vers 150:

Die an Allah und Seine Gesandten nicht glauben und einen Unterschied machen möchten zwischen Allah und Seinen Gesandten und sagen: «Wir glauben an die einen und verwerfen die anderen», und einen Weg zwischendurch einschlagen möchten: Sie sind die wahren Ungläubigen, und den Ungläubigen haben Wir schmähliche Strafe bereitet.

Ich interpretiere unter „Allah und Seine Gesandten“ alle Propheten von Abraham über Mose, Jesus bishin zu Mohammed.
Diesen „Weg zwischendurch“ interpretiere ich mit Judentum und Christentum, da ja genau diese an die einen glauben und die anderen verwerfen und ganz dicke zwischen Allah und Seinen Gesandten unterscheiden.
Sind demzufolge nicht die Juden und Christen die wahren Ungläubigen? Oder ist meine Interpretation schlicht falsch und meiner Unkenntnis geschuldet?

Gruß Eva

Hi

Na das wundert mich jetzt aber, dass dich das in Lahore wundert. Lahore war lange Zeit Zentrum der Unitarier und anderer christlicher Gemeinden die mit der East Indian Company rübergeschwappt wurden. Selbst die aus Bengalen stammende Arya Samaj christlich-hinduistische hat dort Fußfassen können.

lg
Kate

Dazu kann ich nur sagen, was mir der Pfarrer der genannten Gemeinde auf Anfrage telephonisch mitgeteilt hat:
Die Lautsprecher sind nicht für die Übertragung jedes Gottesdienstes, sondern werden für Prozessionen oder bei Veranstaltungen vor der Kirche (z.B. Gemeindefest) genutzt. Er räumte zwar ein, daß es früher auf Grund ungeschickter (und mittlerweile behobener) Schalteranordnung auch vorkam, daß ganze Gottesdienste nach draußen übertragen wurden, doch das gehöre der Vergangenheit an.
Da steht nun Aussage gegen Aussage und ich kann nicht sagen, welche zutreffend ist.

Die Übertragung jedes Gottesdienstes erscheint mir persönlich nun auch überzogen und unangemessen. Daß man aber Veranstaltungen extra beschallt, ist dagegen keine Besonderheit der Kirche. Jede Kundgebung, jedes Fest unter freiem Himmel (auch jede Beerdigung mit einem freien Redner) wird bei entsprechender Größe mit Lautsprechern versorgt, damit allen das Zuhören ermöglicht wird. Daß damit auch andere zuhören müssen, die das eigentlich nicht möchten, ist ein Nebeneffekt, der sicher nicht immer angenehm ist.

Gruß, Martinus…