Hallo!
Ich glaube, dass es den meisten Theologen lieber wäre, wenn
sich die Idee mit dem „Gottes-Gen“ als falsch herausstellen
würde. Sie würden doch ihre eigene Glaubensentscheidung und
diejenige ihrer Schäfchen viel lieber als freie
Willensentscheidung sehen, als nur das Ausleben eines
angeborenen Instinkts. Da müsste ja dann die Theologie einen
weiteren Aspekt des menschlichen Daseins an die
Naturwissenschaften abtreten.
Ach da gibt es doch in jedem Fall den einfachen Ausweg,
die Gegebenheiten als Gottes Wille zu deklarieren.
Dass Gott den Menschen den Glauben eingepflanzt hat,
wäre doch auch ein schönes Argument für die Theologen, oder?
Mir ging es allein um die (zugegeben etwas akademische) Frage,
ob ein gläubiger Mensch den Glauben gelernt oder ein
„ungläubiger“ Mensch den Glauben ver lernt hat.
Ich denke, es gibt sowohl das eine als auch das andere.
Aber die gradlinige Variante ist wohl die häufige,
wo man das erlernte beibehält.
Ich als Atheist habe jedenfalls nicht das Glauben
verlernt, sondern hatte nie einen Glauben an Gott,
soweit ich mich überhaupt an so was bewußt zurück-
erinnern kann.
Ich kenne aber auch Leute, die später gläubig
geworden sind. Das ist auch laut genannter Studie
ein Effekt, das mit dem höheren Alter die
Religiösität statistisch zunimmt.
Religion nicht im Kindesalter aus sich selbst heraus
entwickelt. Kindergedanken haben IMHO einen ganz
Stellenwert als ein gefestigstes rel. Weltbild.
Da bin ich mir nicht so sicher.
Ich schon. Normal ist, dass man als adulter Mensch
nicht die Gedankenwelt eine Kindes immer weiter mit
sich trägt, sondern sich eben davon bewußt und
konsequent löst.
Ausnahmen bestätigen die Regel, werden aber eher als
geistige Schwäche oder Krankheit geführt und
manchmal auch unter dem Motto des „Beibehaltens
der kindlichen Phantasie“ etwas verklärt.
Religiosität setzt sich ja
sowohl aus der Gewissheit „dass es da irgendwas gibt“ und der
Vorstellung, wie das aussehen könnte. Während letzteres sich
natürlich verändert, glaube ich, dass ersteres sehr bis ins
hohe Alter dieselbe Qualität besitzt.
Ja, kann bis ins hohe Alter so sein, aber zwischen
Kindheit und Erwachsen werden gibt es da IMHO einen Schnitt.
Kindliche Phantasie ist lange kein Modell von „Gott“!
Das wird ihnen eingeimpft. Umsomehr baut das monotheistische
Modell auf ein hohes philosophische Abtraktion auf.
Vom Alten Fritz stammt das folgende Gebet: „Lieber Gott - wenn
es Dich gibt - sei meiner Seele gnädig - wenn ich eine habe.“
Daraus spricht der Zweifel eines aufgeklärten Menschen an
allem, was er nicht mit seiner Vernunft fassen kann. Hätte er
aber nicht das unbegründbare Gefühl, dass es einen Gott gibt,
dann würde er ja gar kein Gebet sprechen.
Ach, ein Gebet kann ich auch als Atheist sprechen und so
wie sich das liest wäre es heute eher eine Parodie.
Aber man muss in dem Zusammenhang auch die Zeit und die
Verhältnisse sehen. Damals war es weitaus schwieriger,
sich von einem religiös anerzogenen Weltbild zu lösen
und sich ein eigenes neues WB aufzubauen.
Soll heißen: Auch wenn sich der Intellekt eines Menschen
weiter entwickelt und selbst wenn dadurch sämtliche naiven
Gottesvorstellungen des Kindes über Bord gehen, so kann (muss
aber nicht) der rein emotionale Glaube an die Existenz und
Präsenz Gottes bestehen bleiben.
Natürlich ist es so, sonst gäbe es in der heutigen
aufgeklärten Welt kaum noch Gläubige.
Religion hat schon immer auch eine sehr starke soziale
Bedeutung. Allein das ist für viele Menschen Grund
genug, sich per def. selbst als Gläubig zu bezeichnen,
selbst wenn auch Zweifel an Gott existieren.
Glaube braucht eben immer noch keine Beweis, sondern
eben nur ein Bekenntnis (das aber eben nur ein mündiger
Geist abgeben kann).
Allerdings möchte ich noch mal betonen, Atheismus brauch
kein Glaubensbekenntnis, sondern eben einfach gar nix.
Atheisten leben normal völlig ungezwungen ohne die
selbst auferlegten Regeln der Rel. und Kirchen.
Gruß Uwi