Hallo Guvo
Dein Einwand des ´praktizierten interreligiösen Dialogs´, mit
dem Du meine abschätzige Kritik an den drei Glaubensdogmen
bezüglich ihrer Schuld an dem Nah-Ost-zu Konflikt zu
versachlichen beabsichtigst, möchte überzeugen. Klingt gut.
Aber dann auch bitteschön: Mehr davon!
Beispiele für solche Konfliktherde weltweit und das solidarische Engagement von religiös-motivierten Gruppen und Initiativen gibt es zuhauf: politische und wirtschaftliche Hilfe in Südamerika (im Zusammenhang mit befreiungstheologischen Ansätzen im christlichen Kontext), Indien und Afrika etc.
Aus christlicher Sicht fallen mir da ad hoc allein drei große kath. Ordensgemeinschaften ein (Pallottiner, Salesianer Don Boscos oder Styler Missionare), die ganz klar vor Ort Hilfe leisten, NICHT mit dem Anspruch, hier christlich missionieren zu wollen. Sie verbinden ihre Arbeit mit dem Anspruch, in Krisensituation auch zu vermitteln, aber im wesentlichen für die von Krisen, Krieg und Konflikten Betroffenen da zu sein.
Denn lässt sich einfach so ´glauben´, dass dieser Einwand auch
nur einen der drei Theologien tatsächlich in sei es nur
´ausreichender Weise´ entschuldigt? Die theologisch tragende
Säule ist doch einzig der jeweils verbohrte Dogmatismus, mit
dem sie sich selbstredend als letztlich einzig wahre Religion
legitimieren; so wie eh und jeh.
Jeder Gläubige kann m. E. individuell und frei entscheiden, welchem Glauben, Kirche oder Religion er oder sie anhängt (im Judentum ist das sicherlich noch mal ein Stück anders, da hier von einer Volksangehörigkeit ausgegangen wird, die von Mutter auf die Kinder übertragen wird). Das sich hier automatisch eine gewissen Ausschließlichkeit ergibt, liegt auf der Hand. Warum soll sonst jemand sich für oder gegen eine spezifische Religion entscheiden? Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, die religiöse Überzeugung des Nächsten abzuerkennen. Ich spreche jetzt mit einem christlichen Hintergrund. Im Islam oder Judentum (nehmen wir jetzt nur mal die drei abrahamitischen Religionen) gibt es möglicherweise andere Denkmuster, die ich im Detail nicht ausreichend kenne.
Das Du eine wie auch immer geartete Dogmatik grundsätzlich als „verbohrt“ definierst, ist Deine zu respektierende, aber absolut persönliche Meinung. Ein gläubiger Mensch würde dies sicher im Hinblick auf seine religiöse Überzeugung anders definieren. Letztendlich argumentierst Du wahrscheinlich als Aussenstehender, möglichweise ohne Kenntnisse der einzelnen Dogmen, der jeweiligen Historie, Tradition und Grundlagen (hl. Schriften). Das halte ich für gefährlich. Oder bist Du gleichzeitig Jude, Muslim, Christ und - sagen wir mal - Buddhist und kennst die Dogmen im einzelnen?
Ganz zu schweigen davon, dass
dieser Rechtfertigungsversuch den Vertretern des
interreligiösen Dialogs den Respekt für ihren Beitrag des
Modernisierens innerhalb ihrer eigenen Konfessionen indirekt
sogar abspricht. Das ist Dir hoffentlich nicht egal!?
Das sehe ich nicht so. Als Jude kann ich theoretisch sehr wohl einen Christen in seinem Glauben respektieren und umgekehrt. Als Muslim kann ich das ebenso mit jüdischen oder christlichen Gläubigen. Fanatiker, die diesen Respekt oder Zusammenarbeit oder Dialog grundsätzlich ablehnen gibt es leider überall - aber das sehe ich nicht als zentrales Denkmuster, schon gar nicht als Dogma - weder im Judentum, im Christentum, noch im Islam.
Tasächlich ist die Religiosität der Menschen als Ursache des
Nah-Ost-Konfliktes ausdrücklich nicht Schuld. Die Religiosität
an sich ist nämlich jedem Menschen eigen, theistisch oder
atheistisch. In sofern hättest Du Recht damit, dass ich
´religiöse Ursachen´ pauschal und damit völlig zu Unrecht
bezichtige. Da sich der Religionsbegriff als eine Art Grundton
u.a. auch aus Kultur, Gesellschaft, Politik aber auch aus
Glaubensdogmen zusammensetzt, trifft mich gewissermaßen der
Vorwurf, zu ´frei´ argumentiert zu haben. Tut mir leid.
Das meinte ich mit meiner Kritik. Finde ich sehr positiv, daß Du das so reflektierst.
Der Vorwurf der Schwafelei ist hingegen unsachlich und
verfehlt. Solange Dir selbst an ein wenig Selbstachtung liegt,
wirst Du das auch erkennen.
Ich habe das bewußt so ausgedrückt (und bleibe im übrigen dabei), da Du mit Deinem Posting generell jede Religion oder Theologie damit verurteilst bzw. abwertest. Das ist unsachlich, einseitig und polarisierend und damit für mich Schwafelei, über die es sich nicht lohnt zu diskutieren. Gerne jedoch über sachliche Argumente.
Gruß,
Kris