Religion und Sex

Leider verstehe ich nicht, warum Du diesen Artikel hier verlinkst?
Wenn Du ihn bis zum Ende gelesen hättest, dann hättest Du zur Kenntnis nehmen können, daß ich ihn ins Deutsche übersetzt und im Hinblick auf nicht-jüdische Leser bearbeitet habe.

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Hallo Luis,

eine Hauptaufgabe der Religionen ist es, für die jeweilige Gesellschaft Verhaltensregeln zu geben, welche garantieren sollen, daß für alle ein Mindestmaß an Lebensqualität möglich ist.

Ich mache jetzt nicht viel Unterschied zwischen den Religionen, kenne mich auch kaum aus. Ich setze voraus, daß die drei verwandten monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) die Sexualität zwar stark reglementieren, davon aber wenigstens das Judentum und der Islam nicht die Lust am Sex (soweit sie den Sex erlauben) verbieten.

Eine wirklich freie Sexualität, wäre das dann nicht einfach ein wildes und lustiges Leben für alle? Es könnte aber auch sein, daß dann die stärksten und attraktivsten Individuen fast alle möglichen Partner an sich zögen, und die anderen leer ausgingen. Wäre dies der Fall, würden die letzteren sich das nicht lange gefallen lassen, und eine völlig instabile Gesellschaft wäre die Folge, unfähig zur Kulturentwicklung. Das ist die Hypothese, die ich dazu anbiete.

Die predigenden Leute in Frankfurt sind wohl nur eine Karikatur der Religion, sonst nichts.

Schwieriger, aber auch interessanter scheint mir schon die weiterführende Frage, was unsere heutige „Leitreligion“ ist (sicher nicht das Christentum), und in welcher Weise die Sexualität heute reglementiert ist?

Grüße,

I.

Leider verstehe ich nicht, warum Du diesen Artikel hier
verlinkst?
Wenn Du ihn bis zum Ende gelesen hättest, dann hättest Du zur
Kenntnis nehmen können, daß ich ihn ins Deutsche übersetzt und
im Hinblick auf nicht-jüdische Leser bearbeitet habe.

Weil der Artikel mE nach aussagt, dass Sex vor der Ehe im Judentum (soweit man das so sagen kann) nicht stattfinden soll. Nochmal in der entsprechenden Reihenfolge:

Kimnastic: "die predigen, dass Sex vor der Ehe (…) etwas ach so schlimmes ist.

Du: „auf das Judentum treffen Deine Gedanken nicht zu.“

Der Artikel: „Im Judentum ist die Heirat die Schwelle zu aktiver Sexualität. (…) Was ist Ihrer Meinung nach die allgemeine jüdische Sichtweise von Sexualität? RABBI SCHACHTER-SHALOMI: Im Judentum wird vom Moment der Eheschließung an „ja“ zur Sexualität gesagt, nachdem es so viele Jahre lang „nein“ dazu geheißen hatte.“

Das zeigt: Selbstverständlich treffen Kimnastics Gedanken zumindest in diesem Punkt auf das Judentum zu, und Deine Anmerkung, ich hätte den Artikel mal zuende lesen sollen, ist etwas peinlich. Ich habe den Artikel offenbar genauer gelesen als Du.

Tschö und FreeBSD,

Malte

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Hi Luis

u.a. war es so, dass den altorientalischen Religionen eine ausschweifende Sexualität zugesagt wurde (u.a. Tempelprostitution u.ä.) dies kann vom heutigen Standpunkt aus aber nicht immer als gesichert angesehen werden.
Aber es war so im Umlauf.

Zu Abgrenzung entwickelte sich in der israelitischen Religion spät die Regel: Kein Sex vor der Ehe.
Eine ähnliche Abgrenzung war etwa, dass Gott nicht dargestellt werden sollte, weil die anderen altorientalischen Religionen einen starken Bilderkult kannten.

Bei den Christen kam es mbWn zu einer Art Verkettung:
Man nahm den Satz „gehet und mehret euch“ sehr wörtlich, das Leben war also ein Geschenk und man hatte sich gefälligst zu vermehren… damit war also jeder Samen, der ohne Zeugungsvorgang (bzw. Versuch) vergossen wurde „verschwendet“. Und sowas passiert nunmal bei Sex for Fun bzw. mit Verhütung.
Es entsteht kein Leben, also verschwendeter Samen = Sex zum Spass ist böse.

Eine ähnliche Argumentation kann man auch dem Verbot des männlich homosexuellen Beischlafs unterstellen.

lg
Kate

Hallo Luis,
dass Du mit Deiner ziemlich pauschalen Meinung über ‚Religion‘ schief liegst, wurde ja schon deutlich gemacht. Zur Ergänzung noch eine Darstellung der buddhistischen Position zu diesem Thema.

Die buddhistische Sexualethik findet ihren konzentrierten Ausdruck in der 3. Sila-Regel (sikkhapada, ‚Übungsweg‘). Die klassische Formulierung lautet:

Kāmesu micchācāra veramani sikkhapadam samādiyāmi

„Kāmesu micchācāra“ bedeutet wörtlich in etwa „verkehrter Wandel in Sinnenlüsten“. Konkret, in der Auslegungspraxis, wurde dies immer als ‚unerlaubter sexueller Verkehr‘ bzw. heute gerne auch als ‚Mißbrauch von Sexualität‘ verstanden. Sexualität wird also nicht verworfen oder verteufelt, es geht vielmehr um ein verantwortungsvolles Verhalten speziell im Bereich sexueller Beziehungen. Was dies konkret bedeutet, dazu später.

Der zweite Teil der Formel „veramani sikkhapadam samādiyāmi“ ist allen fünf ethischen Hauptgelöbnissen gemeinsam und etwa zu übersetzen: ‚ich gelobe, den Übungsweg auf mich zunehmen‘. Bedeutsam ist hier schon einmal, dass es sich nicht um ‚Gebote‘ eines Gottes oder Religionsstifters handelt, sondern um Gelöbnisse, die man im Wissen um / Vertrauen auf ihre Heilsamkeit auf sich nimmt. Diese Gelöbnisse sind durchaus vernünftig und in realistischer Einschätzung formuliert; man verspricht, eine persönliche (auf die persönlichen Lebensbedingungen zugeschnittene) Übungspraxis auf sich zu nehmen und zu entwickeln und nicht, von heute auf morgen irgendwelche absolut gesetzten Normen zu erfüllen. Entscheidend ist die persönliche Bemühung, eine sich entwickelnde Übungspraxis in Hinsicht auf ein Idealziel hin. Es kann daher nicht überraschen, dass der in anderen Religionen so zentrale Begriff der ‚Schuld‘ im Buddhismus kaum eine Rolle spielt.

Entsprechend gibt es bei der 3. Sila-Regel, dem Übungsweg heilsamen Umganges mit der Sexualität, einen deutlichen Unterschied zwischen Laien und Ordinierten. Ordinierte nehmen nun tatsächlich absolute sexuelle Abstinenz auf sich. Nicht, weil speziell Sexualität als etwas Schlechtes oder Verwerfliches betrachtet würde, sondern weil dies Teil der generelleren Übung ist, sich von der Anhaftung an sinnlichen Erfahrungen überhaupt zu lösen. In gleicher Weise gehört dazu beispielsweise auch der Verzicht auf Musikgenuss, Theateraufführungen o.ä., Verzicht auf Alkoholika, üppige Mahlzeiten, bequeme Betten usw. usf. Diese Konsequenz buddhistischer Praxis wird von den buddhistischen Laien honoriert, indem sie den Ordinierten durch Sachspenden (Essen, Kleidung, Unterkunft - nicht jedoch Geld, das diese nicht anrühren dürfen) eine Lebensgrundlage sichern. Dafür erhalten Laien auf Wunsch Unterweisung und Beratung durch Ordinierte.

Es versteht sich, dass dieses ‚soziale Arrangement‘ durch Nachlässigkeit seitens der Ordinierten in Bezug auf Einhaltung ihrer Gelöbnisse (die durch über 200 detaillierte Regeln präzisiert werden) gefährdet wäre. Die Gemeinschaft der Ordinierten wacht daher über die Einhaltung der Gelöbnisse durch die Ordinierten und legt ggf. Bußen auf oder schließt bei schweren Übertretungen den Betreffenden aus der Ordensgemeinschaft aus. Insofern - in Bezug auf die Disziplin der Ordensgemeinschaft - ist die buddhistische Moral restriktiv.

Was nun den Umgang buddhistischer Laien mit Sexualität angeht, so wäre zu klären, was der oben angesprochene ‚unerlaubte‘ sexuelle Verkehr ist. Hier finden wir nun erstaunlicherweise keine abstrakten ethischen Vorgaben - erwartet wird vielmehr das Respektieren der sozial akzeptierten Sexualmoral und das Einhalten der Gesetze. Ursprünglich, in der patriarchalischen Welt des antiken Indien, hieß dies einfach, jeglichen Geschlechtsverkehr mit einer Person des anderen Geschlechtes zu unterlassen, wenn nicht das Einverständnis desjenigen vorlag, der die Vormundschaft über die Frau hatte. Eindeutig finden wir dies z.B. in dieser Sutrenstelle ausgedrückt:

Er vergeht sich nicht gegen Mädchen, die unter der Obhut von Vater, Mutter, Bruder, Schwester oder Verwandten oder unter dem Schutze des Gesetzes stehen, oder gegen verheiratete Frauen, oder gegen Sträflinge, oder gegen blumengeschmückte Bräute.“ (A.X.176)

Die Regel, die man auf sich nimmt, fordert also (auf heutige Verhältnisse übertragen) Enthaltung von sexuellem Verkehr mit Unmündigen (idR Minderjährigen) soweit er gesetzlich verboten ist und - sollte dies nicht der Fall sein - wenn keine Einwilligung der für den/die Unmündige Verantwortlichen vorliegt. Außerdem natürlich Enthaltung von Ehebruch. Dass Letzteres analog auch für nichteheliche Partnerschaften gilt, die in gleicher Weise respektiert werden sollten wie eine Ehe, leuchtet wohl ein.

Das ist nicht mehr und nicht weniger, als einem der gesunde Menschenverstand ohnehin rät. Man respektiert die Gesetze und man respektiert bestehende Beziehungen, spannt also einem/einer Anderen nicht den/die Partner/in aus. Wenn man selbst einen Partner hat, betrügt man ihn nicht. Das ist schon alles an „restriktiver Sexualmoral“.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hey Ralf,
Na, das klingt doch mal wunderbar. ich fand die buddhistische Lehre ja schon immer interessant, jetzt finde ich sie noch umso toller. Die scheinen ja wirklich sehr liberal und frei mit der Sexualität umzugehen. Dabei dann gewissen moralische Grundwerte beizubehalten finde ich in Ordnung.
Ich weiss, dass ich zu beginn sehr generalisiert hatte, was das Verhältnis von Religion zu sex angeht. Allerdings habe ich mich ja eines besseren belehren lassen :wink:
lg

Hallo Luis,

eine Hauptaufgabe der Religionen ist es, für die jeweilige
Gesellschaft Verhaltensregeln zu geben, welche garantieren
sollen, daß für alle ein Mindestmaß an Lebensqualität möglich
ist.

Aha, also das mit den Verhaltensregeln ist mir schon klar. Nur verstehe ich nicht, was du mit einem Mindestmaß an Lebensqualität meinst…

Wäre dies der Fall, würden die letzteren sich das
nicht lange gefallen lassen, und eine völlig instabile
Gesellschaft wäre die Folge, unfähig zur Kulturentwicklung.
Das ist die Hypothese, die ich dazu anbiete.

Das ist aber mal eine sehr gewagte Hypothese, die du mal ein wenig begründen kannst, wenn du das schaffst :wink: Denn ich halte das für Humbug. Sorry, aber ist so.

Ich bedanke mich für deine Antwort

Wie bitte?! Es entsteht Rivalität und Machtkampf? Erläutere
das mal bitte, weil das leuchtet mir bisher nicht ganz ein,
und ist somit für mich bis jetzt kein Argument gegen den
„wilden Sex“ :smile:

Nun, schau doch einfach mal in die Geschichtsbücher. In einer Gesellschaft, die von Familienclans bestimmt wird, ist das Geflecht aus Macht und Beziehungen zwischen den Familien entscheidend. Und sehr viele Konflikte sind an Streitereien über Frauen eskaliert. Oder im Hormongetriebenen Machtgehabe.

In Bezug auf die Herrschaftsfamilien und den Adel galt das bis in die Zeit der Renaissance hinein auch in Europa, erst die modernen Staatsgebilde haben diese Gefahr gelindert. Allerdings würde ich sagen, dass man die Auswirkungen der Auflösung der Familie auf die Gesellschaft noch nicht absehen kann, selbst wenn die direkten Auswirkungen nicht mehr so wie früher da sind.

Gruß
Thomas

buddhistisches Gleitgel
Moin,

neben meinem Bett stehen einige buddhistische Bücher, darauf liegt das Gleitgel. Und das hat nichts mit esoterischer Tantra-Auslegung zu tun.

Gruß,
Spiff

Adam und Eva…
… waren, glaube ich nicht verheiratet. Lebten sie in einer „Wilden Ehe“ und waren ihre Kinder sozusagen illegitim? Lebten sie gar in der Sünde?
…Und wie war das bei Noahs (the one with the boat)? War er verheiratet oder nüt? War eigentlich Jesus unehelich? Sehr enttäuscht Wäre ich, wenn mir diese Fragen niemand beantworten würde. Please help!
Alexander

Hallo Alexander,

… waren, glaube ich nicht verheiratet.

woraus schließt Du das?
Natürlich waren Adam und Eva verheiratet.

…Und wie war das bei Noahs (the one with the boat)? War er
verheiratet oder nüt?

Auch Noah war verheiratet.

War eigentlich Jesus unehelich?

Hier wird es schwierig.
Jesus wurde von Heiligen Geist gezeugt (künstliche Befruchtung).
Josef hat Maria aber geheiratet bevor Jesus geboren wurde.
Somit würde auch nach heutigem Recht Jesus als „ehelich“ gelten.

Gruss Harald

… waren, glaube ich nicht verheiratet.

woraus schließt Du das? Natürlich waren Adam und Eva verheiratet.

Behauptest du das. oder kann ich das irgendwie im AT nachlesen? Wer hat sie getraut? Der Dompfaff?

…Und wie war das bei Noahs (the one with the boat)?

Auch Noah war verheiratet.

Und seine Kinder? Wie kamen sie überhaupt zu Frauen? Da gab’s doch keine Menschen mehr. Wie wir wissen, waren sie alle ertrunken.

War eigentlich Jesus unehelich?

Hier wird es schwierig.
Jesus wurde von Heiligen Geist gezeugt (künstliche :Befruchtung).

Dann war also Baby Tschiesus das erste Retortenbaby. Aus diesem Grund müsste ergo die Kirche locker mit diesem Thema umgehen.

Josef hat Maria aber geheiratet bevor Jesus geboren wurde.
Somit würde auch nach heutigem Recht Jesus als „ehelich“
gelten.

Das erleichtert mich sehr. Kannst du mir die Stelle zeigen, wo ich das zuverlässig nachlesen kann?
Ich grüße Dich. Alexander

Hallo Alexander,
scrolle doch bitte einmal hier in diesem Brett ganz nach unten. Da steht als vorletztes ein vor Löschung und Verschiebung ins Archiv geschütztes Posting mit dem Betreff ‚Arche-typische Galle‘. Ich denke, es kann Deine Fragen beantworten.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo,
auch wenn ich jetzt etwas spät dran mit meiner Antwort bin:

Seit kurzer Zeit beschäftigt mich folgende Frage:
Warum ist die Religion in all seinen Formen und
Glaubensrichtungen gegen Sex?

Dass es nicht „die Religion“ gibt, hast du ja schon gehört.

Ich wohne in Frankfurt, und mir geht es einfach tierisch auf
den Keks, wenn da immer wieder Leute stehen, die predigen,
dass Sex vor der Ehe und Sex überhaupt etwas ach so schlimmes
ist. Ich akzeptiere es, dass es Leute gibt, die Sex erst nach
der Ehe haben wollen, oder die Sex als etwas schlimmes
ansehen.
Nur ganz nachvollziehen kann ich es leider nicht.

Ich versuche mich mal an einer Antwort, wie es heute in der kath. Kirche gesehen wird, bei der kenne ich mich am Besten aus.

Die Aussage, dass Sex generell als schlecht gesehen wird, stimmt nicht.
Dann muss man außerdem unterscheiden zwischen Sex in der Ehe und Sex außerhalb der Ehe.

In der Ehe ist Sex sogar nicht unwichtig, offiziell aus zweierlei Gründen:
Der eheliche Akt hat eine doppelte Bedeutung: die Vereinigung (die gegenseitige Hingabe der Gatten) und die Fortpflanzung (die Bereitschaft zur Weitergabe des Lebens).

Dabei wird auch durchaus anerkannt, dass Sex nicht nur der Fortpflanzung dient (das habe ich auch schon von verschiedenen Bischöfen gehör), sondern für jede Ehe wichtig ist:
„Jene Akte also, durch die Eheleute innigst und lauter eins werden, sind von sittlicher Würde; sie bringen, wenn sie human vollzogen werden, jenes gegenseitige Übereignetsein zum Ausdruck und vertiefen es, durch das sich die Gatten gegenseitig in Freude und Dankbarkeit reich machen". Die Geschlechtlichkeit ist eine Quelle der Freude und Lust

Fasse zusammen: nach kath. Vorstellungen ist der Sex in der Ehe wichtig, allerdings gibt es dazu Vorschriften (z.B. die Verhütungsfrage, aber das ist ja hier nicht das Thema).

Anders sieht es aus mit außerehelichem Sex. Der ist wirklich im Katholischen verboten.
Warum? Sex dient nach obiger Beschreibung der Fortpflanzung und dem Vertiefen der Ehebande (und nur diesen beiden Sachen). Logischerweise gibt es ohne Ehe keinen moralischen Grund, Sex zu erlauben.

„Infolgedessen ist die Sexualität, in welcher sich Mann und Frau durch die den Eheleuten eigenen und vorbehaltenen Akte einander schenken, keineswegs etwas rein Biologisches, sondern betrifft den innersten Kern der menschlichen Person als solcher. Auf wahrhaft menschliche Weise wird sie nur vollzogen, wenn sie in jene Liebe integriert ist, mit der Mann und Frau sich bis zum Tod vorbehaltlos einander verpflichten"

Ich finde jetzt keine Stelle dazu, aber ich meine mich zu erinnern, dass es auch eine Begründung gibt, die ungefähr folgendermaßen lautet: Ehe wichtig, Sex ohne Ehe „verwässert“ sozusagen die Bedeutung der Ehe -> außerehelicher Sex verboten.

Gruß
Kati

Hallo Luis,

Nur verstehe ich nicht, was du mit einem Mindestmaß an
Lebensqualität meinst…

ich bin der Voraussetzung ausgegangen, daß die Menschen von vorneherein sehr ungleich sind: es gibt Starke und Schwache, mehr oder weniger Attraktive, mehr oder weniger Draufgängerische, sie haben Fähigkeiten verschiedener Art und in unterschiedlichem Ausmaß.

Gäbe es keine Regeln, so vermute ich, daß die Starken und Draufgängerischen alles an sich reißen würden, was sie kriegen könnten, und all den anderen würde wenig bis nichts übrigbleiben. Die anderen sind aber nicht so schwach, daß sie lebensunfähig wären: sie würden sich zur Wehr setzen, gleich oder zu einem späteren Zeitpunkt.

Ich glaube, dies könnte ein Grund dafür, daß sich Religionen mit ihren Regelsystemen ausgebildet haben. Dadurch können alle zu etwas kommen, und das Zusammenleben ist friedlicher. Das meinte ich mit dem Mindestmaß an Lebensqualität für alle. Und wahrscheinlich hätte so eine Gesellschaft auch eine größere Chance, für längere Zeit zu überleben.

Ich behaupte nicht, daß es so gewesen sein muß, sondern stelle es nur als Hypothese dar.

Aus den gleichen Gründen vermute ich auch, daß die Reglementierung der Sexualität in den Religionen ebenfalls dazu dient, eine gewisse Angleichung der Chancen des Zugangs zur Sexualität zu erreichen, und damit viel sozialen Sprengstoff zu vermeiden.

Nur zur Verdeutlichung, um welchen Sprengstoff es sich dabei handelt: in Ländern wie Indien oder China wird männlicher Nachwuchs als „mehr wert“ angesehen im Verhältnis zu Mädchen. Deshalb werden dort weibliche Föten gezielt abgetrieben oder neugeborene Mädchen medizinisch schlechter versorgt. Mit der Folge eines deutlichen Überschusses an jungen Männern in diesen Ländern.

Dazu und über die möglichen sozialen Folgen siehe hier:

http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=269140

Warum jedoch die katholische Kirche zu ihrer speziellen Ausformung der Sexual- und Lustfeindlichkeit gekommen ist, weiß ich nicht. Der Mythos, daß Frauen etwas Unreines seien, der Einfluß neurotischer Einzelpersonen in der Kirchengeschichte, andere Gründe? Allerdings nehmen heute wohl die Wenigstens die von der Kirche vertretenen Auffassungen ernst und es gibt, wie ich glaube, kaum Menschen, die z. B. auf Sex vor der Ehe verzichten.

Wenn daher heute die Sexualität irgendwie eingeschränkt ist, gibt es dafür andere Gründe. Und das wäre eine interessante Frage.

Denn ich halte das für Humbug. Sorry, aber ist so.

Das kannst Du nun gerne auch begründen.

Grüße,

I.

Hallo Alexander,

… waren, glaube ich nicht verheiratet.

woraus schließt Du das? Natürlich waren Adam und Eva verheiratet.

Behauptest du das. oder kann ich das irgendwie im AT
nachlesen? Wer hat sie getraut? Der Dompfaff?

God himself!

lesen bildet :wink:
Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.“ (Gen.2,22)

…Und wie war das bei Noahs (the one with the boat)?

Auch Noah war verheiratet.

Und seine Kinder? Wie kamen sie überhaupt zu Frauen? Da gab’s
doch keine Menschen mehr. Wie wir wissen, waren sie alle
ertrunken.

Und er ging in die Arche mit seinen Söhnen, seiner Frau und den Frauen seiner Söhne vor den Wassern der Sintflut.“ (Gen.7,7)

Josef hat Maria aber geheiratet bevor Jesus geboren wurde.
Somit würde auch nach heutigem Recht Jesus als „ehelich“
gelten.

Das erleichtert mich sehr. Kannst du mir die Stelle zeigen, wo
ich das zuverlässig nachlesen kann?

"Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.
Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.

Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
" (Matth.1,18-24)

Gruss Harald

Hallo Kati,

Ich finde jetzt keine Stelle dazu, aber ich meine mich zu
erinnern, dass es auch eine Begründung gibt, die ungefähr
folgendermaßen lautet: Ehe wichtig, Sex ohne Ehe „verwässert“
sozusagen die Bedeutung der Ehe -> außerehelicher Sex
verboten.

Das hast du sehr schön zusammengefasst.
:wink:

Man muss sich eben entscheiden, ob man als Katholik leben will oder als Mensch:
You can’t have the cake and eat it!

Gruß Gernot

Sag mal Kati lebst du wirklich danach? ich mein es gibt doch heute kaum noch Gründe (mal abgesehen von den Steuern) warum man eine Ehe eingehen sollte. Uneheliche Kinder sind keine schande mehr, Alleinerziehnde Elternteile gehören zur Normalität. Also ich persönlich finde das Ehe nur ein Zettel ist auf dem die Zusammengehörigkeit steht - aber ob die Partner dann danach leben ist wieder eine andere Frage. Aber zurück zum Thema, schau die mal all die US - Filme und US - Serien an, da ticken die Eltern schon aus, wenn ihr Kind jemanden küsst.
Also ich bin der Meinung wenn man etwas verbietet, wie z.B. Sex vor der Ehe, dann wird es nur um so spannender und aufregender. Und ich denke da Religion in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung verloren hat, ist das ein Zeichen, dass die Vorschriften und Regeln der Kirche (welcher Religionsrichtung auch immer) in den meisten Fällen überholt sind und die Gesellschaft sich ihre eigenen Regeln geformt hat und das ist meiner Meinung auch gut so. Ich steh auf Sex VOR der Ehe.

Hallo Jana,

Ich steh auf Sex VOR
der Ehe.

ob nun vor, während oder nach der Ehe - Hauptsache, es wird überhaupt noch geheiratet :wink: - SCNR.

ich mein es gibt doch
heute kaum noch Gründe (mal abgesehen von den Steuern) warum
man eine Ehe eingehen sollte.

Die Gründe, wegen denen die Institution ‚Ehe‘ sich in den unterschiedlichsten Kulturen herausgebildet hat, sind nach wie vor vorhanden. Sie (die Ehe) sorgt für eine rechtliche Absicherung des aufgrund biologischer Gegebenheiten schwächeren Teils einer Partnerschaft, wenn in dieser Partnerschaft Kinder gezeugt werden. Auch wenn es heute nicht mehr ganz so ungewöhnlich ist, dass sich Väter nach der Geburt um die Kinder kümmern, so ist doch eine Frau zumindest in der Zeit fortgeschrittener Schwangerschaft und in der ersten Zeit nach der Geburt nur eingeschränkt in der Lage, für ihre Existenzsicherung zu sorgen (das meine ich mit „schwächer“). Die Kinder sollte man dabei auch nicht ganz aus dem Auge verlieren - ob die Delegation der frühkindlichen Erziehung an Kinderkrippen und Kindergärten eine sonderlich glückliche Lösung ist, kann man ja durchaus bezweifeln. Dass eine stabile Partnerschaft zwischen einem Mann und einer Frau immer noch - trotz aller staatlichen Hilfs- und Surrogatangebote - grundsätzlich die besten Bedingungen für die Erziehung von Kindern darstellt, werden wohl nur Wenige bestreiten.

Bevor es zuverlässige Verhütungsmittel gab, trug die Frau bei sexuellem Verkehr immer das Risiko, ungewollt schwanger zu werden - der Mann hingegen hatte in der Regel die Möglichkeit, sich in diesem Fall schlicht und einfach vor der Verantwortung zu drücken. Von daher war die dringende Empfehlung an Frauen, sich vor Gewährung gewisser Gunstbeweise erst einmal rechtlich abzusichern, nur zu verständlich. Das ist heute sicherlich kein zwingendes Argument mehr - obwohl es ganz offensichtlich jede Menge Halbwüchsiger gibt, die schlicht zu blöd unbefangen sind, um richtig zu verhüten.

Die Ehe als Institution zieht die Männer in die Verantwortung für die Frauen, die sie schwängern und für die Kinder, die sie zeugen. Und das ist gut so (jedenfalls meiner Meinung nach). Darüber hinaus ist die Institutionalisierung sexueller Beziehungen durchaus geeignet, gesellschaftliches Konfliktpotential zu entschärfen - wo diese Institutionalisierung denn funktioniert … Das erklärt jedenfalls - ganz untheologisch - die positive Bewertung der Institutionen Ehe und Familie durch die Religionen.

Uneheliche Kinder sind keine
schande mehr,

Das ist zweifellos sehr erfreulich.

Alleinerziehnde Elternteile gehören zur
Normalität.

Das wiederum mE weniger. Die persönliche Verantwortung Einzelner (idR der Väter) wird da z.T. auf die Gesellschaft abgewälzt (von den Müttern ganz zu schweigen), die es dann mit entsprechenden finanziellen Hilfen, mit juristischer Hilfestellung bei Unterhaltsauseinandersetzungen, mit Kinderkrippen, Tagesmüttern usw. usf. richten soll. Ob Kinder, bei denen die Entwicklung einer stabilen emotionalen Beziehung zu beiden Eltern behindert ist, eine wünschenswerte „Normalität“ sind, sei mal hier nur ganz am Rande gefragt.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo Jana,

Sag mal Kati lebst du wirklich danach?

Ganz sicher nicht, da hätten sowohl ich als auch mein Freund etwas dagegen :smile:

Nur weil ich die Meinung der kath. Kirche wiedergebe (und auch Leute kenne, die danach leben), muss ich diese doch nicht teilen. Aber vielleicht sollte ich das in Zukunft immer dazuschreiben…

ich mein es gibt doch
heute kaum noch Gründe (mal abgesehen von den Steuern) warum
man eine Ehe eingehen sollte.

Das ist (um es mal physikalisch auszudrücken) ein ganz anderes Bezugssystem, was du ansprichst.
Du siehst praktische Gründe, aber die sind für die religiöse Haltung nicht ausschlaggebend.
Es gibt auch kaum praktischen Gründe, warum man beten sollte- die Leute tun es trotzdem. So auch mit der Ehe: Wenn du eben glaubst, dass die Ehe ein wichtiges Sakrament ist, dann ist es vollkommen egal, was die momentane gesellschaftliche Haltung ist, für dich ist eben die Heirat grundlegend.

Also ich bin der Meinung wenn man etwas verbietet, wie z.B.
Sex vor der Ehe, dann wird es nur um so spannender und
aufregender.

Na ja, aber zu sagen, wir verbieten es nicht, dann wird es nicht aufregend, ist ja auch nicht die Lösung und darauf kommt es ja nicht an.

Und ich denke da Religion in den letzten Jahren
immer mehr an Bedeutung verloren hat, ist das ein Zeichen,
dass die Vorschriften und Regeln der Kirche (welcher
Religionsrichtung auch immer) in den meisten Fällen überholt
sind und die Gesellschaft sich ihre eigenen Regeln geformt hat
und das ist meiner Meinung auch gut so.

Da kann man sich sicher drüber streiten.

Aber wie gesagt, ich habe aus katholischer, nicht aus meiner persönlicher Sicht argumentiert.

Viele Grüße
Kati