Religionswissenschaft

Hallo,

ich habe hier bei Euch in diesem Brett schon sehr viel gelernt. Und je mehr ich die religionswissenschaftlichen Zusammenhänge verstehe, um so mehr frage ich mich, wie bei den Erkenntnissen Glaube eigentlich noch als Glaube Bestand haben kann. Wenn ich so die Entwicklung der Religionen sehe, wie z.B. der Monotheismus erst im Verlauf der Zeit unter historischen Einflüssen entstanden ist, muß da ein logisch analytisches Hirn den Glauben nicht aufgeben?
Wobei ich den Glauben im Sinne der Religionen meine, und nicht einfach den Glauben daran, daß es übergeordnete Einflüsse (egal wie man diese bezeichnet) gibt.
Das Judentum sehe ich in dem Sinne auch nicht als Glauben, da es doch die Lebensweise eines Volkes umfaßt.

In Folge frage ich mich auch, warum in den staatlichen Schulen Religion im Sinne der Kirche gelehrt wird und nicht Religionswissenschaft. Das würde doch dem Anspruch der Schule viel eher entsprechen.
Ist das immer noch die historische Macht der Kirche?

Gruß Steffi

Hallo!

In Folge frage ich mich auch, warum in den staatlichen Schulen Religion im Sinne der Kirche gelehrt wird und nicht Religionswissenschaft. Das würde doch dem Anspruch der Schule viel eher entsprechen.

Das ist in der Tat eine anachronistische Ungereimtheit, die im Moment noch zur Folge hat, dass auch Moslems in den Schulen ihren Glauben vertreten dürfen.

Ist das immer noch die historische Macht der Kirche?

Es ist die geistige Faulheit der Bürger und Politiker, die irgendwas vom „Christlichen Abendland“ im Hirn rumspuken haben, die diese Regelung weiter bestehen lässt.

Und es ist das Recht der Kirchen, das sie als Entschädigung für die während der Säkularisierung verlorenen Kirchengüter von den damaligen Landesherren in Deutschland zugesprochen bekamen. Die heutigen Länder übernahmen diese Verpflichtungen.

Für Baden-Württemberg gilt:

=> http://www.fachverband.info/texte/ruundgeldrueck.pdf

Dass diese Entschädigungen inzwischen den Verlust mehrfach abgegolten haben, kann man leicht errechnen.

Gruß
Fritz

Hallo,

ich habe hier bei Euch in diesem Brett schon sehr viel
gelernt. Und je mehr ich die religionswissenschaftlichen
Zusammenhänge verstehe, um so mehr frage ich mich, wie bei den
Erkenntnissen Glaube eigentlich noch als Glaube Bestand haben
kann.

Glauben hat gerade damit zu tun, dass nichts auf dieser Welt Bestand hat.

Wobei ich den Glauben im Sinne der Religionen meine, und nicht
einfach den Glauben daran, daß es übergeordnete Einflüsse
(egal wie man diese bezeichnet) gibt.

Du kannst Dich dafür entscheiden, dass es sie gibt, selbst wenn Du nur eine Ahnung davon hast. Dass Menschen Zeit brauchten, um sie klarer zu benennen, liegt doch auf der Hand.

Das Judentum sehe ich in dem Sinne auch nicht als Glauben, da
es doch die Lebensweise eines Volkes umfaßt.

Kann man sagen, obschon diese Lebensweise mit Glauben eben zu tun hat.

In Folge frage ich mich auch, warum in den staatlichen Schulen
Religion im Sinne der Kirche gelehrt wird und nicht
Religionswissenschaft. Das würde doch dem Anspruch der Schule
viel eher entsprechen.

Der Anspruch der Schule wird aber falsch gestellt, es sei denn, dass sie zugibt, dass auf dieser Welt eben nichts wirklich Bestand hat.

Ist das immer noch die historische Macht der Kirche?

Hoffentlich. Denn diese „Macht“ besteht streng genommen in Ohnmacht. Aber sie hat die Qualität, die selbsternannten Logiker und Wissenden ein wenig Lügen zu strafen, wenn sie sich für vollkommen halten oder Selbsterlösung praktizieren. Naja, das mag jetzt nach Ideologie klingen, aber es ist so und nicht anders.

Gruß Steffi

Gruss
Mike

Hallo Dahinden,

Naja, das mag jetzt nach Ideologie klingen,

Ein bisschen schon, ja.

aber es ist so und nicht anders.

Und ab hier dann richtig. Du könntest noch ein ‚Amen‘ oder wahlweise ‚Basta‘ dahintersetzen, als Ideologiebekräftigung.

cu Amy

Hi Steffi!

Das es Religionswissenschaft nicht als Schulfach gibt liegt vor allem daran, dass es keinen Ausbildungsweg fuer Lehrer im Fach Religionswissenschaft gibt.
Soweit ich weiss gibt es in ganz Deutschland nur zwei Bundeslaender, in denen man ueberhaupt irgendwie Religionswissenschaft an Schulen lehren kann und die Ausbildung dahin ist kompliziert, der Bedarf gering.
Warum? Weil keine Sau Religionswissenschaft kennt.
Geh doch mal zu denEltern an einer Grundschule oder auch nur Realschule und frag die mal ob sie wissen, was Religionswissenschaft ist. Die erste Antwort ist doch grundsaetzlich"Religion und Wissenschaft? Geht das ueberhaupt? ist das nicht sowas wie in den USA?"

Also falls du die Moeglichkeit haettest, dich irgendwo fuer RelWiss als Schulfach einzusetzen, tu es, meinen Dank hast du.

Ich glaube nicht, dass man im Sinne der Religionswissenschaft automatisch den Glauben aufgibt, nein, ich glaube es wirklich nicht. Allein wenn ich an die ganzen Theologen (vornehmlich evangelische) denke, die RelWiss als 2. Fach haben, oder die ganzen Islamwissenschaftler… im Seminar letztes Semester stand ich vor 42 Studenten und nur rund 9 waren nicht Islamwissenschaftler.
(Hatte fuer mich natuerlich den Vorteil, dass ich wusste, wo ich meine Beispiele herziehen kann).

lg
Kate