Renaissance

Hallo inwiefern hat die Renaissance das Denken der Menschen revolutioniert?

Danke
Ryo

Hallo Ryo,

vermutlich werde ich dafür teils ausgelacht, teils gesteinigt - hoffentlich teils auch wohlmeinend widerlegt:

Die Renaissance hat nicht das Denken der Menschen revolutioniert. Sie ist Ausdruck eines Denkens, welches revolutioniert wurde durch bedeutende Fortschritte zuerst (ein paar hundert Jahre vorher) im Ackerbau, in dessen Folge in Bergwerkstechnik, Hüttentechnik und Weberei.

All dieses zusammen erlaubte erstmals nach sehr langer Zeit wieder aufrechtes Stehen und Gehen.

Schöne Grüße

MM

hallo Ryo,
insofern, als der Mensch nicht mehr als (Streit-)Objekt zwischen Gott und Satan eingebunden und gefangen betrachtet wurde, sondern als (willens-)freies Lebewesen, das sich des Denkens bedienen darf und soll.
Im Mittelalter gabs im Selbst- wie Weltverständnis den Himmel über der Erde - eine gewölbte Schale, in der die Himmelskörper aufgehängt waren - der Mensch lebte auf der platten Erdscheibe darunter - und ganz untendrunter befand sich die Hölle - so war der Mensch eingesperrt in starre Strukturen, in der Welt und in seinem Selbstverständnis. Darum auch der Widerstand der Kirche gegen Galileos Erkenntnisse. Naturwissenschaftliche Wahrheiten, sofern sie der wortgetreuen Bibelbotschaft widersprachen, waren im Mittelalter nicht zugelassen.
Eine solche Haltung - Wissenschaftsabstinenz zugunsten wortgetreuen Bibelglaubens - finden wir heute noch bei manchen Sekten; aber auch z.B. in der Schulgesetzgebung einiger amerikanischer Staaten. Dort ist Darwins Lehre von der Entwicklung der Arten verboten, denn „in sieben Tagen schuf Gott Himmel und Erde“…
Aber man war - durch die Kreuzzüge? - inzwischen mit der arabischen Welt und durch sie mit dem antiken Erbe in Kontakt gekommen, vor allem mit dem schon sehr modernen wissenschaftlichen Denkansatz des Aristolteles, und in diesem neuen Kennenlernen des antiken Denk-Erbes lag der zündende Funke. Darum Renaissance, die Wiedergeburt. Die geistige Befreiung, zu denken, zu forschen, zu untersuchen, gab den Künsten, Wissenschaften und den Bildungsbestrebungen der Menschen in der Renaissance gewaltigen Auftrieb und hat ihre Folgen bis heute.

Beendet wurde diese Epoche durch den Dreißigjährigen Krieg. Auch er indirekt eine Folge der Renaissance - ohne diese wäre die Wirkung von Luthers Lehre und Kritik an der katholischen Kirche wohl kaum derartig nachhaltig und überzeugend gewesen, daß sie zur Reformation geführt hätte. Die neue Religionsrichtung führte zu jahrzehntelangen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa, hinter denen allerdings oft genug Machtinteressen der einzelnen Staatsgebilde und Fürstentümer standen und sehr viel Kritik an den Machtansprüchen der katholischen Kirche.

Habe das alles sehr vereinfacht und die vorbereitende Rolle des Humanismus und der Aufklärung weggelassen. Gruß, I.

[MOD] Doppelposting. Weitere Antworten bitte …
im Brett „Mittelalter“.

Gruß
Birgit