Hallo Chris,
ein weiterer Erklärungsversuch, ein Körnchen Wahrheit. 
Ein sehr subjektives Zeitempfinden erfahren wir schon in unseren Träumen. Traumforscher haben herausgefunden, daß teils Träume in Sekundenlänge uns wie Stunden erscheinen und Träume in Minutenlänge uns wie Sekunden erscheinen können. Jedenfalls ist die Wahrnehmung der Zeit auch auf der unbewußten Ebene des Träumens sehr subjektiv.
Ich erinnere mich der vielen Schulstunden in Mathematik, Chemie und Physik die nie zu enden schienen, unzählige Blicke auf die Uhr, Ablenkungsmanöver, vom Unterrichtsstoff eh gelangweilt und desinteressiert, die Sekunden bis zum Schluß zählend. Gleichzeitig auch ein Bedauern für manche Unterrichtsfächer in denen die Zeit scheinbar wie im Flug verging.
Mag sein, daß man im Alter etwas langsamer wird und daher weniger „schafft“.
Obzwar uns Errungenschaften wie Waschmaschine und Auto eine Zeitersparnis bringen können, haben wir doch auch viele, möglicherweise auch überwiegend, potentielle Zeitfresser wie Fernseher, Computer und Internet.
Ein Zeitfresser ist für mich Streß. Unter Streß geht bekanntlich weniger bis kaum noch was. Und was streßt uns: immer mehr Menschen, Vielfältigkeit kann nicht nur Segen sondern auch auf der anderen Seite Streß bedeuten, immer mehr gibt es zu berücksichtigen bei seinen Entscheidungen, der Mensch muß sich immer mehr selbst um sich und seine Dinge kümmern… Konflikte stressen, kosten Zeit.
Jemand der auf dem Land lebt, wo es möglicherweise nur eine Gaststätte gibt und in der 20 km entfernt liegenden nächsten Stadt gibt es 3 Restaurants, hat für seine Freizeitaktivitäten nicht soviel Auswahl, Wahl der Qual. Ein Großstädter muß schon mal als Single seine Freunde, Bekannte zusammentrommeln, die dann auch nicht immer Zeit und Lust haben, und dann ist die Entscheidungsfindung ob zum Italiener, Chinesen, Griechen… auch zeitraubend. Sicherlich ein plattes Beispiel, doch je mehr Möglichkeiten, desto Zeitfresser, falls man nicht gut selektieren kann.
Das ist für mich auch noch ein Punkt. Wir leben in einer Informationsgesellschaft und werden überflutet mit Informationen. Welche Informationen sind wichtig für einen, was lohnt sich zu wissen bzw. was versäumt man oder verliert man an Zeit, weil man manches nicht weiß.
Das spielt für mich alles mit rein.
Der Hauptgrund für scheinbar weniger Zeit ist jedoch wie intensiv man lebt, sprich was man macht und wie sehr man mit Leib und Seele dabei ist.
Eine Studie besagte mal, daß jemand der vor dem Fernseher sitzt, seine Zeit subjektiv IM MOMENT als länger empfindet als jemand der z.B. aktiv einem Hobby das er mag nachgeht. Da VERFLIEGT die Zeit eher. Jemand der dann auf ein gewisses Leben zurückblicken kann oder sogar schon am Lebensende steht, empfindet das umgekehrt. Jemand der sein Leben vor dem Fernseher beispielsweise verbrachte, empfindet die Lebenszeit als kürzer, da er auf wenige Inhalte nur zurückblicken kann. Sprich die Filme zur Kurzweil, Ablenkung, Berieselung sind auch in Vergessenheit geraten. Jemand der jedoch aktiv aus ganzem Herzen gelebt hat, z.B. die Welt bereist hat, das Liebesleben der Stichlinge studiert hat oder was auch immer, hat ein längeres Zeitempfinden.
Das liegt vermutlich daran, weil man sozusagen bei den Erlebnissen einhaken kann im Vergleich zu jemanden bei dem der Alltag immer gleich aussieht. Und meines Erachtens liegt es auch daran, wie sehr man mit Leib und Seele intensiv dabei er-lebt.
Ciao,
Romana
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