Hi Carlos,
einmal noch, weil ich mich zugegebenermaßen in dieser Materie sowieso nicht richtig auskenne, und die Verteidigung des DGB-Konzepts liegt mir auch nicht allzu am Herzen …
Ich halte die Vorschläge des DGB ja nicht für unwirksam. Ich
bezweifle aber, dass sie ausreichen.
Naja:
-
sie sollen für eine bestimmte Zeit ausreichen (wie lange sagt der DGB auf dieser Page nicht)
-
Es ist ja doch ein ganz schönes Paket zusammengekommen;
dazu kommen wohl noch zwei Punkte, die auf der Page geschickt Frau Engelen-Kefer angelastet werden:
- „… für Ältere öffentlich geförderte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Ein solcher ehrlicher zweiter Arbeitsmarkt …“
und
- „Wir brauchen daher eine Erstattungspflicht der Unternehmen für alle Beschäftigten ab 55 Jahren, die auf Kosten der Sozialkassen entlassen werden“
ersteres eine steuerliche Bezuschussung der Rentenkassen durch die Hintertür, zweiteres -naja- im Endeffekt wahrscheinlich das Gleiche (Absetzbarkeit, etc.) …
da käme schon einiges an Substanz zusammen …
Ich wollte mit meinem Beitrag ja nur darauf hinweisen, dass man nicht sagen kann, der DGB sähe allein oder hauptsächlich die Verbreiterung der Beitragsbasis als Alternative zur Erhöhung des Renteneintrittsalters.
Das wäre freilich naiv, aber das tut er ja auch nicht.
Der größte Anteil dürfte der Vorruhestand sein
vermute ich auch
Ausgerechnet der Vorruhestand ist aber ein
Privileg, welches von den Gewerkschaften hart verteidigt wird.
Ich will die Gewerkschaften nicht verteidigen, aber ich sehe darin keinen Widerspruch;
die Klientelpolitik ist nach wie vor, die Lebensarbeitszeit möglichst gering zu halten; die alte Politik der Forderung des Vorruhestands ist halt heute nicht mehr durchsetzbar geworden, so dass man der Erhaltung der 65-Grenze den Vorruhestand „opfert“.
zu 2.)
Es gibt eine Unmenge an Ursachen für Erwerbsunfähigkeit (EU).
Nur ein kleiner Teil hat sich physisch kaputt gearbeitet.
Psychische Erkrankungen haben übrigens den größten Anteil. Ein
verändertes Gesundheitsbewußtsein kann die Rate verringern und
den Eintritt der EU auf einen späteren Zeitpunkt legen. Aber
dramatische Erfolge wird es nicht geben solange Menschen
Menschen sind.
sicher richtig
zu 3.)
Die Ablehnung älterer Arbeitnehmer nimmt schleichend ab. In
den nächsten Jahren nimmt der Anteil junger Arbeitnehmer ab.
Die Bereitschaft erfahrene ältere Arbeitnehmer (mit höherer
Arbeitsmoral) einzustellen oder weiter zu beschäftigen wird
stark zunehmen. Bei den Ingenieuren konnte man beobachten, wie
schnell das gehen kann.
Das will der DGB ja eben noch zusätzlich fördern
Wenn das Renteneintrittsalter bei 65 bleibt, lässt sich mit
den vorgeschlagenen Maßnahmen ein durchschnittliches
Eintrittsalter von 61 erreichen. Wenn die Renten
erzwungenermaßen sinken und die Arbeitnehmer nicht mehr in den
Vorruhestand wollen, steigt es vielleicht auf 63.
Naja, das sind doch einige tatsächliche Jahre;
die Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters erfolgt ja auch nicht gerade um Jahrzehnte …
Nur zur Erinnerung, das Verhältnis von Einzahlern zu Rentnern
sinkt dramatisch. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung
weiter und ein großer Teil der Rentner ist so fit, wie nie
zuvor.
das hatte ich nie vergessen 
Hier kommen die Gewerkschaften mit dem Motto „Ein paar kleine
Reförmschen, und wir können weitermachen, wie bisher“.
Ich glaube auch, Du hast Recht, und ich glaube auch, dass der DGB schlicht Zeit gewinnen will;
vielleicht 10-15 Jahre bis zu einem grundlegenden Wirtschaftsaufschwung, der dann die Situation vielleicht noch mal 10-15 Jahre konsolidieren kann, bis dahin ist vielleicht alles Mögliche schon etwas anders (gesteuerte Einwanderung, vielleicht, wer weiß).
Die Politik steigt ja im Grunde auch nur aus „Hoffnung“ nicht aus dem Generationenvertrag aus, denn unbegrenzt lässt sich das Renteneintrittsalter ja auch nicht erhöhen 
DGB ist Klientelpolitik - und die Klientel besteht hauptsächlich aus Leuten, die die nächsten 2,3 Jahrzehnte von der Problematik betroffen sind; so empfinde ich sein Vorgehen als legitim, wenn auch sicher nicht als den Wurf für die Zukunft, und auch nicht als „gerecht“ den Jungen gegenüber.
Schönen Abend!
Franz