Hallo Tina,
als selbständiger Finanzberater und Versicherungsmakler bin ich vermutlich auch von dem Gesetz betroffen, sofern es in der Form kommt. Und es würde natürlich quasi als Umsatztreiber wirken.
Der Hintergrund ist wohl der, dass man tatsächlich der Altersarmut bei Selbständigen entgegen wirken will. Prinzipiell wäre das zwar richtig. Ob eine solche „Zwangsrente“ aber der richtige Weg ist…?
Da spielen sicher auch politische Gründe eine Rolle und auch ideologische und nicht zuletzt auch haben vermutlich Lobbyisten den Vorschlag an die Ministerin heran getragen. Von alleine fällt einem Politiker gewöhnlich sowieso nichts ein…
Ich bin jedenfalls mal gespannt auf die genaue Ausarbeitung und die diversen Ausnahmeregelungen. Die Rede war ja von Wohneigentum und ab einem bestimmten Alter soll man von der Verpflichtung befreit werden. Wer sich neu Selbständig macht, wäre aber in jedem Fall von dem Gesetz betroffen.
Ich bspw. spare nur mit Investmentfonds fürs Alter und wäre dann auch ein Kandidat für das neue Gesetz. Allerdings habe ich auch mehrere Eigentumswohnungen.
Künstler und andere Kreative sind ja sowieso in der Künstlersozialkasse, soweit ich weiss. Ich finde die Regelung prinzipiell für viele Selbständige gut, vor allem für die nicht aus der Finanz- und Versicherungsbranche. Allerdings sollte man auch eine Möglichkeit haben sich befreien zu lassen. Und in den ersten Jahren einer Selbständigkeit sollte übergangsweise eine reduzierte Altersvorsorge möglich sein.
Die Absicherung gegen Erwerbsminderung sollte meiner Meinung nach ohnehin verpflichtend sein. Entweder über die gesetzliche Erwerbsminderungsrente, aber die geht ja nur in Kombination mit der Altersrente, oder eben als separaten Vertrag. Hier müsste aber die Versicherungswirtschaft eine Annahmeverpflichtung bekommen, da ansonsten viele keine Absicherung bekommen würden. So eine Art Basistarif, entsprechend den gesetzlichen Leistungen, die ja auch nicht gerade rosig sind.nn
Um auf Deine Frage eine Antwort zu haben: Als Selbständiger sollte man grundsätzlich sein Einkommen und seine Liquidität selbst managen, also immer genügend auf der Seite haben, wenns mal einen Monat nicht gut läuft. Wenn ich Deine Aussagen so richtig deute, dann gehst Du da recht naiv an die Sache ran…?
Ich habe feste Ausgaben in Höhe von mehreren Tausend Euro pro Monat und es kommt schon mal vor, dass ich mehrere Monate hintereinander weniger Umsatz machen als das. Dann muss eben von der Reserve gelebt werden.
Mein Tip: wer nach spätestens 5 Jahren (besser nach 3) merkt, dass es mit der Reserve und dem regelmäßigen Einkommen nicht klappt, der sollte besser wieder einen angestellten Job übernehmen. Nicht jeder ist geeignet für die Selbständigkeit.
Prinzipiell bin ich zwar ein Anhänger der Marktwirtschaft, aber die soziale Absicherung sollte auch nicht zu kurz kommen. Und der Staat möchte sich die Millionen Sozialfälle bei Selbständigen, die jetzt mehr Schlecht als Recht über die Runden kommen und dann im Alter zu wenig haben, vom Hals schaffen. finde ich auch richtig, wieso sollte die Allgemeinheit dafür aufkommen? Es ist ja keine unverschuldete Altersarmut.
Gewisse Handwerksberufe haben ja sogar eine Verpflichtung über 12 Jahre gesetzlich versichert zu sein. Mir schlagen da zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits denke ich, dass viele zu wenig Ahnung von Geld und Finanzen haben und daher in der gestzlichen Rente besser aufgehoben wären. andererseits sehe ich auch, dass man mit etwas Know How deutlich besser und günstiger vorsorgen kann, wenn man es privat macht…
aber wo und wie die Grenze ziehen…?
Was das geplante Gesetz betrifft, so denke ich, dass man einerseits niemand deswegen in die Insolvenz schicken sollte. Aber wie das dann bezuschussen? Am einfachste wäre es, wenn der Staat einen Zuschuss geben würde. Weil die Basisrente bringt gerade den Ärmerern, die kaum oder gar keine Steuern zahlen, gar nichts, da der Vorteil ein reiner Steuervorteil ist.
Es gibt also sicher noch viel Arbeit, bis da ein vernünftiger und sozial ausgewogener Gesetzesvorschlag auf dem Tisch liegt. Grundsätzlich bin ich bei allem, was Politiker machen, aber immer eher skeptisch…
Grüße
Volker