Restaurantbedarf ermitteln und Umsatz planen

Hallo,

ich führe im Rahmen meiner Bachelorarbeit unter Anderem eine Wirtschaftlichkeitsberechnung eines Gastronomiebetriebes durch, welcher sich noch in Planung befindet. Mir stellt sich nun im Rahmen der Investitionsplanung die Frage, wieviel Besteck, normale Gläser, Biergläser, Cocktailgläser, Cafétassen … ich pro Sitzplatz kalkulieren soll (130 Sitzpläzte(50 innen, 80 außen), 20 Stehplätz. Es handelt sich dabei um ein Restaurant mit integriertem Bistro/Café. Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir diesbezüglich Erfahrungswerte geben könntet.

Des Weiteren würde mich interessieren, wie ein Gastwirt vor der Eröffnung seine Auslastung plant? Diese Daten sind ja zur Umsatzplanung und Rentabilitätsplaung dringend notwendig.Standort des Restaurants ist ein Bahnhofsgebäude. Hochschule mit 2500 Studenten in unmittelbarer Nähe. Einwohner der Gemeinde ca. 3000. Es sind keinerlei Daten bezüglich früherer Restaurants zu diesem Standort bekannt, da es sich früher nur um eine einfache Bahnhofskneipe handelte und die Hochschule gab es noch nicht. Gibt es da irgendwelche Standartwerte, mit denen ein Gastwirt plant?

Vielen Dank schon mal im Voraus für eure Hilfe! Ich stehe da im Moment etwas auf dem Schlauch :smile:

Viele Grüße

Hallo Basse887,

Deine gewünschten Angaben hängen von so viel Faktoren ab, über die ich keine Informationen habe:

z.B. Art des Klientels: hast Du nach einem Berwirtungstag Deine Tassen und Gläser noch oder ist vieles zerdeppert, Gabeln und Löffel verbogen, etc…
In der Tat hängt der Zustand und das Vorhandensein Deines Bewirtungsinventars stark vom Alter und der Zughörigkeit zu sozialen Gruppen der Zielgruppe ab.

Weiterer Punkt: Wie sieht Deine Waschküche inkl. Personal aus. Kannst Du auf eine schnelle Reinigung des gebrauchten Porzellans und Bestecks zurückgreifen, oder entscheidet sich der Wirt für höhere Inventarbestände und weniger Freizeit.

Ich gehe mal von gemischtem Publikum und einem vernünftigen Personaleinsatz aus.

Die einzelnen Gebrauchsartikel sollten entsprechend einer ABC-Analyse sortiert werden.

So würde ich bei den Innenplätzen bei A-Gebrauchsartikeln mit einem Faktor von durchschnittlich 2,0 kalkulieren und diese an Verpackugseinheiten orientieren (meistens 6er Gebinde), d.h. auf 50 Innenplätze kommen 100 A-Gebrauchsartikel --> 120 Teile im Gebinde.

A-Gebrauchsartikel (Faktor 2,0 bei 50 Innenplätze --> 120 Teile im Gebinde)
Messer
Gabeln
Löffel
Kaffelöffel
Speiseteller
Salatteller
Kuchenteller (die auch anders verwendet werden können)
Stoffservietten
Amuse Geule/Bouche - Tellerchen
Weingläser universal für festl. Tafeln
Wassergläser

B-Gebrauchsartikel (Faktor 1,0, bei 50 Innenpläze --> 60 Teile im Gebinde)
Kuchengabeln
Eislöffel
Dessertgeschirr
Serviettenringe
Saft-/AfG-Gläser
Rotweingläser
Weisweingläser
Biergläser
Weizenbiergläser
Stamper/Likörgläser
Kaffee/Cappuccino-Tassen + Untere

C-Gebrauchsartikel (Faktor 0,5, bei 50 Innenplätze --> 30 Teile im Gebinde)
Espressolöffel
Cocktaillöffel
Latte Macchiato-Löffel
Weinschorlegläser
Pilsgläser
Whiskygläser
Cocktailgläser je Sorte (je nach Umfang dieser Sparte)
Milchkaffee-Tassen + Untere
Latte Macchiato-Tassen

Im Außenbereich würde ich entsprechend mit Faktoren
A-Gebrauchsartikel (Faktor 1,0)
B-Gebrauchsartikel (Faktor 0,5)
C-Gebrauchsartikel (Faktor 0,5)
rechnen.

Abhängig ist dieser Faktor von der Lage des Objekts.
Ist es eine A-Lage mit viel Publikumsverkehr würde ich obige Faktoren ansetzten. Bei weniger Laufpublikum entsprechend weniger.

Eine genauere Marktanalyse ist unumgänglich: Beobachtung des Bahnhofbereichs über mehere Wochentage.
Vergleich mit ähnlich konzipierten, bereits bestehenden Gastronomieobjekten. Vergleiche zu anderen Städten dieser Größenordnung mit Bahnhofsgastronomie selber Art, …

Somit fallen auch Aussagen einer Rentabilitätsplanung
leichter.

Zuerst sollte eine vorsichtige Umsatzprognose getätigt werden.

  • Öffnungstage und Öffnungszeiten bestimmen

  • Starke und schwache Tage bestimmen

  • Angebot berücksichtigen (spreche ich Studenten an oder eher „Asa-Omas“ …)

  • Charakter der Lokalität (komme ich, um kurz einen Café zu trinken (Umschlag höher) oder verweile ich bei Essen, Wein oder Szene (Umsatz pro Kopf höher)

  • Frag Dich am besten selber, was würdest Du in diesem Lokal konsumieren. Welcher Preis würde dies erzielen.

Gehen wir davon aus, dass das Lokal anerkannt und „IN“ ist. Dann kannst Du an guten Tagen mit einer annähernd vollen Auslastung der Sitzplätze im Innenbereich rechnen.
(Der Außenbereich ist ein Plus an schönen Tagen, ich würde aber für die Kalkulation vorallem den Innenbereich berechnen = vorsichtige Kalkulation, denn wenn der Außenbereich gut besucht ist, ist meistens innen leer. Alles was im Außenberich dazu kommt, ist ein „Zuckerle“, darf aber in der Grund-Kalkulation nicht maßgeblich sein, es sei denn, es handelt sich um einen witterungssicheren Außenbereich. Das Lokal muss sich in Deutschland aber ohne den Außenbereich finanzieren.

Multipliziere den prognostizierten Publikumsumschlag mit dem Pro-Kopf-Umsatz, den Du in eigenen Überlegungen eruiert hat.
An schlechten Tagen würde ich höchstens 30 % von diesem Umsatz ansetzen, an durchwachsenen Tagen ca. 50-60%.

Danach sollte diese Umsatzprognose mit dem BEP verglichen werden, um zu sehen, ob ein erfolgreiches Wirtschaften überhaupt realiesierbar ist.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen

Viele Grüße

Frank Linsenbold

Vielen Vielen Dank für Ihre Antwort! Sie haben mir wirklich sehr geholfen . Ich habe mal eine Zählung von 8 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags gemacht, in dieser Zeit wurde der Bahnhof insgesamt von ca. 300 Personen frequentiert. Es handelte sich dabei um einen ganz normalen Morgen während der Vorlesungszeit. Nochmals vielen Dank!

Viele Grüße

Sebastian

Tut mir leid, dass ich jetzt erst antworte. Die Email war verrutscht in einen anderen Ordner. Ich gehe davon aus, dass sich das Thema erledigt hat bei Dir…
Aber kurz dazu: Pauschale Antworten sind sehr schwierig wenn Sie gut weiterhelfen sollen.

Wenn Sie mir eine E-Mail Adresse mitteilen, kann ich Ihnen ein Muster zusenden.

Ihr
Hermann Nübel

Hallo Herr Nübel,

meine Email-Adresse ist seb.schwarz86@web.de. Vielen Dank für Ihre Hilfe! Die kann ich auf jeden Fall gut gebrauchen.

Viele Grüße Sebastian Schwarz