Hallo,
ich habe nun länger überlegt, ob ich überhaupt antworten soll. Ich kenne solche Ansinnen aus meiner inzwischen 30 jährigen Tätigkeit nur zu gut, sie sterben einfach nicht aus. Ich verstehe, dass es reizvoll ist, Menschen in Notsituationen helfen zu können und die Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren, die man im „normalen“ Berufsleben häufig schmerzlich vermisst. Dennoch halte ich den Ansatz für falsch und auch gefährlich.
Daher ein gutgemeinter Rat: „Lass die Finger von solchen Vorhaben“!!!
Grundsätzlich:
Es ist Aufgabe und Verantwortung der kommunalen Gefahrenabwehrbehörde (i.d.R. Feuerwehr) den Bedarf an Rettungswachen zu definieren. Grundlage hierfür ist die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist. Hierzu werden regelmäßig die tatsächlich realiserten Einsatzzeiten statistisch ausgewertet und ggf. Veränderungen in der Vorhaltung geeigneter Rettungsmittel vorgenommen.
First Responder kommen nur dort zum Einsatz, wo die Auswertung der Einsatzzeiten eine gravierende Abweichung vom Soll aufzeigt, die nur durch solche Hilfsmaßnahmen relativiert werden können. Ob dies tatsächlich auch für einen Stadtteil von Hamburg zutrifft, müsste im Einzelfall geprüft werden.
Beauftragung:
Ohne offizielle Beauftragung durch die zuständige Behörde (Kommune) geht schon allein aus rechtlichen Gründen gar nichts. Hinzu kommt die Aspekte des Versicherungssschutzes und der persönlichen Haftung als Privatperson.
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich als Privatperson zu einem Notfall komme, oder dies gewerblich praktiziere. Insofern stellt sich auch nicht die Frage der Ehrenamtlichkeit. Du würdest in jedem Fall einer gewerblichen Tätigkeit nachgehen als Personengesellschaft. Damit aber kann Du auch entsprechend haftbar gemacht werden. Also Finger weg davon!
Über Deine Qualifikation (San B) spreche ich erst gar nicht. Sei ehrlich zu Dir! Erste Hilfe leisten ist keine Frage, aber die Tätigkeit als First Responder setzt eine weitreichende Ausbildung (RS/RA) voraus und zudem eine langjährige Erfahrung. Immerhin übernimmst Du eine Garantenstellung in Deinem Stadtteil. Der tägliche Dienst als Rettungssanitäter oder -assistent ist inzwischen schon als grenzwertig zu sehen. Wie oft werden wir konfrontiert mit Unvernunft und Anspruchsdenken der Betroffenen, längst überholtem Fachwissen der Ärzte, Unvermögen oder schlichtweg einem maroden Versorgungssystem und vollkommen überlasteten Kollegen der Kliniken. Jeden einzelnen Tag und es wird immer schlimmer.
Fazit:
Ohne eine starke Organisation im Rücken (HiOrg. Feuerwehr etc.) kann das gar nicht funktionieren.
VG