Rhinestone

Hallo, Sprachkenner,

kann und darf man dieses „rhinestone“, das ihr vielleicht von dem Lied: „Like a rhinestone cowboy“ kennt, mit

Rheinstein oder Rheinkiesel

übersetzen?

Das ist mir nun schon zum wiederholten Mal begegnet.

Beispiel: Die Dietrich trat im hautengen Rheinkieselkleid vor ihr begeistertes Publikum …

Und was wäre eine gute Überstezung dieses Wortes?
Kunstglasschmuckstein? Strassstein?

Danke für Erläuterungen jeglicher Art.
Fritz

Hallo,

das Wort bedeutete (soweit mir bekannt) ursprünglich „Bergkristall“, da diese früher für bilige Edelsteinimitate genutzt wurden. Die Bedeutung wurde dann später auf die moderneren Imitate wie Strass ausgedehnt.

Für Marlene Dietrich würde ich in diesem Zusammenhang „Strasskleid“ oder „Glitzerkleid“ wählen. Der „Rhinestone Cowboy“ trägt die typische kitschige Country&Western-Bekleidung, wie sie hierzulande nur aus dem Hundertmark-Katalog bekannt ist (würg!). Auch da findet Strass Verwendung.

Gruß,

Myriam

Hi Fritz

Wenn Sie das nicht wissen , dann will ich mich garnicht erst dran wagen.

Habe mal meine am. Encarta Ency. konsultiert`:

VII IMITATION DIAMONDS

Because of their great value, diamonds are frequently imitated. The most common imitations are made from a lead glass known as paste, or strass. The better glass imitations are cut and polished like true stones, but cheaper counterfeits are molded in the form of brilliants and consequently have rounded edges. Any glass imitation can easily be identified: It will feel warm to the touch, it will often contain air bubbles that can be seen with a magnifying glass, and it will generally be less transparent to X rays. Rock crystal, a transparent crystalline form of quartz, is properly known as rhinestone when it is cut as a brilliant. It can easily be scratched by a real diamond. Semiprecious zircons, which have a strong dispersion of light, can be made almost colorless by heat treatment. They resemble true diamonds but can be scratched by them.

Microsoft® Encarta® Encyclopedia 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation. All rights reserved.

Kann man nun ‚geschliffene , glitzernde Quarzknoepfe‘ dazu sagen?

Mit freundlichem Gruss

Heinz

Hallo Fritz,

kann und darf man dieses „rhinestone“, das ihr vielleicht von
dem Lied: „Like a rhinestone cowboy“ kennt, mit

Rheinstein oder Rheinkiesel

übersetzen?

neben „Rheinkiesel“ bietet LEO auch „Tand“ und „unechter Schmuck“ als Übersetzungsmöglichkeiten an.

Englische Definitionen:

(from Cambridge Advanced Learner’s Dictionary)
rhinestone noun [C]
a bright colourless artificial jewel which looks like a diamond and can be sewn onto clothes

Main Entry: rhine•stone
Pronunciation: 'rIn-"stOn
Function: noun
Etymology: Rhine River
Date: circa 1888
a colorless imitation stone of high luster made of glass, paste, or gem quartz

Beispiel: Die Dietrich trat im hautengen Rheinkieselkleid vor
ihr begeistertes Publikum …

Und was wäre eine gute Überstezung dieses Wortes?
Kunstglasschmuckstein? Strassstein?

Da schließ ich mich Myriams Vorschlägen an.

Gruß
Kreszenz

Hallo Fritz,

da kann ich Dir weiterhelfen. Ein „Rhinestone“ wird so genannt, weil er als ganz normaler Stein in Strasburg zu Schmuck verarbeitet wurde.
Da Strasburg aber geographisch gesehen, sehr nah am Rhein liegt, wurde dieser Stein so genannt. Das Rohmaterial wurde tatsächlich auch im Rhein gefunden.

Deshalb wird er auch „Stras“ genannt.

Gruß Mucke

Hallo !

Der „Rhinestone-Cowboy“ von Glenn Campbell ist ein Salon-Cowboy. Ein Möchtegern-Cowboy.
Ein Rhinestone-… möchte sein, scheint aber nur.

Gruß Max

Hallo Max,

naja, ein Rhinestone ist ja auch ein Möchtegern-Diamant. Paßt ja.

Gruß Mucke

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Ein „Rhinestone“ wird so
genannt, weil er als ganz normaler Stein in Strasburg zu
Schmuck verarbeitet wurde.
Da Strasburg aber geographisch gesehen, sehr nah am Rhein
liegt, wurde dieser Stein so genannt. Das Rohmaterial wurde
tatsächlich auch im Rhein gefunden.
Darum wird er auch Stras genannt.

Da bist du, lieber Mucke, einer Volksetymologie aufgesessen.

Erstmal muss es Straßburg heißen, was aber noch kein Problem wäre, da man diese Kunstkristalle früher auch „Straß“ schrieb. Dieser Name aber rührt von:

_ >Strass [nach dem frz. Juwelier Georges Frédéric Stras, *)1700, †)1773], Bez. für stark lichtbrechende Schmucksteine aus Bleiglas.

© Meyers Lexikonverlag._

her. Straßburg - und wenn es noch so schön am Rhein liegt - hat damit wohl nicht zu tun!

Beste Grüße
Fritz

Ein „Rhinestone“ wird so
genannt, weil er als ganz normaler Stein in Strasburg zu
Schmuck verarbeitet wurde.
Da Strasburg aber geographisch gesehen, sehr nah am Rhein
liegt, wurde dieser Stein so genannt. Das Rohmaterial wurde
tatsächlich auch im Rhein gefunden.
Darum wird er auch Stras genannt.

Da bist du, lieber Mucke, einer Volksetymologie aufgesessen.

Erstmal muss es Straßburg heißen, was aber noch kein Problem
wäre, da man diese Kunstkristalle früher auch „Straß“
schrieb. Dieser Name aber rührt von:

Im Französischen heißt es Strasbourg und wird nur mit einem „s“ geschrieben. Ich wußte allerdings nicht, daß es im deutschen mit „ß“ geschrieben wird. Wieder was gelernt.

>Strass [nach dem frz. Juwelier Georges
Frédéric Stras, *)1700, †)1773], Bez. für stark
lichtbrechende Schmucksteine aus Bleiglas.

© Meyers Lexikonverlag.

her. Straßburg - und wenn es noch so schön am Rhein liegt -
hat damit wohl nicht zu tun!

quod esset demonstrandum Fritz, da dieser besagte Juwelier in Strasbourg residierte und die im Ill- und Rheintal gefundenen Steine zu Schmuck verarbeitete. Jetzt müßte man nur noch herausfinden, wonach diese Steine benannt wurden. Allerdings scheinen Strassteine und „Rhinestones“ nichts miteinander zu tun zu haben. Bleibe dran.

Ist das nicht ein Zufall, daß ein Herr Stras in Strasbourg wohnt?

Beste Grüße
Fritz

Gruß Mucke

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Hallo, Mucke,

quod esset demonstrandum Fritz, da dieser besagte Juwelier in
Strasbourg residierte

Er wurde dort in der Nähe geboren, aber arbeitete in Paris.

und die im Ill- und Rheintal gefundenen
Steine zu Schmuck verarbeitete.

Dubito!

Jetzt müßte man nur noch
herausfinden, wonach diese Steine benannt wurden. Allerdings
scheinen Strassteine und „Rhinestones“ nichts miteinander zu
tun zu haben.

Dazu dies:

_ Strass

(Straß, Stras) ist die Assoziation für die frühere Kurzbezeichnung „Simili“ (Glas-Steine) aus bleihaltigem Glasfluss, die im 18. Jh. als Imitationen von Diamanten verwendet wurden. Sie gleichen, für Laien, annähernd im Glanz und Farbstreuung den Diamanten, ohne aber deren Härte zu besitzen.
Der Erfinder und Juwelier Georges Frédric Strass (Stras 1701 bis 1773) wurde als Sohn einer Pastorenfamilie in Wolfisheim bei Straßburg geboren. Im Jahre 1719 beendete er in Straßburg seine Ausbildung zum Juwelier. Ab 1724 arbeitete er bereits in einem angesehenen Pariser Atelier, das der Witwe Prévost (angeblich hätte er sie ehelichen können) gehörte. 1730 eröffnete er einen eigenen Betrieb und widmete sich speziell der Herstellung von Diamant-Imitationen. Er hatte damit großen Erfolg und durfte sich seit 1734 „Juwelier des Königs“ nennen.
Strass ging 1750 mit Georges-Michael Bapst eine Partnerschaft ein, aus der 1752 eine Teilhaberschaft wurde. Während sich sein in alle Produktionsgeheimnisse eingeweihter Kompagnon weiter mit der Herstellung von Simili-Steinen befasste, handelte er von nun an nur noch mit echten Steinen.
Die Bezeichnung „pierres de strass“ (Steine von Strass) bürgerte sich im deutschen Sprachraum in der Abkürzung „Strass“ als Synonym für Diamant-Imitationen ein.
Mit der Erfindung des Strass wird auch Josef Strasser (der Bruder), ein „Kammer-Goldadjukt“ zur Zeit Maria Theresias, in Verbindung gebracht. Angeblich soll er von seinem Bruder zur Verarbeitung Simili-Steine bekommen haben, die er für seine Frau und zur Werbung für seinen Bruder zu einer „Parure“ verarbeitete. Als seine Frau anlässlich eines Hofballs ein Collier und darauf abgestimmt die Brosche, Armband sowie auch Ring aus Simili-Diamanten trug, erregte diese überaus teuer wirkende „Parure“ so großes Aufsehen, daß das Ehepaar Strasser wegen des Verdachts auf Diebstahl verhaftet worden sein soll.
Als Liebhaber teurer Pretiosen erkannte Franz Stephan von Lothringen, der Gemahl Maria Theresias, den ihm vorgelegten Schmuck sofort als unecht. Maria Theresia beglückwünschte Strasser zu seiner vorzüglichen Arbeit. Anlässlich einer Audienz bei Maria Theresia klagte dieser jedoch darüber, dass die Wiener Nobilität die „falschen Steine“ ablehne.
Der Adel war darüber aufgebracht, daß sich die Simili-Steine im Aussehen nicht von echten Diamanten unterschieden und sich sogar einfache Bürger solchen Schmuck kaufen könnten.
Maria Theresia soll die von Frau Strasser getragene Garnitur erworben und dem Schmuckkünstler geraten haben, Wien zu verlassen.
Sein Bruder Georges Frédric Strass jedenfalls wurde weltberühmt und erarbeitete im 18.Jh. ein beachtliches Vermögen. Strass-Steine haben bis zum heutigen Tag ihren Weltruf beibehalten und werden nur nicht mehr unter „Simili“ vermarktet.
Der Original-Strass-Stein ist sehr bleireich und am Steinunterteil immer „foliert“, das heißt mit einer Schicht überzogen, damit auf Grund der Spiegelung und Brechung die Steinimitation viele Reflexionen ergeben kann, da das Licht durch die folierte Schicht gezwungen wird, besser zu reflektieren.
Solche Steine hat man insbesondere im alten Edelmetallschmuck mit Blei und später mit Stanniolfolien unterlegt.
In der heutigen Zeit werden unter anderem die sogenannten farblosen Strass-Steine mit Metalloxiden bedampft. Es entsteht dadurch ein sogenannter Spektraleffekt, der sehr beliebt geworden ist, denn man findet diese Erscheinung bei Glasskulpturen oder Glasschmuckkettenteilen.
Man bezeichnet solche bedampfte Glassteine als „Rheinkiesel“. Dies ist aber falsch, denn „Rheinkiesel“ ist ein Bergkristall mit einem spektrumähnlichen Effekt, den man Irisieren nennt.

Strass-Steine

Glasdiamanten, die der Wiener J. Strasser erfand. Ein Bleiglas von hoher Lichtbrechung. Richtige Bezeichnung: Glasstein, Similistein oder Strass-Stein_

Ist das nicht ein Zufall, daß ein Herr Stras in Strasbourg
wohnt?

Und noch mehr Zufall! Der Herr Strasser aus Wien!

Unglaublich, was man so alles rausfindet! Alles ergoogelt! :smile:
Gib mal: Georges Frédric Strass ein. Da gibts noch mehr.

Ich glaube jetzt aber, dass man „Rhinestone“ nicht mit „Rheinkiesel“ überstezen darf, denn dies meint: „Bergkristall“, jenes aber: „Kunstglasstein“.

Gruß Fritz

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Hallo, Sprachkenner,

kann und darf man dieses „rhinestone“, das ihr vielleicht von
dem Lied: „Like a rhinestone cowboy“ kennt, mit

Rheinstein oder Rheinkiesel

übersetzen?

Das ist mir nun schon zum wiederholten Mal begegnet.

Beispiel: Die Dietrich trat im hautengen Rheinkieselkleid vor
ihr begeistertes Publikum …

Und was wäre eine gute Überstezung dieses Wortes?
Kunstglasschmuckstein? Strassstein?

Max Eyth hat ja bereits den wichtigen Hinweis auf die übertragene Bedeutung geliefert - und den ‚Rhinestone Cowboy‘ als ‚Möchtegern‘-Cowboy finde ich schon mal nicht schlecht; wörtlich als ‚Rheinkiesel‘ übersetzen würde ich den ‚rhinestone‘ wohl nur, wenn’s um Binnenschiffahrt, Sommerpartie ans Flußufer o.ä. geht. Der Dietrich sprachlich einen Fummel aus Rheinkieseln anziehen darf, finde ich, allenfalls noch Hans Wollschläger - aber der hat ja seinerzeit auch nichts dabei gefunden, etwas von ‚eine Pinte Bier‘ zu fabulieren. Fazit: Was eine griffige Übersetzung angeht, muss ich leider auch passen; wenn ich eine deutsche Übersetzung liefern müsste, würde ich dem hoffentlich geneigten Leser wahrscheinlich auch ein ‚mit Strass besetztes Kleid‘ anbieten. Da ‚rhinestone‘ für mich die Konnotation von ‚Talmiglanz und Katzengold‘ hat, könnte ich mir vorstellen, aus der Dietrich Dress auch schlicht ein ‚Glitzerkleid‘ zu machen (wenn’s um Liberace ginge, hätte ich wohl auch wenig bedenken, gleich einen ‚Glitzerfummel‘ draus zu machen).

Beste Grüße,
Frank