Rhythmus vs. takt

hallo mitnand,

hintergrund meiner frage ist die theoretische unterscheidung von tänzen - es geht mir nicht ums gefühl, sondern um nachvollziehbare rationale kriterien.

tänze unterscheiden sich nach takt und geschwindigkeit … folgendes hab ich im web zusammengesucht:

Tanz Viertel speed
Rumba 4 27 - 28 tpm
Samba 2 50 - 58 tpm (54)
Salsa 4 44 - 62 tpm
Cha Cha 4 30 - 34 tpm
Jive 4 44 tpm
Fox 4 52 tpm
Langs.W. 3 30 tpm
Paso D. 2 62 tpm
Tango 2 33 tpm
Wiener W. 3 60 tpm
Discofox 4 30 - 34 tpm

über geschwindigkeit (tpm … takte pro minute) und taktart hinaus gibt es offensichtlich noch weitere kriterien: z.b. „rhythmus“. was unterscheidet etwa einen „salsa“ mit 4 viertel und 44 tpm von einem „jive“ mit 4 viertel und 44 tpm?
(natürlich, schon klar: die schritte, die man tanzt. aber was bringt einen dazu, bei „gleichen“ bedingungen einmal die eine schrittfolge, einmal die andere schrittfolge zu tanzen?)

oder allgemeiner: was ist der unterschied zwischen takt und „rhythmus“? was spielt - über den takt hinaus - noch eine rolle?

lg
m

Hallo michael,

oder allgemeiner: was ist der unterschied zwischen takt und
„rhythmus“? was spielt - über den takt hinaus - noch eine
rolle?

Ich finde die Frage nicht leicht zu beantworten - weniger, weil der Sachverhalt so kompliziert wäre, als weil man sich hier im Forum ohne die Möglichkeit Noten zu schreiben recht schwertut mit der Beschreibung.

Zunächst mal:

Takt ist nur ein abstraktes Muster, das während eines Musikstücks ständig durchläuft. Ein 4/4-Takt besteht aus vier Viertel-Schlägen, von denen der 1. betont ist, auf Schlag 3 eine schwächere Nebenbetonung liegt und Schläge 2 und 4 unbetont sind.

Zählzeit: 1 2 3 4
Notenwert: ¼ ¼ ¼ ¼
Betonung: = \_ - \_

Dagegen ist der Rhythmus eines Musikstücks die konkrete rhythmische Gestaltung einer bestimmten Komposition, mit allen Abweichungen, die vom Grundmuster des Takts möglich sind.

Beispielsweise ist die (der?) Samba ein Tanz, der im 4/4-Takt steht, der Rhythmus sieht aber typischerweise so aus (in Ermangelung von Notenzeichen schreibe ich mal „a“ für Achtelnoten und „v“ für Viertelnoten):

av av v |av av v
1 2 3 4 |1 2 3 4

Die (der?) Rumba steht ebenfalls im 4/4-Takt, der Rhythmus sieht jedoch typischerweise so aus (durchlaufende Achtel, Betonungen durch Fettdruck hervorgehoben):

a aa a aa a a

Ich schick dir per E-Mail noch ein gescanntes Notenbeispiel aus der Musiklehre von C. Hempel (ISBN:3254082001 Buch anschauen), das das an einem Beispiel ganz gut darstellt.

Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Rhythmus_%28Musik%29, besonders http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Metrum-takt-rhythm…

Grüße
Wolfgang

der/die Rumba
Wer „die Rumba“ tazen will, der sollte bei der
Tanzkapelle einen „Beguine“ bestellen. Denn „der
Rumba“ ist nicht das, was sich der Standard-Tänzer
darunter vorstellt.
http://solosong.net/begin.html

Gruß
J.

  1. Der Anna-Rumba (El Negro Zumbon)

Wer „die Rumba“ tazen will, der sollte bei der
Tanzkapelle einen „Beguine“ bestellen. http://solosong.net/begin.html

(Begin The Beguine)
Cole Porter/Perry Como

Denn „der Rumba“ ist …

…z.B. Der Anna-Rumba
http://en.wikipedia.org/wiki/Silvana_Mangano
Yeh rut yeh raat jawan [Sailaab (1954)]
Composer: Mukul Roy
Inspired by Perez Prado’s ‚El Negro Zumbon‘, also used under the name ‚El Bayon‘ in the 1951 Italian cult classic, ‚Anna‘.
Listen to Yeh rut yeh raat jawan | El Negro Zumbon
55
Shava shava [Kabhi Kushi Kabhi Gham (2001)]
Anna’s Song:

Hay! Tengo ganas de bailar
Un nuevo compas
Dicen todos cuando me venpasar
Chica, donde vas
Me voy p’a bailar
El bayon!
Hoy tengo ganas de bailar
El nuevo compas
Dicen todos cuando me ven pasar
Chica donde vas?
Me voy p’a bailar
El bayon!

The Spanish word „bayon“ actually comes from the Brazilian Portuguese „baiao“ meaning a popular song and dance, performed with violas and other instruments. The word is derived from „baiano,“ that is from the State of Bahia, in Brazil’s Northeast.

Today I feel like dancing
A new rhythm
All people say, when they see me pass
Girl, where are you going?
I am going to dance the Bayon!
Today I feel like dancing
The new rhythm
All people say, when they see me pass
Girl, where are you going?
I am going to dance the Bayon!

This song isn’t performed much any more today. There is, however, a Brazilian singer by the name of Daude who performs it in Spanish. The CD is pressed in Canada and available in the US: TinderCD 42841102. Connie Francis released the song in the album (and CD) „Never On Sunday and Other Motion Picture Hits.“
http://www.batnet.com/mfwright/silvana_mangano.html
http://zenearuhaz.t-online.hu/index.php?m=info&album…
Lyrics
http://www.alwaysontherun.net/martini.htm#h2

Keep swinging-
what ever it means:wink:
J.

Hi Michael,

wenn Du beim 4/4 Takt jedes einzelne Viertel geradeaus klopfst, dann weiß der Zuhörer nach nach spätestens 10 Schlägen nicht mehr, wo ein Takt anfängt (oder aufhört). Betonst Du jedoch immer den ersten Schlag, also _ Eins Zwei Drei Vier_, dann bleibt die Orientierung erhalten - Dein Publikum kann zu diesem betonten Schlag in die Höhe sprungen oder „Hej!“ brüllen.

Damit hast Du den ersten Rhythmus geschaffen. Auf Dauer klingt das auch nicht sehr spannend, also betonst Du anders: _ Eins Zwei Drei Vier_ oder Du klopfst anders: _ Eins Zwei und Drei und Vier_. Und so entstehen beliebig viele Rhythmen, alle im 4/4-Takt.

Gruß Ralf

hui,
danke, das hilft schon sehr viel. (*)

gibts irgendwo eine übersicht, welche rhythmen sich für welche takte eingebürgert haben? eine übersicht, die z.b. die abendländischen paartänze umfasst? (ich hab da noch nix gefunden.)

lg
m

‚Wo sind die Hände?‘

Dein Publikum kann zu diesem betonten Schlag in
die Höhe springen oder „Hej!“ brüllen.

Das ist die Deutsch-Österreichische Stadl-
Methode:wink:
Bei der internationalen bleiben die Leute sitzen
und klatschen auf 2 und 4. Oder gar nicht, wenn sie
zwischendurch die Musik hören möchten. Oder dann,
wenn ihnen eine solistische Darbietung besonders
gefallen hat.
Meine kollegiale Hochachtung gilt den Musikern von
James Last und Andre Rieu, die dank extremer
Monitor-Laufstärke noch in der lage sind, trotz
ihrer Fans ein Konzert durchzustehen.
Bewundert hab ich auch immer Paare, die zu Paul
Desmonds „Take Fife“ im 4/4 tanzen.

Keep swinging -
what ever it means

J.

Hi J.,

Bewundert hab ich auch immer Paare, die zu Paul
Desmonds „Take Fife“ im 4/4 tanzen.

wie spricht Änne aus Munkbrarup zu ihrn Kaal? Genau: „Lass se spielen, wat se wollen - wir tanzen Walzer!“

Gruß Ralf

Walzer Wienerisch/Deutsch

„Lass se spielen, wat se wollen -
wir tanzen Walzer!“

Hallo Ralf,
auch die Originalkompositionen unseres Walzerkönigs
werden von den Turniertänzern verschmäht.

Sagte doch ein amerikanischer Maestro - welcher war
es doch gleich? - auf die Feststellung, ein Wiener
Walzer sei ganz einfach 1-2-3-

„no, it’s one, two and - may be - three“.

Dazu kann man natürlich nur in Wien tanzen und
nicht bei Deutschen Turnieren:wink:

Gruß
J.

wo sind die füße?

Bewundert hab ich auch immer Paare, die zu Paul
Desmonds „Take Fife“ im 4/4 tanzen.

wobei man ja sagen muß, daß tanzschritte und taktart nicht immer perfekt zueinander passen. der grundschritt beim foxtrott umfaßt sechs viertel, während die musik im 4/4 läuft. wenn man also den grundschritt im ersten takt beginnt, kommt man erst wieder nach 3 viertaktigen perioden mit dem ersten schritt des grundschritts auf die erste viertel einer solchen…

beim internationalen tango (standardtanz) tanzt man auch in erster linie figuren, die ein vielfaches von 2/4, aber nicht unbedingt von 4/4 in anspruch nehmen (also zb. auch 6/4). da sich die musik aber auch hier in der regel im 4/4 (im gegensatz zu den ursprünglichen 2/4) bewegt, tanzt man auch den tango nicht immer genau mit dem takt.

beim tango argentino (nicht zu verwechseln mit dem obigen) gibt es sogar figuren, die walzerähnliche elemente enthalten und daher 3/4-gruppen in die schrittfolge bringen. da die betonungen beim t.a. wesentlich flexibler sind, als bei anderen tänzen, kann sich das stellenweise gut mit der musik decken, aber im normalfall tanzt man oft an der musik vorbei (man muß schon sehr gut sein, damit man den eindruck einer organischen einheit von musik und tanz erweckt).