Richtiges Verhalten bei depressivem Partner

Hallo,

ich habe einen Ehemann, der zunehmend in eine Depressioin abrutscht. (Ärztl. Diagnos, nicht meine.)

Seine Familie und er negieren diese Tatsache, Freunde, die darauf aufmerksam machen, dass Hilfe gut tun würde und nötig wäre, werden ebenso aus seinem Leben gestoßen wie ich.

Unsere Tochter wird weiterhin geliebt, von allem anderen sondert er sich ab.

Ich habe selber inzwischen Hilfe beim sozialpsychiartirischen Dienst aufgesucht und viele hilfreiche Tipps bekommen, dennoch fühlt sich das alles nicht „richtig“ an.

Und ehrlich gesagt ist mein Akku allmählich leer.
Ich arbeite (volle STelle), mein Mann ist Hausmann.
Ich muss seit vielen Monaten zusätzlich den Haushalt, das Kind und den Bauernhof machen, was 2-4 Stunden Schlaf zulässt. Das wird schon rein körperlich nicht mehr ewig so gehen.

Hat jemand Erfahrungen mit depressiven Angehörigen und vor allem mir irgendetwas Erfolg gehabt?

Über Ideen, Anregungen und auch HIlfeadressen wäre ich dankbar.

Lieben Gruß ins Forum,
motte-s

Hallo,

es liegt in der Natur einer Depression, sich nicht mehr für seine Umgebung zu interessieren und keine Initiative in Bezug auf eine Veränderung der Situation zu ergreifen.

Das bedeutet für dich, dass du selbst aktiv werden musst, um die Lage so zu verbessern, dass DU damit zurecht kommst. Davon, dass du weiter über deine Kräfte arbeitest, wird sich nichts ändern, und die Hoffnung, dass alles irgendwie wieder ins Lot kommt, wenn du nur durchhältst, solltest du umgehend aufgeben. Sie wird sich nicht erfüllen.

Kann heißen: Du besprichst mit deinem Mann (und eventuell seiner Familie, wenn die direkt betroffen ist), dass du jemanden einstellen musst, der sich um den Bauernhof kümmert, da du nicht in der Lage bist, auf Dauer seinen Job mitzumachen. Zumindest, wenn es um Tiere geht, muss ja deren Versorgung sichergestellt sein. Wenn keine Tiere im Spiel sind, kannst du deinem Mann eine Frist setzen (zeitnah, etwa 14 Tage), in denen er sich ärztliche Unterstützung holt.

Andernfalls kündige an (und tust das dann auch), dass du den Hof nicht weiter versorgen wirst, weil du das nicht leisten kannst. Sage ihm, dass du weißt, dass er nicht willentlich in dieser Situation ist, dass aber gleichzeitig klar ist, dass es so nicht weitergehen kann.

Das wird dir vermutlich mindestens Ärger mit seiner Familie einbringen, aber es ist der einzige Weg, dich selbst davor zu bewahren, dass du demnächst im Krankenhaus landest. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es auch der einzige Weg, deinen Mann dazu zu bringen, sich Hilfe zu suchen.

Schöne Grüße
Jule

Hallo motte,

jule hat schon viele wichtige Tipps gegeben - ich möchte die Aufmerksamkeit auf Dich lenken: Du fungierst in der Situation seit längerem als Retterin/Feuerwehrfrau und für diesen Personenkreis gilt inbesondere, zunächst die eigene Absicherung/Sicherheit im Auge zu behalten.

Wenn Du Dich mit besten Absichten weiterhin über Gebühr verausgabst und am Ende selbst daniederliegst, ist niemand geholfen. Da Dein Mann vermutlich krankheitsbedingt an der aktuellen Situation nichts ändert/ändern kann, musst Du aktiv werden, auch um den Preis, dass das einigen Leuten in Eurem Umfeld missfallen könnte. Fordere die Kritiker auf, sich ab sofort aktiv einzubringen und teile ihnen konkrete Aufgaben zu - Mal sehen, wie lange die nörgeln, wenn die Deine Arbeit machen . . .

Hallo,

das was Du da abziehst ist der glatte Wahnsinn!
Du fragst nach dem richtigen Verhalten bei einem depressiven Partner und da kann ich unter Berücksichtigung dessen, was Du geschrieben hast folgendes sagen: sehr zu, dass es DIR gutgeht. Fahre Deine Arbeit auf ein Minimum zurück. Orgsisiere Dich selbst als ob Du allein wärst, denn von Deinem Partner kannst Du gerade keine Hilfe erwarten. Sollte er körperlich fit sein (bei manchen Depressionen ist es eine Tagesaufgabe sich die Zähne zu putzen), dann gebe ihn ein Paar überschaubare Aufgaben, die er schaffen kann (der Meinung sollte er auch sein, besprecht das also gemeinsam). Besprich aber nur die Aufgaben, die er übernehmen soll, nicht Deine Gesamtsituation, denn damit ist er höchstwahrscheinlich überfordert. Die erste Aufgabe ist es zunächst (falls nicht schon geschehen) sich in ärztlicher Behandlung zu begeben (Therapie, Medikamente), denn eine Diagnose bringt einem ja ohne Behandlung nichts.
Dieser erste Punkt ist sehr wichtig für euch beide: für Deinen Partner, damit er wieder gesund wird und für Dich, damit Du eine Perspektive hast.

Falls Du mit Deinem Arbeitgeber reden kannst, dann versuche die Stunden kurzweilig zu reduzieren.

Suche Dir eine Hilfe für den Hof - Arbeitsamt, Au Pair, Krankenkasse - versuche alles, um eine Unterstützung zu bekommen.

Viele Grüße

Hallo motte,

was bisher hier zu Deinem Problem geschrieben wurde, ist auch meiner Meinung nach richtig und unabdingbar. Das Wesentliche für den anderen bei depressiven Partnern ist oft das Verschwinden der eigenen Kraft wie in einem schwarzen Loch - ersatzlos.
Gut wäre, Dein Mann hätte etwas Krankheitseinsicht und der Weg zu einer guten Behandlung wäre mit seinem Einverständnis zu beschreiten.
Nicht zuletzt darum, weil auch Selbstmordgefahr bei Deinem Mann besteht. Ob Du darüber auch einmal mit dem sozialpsychiatrischen Dienst sprichst? Vorzeichen, Möglichkeiten der (Deiner, vorbeugenden/ aufmerksamen) Reaktion?
Ich weiß, daß ich Deinen ohnhin schon reichlich bestehenden Sorgen noch eine schwere hinzufüge. Aber …

Viel Glück, S.I.