Hallo,
was denkt ihr über die vorgeschlagenen Erfordernisse?
alles, was einige Parteien als soziale Gerechtigkeit bezeichnen, läuft auf weitere Regulierung hinaus. Regulierung wiederum heißt, die Wirtschaftssubjekte zu etwas zu nötigen, das sie eigentlich nicht wollen, oder von etwas abzuhalten, was sie eigentlich machen würden. Durch diese Maßnahmen erhofft man sich letztlich mehr Arbeitsplätze.
Das ist totaler Schwachsinn. Allen, die das anders sehen, sollten sich mal überlegen, wie sie im privaten Bereich auf Regeln reagieren, die sie von der freien Entfaltung ihres Willens abhalten: Ärger, Umgehung und/oder Mißachtung.
Als Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Arbeitsplatz geschaffen bzw. besetzt wird, sinkt mit steigenden Hemmnissen, diesen Arbeitsplatz bei entsprechender Notwendigkeit wieder zu streichen. Mindestlöhne oder staatlich verordnete Lohnerhöhungen führen dazu, daß ein Arbeitsplatz teurer wird und nicht dazu, daß auch nur ein neuer geschaffen wird. Schon heute überlegt sich jeder Selbständige zehn mal, ob er einen Mitarbeiter einstellt. Sobald der einen Fuß über die Schwelle setzt, wird zu seinem Schutz/Komfort eine Vielzahl von Maßnahmen fällig, die u.U. erhebliche Kosten nach sich ziehen und diesen Arbeitsplatz von vornherein belasten bzw. seine Schaffung u.U. verzögern/verhindern.
Für jede weitere Regulierung in allen Bereichen der Wirtschaft lassen sich ähnliche Kausalketten aufstellen.
Auch wenn einige eine völlige Deregulierung befürworten, besteht doch insgesamt Einigkeit darüber, daß bestimmte Schutzmaßnahmen gerechtfertigt sind und nicht abgeschafft werden sollten. Insgesamt kann mit dem status quo grundsätzlich jeder einigermaßen leben.
Anderer Ansatz: Deutschland ist nur deshalb in vielen Bereichen weltweit führend, weil in der Vergangenheit einige Ressourcen knapp waren bzw. nicht einfach an der nächsten Rohstoffbörse eingekauft werden konnten. Aus der Notwendigkeit mit den vorhandenen Ressourcen auszukommen, ersann man Technologien, mit denen man die Ressourcen besser ausnutzte. Heute sind alle Ressourcen im Überfluß und vergleichsweise günstig zu bekommen. In der Folge sind Forschung und Entwicklung eingeschlafen. Das Thema Öl bzw. seine Substitution bspw. wurde bereits an anderer Stelle ausführlich erörtert. Während um uns herum ein Land nach dem anderen Strukturen anpaßt und seine Wirtschaft nach neuen Ideen und Wegen sucht, sind wir faul und satt geworden und wurschteln gelangweilt vor uns hin.
In Sachen Standortattraktivität rauschen Länder an uns vorbei, die vor 25 Jahren noch nicht einmal eine denkbare Alternative waren. Anstatt das eigene Verhalten zu ändern, schreit alle Welt nach europaweiter Vereinheitlichung von Standards und zwar am besten auf unserem Niveau. Da die Welt nicht am Ural endet, ist dieses Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Weiterhin war in Deutschland lange Jahre Bildung das einzige Mittel, um sich aus der Masse abzuheben und ein beruflich erfolgreiches Leben zu führen. Heute hingegen werden Leistungen verachtet und Erfolge geneidet. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich lange Jahre auch ohne Schulabschluß ein annehmbares Leben auf Basis des Druchwurschtelns führen ließ. Massenarbeitslosigkeit und Kürzung von Sozialleistungen scheinen wohl ein Umdenken einzuleiten, wobei da noch ein langer Weg vor uns liegt.
Es muß in der breiten Bevölkerung die Erkenntnis einsetzen, daß sich nur mit eigener Leistung etwas erreichen läßt und der Staat nur in Notfällen mit einer Grundsicherung zur Verfügung steht. Daß im Gegenzug ein vernünftiges Bildungsangebot zur Verfügung zu stellen ist, ist selbstverständlich.
Um die Bereitschaft zur Leistung zu fördern, muß einerseits vom Brutto ein attraktives Netto überbleiben und andererseits ein Leidensdruck aufgebaut werden, der dazu führt, daß man nicht nur zwangsweise die angebotenen Stellen annimmt, sondern bereitwillig Zeit und u.U. auch Geld in die Hand nimmt, um sich selber für den Arbeitsmarkt attraktiver zu machen. Sollte dieser Weg tatsächlich von einer Regierung konsequent angegangen werden, darf man trotzdem keine Wunder erwarten. Wie wir in den letzten Jahren feststellen durften, braucht es mehr als nur 15 Jahre um grundsätzliche Verhaltensänderungen in breiten Bevölkerungsschichten zu erreichen.
Derjenige jedenfalls, der unter Freiheit versteht, daß er sich um nichts kümmern muß, sollte in Zukunft deutlich mehr Feuer unter den Hintern bekommen, wenn er nicht selber feststellen kann, daß a) Leistung was gutes ist und sich b) lohnt.
Der Autor Deines Artikels hätte an seinen letzten Absatz noch anfügen können, daß ein erstmals freilaufendes Kind auch irgendwann mal auf die Nase fällt. Dann sind die Eltern da und für die Menschen gilt analog, daß dann der Staat eingreift, aber eben nicht, wenn man sich mal die Rübe an der Türzarge angehauen hat, sondern nur in wirklichen Notfällen. Aus Mißgeschicken und Fehlschlägen kann und sollte man lernen und nicht beim kleinsten Fehlschlag wieder hinter seinen Ofen zurückkriechen und murmeln „Hat nicht geklappt, ich laß das dann mal“, sondern die entsprechenden Lehren ziehen und dann wieder loslaufen.
Bequemlichkeit, Faulheit und Sicherheit sind keine Antriebsfedern für menschliches Handeln. Freiheit und Belohnung von Leistung sind die Motiviationen, die die Menschheit vorangebracht haben.
Gruß,
Christian