Riechen an Gegenständen

Hallo,

meine fast 8-jährige Tochter riecht an allem, was ihr unter die Finger kommt. Nicht erst seit kurzem, sondern schon ihr ganzes Leben lang. Das sieht zum Teil recht ulkig aus, obwohl wir es ja nicht anders gewohnt sind. Vor allem Bücher sind äußerst beliebte „Riechobjekte“.
Mein Mann meint nun wir sollten ihr das langsam abgewöhnen. Ich denke allerdings, dass ihre Schnupperei an allem keine dumme Angewohnheit ist. Vielleicht braucht sie neben der optischen Information und dem Betasten von Gegenständen einfach noch eine weitere Informationsquelle. Könnte das sein?

Hat jemand schon einmal von so einem „Phänomen“ gehört und hat Erklärungsmodelle?

Viele Grüße
Sarah

Ich rieche auch gern ;o)
Hallo Sarah,

ich weiB nicht, inwiefern Deine Tochter „normal“ ist oder nicht, aber ich rieche auch sehr gern an allen moeglichen Sachen. Ich finde Gerueche sehr wichtig, und ich rieche auch Sachen, die anderen gar nicht auffallen. Genauso ist das mit dem Schmecken. Ich merke zum Beispiel, daB Milch sauer ist, wenn andere sie noch ohne Bedenken trinken wuerden. Ich rieche auch sehr gern an meinen Haenden, egal ob sie gut riechen oder nicht ;o)

Ich weiB nicht, ob man ihr das abgewoehnen sollte. Sicherlich kann es auf andere eigenartig wirken, aber was solls? Hast Du sie mal gefragt, ob sie weiB, warum sie das macht? Und: ist mit ihren Augen alles in Ordnung?

Viele GrueBe
Sylvia

P.S. Das mit den Buechern finde ich ja nun ganz alltaeglich, es geht einfach nichts ueber ein gutes Buch - und dazu gehoert der Text genauso wie die Beschaffenheit des Papiers, die Schriftart und der Geruch!!!

Hallo Sarah,

laß Dein Töchterlein ruhig schnüffeln. Mein Schwesterherz hat diese Eigenschaft auch mit fast 29 Jahren nicht abgelegt (ist übrigens ein gesundes und wunderhübsches Persönchen). Mit Vorliebe schnüffelt mein Schwesterlein übrigens ebenfalls an Büchern herum. Wenn ich mir ein neues Buch kaufe und es leichtsinnigerweise auf dem Schreibtisch liegen lasse, ist Kathi die erste, die ihr Näschen zwischen die Seiten steckt (im wörtlichen Sinne). Es sei ihr gegönnt…:smile:

Ich habe mal ein wenig nachgeforscht und auch meinen Doc gefragt. Es scheint ein noch verbliebener Reflex unserer Vorfahren zu sein. Ein Primat beispielsweise steckt sich nichts in den Mund, wenn es nicht vorher daran geschnuppert hat. Reiner Selbstschutz: schließlich war es vor zig tausend Jahren die einzige Möglichkeit, zu erkennen, ob das Objekt der Begierde eßbar oder hochgiftig war.

Abgewöhnen wirst Du es Deiner Juniorine wahrscheinlich nicht (bei Kathi hat es auch in 29 Jahren nicht geklappt, obwohl unsere Mom alles versucht hat). Außerdem sind Düfte & Gerüche nach wissenschaftlichen Erkenntnissen DIE Erinnerungsquelle. So wirst Du Dich z. B. auch noch mit 100 Jahren an das Parfüm Deiner Mama erinnern.

Laß Deine Kleine also ruhig weitermachen.

So long

Tessa

Hallo Sarah,
mein Sohn hat das auch gemacht und ich habe nichts dagegen unternommen. Mittlerweile ist er 16 und hat schon seit langem (von selbst) aufgehört zu schnuppern. Die Gerüche sind ihm immer noch sehr wichtig, aber er „beschnüffelt“ nicht mehr so aufdringlich/eindeutig wie früher.
Bei ihm war das auch stellenweise witzig/dramatisch, z.B. als wir umziehen wollten und er sich partout von den Gerüchen nicht trennen wollte, die in der alte Wohnung *gehangen* haben…die haben wir dann „eingesammelt“ und mitgenommen :wink:
Also mach dir keine Sorgen und betrachte es einfach als normal :smile:.

Gruß,
Maja

Hallo Sarah,

Kinder haben Spaß am Einsatz all ihrer Sinne, und noch haben sie eine Antenne für alles, was ihre elementaren Sinneswahrnehmungen betrifft. Auf den ersten Blick scheinbar sinnloses Tun kann zugleich sehr sinnvoll sein, wenn man sich auch als Erwachsener
auf die Erlebnisebene der Kinder einläßt.

Aber in unserer heutigen Zivilisation verschwindet das körperlich - sinnliche Erleben immer mehr, und so besteht schon bei Kindern die Gefahr, dass ihre sinnliche Wahrnehmung sich vorwiegend auf das Sehen und Hören reduziert!!

Riechen und körpernahe Wahrnehmungen geraten dagegen immer mehr in den Hintergrund. Alle Sinnesorgane brauchen jedoch Anregungen, um zu funktionieren. Sie brauchen Training, um sich weiterentwickeln zu können. Sie müssen benutzt werden, um nicht zu verkümmern.

Der Geruchssinn bzw. das Geruchsgedächnis können trainiert werden.

Am besten ausgeprägt ist das Riechen im Babyalter. (Schwangere) Frauen, Kinder und Nichtraucher riechen intensiver als Männer, ältere Leute oder Raucher. Auch unsere Hormone spielen bei der Sensibilität des Geruchssinns eine Rolle.

In der Heilpädagogik versucht man, ALLE Sinne zu schulen, um ein Kind zu einer guten Entwicklung zu verhelfen. So soll ein Kind mit verbundenen Augen nicht nur Gegenstände ertasten und so erkennen lernen, sondern ebenso die verschiedenen Gerüche erkennen lernen: z. B. Rose, Zwiebel, Zitrone, Gewürze, Leder, Wäsche… Wer weiß denn noch wie aufgeriebene Fichtennadeln riechen oder Chrysanthemenblätter oder Minzeblätter?

Wenn sich alle Sinne gut entwickeln können, kann dies auch der ganze Mensch.

Viele Grüße

Renate

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Gerueche mitnehmen?
Hallo Maja,

ich finde das wirklich ruehrend… wie habt Ihr Eure Gerueche denn mitgenommen? Einfach in eine Dose eingesperrt?

Sylvia

Hallo Sylvia,
das war es auch (rührend).
Mitgenommen haben wir die mit der Nase (alles von Raum zu Raum sehr genau eingeatmet *g*)
Schöne Grüße,
Maja

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Hallo Sarah!

Die bisherigen Beiträge haben meine Laienmeinung bestätigt-laß Deine Tochter ruhig an allem riechen, gönn ihr die Erfahrungen, gute wie schlechte!

Ich habe bei mir persönlich auch schon festgestellt, daß mir Gerüche sehr wichtig sind und ich finde es schon fast beruhigend, daß andere Menschen auch so gerne Bücher riechen!! :wink:) Mein Freund schaut mich immer leicht kopfschüttelnd an, wenn ich mir mal wieder eine Nase Buch reinziehe , aber jetzt kann ich ihm wenigstens sagen, daß ich damit nicht alleine bin…

Meiner Meinung nach sind Gerüche auch sehr wichtige Erinnerungshilfen, ich verbinde z.B. mit ganz frühen Kindheitserinnerungen immer einen bestimmten Geruch. Das führt manchmal zu regelrechten Erinnerungsflashs…

Manchmal wünsche ich mir allerdings auch, daß ich weniger geruchsempfindlich wäre, z.B. haben wir einen Kollegen hier im Büro, der ist manchmal unerträglich, da er der Meinung ist, als Mann braucht man kein Deo zu benutzen :frowning:(

Soviel zu meinen Geruchs-Gedanken…
Schönes Wochenende!
Frauke

Hi Sarah,

lass die Lütte schnüffeln, was sie kann. Es gibt wohl kaum einen direkteren und unbewußteren Zugang zum Gemüt als über die Nase, und es wäre mehr als schade, wenn dieses Tor verschüttet würde.

Zum Modell reicht’s bei mir nicht, bin eher Laie. Für mich sind Gerüche wichtig, weil sie mit Leben in jeder Form verbunden sind. Und ob ich jemanden mag, entscheidet nun mal meine Nase.

Gruß Ralf (Nase auf zwei Beinen)

Danke an alle :smile:
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich denke die Sache mit dem Abgewöhnen wäre ohnehin fehlgeschlagen. Von mir aus soll sie schnüffeln so lange sie Spaß daran hat. Aber nun kann ich meinem Mann etwas zum Lesen geben, so dass er auch seine Zweifel verliert.

Danke nochmal,
Gruß
Sarah-Mae

Servus Sarah,

auch ich bin ein Schnüffler. Nachdem ich Gegenstände, betatscht habe, rieche ich dran. Und was riecht da alles; Beim Essen: Zwiebel, Knoblauch, Fleisch, Gemüse, Erdäpfel, Brot, Käse, Schokolade, Tee, Kaffee, Bier… aber auch Pflanzen, Holz, Kunststoffe, Möbel, Bücher… schon mal den Film ‚der Duft der Frauen‘ gesehen?

Als Kind habe ich sogar Radiergummis nach Geruch gekauft. Da gab es neben denen, die ganz profan nach Gummi gerochen haben, noch die aus Kunststoff mit angenehm süßlichen Geruch. An die Farben meiner Buntstifte kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber den Geruch weiß ich noch.

Heute als Erwachsener mache ich das natürlich unauffälliger (hoffe ich). Vor allem am Essen riechen gilt ja in manchen Kreisen als unfein.
Deine Tochter ist also nicht allein.

Servus
Herbert

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Hallo Herbert,

jetzt wo Du es sagst - an die Radiergummi-Schnüffelei kann ich mich auch erinnern :smile:. Und auch an den Geruch von Schulheften. Am Essen rieche ich auch heute noch :smile:.

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ - es muß wohl so sein. Manchmal werden Erinnerungen geweckt, die längst verloren schienen.

Viele Grüße
Sarah-Mae

Servus Sarah,

Hallo Herbert,

jetzt wo Du es sagst - an die Radiergummi-Schnüffelei kann ich
mich auch erinnern :smile:. Und auch an den Geruch von
Schulheften. Am Essen rieche ich auch heute noch :smile:.

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ -

Das glaub ich auch, mein Sohn schnüffelt auch gerne.

es muß wohl so
sein. Manchmal werden Erinnerungen geweckt, die längst
verloren schienen.

Das stimmt. Ich hab jetzt seit langem wieder mit Kreide geschrieben, der Geruch hat mich sofort wieder an die Schulzeit erinnert.

Servus
Herbert