Ritalin immer nur ein Teufelszeug?

Bevor nun mit Steinen geworfen wird, bitte erst alles durch lesen und dann urteilen.

Meine 13-jährige Tochter bekam die Diagnose Depressionen mit Verhaltensstörung (v.a. Borderline).

Sie bewegt sich viel draussen, elektronische Medien werden bei uns wenig genutzt und die Ernährung ist abwechslungsreich und da ich Diabetikerin bin, achte ich verstärkt auf wenig Zucker.

Bereits vor 6 Jahren war sie auffällig agressiv und unberechenbar in ihrer Stimmung. Nach 6 Monaten Tests wurde damals ADHS diagnostiziert und sie bekam 30mg Equasym (Wirkstoffgleich wie Ritalin).
Dies haben wir dann 1 Jahr später mit Absprache der Kinderklinik ausgeschlichen, da sie mir viel zu ruhig war, fast schon apathisch. Die Konzentration klappte zwar, im Unterricht war sie auch wieder motivierter und die Leistungen gingen nach oben.
Aber zu welchem Preis? Es schien, das sämtliche Lebensfreude gewichen wäre…
Das ging dann auch eine Weile gut, jedoch begann sie vor 2 Jahren wieder mit dem gleichen Verhaltensmuster.

Seitdem rennen wir von Arzt zu Arzt und von Psychologe zu Psychologe, immer in Zusammenarbeit mit der Schule.
Nun ist es inzwischen so schlimm geworden, dass sie ihre agressiven Ausbrüche täglich hat und sie in diesen Momenten nicht mal mehr ansprechbar ist.

Nach nochmaligen Gesprächen kamen wir ENDLICH auf eine Dringlichkeitsliste für eine ambulante Gesprächstherapie. Nur soll sie bis dahin wieder Ritalin bekommen. Allerdings mit der Minimaldosis, um ihr ein wenig Ordnung im Kopf zu verschaffen und somit den Einstieg in die Gesprächstherapie zu erleichtern.

Ich habe immernoch Gewissensbisse, das sie das nun nimmt (10mg), aber wir haben jahrelang alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft.
Genauso lange habe ich mich mit Händen und Füssen gegen eine Medikation gewehrt.

Nur jetzt ist es lt. 3 Ärzten notwendig, damit minimal zu unterstützen, damit sie all ihre Gefühle und Ängste wieder ordnen kann und ihre agressiven Phasen durch Überforderung seltener werden.

Ist Ritalin wirklich so ein Teufelszeug? Oder hat es in solchen Fällen schon seine Richtigkeit? (Die Wurzel ihrer Störung wird angepackt, nur muss erstmal ein Platz frei sein)
Es ist diesmal ein Drittel der damaligen Dosis und sie kam heute Mittag glücklich aus der Schule und zeigte mir stolz, was sie heute gemacht haben und das sie alles verstanden hat.
So strahlend habe ich sie lange nicht mehr gesehen.

Können wir also wirklich auf dem richtigen Weg sein und mein Gewissen beruht auf unsere damaligen Erfahrungen und die Stimmen anderer?
Oder tu ich ihr damit schlimmeres an?

Ich hoffe ihr könnt mir da ein wenig weiterhelfen.

Hallo sanny81,
nein, das ist kein Teufelszeug, sondern - richtig angewandt und dosiert - ein sehr hilfreiches Medikament.
Sicher gibt es Fälle, in denen falsch oder leichtfertig verordnet wird. Aber in fachlich kundigen Händen und unter Beobachtung ist solch ein Medikament ein wertvolles Hilfsmittel.
Lasst Euch nicht irre machen!
Alles Gute für dich und deine Tochter
florestino

Weder „immer“ noch „Teufelszeug“.

Es ist nur was was viel zu schnell und oft den falschen verschrieben wird.

Es ist und bleibt ein Medikamant dass bei der richtigen Person das richtige bewirken kann.

Gruss HighQ

gutes Teufelszeug
Hi,
ihr tut sicher das Richtige. Ritalin ist kein Teufelszeug.
Früher, als ich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeitete, da gabs viele Fälle, da hieß das noch minimale cerebrale Dysfunktion (MCD). ADHS gabs noch nicht. Ich würde abraten von einem Krankheitsbegriff oder Störung auszugehen und es als eine besondere Seite der Persönlichkeit betrachten, mit der man leben lernen muss. Ich möchte wetten, das Mick Jagger auch so ein ADHS Typ ist. Der hat das kultiviert und braucht kein Ecstasy.
Ich kenne auch Leute, die mit über 50 erst die richtige Diagnose und Medis bekamen und bis dahin ein extrem unruhiges Leben hatten und nun zu „Normalität“ fanden.
Gesprächstherapie (personenzentrierteTherapie) und Gestalttherapie sind sehr gute Ansätze. (Zahlt nicht die Kasse). Es geht ja auch um die Rückwirkungen/Schläge der genervten Umgebung und Verletzungen. Hinzu kommen sollte noch eine fachkundige verhaltenspädagogische Schulung (Nicht Verhaltenstherapie). Dies gilt auch für die Eltern. Also sich nicht auf den Standpunkt stellen „was wollen Sie eigentlich von uns, das Kind hat doch das Problem“. Die Elternarbeit ist mit das Wichtigste, auch des humanistischen Ansatzes und entsprechender Kommunikation wegen. Literatur: Carl Rogers: Entwicklung der Persönlichkeit, Lernen in Freiheit, der neue Mensch. M. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunkation. Schulz v. Thun: Miteinander reden.
Macht euch auf den Weg.

Nachtrag:
Man sollte mit der Dosierung ein wenig spielen um die GeringstNötigste! Dosierung herauszufinden. Ist es mal nicht nötig, auch mal weglassen um seine ursprüngliche, überschäumende Kreativität zu erleben. Ist es mal sehr nötig dann eben mehr. Das kann man lernen und so dumpfe Abhängigkeit vermeiden.

Wächst das Kind in einer intakten Familie auf ?
Oder ist es ein Patchwork oder Kleinstfamilienkind oder was anderes neumodisches ?
Nur so aus neugierde, ich habe nämlich noch nie von einem Kind das mit Vater & Mutter ( ne olle Hausfrauenmutti)aufwächst gehört, das solche Probleme hat.
Und ich lese oft bei euch mit wenn ich mich auch meist nicht melde.
Und ich kenne auch pers. keinen Fall in dem ADHS oder Borderline und Depression bei Kindern auftritt die ne olle 0815 Familie zu Hause haben.
Nur Studien findet man dazu leider auch keine obwohl ich mich doch gerne von meinem Kleinbürgertum entwohnen lassen würde das diese Diagnosen was mit dem neuen Lebensstiel zu tun haben.
lg
P.S. bin geschieden :wink: darf also mit Steinen schmeißen

Hallo, ich glaube, mein Schulbanknachbar hatte das. Obwohl es das in den 1970ern noch nicht gegeben hat.

Er zeigte alle Symptome. Extreme Zappeligkeit, Unruhe, Konzentrationsschwierigkeinen, eine Handschrift, die jeder Beschreibung spottet, dazu eine sehr ausgeprägte Distanzlosigkeit bei nahezu nicht vorhandenem Taktgefühl.

Die Familie ist heute noch völlig intakt und er selbst ist mit der Pubertät sehr strebsam und schaffend geworden.

hallo

Wächst das Kind in einer intakten Familie auf ?
Oder ist es ein Patchwork oder Kleinstfamilienkind oder was
anderes neumodisches ?
Nur so aus neugierde, ich habe nämlich noch nie von einem Kind
das mit Vater & Mutter ( ne olle Hausfrauenmutti)aufwächst
gehört, das solche Probleme hat.

ich schon

Und ich kenne auch pers. keinen Fall in dem ADHS oder
Borderline und Depression bei Kindern auftritt die ne olle
0815 Familie zu Hause haben.

aber ich

Nur Studien findet man dazu leider auch keine obwohl ich mich
doch gerne von meinem Kleinbürgertum entwohnen lassen würde
das diese Diagnosen was mit dem neuen Lebensstiel zu tun
haben.

weil es eine sehr gewagte Theorie ist, die darauf zu beruhen scheint, es als eine soziale Unterschichtenkrankheit abzutun aufgrund schlechter Fürsorge.

Grüße, Dany

2 Like

Hallo,

lasst euch kein schlechtes Gewissen machen! Ich habe den Eindruck dass ihr euch ausreichend informiert habt und das beste für eure Tochter wollt.
Bei psychische Krankheiten sind genauso wie körperlichen nicht nur Umgebungsfaktoren schuld, sondern Organe(gerade auch so ein komplexes wie das Gehirn!)funktionieren eben nicht immer bei allen perfekt.
Das ist meine eher biologisch orientierte Meinung…
Vielleicht kommen aber auch bei der Gesprächstherapie noch andere oder gar die „wahren“ Faktoren raus, die eurer Tochter zu schaffen machen.
Und vielleicht ist es im Moment auch durch den Beginn der Pubertät besonders schwierig.

Alles Gute,

Daniela

sie kam heute Mittag glücklich aus der Schule und zeigte mir stolz,

was sie heute gemacht haben und das sie alles verstanden hat.
So strahlend habe ich sie lange nicht mehr gesehen.

Ihr habt damit eure Frage selbst beantwortet. Also lasst Euch nicht durch zu viele Ratschläge und ideen verwirren. Vertraut auf das was ihr seht. Gut möglcih dass sie mit dem Alter lernen kann mit ihrer Diagnose ohne medikamente umzugehen. aber sie ist ja Wach und Glücklich so wie es in euren Augen sein sollte. Und mehr könnt ihr eurem Kinde wohl kaum helfen als wenn ihr euch freut wie es ihr geht. das gibt dem Kind Zuversicht und selbstbewusstsein aber auch motivation. Also bewahrt euch zuversicht und vertrauen in Euer Kind. das ist die beste Medizin.