Hi,
das ist alles ganz schön kompliziert. Es fängt damit an, dass du nciht schreibst, auf welche Schrift du dich beziehst (Barth hat nämlich seine Batrachtungsweise der Dinge zwischendrinnen geändert)usw…
Ich geb dir mal einen kurzen Input (zum Thema Israel), den du dann ja mit deiner Schrift vergleichen kannst:
Grundsätzlich wichtig ist die Christologie dafür zu verstehen (jeder, der sich mit Barth auskennt wird mich schon für diesen Versuch auslachen):
Der Anfang alles göttlichen Schaffens ist die Erwählung in Jesus Christus aus reiner Gnade. Das Einzigartige, was letztendlich Christus ausmacht ist diese paradoxe Einheit, dass er Erwählter und Erwählender zugleich ist.
Die doppelte Prädestination Calvins, die die einen zum Gericht, die anderen zum Heil verurteilt, ist nur zu denken, wenn man sie mit Blick auf Golgatha, „wo Gott das Verbrecherkreuz zu seinem Thron erwählte“ denkt. Dort kann man verstehen, dass Gott in der Erwählung durch Christus „dem Menschen das erste, die Erwählung, die Seligkeit und das Leben, sich selbst aber das Zweite, die Verwerfung, die Verdammnis und den Tod zugedacht“ hat. Gott hat hier gewählt, hat sein Ja und Nein sichtbar gemacht.
Des weiteren ist es wichtig die Verhältnisbestimmung von Gesetz und Evangelium zu beachten:
Die Worte aus Gal 3,17 nötigen Barth die Reihenfolge zu verkehren und das Evangelium a Priori als Wort Gottes zu erkennen. Das Gesetz hat sich dort hineingedrängt, dennoch bildet es eine Einheit mit dem Evangelium, es geht um eine Unterscheidung, die innerhalb des einen Wort Gottes anzusiedeln ist. „das Gesetz ist nichts anderes als die notwendige Form des Evangeliums, dessen Inhalt die Gnade ist.“ Evangelium meint nach Barth, das dem Menschen Gnade zusprechende Wort Gottes. Ist das Evangelium der Indikativ, so ist das Gesetz der Imperativ. Was Gott von uns will, das Gesetz, ist von dem her zu verstehen, was Gott für uns tut. Das Gesetz ist sozusagen das Ausrufezeichen hinter dem Evangelium. Der Zuspruch wird zum Anspruch. Es verlangt von uns eine Passivität. Die Gnade verlangt, dass wir sie annehme.
Von diesem Urzustand ausgehen wirft nun Barth den Blick auf das menschliche Leben, auf die Realität. Dort muss er feststellen, dass Gott nicht irgendjemand das Gesetz gegeben hat, sondern uns sündigen Menschen. Die Sünde des Menschen besteht nun aber in der Eigenmächtigkeit des Menschen. Der Sünder nimmt sein Leben in seine Hand, trennt sich vom Evangelium und versucht sich selbst zu rechtfertigen. Für ihn wird das Gesetz zum Gesetz des Todes, denn er kann es nicht erfüllen.
Trotz dieser, unserer, Sündhaftigkeit und der Sinnentleerung des wahren Gesetzes darf jedoch nicht übersehen werden, dass dieses Gesetz immer noch „das Gesetz Gottes ist und bleibt in jedem seiner Buchstaben“ . Und auch das Evangelium zeigt sich in seiner vollen Kraft erst am Sünder. Weil das Gesetz untrennbar mit dem Evangelium verbunden ist, so entfaltet es seine Wirkung erst recht an dem Sünder und wird „die wirkliche frohe Botschaft für wirkliche Sünder“ und richtet das wirkliche Verhältnis wieder auf. Jesus Christus macht also, dass von uns selbst gesprochene Urteil zu unserer Rechtfertigung.
Von daher lässt sich das Verhältnis Israels zur Gemeinde verstehen:
Die christliche Gemeinde hat Christus als den offenbarten Herrn der Kirche. An ihr wird sichtbar, was Gott den Menschen zudenkt, sie sind Zeugen seiner Gnade und seines Erbarmens.
Christus ist für Israel der gekreuzigte Messias, aber auch der offenbarte Messias Israels. An ihm wird deutlich, was Gott für sich erwählt, das Gericht. Israel ist der „Spiegel des Gerichts“ . Es widersetzt sich im ganzen Ausmaß der Gnade, selbst nachdem Christus alles im Himmel beschlossenes Schicksal offenbart hat, behauptet Israel sich selbst und bleibt im Widerspruch. Dennoch ist und bleibt Israel das auserwählte Volk. Überhaupt nur weil es im Bunde Gottes ist, kann es uns erst Zeugnis vom Gericht Gottes geben.
„In der Auferstehung Jesu Christi hat doch Gott den Schlussstrich des jüdischen Verwerfens Christi, aber damit doch auch den Schlussstrich der Verwerfung der Juden selbst durchgestrichen, indem er sich gegen den Willen Israels zu seinem Willen mit Israel, zu Israels Messias als zu dem Heiland der Welt, aber eben damit nun doch auch erst recht zu Israel bekannt hat.“ Der Schlussstrich des jüdischen Verwerfens ist dabei die Gründung der Kirche. Barth stellt Israel und Kirche damit unter den Bogen des einen Bundes, unter die Gnade Christi.
Das ist jetzt sehr viel und bestimmt nicht allzuleicht für dich zu verstehen, aber absolut nöätig um Barth richtig zu interpretieren. Deine Fragen lassen sich aus meinen Ausführungen herasu beantworten.
MfG
Chris