Rohmilch für Darmflora? > Abnehmen?

Liebe Experten,
ich möchte abnehmen (muss aus gesundheitlichen Gründen min. ca. 25kg ‚verlieren‘), und mache deswegen Diät.
Ich habe gehört, dass auch eine ‚falsche‘ Darmflora Grund für Übergewicht sein kann (zB. nach Antibiotika-Gaben), und man sollte Rohmilch (=Bakterien nicht abgetötet) trinken, damit das Darm-Mikrobiom wieder hergestellt wird.

Stimmt diese Ansicht über das Mikrobiom oder nur manche Scharlatane verbreiten diese These?
Gibt es Menschen, denen es gelungen ist (mit Rohmilch?) das Mikrobiom zu ‚fixen‘ und dadurch gesünder, oder sogar schlanker zu werden?

Über eine Hilfe wäre ich sehr dankbar,
Ilona

Hallo,

Es gibt eine Korrelation zwischen abwechslungsarmer Ernährung, die eine der Ursachen für Übergewicht sein kann, und einer geringeren Zahl von Bakterienstämmen im Darm. Man vermutet, dass die Ernährung mit wenig Abwechslung und/oder Fastfood zur Abnahme der Mikrobiomvielfalt beträgt.

Dass ein Mangel an Vielfalt Übergewicht fördert, von dieser Kausalität habe ich bisher nicht gelesen.

Ja Antibiotika stören auch das Darm-Mikrobiom. Da man aber Antibiotika eher nur für kurze Zeit einnimmt, sehe ich noch weniger Kausalität zum Übergewicht.

Diese Empfehlung habe ich noch nicht gehört. Aber Präparate mit vielen Bakterienstämmen aus der Apotheke werden gern empfohlen.

Das was heute Rohmilch genannt wird, war in meiner Kindheit frische Milch. Sie war die übliche Milch. (In Abgrenzung dazu gab es nur H-Milch.) Und auch in meiner Kindheit gab es jede Menge übergewichtiger Menschen. Ich halte das für einen Mythos. (Ich kenne auch niemanden in meinem Umfeld, der von Ökotrophologen diesen Ratschlag bekam.)

Grüße
Pierre

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Ich vermute eher, dass damit „Vorzugsmilch“ gemeint ist. Direkt beim Bauern abgefüllt, keine Pasteurisierung, völlig unbehandelt.

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Das ist richtig, der Begriff ist definiert.

Übrigens ein treffliches Mittel, um noch ein paar Pfund zuzunehmen: Die Bezeichnung „Vollmilch“ für Milch mit 3,5 % Fett ist eine Erfindung der NS-Propaganda, die damit die ersten Schritte zur Mangelwirtschaft kaschierte: Vollmilch ist schon teilweise entrahmt - Rohmilch „von der Kuh“ hat je nach Rasse und Fütterung etwa 4,2 % Fett…

Schöne Grüße

MM

Ich kannte für unbehandelte Milch bisher nur den Begriff „Rohmilch“, weil er so auf den Flaschen steht, in denen ich sie kaufen kann. (Wenn ich sie als Stadtschinken mal irgendwo bekomme.)

Aber laut Wikipedia muss wohl auf der Verzugsmilch „Rohmilch“ draufstehen… (So ganz verstehe ich es nicht. Aber lasst uns beim Thema Darmflora bleiben.)

Du kannst mit Rohmilch absolut nichts fixen, das ist ein schwurbel Trend der seit einigen Jahren aufkommt In Rohmilch, von einer gesunden Kuh, unter hygienischen Verhältnissen abgefüllt sind exakt die gleichen Bakterien wie in pasteurisierter Milch nämlich gar keine.

Wenn du dein Mikrobiom ein bisschen aufmöbeln willst, dann nimm unpasteurisiertes Sauerkraut, Kimchi, Kefir oder ähnliche Produkte zu Dir( wichtig ist das unpasteurisiert wenn du die probiotischen Bakterien willst, das dürftest du bei Alnatura oder auf dem Wochenmarkt finden).

Als Mensch der mal 20 Kilo mehr wog kann ich nur sagen, es gibt leider keinen magischen oder einfachen weg um Gewicht zu verlieren außer mehr Kalorien zu verbrauchen als man zu sich nimmt und sich dabei gesund zu ernähren. Bei mir hat es geholfen mir mit apps erstmal einen Überblick zu verschaffen was ich eigentlich die Woche so in mich reinfresse und trinke( und so hart es klingt Honig besteht eigentlich fast nur aus Zucker und Apfelsaft hat soviel Zucker wie Cola…)

Zum Thema Rohmilch…
Der Rohmilchtrend ist einfach nur in erster Linie gefährlich, Rohmilch kann Krankheiten verursachen wie Rinder TBC , FSME, EHEC, Salmonellenerkrankungen , e-coli etc. und enthält nur unwesentlich mehr an Nährstoffen als pasteurisierte Milch.

Der Gesundheitliche Nutzen von Rohmilch steht in absolut keinem Verhältnis zu den Gefahren durch Rohmilch. Außerdem sollte man wenn seinen Vitaminhaushalt und durch Milch deckt sowieso seine Ernährung hart hinterfragen.

Das einzige was beim nachhaltigen abnehmen hilft ist die Ernährung sinnvoll umstellen und viel Geduld und Bewegung, unnötige Zuckerquellen durch light Produkte ersetzen, alkohol minimieren und auch wenn es albern klingt, Hulla Hoop haben mir da geholfen.

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Dass eine vielfältige und gesunde Darmflora in vielerlei Hinsicht sehr wichtig ist ist inzwischen nichtmehr neu.

Den einzigen mir bekannten Hinweis, dass ausgerechnet Milch zu einer solchen beitragen kann fand ich vor ein paar Tagen in einem Artikel der ZEIT, da ging es aber um Muttermilch. Man hatte in einer Studie heraus gefunden, dass Kaiserschnittkinder ein weniger reichhaltiges Mikrobiom haben, als natürlich geborene (kein Kontakt mit mütterlichen Darmbakterien während der Geburt) und eben, dass solche, die dann aber gestillt wurden, das schnell ausgleichen haben können.

Nun wird es anekdotisch:
Ich habe im Zusammenhang mit jeder Antibiose der letzten Jahrzehnte Mikrobiotika eingenommen und wenigstens niemals irgendwelche Nebenwirkungen der Antibiotika verspürt, diese wurden auch länger eingenommen (Borrelisose).
So weit so nicht ungewöhnlich.
Bei der letzen Antibiose nach einem geröteten Zeckenbiss über 3 Wochen hatte ich während der Behandlung und ein paar Wochen danach wieder Omnibiotic 10 genommen und war gleichzeitig motiviert, meinen Industriezuckerkonsum aufzugeben.
Am Ende hatte ich ohne es darauf angelegt zu haben 10 Kilo abgenommen und seitdem ernähre ich mich ausgesprochen „gesund“, hatte Zucker einige Monate strikt weg gelassen und auf sehr viele und verschiedene pflanzliche Nahrungsmittel geachtet.
Die „guten“ Darm Bakterien ernähren sich von Ballaststoffen und zwar verschiedene von jeweils anderen. (Ein gutes Mikrobiom ohne viele Ballaststoffe, also ohne Nahrung wird sich nicht lange halten!)
Es war schnell so, dass ich keine Lust mehr hatte auf Zucker und ausgesprochen große Lust auf Gemüse und vollwertige Dinge.
Habe mir das outcome damit erklärt, dass es „schlechte“ Bakterien in der Darmflora geben kann (Anaerobier), die Zucker verlangen. Durch die Antibiose wurden diese - wie alle anderen- zerstört (und ich hatte Glück, keine resistenten davon zu haben) und das war wie ein reset.

Natürlich würde ich keine Antibiotika nehmen, um so ein Ergebnis zu erzielen, aber ich würde das wieder machen mit etwas mehr Geduld und Mikrobiotika einnehmen und gleichzeitig all das tun, was Dir @HeldvomErdbeerfeld empfohlen hat und Zucker eine Weile ganz weg lassen und dann langfristig diesen nur in sehr kleinen Mengen zu mir nehmen.

Das würde ich für wesentlich effektiver halten, als Rohmilch zu trinken, die-wenn überhaupt- nur i der Hinsicht unterstützend sein könnte, als dass sie auch ein paar „gute“ Bakterien enthält.
Pierre nennt das oben auch schon:

Da ist wohl überlegt alles an Kulturen drin, was zu einer gute Darmflora führen kann.
Das durch ein gesundes Essverhalten zu unterstützen bleibt dann Eigenarbeit ohne die es nicht funktionieren kann.
Sport, Bewegung wurde ja auch schon genannt. Du willst ja abnehmen.
Und Geduld. Was sich über Jahre aufgebaut hat, braucht ein wenig Zeit, um sich wieder abzubauen.
Aber es geht!

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Ich muss zugeben Rohmilch ist bei mir ein rotes Tuch nachdem eine Bekannte es 2024 geschafft hat mit Rinder-TBC und einer schweren Darmentzündung inklusive Sepsis für einige Wochen im Krankenhaus zu landen weil ihr Schwurbler Umfeld ihr geraten hatte ihre Laktoseintolleranz mit Rohmilch zu heilen …ich glaube ich spoilere nicht wenn ich sage das es nicht geklappt hat

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Die beiden Begriffe sind aus zwei verschiedenen Nomenklaturen „historisch gewachsen“, und es ist gut möglich, dass es diese beiden Systeme in dieser Form nur in der BRD gab (obwohl meines Erachtens das meiste von der deutschen Milchgesetzgebung aus den 1920er Jahren stammt, nach den grausigen Erfahrungen mit TbC-Infektionswellen in den hungrigen Jahren ab 1916, für die relativ schnell Milch aus nicht TbC-freien Viehbeständen als bedeutender Vektor ausgemacht werden konnte): Rohmilch steht am Anfang der Reihe Rohmilch - „Frischmilch“ oder pasteurisierte Milch - H-Milch oder UHT-Milch - Sterilmilch nach Grad und Dauer der Erhitzung, „roh“ bedeutet da wie beim Essen auch „nicht erhitzt“. „Vorzugsmilch“ war die oberste Qualitätsstufe der heute nicht mehr praktizierten Einteilung verschiedener Klassen von Milch nach Maßgabe von gemessenen Keimzahlen - ich habe leider die darauf folgenden sukzessiv „absteigenden“ Qualitätsstufen vergessen, obwohl ich mich da ja eigentlich auskennen sollte.

(Ja, und um nicht zu weit abzuschweifen, blättere ich da jetzt auch nicht nach…)

Schöne Grüße

MM

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Danke für die Erklärung.

Moin!
Warum sprechen alle von Darmflora? Bei den Bakterien wäre Darmfauna doch naheliegender. Und mir gefällt die Vorstellung, da krabbelt was in meinen Eingeweiden besser, anstatt da blüht etwas. Ich bin doch kein Veganer.

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gehört zu den klassischen Kriterien zur Abgrenzung der Fauna vom Rest der Welt - Schleimpilze hin oder her. Und Lactobacillus & Co krabbeln halt nicht.

Schöne Grüße

MM

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Glaube, niemand würde ernsthaft eine Darmfauna haben wollen.Manche haben sie trotzdem.
Tatsächlich stammt die Bezeichnung aus einer Zeit, als die Systematik Prokaryoten noch zur Pflanzenwelt verortet hatte. (Weisste aber selber.)

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