Rolle USA in Lateinamerika frühes 20 Jhd

Hallo ich mal wieder :smile:
Könnt ihr mir erklären welche Rolle die USA in Lateinamerika so um den 1. Weltkrieg rum gespielt haben. Roosevelt verfolgte ja die Big-Stick-Politik und ich hab auch was von einer Kapitalherrschaft gelesen. Was genau war denn diese Big-Stick-Politik, wie sah die Kapitalherrschaft der USA aus und warum haben sie militärisch in Lateinamerika eingegriffen?

Danke euch!!

Könnt ihr mir erklären […]

Können täten wir vielleicht, aber warum sollten wir?
Warum sollte hier jemand etwas schreiben, was du ganz gut ohnehin schon durch ein bisschen Googeln finden und lesen kannst.
Gib mal ein „big stick policy“!
Wenn das alles zu wenig ist, kannst du dich gern wieder melden.
Gruß!
H.

Natürlich hab ich schon gegoogelt. Aber diese Kapitalherrschaft ist mir immer noch schleierhaft. Ich konnte nirgendwo rauslesen was genau damit gemeint ist bzw. WIE sie ausgesehen hat, nur DAS sie bestand. Google gibt wirklich nicht viel her :frowning:

Hallo Petra,
es ist sicher hilfreich, statt mit „Kapitalherrschaft“ mit dem geläufigeren Begriff „Dollarimperialismus“ zu googeln. Es ging da um (unfaire) Handelsverträge und massive Investitionen us-amerikanischen Kapitals. Vor allem die Wirtschaft Zentralamerikas war (und ist es noch) zum großen Teil fest in us-amerikanischer Hand.

Die ‚Big-Stick‘-Politik war lediglich das notwendige Komplement dazu, also der Schutz us-amerikanischer Wirtschaftsinteressen in Lateinamerika ggf. durch militärische Interventionen. Anders als beim klassischen Imperialismus bzw. dem Kolonialismus europäischer Prägung verzichtete man in der Regel auf direkte Ausübung politischer Gewalt (anders in Puerto Rico), sondern installierte dazu einheimische korrupte Marionettenregierungen.

Besonders typisch war die Ausbeutung lateinamerikanischer Länder durch Plantagenwirtschaft, etwa durch die United Fruit Company. Der bezeichnende Begriff ‚Bananenrepublik‘ entstand in dieser Zeit. Die United Fruit Company produzierte übrigens nicht nur Südfrüchte, in Guatemala z.B. betrieb sie in staatlichem ‚Auftrag‘ auch Post- und Fernmeldewesen sowie den Rundfunk. Sie war mit Abstand der größte Arbeitgeber Zentralamerikas. Der Standard Fruit Company - größter Konkurrent der United - ‚gehörte‘ praktisch ganz Hnduras. Auf dem internationalen Markt für Südfrüchte haben diese Firmen (bzw. ihre Nachfolger ‚Chiquita‘ und ‚Dole‘) noch heute eine bedeutende Stellung.

Die - für mich - beeindruckendste Behandlung des Themas wird Dir leider wenig nützen, da es eine literarische ist. Aber vielleicht ist sie Dir ja bekannt; du findest sie in Gabriel García Márquez’ Roman ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘ (Cien años de soledad). Die ‚United Fruit Company‘ erscheint dort kaum verschlüsselt als ‚American Fruit Company‘.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo ich mal wieder :smile:

Servus

Könnt ihr mir erklären welche Rolle die USA in Lateinamerika
so um den 1. Weltkrieg rum gespielt haben. Roosevelt verfolgte
ja die Big-Stick-Politik und ich hab auch was von einer
Kapitalherrschaft gelesen. Was genau war denn diese
Big-Stick-Politik, wie sah die Kapitalherrschaft der USA aus
und warum haben sie militärisch in Lateinamerika eingegriffen?

Was die Big Stick Politik ist kann man in Wikipedia ja gut nachlesen. Der Begriff Kapitalherrschaft ist ja auch schon recht selbsterklärend. Die USA hatte Geld und ‚kaufte‘ sich damit Lateinamerika. Einerseits kann man durch Verträge seine Freunde belohnen, andererseits seinen Feinde mit dem großen Stock auch einseitige Verträge aufdrängen. Reichte der Stock nicht mehr wurde halt mal militärisch Interveniert.
Lies doch mal den Artikel zur Kanonenbootpolitik. Da solltest du auch noch ein paar Antworten bekommen.

Die Frage nach dem warum ist auch einfach zu beantworten. Erstens waren die USA selbst eine Kolonie die sich ihre Freiheit erkämpfen mussten. Daher hatten sie eine gewisse Sympathie gegenüber den Lateinamerikanern, denen es hier ja gleich ging. Gleichzeitig sahen sie in den neuen Ländern natürlich ihren Einflussgebiet und je weniger die Europäer hier zu sagen hatten desto besser. Die Monoredoktrin wird dir ja vermutlich was sagen.

Jedenfalls bauten die USA fast so etwas wie ein neues Kolonialreich auf, basierend auf ihrer militärischen und wirtschaftlichen Stärke. Und die war so übermächtig, dass es fast nie notwendig war den Vorderungen Nachdruck verleihen zu müssen.

Danke euch!!

Lg,
Penegrin

zwei Buchempfehlungen
Moin,

beide von Eduardo Galeano.

  1. Die offenen Adern Lateinamerikas. Die Geschichte eines Kontinents.
    Originaltitel: Las venas abiertas de América Latina

  2. Das Jahrhundert des Sturms
    Originaltitel: El siglo del viento
    Das ist der dritte Teil der Trilogie Erinnerung an das Feuer (Memoria del fuego)

Das erste Buch ist eine Geschichte Lateinamerikas mit besonderem Schwerpunkt auf Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
In der Trilogie Erinnerung an das Feuer hat Galeano die Geschichte Lateinamerikas literarisch erzählt. Er hat wichtige historische Ereignisse ausgewählt, aber auch alltägliche Personen erfunden, sie in historische Ereignisse eingebettet und ihre Erlebnisse, ihr Schicksal literarisch gestaltet. (So ähnlich wie Günter Grass es in Mein Jahrhundert getan hat)
Die historischen Hintergründe bleiben dabei immer real. Ich habe nie zuvor und danach ein so spannendes Geschichtsbuch gelesen! Im 3. Teil geht es um das 20. Jahrhundert; das Register (Namen von Personen, Firmen, Organisationen, Orten, Ländern) ermöglicht eine gezielte Lektüre.

Grüße
Pit