Rollstuhlfahrer zur Seite schieben?

Da sind jetzt ziemlich viele Interpretationen und Mutmaßungen Deinerseits dabei. @Ifm001 hat ja nur eine konkrete Situation beschrieben, in der er Hilfe angeboten hat:

Ich für meinen Teil habe in der Vergangenheit nur dann Hilfe angeboten (und das erstreckt sich jetzt von Menschen mit Behinderungen über Frauen mit Kinderwagen bis hin zu hochbetagten Menschen), wenn erkennbar Schwierigkeiten vorlagen, eine Situation zu meistern (also bspw. ein Kinderwagen nicht von allein eine Treppe hochflog und die ziehende Person sichtlich Schwierigkeiten hatte, das Teil nebst Kind heraufzuzerren).

Nachdem ich aber hier im Forum und auch an anderer Stelle nun schon mehrfach gelesen hatte, dass manche Menschen mit Behinderung diese Angebote nicht nur nicht schätzen, sondern als Unterstellung, sie seien nicht in der Lage ihren Alltag zu meistern, ablehnen (wobei ich gar nicht sagen will, dass ich die Begründung nicht nachvollziehen kann), lasse ich das inzwischen auch.

Das ist halt doof für diejenigen, die sich gerne Hilfe anbieten lassen, weil sie sich schämen, darum zu bitten. Aber aus Sicht derer, die keine Hilfe wollen und schon das Angebot an sich als Affront betrachten, ist das anscheinend ein hinnehmbarer Kollateralschaden (dessen Existenz ihnen vielleicht auch gar nicht bewusst ist), aber das ist ja nicht mein Problem, sondern das Problem der Personen, die das Angebot annehmen würden.

Meine Kritik rührt daher, dass er die Perspektive des Rollstuhlfahrers systematisch abspricht. Das tut er sowohl bezogen auf das Ausgangsbeispiel als auch auf meine. Das Phänomen, um das es hier geht, ist ein weit verbreitetes. Behindertenverbände, Aktion Mensch, Aktivisten, egal wen man nehmen mag, alle thematisieren diese Form von Ableismus das regelmäßig. Aber er postuliert nicht Existenz, bis er sich selbst einen Eindruck vor Ort gemacht hat, was natürlich unmöglich ist, also ist das alles nicht existent.

Außerdem ist es eine Unart, von seinem eigentlichen Wohlverhalten zu erzählen (Selbstbewertung!), wenn es allgemein darum geht, dass so eine Alltagsdiskriminierung erlebt wird.

Das ist genauso „intelligent“, wie jene Männer, die auf die Schilderung von Sexismus im Alltag lang und breit schildern, wie toll sie selbst sich verhalten. Auch das macht das Erleben der Betroffenen irrelevant. Und er als Nichtbetroffener erklärt sich zum Experten mit Deutungshoheit, die er über Betroffene stellt, weil er in einer Stadt wohnt, die zufälligerweise eine großen Träger für Behinderteneinrichtungen hat, deren „Bewohner“ er vom weiten sieht. Und deshalb meint er ernsthaft, dass er den Durchblick hat. Was genau ist daran an welcher Stelle positiv?

Wie soll er es Dir dann rechtmachen? Viel bleibt ja nicht mehr …

Wie bitte? Das sind keine Mutmaßungen! An dem Vorgang ist genau Nichts positiv. Was würdest du sagen. Wenn jemand dir den geschulterten Rucksack an der Kasse packt und dann einräumt! Und du erklärst hier jetzt ernsthaft denjenigen zum Problem, der das nicht zulassen will?

Lfm001 hat auf meinen Beitrag geantwortet und abgesprochen, dass das Grenzüberschreitend ist. Das ist unfassbar, wie das hier verteidigt wird und von wem! U.a. Du gehst bei weit geringeren Anlässen ab wie Zäpfchen. Abgesehen davon, dass die Grenze ja ohnehin von demjenigen festgelegt word, um dessen Grenze es geht und nicht von dem, der sie überschreitet. Seit wann man zur Diskussion stellen muss, ob man anderer Leits Taschen einfach anpackem darf, sei auch dahingestellt. Oder nicht. Ich gehe nicht davon aus, dass das überhaupt eine Diskussion wäre, wenn es nicht um Menschen mit Beeinträchtigung ginge.

Genau das. Und erst dann fragt man! Und man fragt nicht überstülpend rhetorisch, sondern zurückhaltend. Und das sagen nicht nur irgendwelche dubiosen Leite, die deine stets überbordernde Perfektion nicht zu schätzen wissen, sondern das kannst du vom Blindenverband bis zur Aktion Mensch überall nachlesen! Extra für dich mit Bewegtbild.

Und nun bist du zum Abschluss auch noch so infam, mir die Schuld zu geben, dass die armen, armen Menschen, die aus Scham sich nicht trauen zu fragen, nun von dir keine Hilfe mehr angeboten zu bekommen, weil du hier so böse angemacht wurdest.

Womit du dann auf dem Niveau der armen, armen Männer angelangt bist, die sich nicht mehr trauen, mit einer Frau alleine Aufzug zu fahren. Applaus.

1 „Gefällt mir“

Ich tue mal so, als ob die Frage ernst gemeint ist und keine Spitze enthält. „Er“ hat mit den hier geschilderten Situationen nix zu tun. Aber richtig in diesen wäre:

  1. wenn jemand im Weg steht und nicht mitbekommt, dass das so ist, fragt man höflich, im Zweifel mit einem Bitte.Ganz egal ob mit oder ohne Rollstuhl, Rollator oder sonst etwas.
  2. Wenn jemand an der Kasse einpackt, lässt man ihn einpacken. Wenn das etwas langsamer dauert, dann ist das so. (Was es übrigens bei mir nicht tut. Ich bin in der Regel nicht langsamer sondern meist flotter, weil ich so bald wie möglich einräume und mit System. Nur selten habe ich mehr als zwei, drei Teile noch nicht verpackt, wenn es ans Zahlen geht. Die Übergriffigen pflegen an die Tasche zu packen, da ist das erste Teil kaum eingescannt, wenn überhaupt)
  3. Wenn es wirklich deutliche Probleme gibt, fragt man zurückhaltend. Nicht zurückhaltend ist, wenn man die Antwort nicht abwartet, mitleidiger Tonfall, oder rhetorisch: ich packe Ihnen das schon mal in die Tasche, .oK?
  4. Anpacken ist ungefragt nicht! Es sei denn, es geht um akute Verletzungsgefahr.
2 „Gefällt mir“

Doch. Weil Du auf eine Einlassung von @Ifm001 antwortest:

Mit keinem der von beschriebenen Szenarien hat @Ifm001 etwas zu tun (gehabt). Daher

Nein, hat er nicht.

Das ist eine völlig absurde Bemerkung, wie offensichtlich wird, wenn man sich die „Mühe“ macht, zu lesen, was ich schrieb:

Du bist tatsächlich nicht der einzige Mensch mit Behinderung, der sich hier im Forum und an anderen Orten zu dem Thema geäußert hat. Das Grundproblem bleibt aber dennoch: wenn man Teil einer Gruppe ist und sich als solches im Namen dieser Gruppe äußert, dann besteht die realistische Chance, das andere das lesen oder hören und daraus ableiten, dass die ganze Gruppe so fühlt, denkt, wahrnimmt usw.

Es ist nachlesbar! Genauso wie nachlesbar ist, wer hier das Label Hilfe eingeführt hat. Das Grundproblem ist übrigens ein völlig anderes. Manche sind so dermaßen überzeugt, besserzuwissen, selbst wenn sie überhaupt nicht betroffen sind, dass sie diesen Menschen ihre Erfahrungen komplett absprechen!

Ich habe, egal wie oft du es behauptest (du tust es regelmäßig!), nie für „die Gruppe“ gesprochen! Aner auch im Unterstellen bist du gekonnt groß.

Es ging auch um positive Beispiele. Die habe ich geschrieben, mehrfach. Hast du nicht mitbekomme, nicht mitbekommen wollen.

Viel Vergnügen noch.

1 „Gefällt mir“

Ich glaube Dir sofort, dass Du das glaubst, aber Du formulierst eben nicht so.

1 „Gefällt mir“

Dieses Thema wurde automatisch 30 Tage nach der letzten Antwort geschlossen. Es sind keine neuen Antworten mehr erlaubt.