Hallo
Eine Freundin von mir hat mir erzählt wie man mit ihr Umgeht. Sie sitzt im Rollstuhl und finde es unerhört das man sie zB im Supermarkt zur Seite schiebt um selbst an die Ware zu kommen.
Was soll das, wo bleibt der Anstand!
Hallo
Eine Freundin von mir hat mir erzählt wie man mit ihr Umgeht. Sie sitzt im Rollstuhl und finde es unerhört das man sie zB im Supermarkt zur Seite schiebt um selbst an die Ware zu kommen.
Was soll das, wo bleibt der Anstand!
Diese Art mit RollstuhlfahrerInnen umzugehen, ist leider keine Seltenheit. Wobei man verschiedene Cluster nach unterschiedlichen Kriterien bilden könnte. Jemanden beiseite schieben ist eine Übergriffigkeit, die ausschließlich egoistischen Motiven dient. Es gibt Menschen, die auch gehende Menschen beiseite schieben. Für einen Rollstuhlfahrer hat das vielleicht noch eine stärkere Ohnmachtskomponente, weil die Einflussmöglichkeiten, dem auszuweichen / sich dem zu entziehen geringer sind.
Das Ganze kann natürlich zusätzlich gepaart sein mit einem Faktor Herablassung, dessen Ursachen im Zweifel sehr komplex sind. Den findet man aber auch in Kombination mit einer anderen Gruppe, nämlich dem, was unter dem Label vermeintlicher Hilfe läuft. Dazu zählt alles, bei dem der Handelnde tut und gar nicht hinterfragt, ob das was er tut, gewollt und für denjenigen überhaupt hilfreich ist. Es gibt Sketche darüber, in denen der Blinde oder die „Omi“ (auch so eine Herablassung) über die Straße bugsiert werden, wo sie gar nicht hin wollen.
Für mich die schlimmsten der beinahe täglichen Situationen sind Menschen, fast immer Frauen mittleren Alters, die an oder gar in meine hinten am Rollstuhl hängende Tasche greifen im Supermarkt. Wobei ich da schon fragen zu viel finde. Denn ich frage ja auch einen gehenden Menschen, ob ich ihm beim Einpacken helfen soll. (Nein, das ist nicht gut gemeint).
Zum Anderen finde ich ÖPNV eigentlich immer schwierig, nur in unterschiedlichem „Schweregrad“. Da sind die Übergänge zwischen bloßer allgemeiner Rücksichtslosigkeit, von der man Aufgrund der anderen Position stärker betroffen ist, und direkter, auf die Schwerbehinderung bezogener Herablassung fließend. Bewältigungsstrategie weit möglich Gelassenheit und Humor. Gelingt aber nicht immer und manche Grenze wird zu weit überschritten.
Im Moment beschäftige ich mich (auch da) mit der mehr oder weniger schweigenden Mehrheit, die zusieht und wenn überhaupt, wenn man etwas sagt, dazu geneigt ist, die „Täter“ zu verteidigen. Wer sich mit den „Opfern“ solidarisch erklärt, tut dies meist im Stillen oder hinterher bilateral. Das Phänomen lässt sich in Teilen auf unsere gesamtgesellschaftliche übertragen.
Was ist jetzt die Frage?
Ich versuche trotzdem eine Antwort:
Ich würde mich in solchen Fällen laut und deutlich bemerkbar machen. Sehr laut und sehr deutlich. Es muss dieser Person so peinlich sein, dass sie es nicht noch einmal macht.
Das ist das, was ich zart versucht habe, anzudeuten: das kann und sollte man tun, um seine eigene Grenze zu ziehen. Nur ein bloßes, energisches Stopp, nicht brüllen, nicht schimpfen, nur „Stop“… führt in etwa drei Viertel der Fälle eher mehr als weniger, dazu, dass sich Umstehende gegen den Rollifahrer verbünden. Es ist gelegentlich wirklich krass. Es braucht da eine sehr dicke Haut. Die Erwartung ist, dass man immer mit einem Lächeln und super freundlich zu reagieren hat, egal wie übergriffig. Der gemeine Rollifahrer hat devot zu sein.
Funfact, gerade erlebt: Ich bin unterwegs sportlich, steilerer Berg, grenzwertig aber Absicht. Ich musste da nicht hoch, der Untergrund super. Kommen Mountainbiker an mir vorbei, die sofort fragen, ob sie helfen sollen, nur weil ich eine kurze Pause gemacht habe. 100 m weiter war es ihnen zu viel und zwei haben geschoben. Ich bin langsam an ihnen vorbei und hab gefragt, ob ich helfen soll.
Oben haben wir uns getroffen und angestoßen.
Das konnte gut mit Humor gelöst werden und sie sind selbst ohne ein weiteres Wort zur Erkenntnis gekommen, dass das Anbieten von Hilfe gelegentlich auch grenzüberschreitend sein kann. Und nicht jede überschrittene Grenze ist eine Invasion.
Sorry aber hellseherische Fähigkeiten sollte man da auch nicht erwarten.
Ich selbst habe keine s. g. Behinderung, allerdings hatten meine Eltern einen Betrieb im orthopädischen Handwerk, in dem ich auch sehr oft war. Zudem bin ich in der Nähe von Bethel aufgewachsen. Wenn man da nur etwas aufmerksam durch den Stadtteil oder auch die Innenstadt von Bielefeld geht, bekommt man auch so Einiges mit … und wenn man „möchte“, hat man auch Kontakt zu den Bewohnern.
Am Ende sehe ich da keinen Unterschied zu nicht-behinderten Menschen. Wenn ich glaube, dass jemand Hilfe brauen könnte, biete ich mich an … Uunabhängig irgendwelcher „Kategorisierungen“. Wobei ich eher sowas wie „wenn ich Sie unterstützen kann, sagen sie Bescheid“ nutze.
Auch unabhängig der „Kategorie“ gibt es mal solche, mal solche Reaktionen.
War mal in der Sauna und da saß ein sehr beleibter Mann stark schnaufend auf einer Bank. Nachdem ich mich nach ca. 10 Minuten umgekleidet hatte und gehen wollen, hatte sich das Bild immer noch nicht geändert und außer uns beiden war keiner zu sehen. Also fragte ich, ob alles OK ist. Er blickte auf, wurde ungehalten und fragte in unverschämten Ton, ob es denn so aussieht, als ob er Hilfe benötigt.
Ob jemand tatsächlich Hilfe benötigt, weiss man in der Regel erst hinterher. Ggf. sollte man auch nicht davon ausgehen, dass die Frage nur aufgrund einer Behinderung gestellt wurde.
Die Frage? Eine Meinung dazu reicht.
Moin,
mit Verlaub: Das Forum heißt „wer weiß was“ und lebt davon, dass Fragen gestellt und beantwortet werden, es nützt u.a. auch Leuten, die nur mitlesen.
w-w-w ist ganz ausdrücklich nicht für Umfragen, Meinungsforschung, Verkündigungen, Moralappelle u.ä. gedacht, deshalb gibt es hier auch keine Follower-Funktion, dafür aber eine Ignore-Liste.
Gruß
Ralf
Du bist hier halt in einem reinen Frage-Forum gelandet. So verständlich deine Empörung zu deinem Thema ist, so geht es hier hat darum Fragen zu beantworten. Da sollte es dich nicht wundern, wenn ein Telnemer die Fragestellung wissen möchte.
Im Endeffekt verlangt derjenige nichts anderes wie Du … respektvolle Beachtung der Gegebenheiten.
Ich persönlich sehe bei solchen Beschreibungen auch immer eine Einseitigkeit. Vermutlich würde sich die Meinung dazu relativieren, wenn man das selbst im Laden mitbekommen hätte.
Unsere Gesellschaft krank allgemein an der Kommunikation. Da wird zwar stundenlang mit dem Bekannten über „Gott und die Welt“ gesprochen, aber wenn in einen engen Gang an wem vorbei möchte, ist ein „dürfte ich einmal vorbei“ zuviel.
ich sehe dies auch als grenzüberschreitend an… wenn ein Kl. Kind vor einem Regal steht, hebe ich es auch nicht zur Seite…
Aber: eine SMS / Mail o. Ä. in einem Forum zu veröffentlichen.. ist auch so eine Sache.. hüstel
Die behalte ich jetzt für mich. Ist wahrscheinlich besser so.
wahrscheinlich ist auch nur DIE eine Meinung genehm…
Deine Antwort entspricht dem, was man im Alltag so erlebt.
Brüskes Abweisen. Du wirfst überzogene Erwartungen vor und das schier unmögliche, hellseherische Fähigkeiten. Dabei sind in der Ausgangsfrage und in meinem Post Beispiele beschrieben. Du bist also der Meinung, dass es hellseherische Fähigkeiten erfordert, um zu erkennen, dass man wildfremden Menschen nicht einfach an oder sogar in die Handtasche packt?
Doch, siehst du. Das merkt man schon an der Art und Weise, wie du von den “Bewohnern” sprichst.
Auch das bestätigt den Eindruck des ersten Kommentars. Was ist denn da für dich einseitig, wenn jemand im Rollstuhl einfach beiseite geschoben wird? Falsche Wahrnehmung des Rollstuhlfahrers? Genauso wie das von mir geschilderte Beispiel, das mehr als wöchentlich passiert. Menschen, die einfach an der Kasse die Handtasche anpacken und anfangen, einzuräumen. Oder nach dem Portemonnaie suchen. Was ist da zu relativieren? Werde doch einfach mal konkreter?
Nein … aber Du bestätgst die oft vorhandene selektive Wahrnehmung. Ich habe habe mich sehr klar auf das „Hilfe anbieten“ bezogen!
Wie kommst Du darauf, besser zu wissen, wie die Betroffenen mich erleben und wie ich sie erlebe? Die kommen jedenfalls ziemlich gut mit den Begriffen klar, stammt dieses Wording doch von ihnen. Ist dir schonmal in den Sinn gekommen, dass hier die Besonderheit von Bethel wirkt? Das ist ein kompletter Stadtteil, der auch wie ein Stadtteil funktioniert. Es ist kein einzelner funtionaler Gebäudekomplex.
Auch hier wieder selektive Wahrnehmung deinerseits. Die einzige Aussage die ich getätigt habe ist, dass nur die Wahrnehmung einer Seite bekannt ist. Ob die Gesamtsituation vergleichbar ist mit einem „wegschieben“ einer vor dem Regal stehenden Person ist, ist unklar. Und ja … auch sowas passiert sehr regelmäßig.
Wie konkret denn noch? Ich habe geschrieben, wie ich mich verhalte!
Dann solltest du einmal deine Wahrnehmung schärfen! Das in die / an die Handtasche packen läuft unter „Hilfe anbieten“. Genauso wie unter Hilfe Anbieten fällt, überhaupt jemanden schon nur zu fragen, ob man beim Einpacken helfen kann. Denn dich fragt niemand, ob man dir beim Einpacken helfen kann. Selbstverständlich liegt darin bereits eine Grenzüberschreitung, weil es beinhaltet anzunehmen, dass derjenige das nicht alleine hinbekommt. Warum?
Es geht hier in der Frage darum, wie schwerbehinderte Menschen, insbesondere Rollstuhlfahrer das erleben. Du interessierst dich aber überhaupt nicht für diese Wahrnehmung, weil du sie mit deiner Wahrnehmung als helfende Person überschreibst. Und schon zählt das nicht mehr. Es zählt ja nicht einmal in der im Ausgangsbeitrag geschilderten Situation des einfach Wegschieben des Rollstuhls. Da möchtest du eine weniger einseitige Perspektive haben, um die Situation zu werten. Wozu?
Auch das interessant. Darüber, wie die Betroffenen dich erleben, habe ich überhaupt nichts geschrieben. Dir scheint es ganz zentral und ausschließlich um dich zu gehen. Darüber, wie du wahrgenommen wirst.
“Die”? Deine ganze Sprachwahl ist Othering, wie es neudeutsch so schön heißt. Wenn man will, kann man mit denen Kontakt haben.
Danke übrigens für die Aufklärung, die du warum genau meinst, mir gegenüber leisten zu müssen? Ich kenne Bethel und habe vor einiger Zeit dort auch zeitweise gearbeitet.
Das ist es: Darum geht es hier nicht. Weg von deinem Bauchnabel. Nehmen wir mal an, du verhältst dich richtig (woran ich nach deinen Kommentaren meine Zweifel habe, weil du bisher nicht im Geringsten auf die geschilderten Situation aus Sicht Betroffener eingehst, weil du von Kommunikation erzählst, aber nicht zuhörst, weil du die Grenzüberschreitung nicht mal anerkennst, obwohl sie geschildert wird… ). Es wäre für den Ausgangsbeitrag völlig irrelevant! Weil es hier nicht darum geht, wie du dich verhältst, sondern darum geht, wie Menschen anderen Menschen begegnen.
An der geschilderten Situation im Supermarkt ist überhaupt nichts unklar. Jedenfalls ist es nicht in so weit, als dass man ausreichend beurteilen kann. Man packt nicht an fremder Leuts Rollstühle! Wenn man dir das erst noch erklären muss, ist das schon ausreichend dafür, anzunehmen, dass du dich nicht richtig verhältst. Denn offensichtlich siehst du die Grenzen nicht und du bestreitest vehement, dass es der Rollstuhlfahrer ist, der diese Grenze zieht.
Du scheinst hier am vernünftigsten. Danke
Das unterstellst du mir jetzt ohne Anhaltspunkte. Du solltest nicht für andere Denken