Romantik ?

Hallo

Ich muss dringend grundlegendes über die Epoche Romantik wissen. Wer kann mir die wesentlichen Merkmale der Romantik beschreiben? Was sollte man unbedingt über die Romantik wissen?
Bitte schreibt!

Gruss Robert

Da Du nicht genau gesagt hast, ob Du Bildende Kunst, Musik oder Literatur meinst, hab ich sicherheitshalber mal alle drei Artikel aus dem Lexikon kopiert

Gandalf

Romantik (bildende Kunst), ein aus dem Bereich der Literatur auch in die Kunstwissenschaft übernommener Begriff, der verschiedene europäische Kunstströmungen der Zeit zwischen etwa 1790 und 1840 zusammenfasst. Obwohl in der modernen Kunstgeschichte häufig als Epochenbegriff verwendet, bezeichnet er keinen eigentlichen Kunststil, der eine allgemein verbindliche Formensprache ausbildete, eher eine geistige Grundhaltung, die als Oppositionsbewegung gegen den Rationalismus auf vergleichbare antirational-gefühlsbetonte Bestrebungen in Literatur und Philosophie Bezug nahm und auch in Form eines umfangreichen kunsttheoretischen Schrifttums ihren Niederschlag fand. (Zum literatur- und geistesgeschichtlichen Hintergrund siehe romantische Literatur.) Charakteristisch dafür ist die Bemühung, die formale Strenge und Beherrschtheit des Klassizismus zu überwinden, und stattdessen Phantasie und individuelles Naturerlebnis zur zentralen künstlerischen Aussage zu erheben.
Architektur und Plastik blieben einer klassizistischen Formensprache verhaftet. Innerhalb der Baukunst machten sich romantische Bestrebungen allenfalls in einer Rückwendung zur Vergangenheit, insbesondere zu Stilformen der Gotik und Renaissance, bemerkbar, wie sie auch Karl Friedrich Schinkel, der führende Vertreter des deutschen Klassizismus, in seinen Bauwerken verwendete. Sie bildete die ideologische Grundlage der sich im 19.Jahrhundert entwickelnden Denkmalspflege. Eine Tendenz, Gebäude harmonisch in die Landschaft zu integrieren und offene Übergänge zwischen umbautem Raum und Natur zu schaffen, kam dem neuen romantischen Naturgefühl entgegen. Die eigentliche Domäne der Romantik innerhalb der bildenden Kunst war die Malerei, die ähnlich der Architektur formal wie stofflich teilweise der Vergangenheit zugewandt blieb (Wiederbelebung des mittelalterlichen Märchen- und Sagenschatzes analog zur romantischen Literatur), jedoch dem individuellen romantischen Naturerlebnis in Form einer neuen Landschaftsauffassung Ausdruck verschaffte, bei der Mensch und Landschaft eine innige Verbindung miteinander eingehen.
Frankreich
In Frankreich, wo die Anfänge der Romantik in die Zeit der napoleonischen Kriege (1799-1815) fielen, fand sie ihren Ausdruck eher in heroisch-revolutionären Themen als in einer verinnerlichenden Naturbetrachtung wie in den nordeuropäischen Ländern. Antoine-Jean Gros, ein Schüler Jacques-Louis Davids, wies der romantischen Schule ihren Weg, indem er unter dem Einfluss des Barockmalers Peter Paul Rubens groß angelegte Schlachtenbilder mit bewegten Massenszenen um Napoleon schuf, in denen sich eine romantische Grundstimmung und kühnes Kolorit mit einer dem Klassizismus verhafteten Formgebung verband.
Den eigentlichen Beginn der französischen Romantik markiert das Werk des von Rubens stark beeinflussten Théodore Géricault, der das koloristische Moment von Gros’ Malerei weiterentwickelte und den Schwerpunkt der Schlachtenmalerei von der Heldenverehrung auf die Darstellung der Opfer und des Leidens verlegte. In seinen frühen Monumentalgemälden, wie Verwundeter Kürassier (1814, Louvre, Paris), wo sich ein Soldat vom Schlachtfeld schleppt, während Rauch und Wolken ihn unter sich zu begraben drohen, tragen besonders der kraftvolle Pinselduktus und der kräftige Helldunkelkontrast zum Eindruck der Isolation und Verwundbarkeit bei, die für Géricault und andere Romantiker zu den Grundbedingungen der menschlichen Existenz gehörten, und verdichten sich gleichzeitig zu einer Allegorie des geschlagenen Frankreich. In seinem Meisterwerk Das Floß der Medusa (1818/19, ebenda) das auf ein historisches Ereignis Bezug nimmt, steigerte er das Schicksal Einzelner ins Allgemein-Heroische.
Sein Bewunderer Eugène Delacroix, der bedeutendste Vertreter der französischen Romantik, bezog seine Themen wie für Das Massaker von Chios (1824, Louvre, Paris), das durch den Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken angeregt wurde, bevorzugt aus Literatur (Dante, Shakespeare, Goethe, Byron) und Geschichte (1830, Die Freiheit führt das Volk an). In Abkehr von der formalistischen Tradition der französischen Klassizisten, deren Werke den Eindruck statischer Ruhe erwecken, machte er leuchtendes Kolorit und Bewegtheit der Darstellung zu zentralen Aussageträgern seiner Bilder.
Deutschland
Die romantische Malerei in Deutschland wurde, wie Dichtung und Philosophie, von einem Naturbild getragen, das diese als Offenbarung des Göttlichen verstand. Dies zeigt sich besonders in der Landschaftsmalerei, die u.a. von den naturreligiösen Bildern Philipp Otto Runges, wie dessen Allegorien der Tageszeiten (1808, Der Morgen, Hamburger Kunsthalle), ihren Ausgang nahm, die Ausdruck seiner pantheistisch-mystischen Weltauffassung sind. Der bedeutendste Vertreter war Caspar David Friedrich, dessen symbolhafte, meditative Landschaften die Allgegenwart Gottes in der Natur thematisieren. Seine schwermütige Auffassung findet am prägnantesten in dem Gemälde Das Eismeer/Die gescheiterte Hoffnung (1824, Kunsthalle, Hamburg) ihren Ausdruck, das den Triumph der Natur über menschliches Streben anhand eines Polarseglers zeigt, der von Eisschollen zermalmt wird.
Die in Rom tätige Gemeinschaft der Nazarener, in der Künstler wie Johann Friedrich Overbeck (1789-1869), Franz Pforr (1788-1812), Wilhelm von Schadow (1788-1869), Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) und Peter von Cornelius mitwirkten, versuchte Stil und Geist der mittelalterlichen religiösen Kunst wieder zu beleben. In ihrer religiösen Zielsetzung wirkte sie später anregend auf die englischen Präraffaelisten. Spätere Romantiker in Deutschland, deren Werke biedermeierhafte Züge annehmen (siehe Biedermeier), waren die Maler und Illustratoren Moritz von Schwind (1804-1871) und Ludwig Richter (1803-1884).
England
Auch in England schlug sich wie in Deutschland die romantische Naturauffassung besonders in der Landschaftsmalerei nieder. Samuel Palmer malte pastorale Ideallandschaften von visionärer Kraft, die besonders von der esoterisch-symbolistischen Weltauffassung William Blakes inspiriert waren. Die Landschaften John Constables, eines der ersten englischen Maler, die in der freien Natur arbeiteten, wirkten durch ihre atmosphärische Stimmung sowie die Unmittelbarkeit und Spontaneität seiner Beobachtungen revolutionierend. Die radikalste und visionärste Bildsprache jedoch entwickelte J.M.W.Turner, der mit Landschaften im Stil Claude Lorrains begann. In seinem Spätwerk, wie in Schneesturm auf dem Meer (1842, National Gallery, London), beginnen sich Umrisse und Konturen der Bildgegenstände in eine atmosphärische Farbmalerei aufzulösen, die Stilmittel des Impressionismus vorwegnimmt.
Eine von der Dichtung inspirierte Ausprägung mit symbolistischer Esoterik oder spukhaft-visionärer Phantastik fand die englische Romantik im Werk William Blakes oder Johann Heinrich Füsslis.
Vereinigte Staaten
Eine wichtige Gruppe der amerikanischen romantischen Malerei war die Hudson River School, die ihre Inspiration in der unberührten Wildnis im Nordosten der USA fand. Washington Allston, der erste amerikanische Landschaftsmaler, begründete mit seinen subjektiv gefühlvollen und poetischen Landschaften die Romantik in den USA. Der führende Vertreter der Hudson River School war der in England geborene Maler Thomas Cole, dessen Darstellungen unberührter Wälder den Eindruck stiller Erhabenheit vermitteln (Siehe amerikanische Kunst und Architektur).
Spätromantik
Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich die romantische Malerei von den ursprünglichen romantischen Leitideen zu entfernen und in ihrem Ausdruck allmählich zu verflachen. Wichtige Kristallisationspunkte romantischer Malerei bildeten sich noch einmal in der französischen Schule von Barbizon, der Camille Corot und Théodore Rousseau angehörten, oder in der Bruderschaft der englischen Präraffaeliten, die die religiös motivierte Kunstauffassung der Nazarener zu neuem Leben erweckten.

Romantik (Literatur), geistes- und stilgeschichtliche, vom ausgehenden 18. bis ins erste Drittel des 19.Jahrhunderts reichende Epoche, die Aufklärung und Klassizismus ablöste. Die Romantik war ein gesamteuropäisches Phänomen unterschiedlicher nationaler Ausprägung (vor allem Frankreich, England und Italien) mit Deutschland als Zentrum. Besonders in Frankreich gewann die deutsche romantische Literatur prägenden Einfluss.
Der Begriff leitet sich vom altfranzösischen romanz, romant oder roman her, der ursprünglich alle in der Volkssprache (lingua romana) verfassten Schriften, vor allem aber den höfischen Versroman bezeichnete. Später wurde er gebräuchlich für alle (in Versen oder Prosa verfassten) „Romane". Aufgrund der im Roman vorherrschenden abenteuerlich-phantastischen Sujets erfuhr der Begriff im 17. und 18.Jahrhundert einerseits eine negative Bedeutungsverschiebung zum „Unwirklichen" und „Überspannt-Sentimentalen" (in Deutschland erstmals 1698 belegt), andererseits wurde er zum Synonym pathetisch-regellosen Naturerlebens und -beschreibens. Jean-Jacques Rousseau schließlich führte den Begriff „romantisch" als Beschreibungskategorie bestimmter seelischer Zustände ein. Um 1770 wurde die Gleichsetzung von romantisch mit romanisch üblich, mit der eine Unterscheidung der antiken und der nordisch-germanischen bzw. südlich-romanischen Kultur des Mittelalters getroffen wurde. In der Frühromantik setzten Friedrich Schlegel und Novalis das Romantische mit der modernen Poesie bzw. dem Poetischen gleich. Heutzutage wird der Begriff, soweit er nicht eindeutig auf die Epoche bezogen ist, relativ diffus auf alles Sentimentale und Märchenhaft-Phantastische ausgedehnt.
Geistesgeschichtliche Grundlagen
Das geistesgeschichtliche Fundament der Romantik war eine gegen den Rationalismus und Erkenntnisoptimismus der Aufklärung gerichtete Strömung, die besonders in Deutschland und Frankreich transzendentalphilosophische und okkultistische Züge gewann. Vorbereitend wirkten in Frankreich die Schriften von Abbé Prévost d’Exiles, Denis Diderot und Rousseau, in Deutschland und England die Gefühlskultur der Empfindsamkeit und des Pietismus. Von prägendem Einfluss auf das Geschichtsverständnis der Romantik wurde die von Johann Gottfried von Herder u.a. (Gottfried August Bürger, Göttinger Hain) vollzogene Hinwendung zur Volkspoesie und der Kultur des Mittelalters. Die der Romantik unmittelbar vorausgehende Epoche des Sturm und Drang bereitete mit ihrem Genie-Ideal den Boden für die subjektivistische Weltsicht und einen differenzierten Individualitätsbegriff.
Religion und Philosophie
Charakteristisch für die romantische Philosophie war die Gegenposition zum mechanistisch-rationalistischen Welt- und Menschenbild der Aufklärung, die, wie Julien Offroy de la Mettrie in seiner Schrift L’homme-machine (1748, Der Mensch eine Maschine), zu extremen Standpunkten vorgedrungen war. Skepsis an der Erkenntnissicherheit, Unbehagen an der Profanität des säkularisierten Weltbildes und das Bestreben nach magischen Formeln und ganzheitlichen Sichtweisen führten, wie bei Johann Gottlieb Fichte oder Friedrich Wilhelm von Schelling, zwangsläufig in den Grenzbereich zum Religiösen.
In spekulativer Weiterbildung der Sittenlehre Immanuel Kants gelangte Fichte zu einem System, in dessen Mittelpunkt das absolute, sittlich freie und schöpferische Ich stand (Wissenschaftslehre, 1794). Schelling betonte in seinem ersten Hauptwerk, Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797), die Einheit von Natur und Geist. Seiner Ansicht nach war der Geist die unsichtbare Erscheinungsform der beseelten Natur, diese wiederum eine fortschreitende Selbstentäußerung des Geistes. Seine Auffassung der Kunst als höchster Gestaltungsform des Irdischen entsprach in großen Zügen Fichtes Postulat von der Freiheit des Künstlers, der sich spielerisch-ironisch mit den endlichen und unendlichen Erscheinungsformen des Seins auseinander setzt, und kehrte wieder in Novalis’ Prämisse von der Vieldeutigkeit der Welt, die sich mit wechselnden Facetten und Bedeutungsverschiebungen im poetischen Schaffensprozess spiegelt. Die - jeweils auch umkehrbare - Umdeutung des Endlichen in Unendliches und des Gewöhnlichen in Geheimnisvolles verlieh der romantischen Philosophie einen Zug ins Paradoxe und Fragmentarische, der aber in Vorstellungen von der Alldurchdrungenheit oder Interdependenz aller Elemente der Schöpfung wiederum ein Korrektiv erhielt. Charakteristisch sind die - vor allem in der Literatur wirksamen - Forderungen nach „Synästhesie", also der Vermischung der verschiedenen Sinnesbereiche, oder der „Sympoesie" als Ideal des Zusammenwirkens im Kunstwerk. Die subjektivistische Position der Idealphilosophie Fichte’scher Prägung machte sich auch Friedrich Schleiermacher, der bedeutendste romantische Theologe, zu eigen. Kernpunkt der Religion war aus seiner Sicht das Gefühl des Individuums, mit der gesamten Schöpfung in einem Allzusammenhang zu stehen und in „Anschaung des Universums" das Unendliche zu spüren. Diese Haltung ging im Wesentlichen mit Goethes pantheistischer Weltsicht konform und rückte den Aspekt des religiös-sittlichen Handelns in den Hintergrund (Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern, 1799). Unter religösen Vorzeichen standen auch zahlreiche programmatische Schriften der Epoche, wie Novalis’ Die Christenheit oder Europa (1799) oder Joseph von Eichendorffs Zur Geschichte der neueren romantischen Poesie (1846).
Naturwissenschaft und Medizin
Die Tendenzen zum Spekulativen und Grenzüberschreitenden prägten auch die unter dem Einfluss der transzendentalen Philosophie stehende Naturwissenschaft. Eines der wichtigsten Werke waren die Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft (1808) des Schelling-Schülers Gotthilf Heinrich Schubert. „Nachtseite" bezeichnete weniger das Geheimnisvolle als das schlechthin Unbekannte. Schubert zeigte die Mängel der rationalistischen Wissenschaft auf und setzte u.a. seine Theorie des „kosmischen Fluidums" dagegen, das alle Wesenheiten durchdringe und so das Unsichtbare im Sichtbaren fassbar mache.
Ein ähnliches Interesse an parawissenschaftlichen Grenzphänomenen zeichnete die zeitgenössische Medizin aus, die in der durch Franz Anton Mesmer begründeten Theorie des „animalischen Magnetismus" eine die Grenzen der Scharlatanerie streifende, höchst populäre Ausprägung erfuhr. Mesmer und seine Adepten, wie der mit E.T.A.Hoffmann befreundete David Ferdinand Koreff, wurden mit „magnetischen Kuren", die zum Teil allerdings als seriöse Vorläufer der Hypnotherapie gelten können, zu gefeierten Modeärzten der oberen Gesellschaftsschicht.
Insgesamt gesehen mündeten die Vermischung von Wissen und Glauben, Religion, Wissenschaft und Philosophie sowie die damit einhergehende Idealisierung des künstlerischen Schaffens zu beachtenswerten Ansätzen einer Neudefinition des säkularisierten Welt- und Menschenbildes an der Schwelle zum bürgerlichen Zeitalter. Sie boten jedoch auf lange Sicht wenig brauchbare Orientierung, was die Welle der Konversionen zum Katholizismus (Clemens Brentano, Friedrich Gentz, Friedrich und Dorothea Schlegel, Friedrich von Stolberg, Zacharias Werner) erklärt, die häufig mit einem politischen Konservatismus patriotisch-reaktionärer Prägung einherging.
Geschichte und Politik
Die Romantik entstand in der Umbruchphase der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft und bedeutete einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung bürgerlichen Selbstbewusstseins. Anders als der vorausgehenden Generation des Sturm und Drang fehlte ihr jedoch der aggressiv-gesellschaftskritische Tenor. Das Geschichtsbild basierte - vor allem in der epigonalen Spätromantik - auf einer idyllisierenden Sicht des Mittelalters mit dem deutschen Kaiserreich als letzter intakter, homogener Staats- und Sozialeinheit. Zwar nannte Friedrich Schlegel unter den drei wichtigsten Strömungen der Zeit neben Goethes Wilhelm Meister und Fichtes Wissenschaftslehre auch die Französische Revolution, doch erschien den meisten deutschen Romantikern der individuelle Freiraum weniger eine Angelegenheit der Bürgerrechte als der künstlerischen Freiheit, im Gegensatz etwa zu der anarchistischen Haltung des Engländers Percy Bysshe Shelley und dem praktizierten Heldentum seines Landmannes Lord Byron.
Große Aufmerksamkeit beanspruchte vor dem Hintergrund der politisch-historischen Umbruchphase das Thema Europa, so bei Novalis (Die Christenheit oder Europa, 1799), der eine E

Romantik (Musik), Stilepoche in der Musik, die sich 20Jahre später als in der Literatur und der bildenden Kunst (und von beiden stark beeinflusst) im zweiten Jahrzehnt des 19.Jahrhunderts herausbildete und bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts nachwirkte. Für die romantischen Dichter (z.B. Wackenroder, Tieck, Novalis und E.T.A.Hoffmann) war die Musik von zentraler Bedeutung. Der Begriff „Romantik" wurde von Novalis als Abgrenzung zur Klassik geschaffen. Darüber hinaus verbindet man mit dem Kunstschaffen der gesamten Epoche sowohl das Natürliche als auch das Wunderbare und Märchenhafte. Einen besonderen Stellenwert hatte die exzentrische, jeglicher Ordnung sich verweigernde Künstlerfigur. Und schließlich war es eines der zentralen Anliegen der romantischen Künstler, volkstümliche Formen wie das Volkslied, das Märchen und den Schauerroman sowie so genannte niedere Gattungen wie das Singspiel und die Opéra comique als angesehene Kunstgattungen durchzusetzen. Die von der Musik dieser Epoche abgeleitete Bezeichnung „romantisch" meint allgemein den gefühlsbetonten, stimmungsvollen Charakter einer Musik. Zeitlich lässt sich die gesamte Epoche in vier Großabschnitte einteilen: Früh-, Hoch-, Spät- und Nachromantik. (Über die geistesgeschichtlichen Grundlagen siehe Romantik (Literatur).
Themen und Stoffe
Ebenso wie in den anderen Kunstdisziplinen stellte die Musik der Romantik eine Reaktion auf die rationalen und ordnungsbestimmten Ideale der Aufklärung dar: Nach dem Universalitätsanspruch des Zeitalters der Vernunft wurde die Romantik zur Epoche des Individualismus, das unmittelbare Erleben des Einzelnen in der Gegenwart wurde zum zentralen künstlerischen Gedanken. Im Anschluss an die Französische Revolution traten in der französischen Oper an die Stelle barocker Themen und Stoffe, die üblicherweise aus der Antike stammten und die Hierarchie der Götter, Herrscher und Untertanen betonten, nunmehr Themen aus der unmittelbaren Gegenwart. Das neue Genre der Revolutionsoper war geboren. Das Besondere an diesem Genre war, dass Probleme und Missstände nicht durch den Deus ex machina der Barockoper beseitigt wurden, der in letzter Minute erlösend vom Schnürboden herabgelassen wurde, sondern durch die Aktivität eines Helden.
Das wichtigste Beispiel der Revolutionsoper war Ludwig van Beethovens Oper Fidelio (1.Fassung 1805, 2.Fassung 1806, 3.Fassung 1814). Die Bedeutung, die dem alle Schwierigkeiten überwindenden Individuum in der Romantik zugemessen wird, wird auch in seiner sinfonischen Musik deutlich: Beethovens 3.Sinfonie (1803) ist mit Sinfonia Eroica „Heldensymphonie" überschrieben.
Die für die Romantik bezeichnende Betonung der Natur fand auch in der Musik von Anfang an lebhaften Ausdruck. Viele Revolutionsopern beinhalten Stürme, Lawinen, Feuersbrünste, Schiffsunglücke und andere Katastrophen, die aufzeigen, wie sehr die menschengemachte Ordnung von den irrationalen Naturkräften abhängig ist. Einer der anregendsten romantischen Mythen ist die Geschichte der Undine (oder der slawischen Rusalka), einer Nymphe, die versucht einen Menschen zu heiraten, aber in ihr Element zurückkehren muss. In diesem Mythos wird der Versuch deutlich, den Graben zwischen Natur und Verstand zu schließen, der in der Aufklärung aufgerissen wurde. E.T.A.Hoffmann (als Dichter und Komponist der romantische Künstler par excellence) schrieb über diesen Stoff 1816 eine Oper. Die Macht des Unwirklichen, Zwischenweltlichen, Irrationalen wurde auch in Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz (1821) dargestellt.
Der Bezug zur Natur steht schließlich auch im deutschen Kunstlied im Vordergrund. Der bedeutendste romantische Liedkomponist war Franz Schubert. Sein Liederzyklus Die schöne Müllerin (1823), der von der unglücklichen Liebe eines Müllersohnes erzählt, zeigt sowohl die enge thematische Verbindung von Gefühls- und Naturwelt als auch die Neigung zur lautmalerischen und psychologisierenden Ausdeutung von Erlebnissen im instrumentalen Bereich: Die Nachahmung der Naturszenerie (Bach) durch das Klavier geht über bloße naturalistische Geräuschimitation weit hinaus und spiegelt die wechselnden Stimmungen und Erlebnisse des jungen Mannes wider. Mit Webers Oper Der Freischütz, den Liedern Schuberts und vor allem dessen beiden letzten Sinfonien h-Moll (1822) und C-Dur (1828) ist der Übergang in der deutschen Musikgeschichte vom Sturm und Drang zur musikalischen Hochromantik deutlich markiert. Ihren Höhepunkt hatte sie in den Liedern und der Instrumentalmusik Robert Schumanns.
In dieser Epoche des Natürlichen und Phantastischen, des Fremden und Symbolischen rückte die Figur des exzentrischen Künstlers mehr und mehr in den Vordergrund. Die bekanntesten und erfolgreichsten Musiker dieser Epoche, die als Epoche der großen Virtuosen betrachtet werden kann, waren Nicolò Paganini und Franz Liszt. Frédéric Chopin repräsentiert dagegen mit seinem weniger auf Effekt abzielenden Klavierwerk einen lyrischen Gegenpart zum auftrumpfenden Gestus Lisztscher Prägung.
Die Idee des Nationalen
Die Romantik war nicht nur durch eine Stärkung der persönlichen Identität, sondern auch durch ein verstärktes nationales Selbstbewusstsein geprägt. Einerseits gelang es zwar Klavierkomponisten wie Liszt und Chopin, mit ungarischen und polnischen Tänzen den volkstümlichen Charakter ihrer Musik zu vermitteln, andererseits verlieh doch die Oper dem Nationalbewusstsein auf künstlerischem Gebiet am deutlichsten Ausdruck. Dies geschah sowohl durch die Verwendung der nationalen Sprache und der eigenen Volksmusik als auch durch mythologische und historische Stoffe sowie durch Legenden. Darüber hinaus löste sich die romantische Oper von der Nummernoper und den festen Gestaltungstypen des 18.Jahrhunderts und gab der Beschreibung und Kommentierung psychologischer Momente Raum.
In Deutschland wurde der Freischütz als erste große Nationaloper gefeiert. In Russland waren vor allem zwei Werke von Michail Glinka erfolgreich: die Geschichtsoper Ein Leben für den Zaren (1836) und die Märchenoper Ruslan und Ljudmila (1842). Diese Werke waren für die russische Oper bis zum Jahrhundertende stilprägend, auch durch die Übernahme der russischen Sprachmelodie und die Anleihen aus der russischen Volksmusik. Weitere Beispiele waren die Oper Halka (1847) des polnischen Komponisten Stanislaw Moniusko und die Oper Die verkaufte Braut (1866) des Tschechen Bedrich Smetana.
In Italien und Frankreich, wo es bereits eine lange Operntradition gab, verdankte die nationale Oper der romantischen Bewegung zwar entscheidende Impulse, sie ist allerdings nicht eindeutig der romantischen Operntradition zuzuordnen. Dies betrifft vor allem Komponisten wie Gioacchino Rossini, Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti sowie zum Teil auch Giacomo Meyerbeer, Charles Gounod und Georges Bizet. Die italienische Nationaloper wurde bald mit dem Kampf um staatliche Unabhängigkeit in Verbindung gebracht, und das Risorgimento betrachtete Giuseppe Verdi als führenden italienischen Komponisten. Sein umfangreiches Opernschaffen ist äußerst vielfältig, vom kämpferischen Frühwerk, das vom Publikum im Sinn politischer Manifeste verstanden wurde, bis zu den späten psychologisierenden Meisterwerken Otello (1887) und Falstaff (1893).
In Frankreich, wo die Revolutionsoper zunächst als die eigentliche romantische Kunstform gegolten hatte, wandte man sich mit Anbruch der Restauration nach dem Sturz Napoleons der großen Oper als einer Form zu, die dem neuen, reichen Bürgertum entsprach. Die wichtigsten Komponisten an der Opéra in Paris, dem bedeutendsten Opernhaus Europas in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19.Jahrhunderts, waren Daniel Auber (Die Stumme von Portici, 1828), Gioacchino Rossini (Wilhelm Tell, 1829), Fromental Halévy (La juive, 1835) und Giacomo Meyerbeer (Les Huguenots, 1836).
Allen diesen unterschiedlichen Operntraditionen war eine gestiegene Bedeutung des Orchesters gemein. Mit der Betonung des Individuellen und Stimmungsvollen wurde die Klangfarbe zu einem bedeutenden Bestandteil musikalischen Ausdrucks und die Komponisten setzten die klanglichen Möglichkeiten des Orchesters zur Unterstützung psychologischer Momente ein.
Der Einfluss Beethovens
Beethovens sinfonisches Werk (namentlich seine letzte Sinfonie), das lange Zeit als die Vollendung der Instrumentalmusik schlechthin angesehen wurde, eröffnete andererseits für die Komponisten der nächsten Generation völlig neue Dimensionen. Einige von ihnen versuchten, romantische Tendenzen, die schon in der Wiener Klassik (vor allem im Spätwerk Mozarts) angeklungen waren, in die Gattung Sinfonie einzubringen. Die bedeutendsten sinfonischen Werke der Romantik waren Felix Mendelssohn Bartholdys Schottische (Nr.3, 1843) und Italienische Sinfonie (Nr.4, 1833), die Frühlingssinfonie (1841) und die Rheinische Sinfonie (1850) von Robert Schumann, die Symphonie Fantastique (1830) sowie die Sinfonien Harold en Italie (1834Harold in Italien,) und Roméo et Juliette (1838Romeo und Julia,) von Hector Berlioz und schließlich die sinfonischen Dichtungen (Faust-Sinfonie, 1857, und Hamlet, 1858) von Franz Liszt. Den Höhepunkt der Gattung in der Romantik stellen die vier Sinfonien (1876, 1877, 1883, 1885) von Johannes Brahms dar.
Wagner und die Folgen
Für Richard Wagner stellte die Oper die Synthese romantischer Kunstauffassung dar, in der die verschiedenen Kunstrichtungen endlich in einem „Gesamtkunstwerk" aus Dichtkunst, Musik und szenischer Präsentation zusammengeführt werden, wobei das Orchester (unter der Bühne) die psychologische Ebene des Geschehens auf der Bühne verdeutlicht und vorantreibt. Dieses (auch theaterarchitektonisch formulierte) Ideal wurde mit der Eröffnung des Bayreuther Festspielhauses im Jahr 1876 verwirklicht. Wagner schuf mit seinen frühen Opern Die Feen (1834), Das Liebesverbot (1836), Rienzi (1842) und Der fliegende Holländer (1843) bedeutende Beispiele der frühen romantischen Oper. Nach Tannhäuser (1845) und Lohengrin (1850) begann er an der gigantischen Tetralogie Der Ring des Nibelungen (1852-1874) zu arbeiten. Diese Arbeit unterbrach er (nicht zuletzt aus persönlichen Gründen) und schuf mit Tristan und Isolde (1865) die romantische (Liebes)-Oper schlechthin. Mit diesem Werk wurden endgültig die Grenzen der traditionellen funktionalen Harmonik verlassen (Tristan-Akkord) und neue Wege der Instrumentation und Klangbildung beschritten. Bevor er sich anschließend wieder dem Ring widmete, schuf Wagner mit Die Meistersinger von Nürnberg (1868) das zentrale kunsttheoretische Opernwerk der Romantik.
Das Opernschaffen Richard Wagners stellt mit dem durchkomponierten Musikdrama den absoluten Höhepunkt der romantischen Musik dar, nicht zuletzt wegen der schon lange vorher erhobenen Forderung nach der Vereinigung der Künste. Wagner nahm am Ende des Jahrhunderts eine ähnlich dominante Position ein wie Beethoven zu Beginn. Seine kompositorischen Neuerungen und musiktheoretischen Konzepte waren Vorbild und Verpflichtung für ganze Generationen von Komponisten bis weit ins 20. Jahrhundert, zunächst aber vor allem für die bedeutendsten Sinfoniker des 19. Jahrhunderts, Anton Bruckner und Gustav Mahler.
Die vielleicht eigenständigste Entwicklung erlebte die Musik der Romantik in Russland. Dort komponierte Pjotr I. Tschaikowsky (ein leidenschaftlicher Gegner Wagners) zahlreiche Sinfonien, in denen er seiner Angst vor der Schicksalshaftigkeit allen Lebens Ausdruck verlieh. Darüber hinaus schrieb er Lieder, die auf Vorbildern der französischen Romantik beruhten. Zwei seiner Opern, Eugen Onegin (1879) und Pique Dame (1890), lehnen sich an das romantische Vorbild Puschkins an. Der russische Nationalismus fand in der Oper Boris Godunov von Modest Mussorgskij (1. Fassung 1869) seinen Höhepunkt. Und auch Glinkas Vorbild wirkte in einer Reihe von Märchenopern von Nikolai Rimskij-Korsakow deutlich nach.
Auch die französische Oper des 19. Jahrhunderts kann nicht bedenkenlos in die romantische Musik eingeordnet werden. Komponisten wie Jules Massenet, Charles Gounod und Camille Saint-Saëns hatten abseits der gesamteuropäischen Bewegung ihren eigenen Ausdruck gefunden. Die Oper Carmen (1875) von Georges Bizet, die von Nietzsche und Tschaikowsky als Gegengift zu Wagner gepriesen wurde, brachte eine neue Klarheit und Unmittelbarkeit auf die Bühne und war von der Gefühlsbetontheit Wagners weit entfernt.
Die Wirkungsgeschichte der romantischen Musik ist ebenso vielschichtig wie ihre Ursprünge. Kunstrichtungen wie der Impressionismus und der italienische Verismo lehnten sich auf unterschiedliche Art an romantische Vorstellungen an. Während sich zahlreiche Komponisten wie Igor Strawinsky explizit gegen eine Verbindung zur romantischen Tradition wehrten, ist ein deutlicher Bezug dazu z. B. bei Leoš Janácek und Béla Bartók unverkennbar. Darüber hinaus schuf der englische Komponist Edward Elgar bis weit ins 20. Jahrhundert, als die musikalische Romantik längst von der so genannten Neuen Musik (um 1910) abgelöst war, ausgeprägt romantische Musik.

Hallo Gandalf

Besten Dank für die umfangreiche Information. Ich war wirklich positiv überrascht!
Was ist das für ein tolles Lexikon, dass Du da hast?

Hast Du eventuell auch noch Informationen über folgende Dichter und vor allem Intepretationen zu folgenden Werken?:

-Novalis
Lyrik:
(Hymnen an die Nacht)

-Clemens Brentano
Lyrik:
(Der Spinnerin Nachtlied)
(Wo die schönen Trompeten blasen)
(Hör, es klagt die Flöte wieder)

-Adelbert von Chamisso
Lyrik:
(Kann nicht reden, kann nicht schreiben)

-Wilhelm Müller
Lyrik:
(Erstarrung)

-Joseph von Eichendorff
(Aus dem Leben eines Taugenichts)

Lyrik:
(Der Einsiedler)
(Waldgespräch)
(Zwielicht)
(Die zwei Gesellen)
(Der Abend)
(Die Heimat)
(Lockung)
(Sehnsucht)
(Mondnacht)
(Wünschelrute)

-E.T.E. Hoffmann
(Der Sandmann)

-Frage: Worin unterscheidet sich Kunst von Kitsch, oder umgekehrt?

Gruss Robert

Hallo Gandalf

Besten Dank für die umfangreiche
Information. Ich war wirklich positiv
überrascht!
Was ist das für ein tolles Lexikon, dass
Du da hast?

Die überall erhältliche Encarta 99 (selbst Microsoft kriegt was gutes hin :smile: )

Hast Du eventuell auch noch Informationen
über folgende Dichter und vor allem
Intepretationen zu folgenden Werken?:

Spezielle Interpretationen gibts in der Encarta nicht. Das kannst Du ev. im „Kindler`s Lexikon der Literatur“ nachschauen. Die hab ich leider nicht elektrisch und bei dem Umfang der Fragen hab ich leider auch nicht die Zeit so viel nachzuschauen.

Gandalf

-Novalis
Lyrik:
(Hymnen an die Nacht)

Novalis, eigentlich Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, (1772-1801), Dichter. Er war die herausragende Gestalt der deutschen Frühromantik (siehe Romantik). Zu den großen Bewunderern des Novalis gehörten neben Edgar Allan Poe und Gérard de Nerval auch Maurice Maeterlinck, Hugo von Hofmannsthal und Stefan George.
Novalis wurde am 2.Mai 1772 als Sohn des Großgrundbesitzers und Salinendirektors Heinrich Ulrich Erasmus von Hardenberg und seiner Frau Auguste Bernhardine im sächsischen Oberwiederstedt (Harz) geboren; dort wuchs er im Umfeld eines strengen Pietismus auf. Zwischen 1790 und 1794 studierte er Jurisprudenz, Mathematik und Philosophie an den Universitäten Jena, Leipzig und Wittenberg. Seine Lehrer waren u.a. Friedrich von Schiller und Karl Leonhard Reinhold (1758-1823), wobei Letzterer ihn mit den Gedanken Johann Gottlieb Fichtes vertraut machte. Zunächst für den preußischen Staatsdienst vorgesehen, wurde Novalis zunächst Aktuarius eines Kreisamtmanns, 1796 dann Akzessist an der Salinendirektion in Weißenfels. Zwei Jahre zuvor hatte er sich ohne Wissen der Eltern mit der 13-jährigen Sophie von Kühn (1783-1797) verlobt, durch deren plötzlichen Tod sein Hang zur Mystik, der sich in seinen Werken niederschlägt, noch verstärkt wurde. Die kultische Überhöhung Sophies spiegelt u.a. eine im pietistisch geprägten Journal (1797) festgehaltene, religiös überhöhte Vision der Betrauerten im Grab (diese wird in den Hymnen an die Nacht 1800 mit wortwörtlichen Anleihen wieder anzitiert). Nach 1797 studierte Novalis an der Bergakademie Freiberg Bergwerkskunde, Chemie und Mathematik; ein Jahr später ging er mit Julie von Charpentier seine zweite Verlobung ein. Auch hier kam es nicht zur Hochzeit. 1799 wurde Novalis als Salinenassessor angestellt, um kurz darauf zum Amtshauptmann ernannt zu werden. Nach 1800 lähmte eine Lungenkrankheit seinen weiteren Werdegang: Er starb am 25.März 1801 in Weißenfels.
Werk
Novalis verband eine enge Freundschaft mit Friedrich von Schiller und Ludwig Tieck sowie mit August Wilhelm und Friedrich von Schlegel. Beeinflusst wurde er vor allem durch den deutschen Idealismus und die Schriften von Franz Xaver von Baader, Jakob Böhme und Frans Hemsterhuis (1721-1790). Von ihnen übernahm er u.a. die Idee eines auf Gott gerichteten Willens und die Suche nach „poetischer Wahrheit" (Hemsterhuis), die in seiner Sehnsucht nach einer Universalpoesie zum Ausdruck kommt. Wichtiges Verfahren ist hierbei die Analogie, die die Dinge zueinander in Beziehung setzen soll, um die Welt, ihrer Profanität entledigt, im Dichterwort zu überhöhen. Novalis’ bekanntester Lyrikzyklus sind die Hymnen an die Nacht (1800), die in ihrer Metaphorik von Werken Edward Youngs, Jean Pauls, Herders und Goethes geprägt worden sind. Hier spiegelt sich die verklärende Trauer um den Tod der auch erotisch begehrten Sophie, aber auch der Wunsch nach einer religiös konnotierten Überwindung des Leids. Die Nacht wird zum Refugium des Dichters, der in feierlich-erhabenem Duktus sowohl das Licht- als auch das Schattenreich sowie die „zarte Geliebte" als Mittlerin heraufbeschwört. Auch die 1799 entstandenen Geistlichen Lieder (1801 posthum herausgegeben) preisen die mystische Vereinigung des Menschen mit Gott. Neben dem Fragment Die Lehrlinge zu Sais (1802), einem „ächtsinnbildlichen Naturroman", der Dichtung und Liebe als Erkenntnismittel zur Entschlüsselung des Naturgeheimnisses bzw. des eigenen Selbst gleichsetzt, ist der unvollendete Roman Heinrich von Ofterdingen (1802) der bedeutendste Prosatext des Autors. Gemeinsam mit Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen (1798) bildet er den Höhepunkt des romantischen Künstlerromans. Im Bild der blauen Blume ist hier ein Symbol für das Streben nach (stufenweiser) Welterkenntnis ebenso wie für den Wunsch des Helden gefunden, die Welt kraft der schöpferischen Phantasie in eine der Schönheit zu verwandeln. Die Spitze gegen Goethes Bildungsroman Wilhelm Meister mit seinem von Novalis kritisierten „Evangelium der Oeconomie" wird offensichtlich. Weitere Werke von Novalis sind der 1799 entstandene und erst 1826 vollständig herausgegebene Essay Die Christenheit oder Europa, der die Idee eines mythischen Christentums aus den Hymnen an die Nacht wieder aufgreift, sowie die naturwissenschaftlich-philosophische Aphorismensammlung Fragmente, von der ein Teil 1798 unter dem Titel Blüthenstaub in der für die Romantik zentralen Zeitschrift Athenäum erschien. Dazu gehörte u.a. das so genannte Mittlerfragment, das auf die Christologie im Sinn Friedrich Schleiermachers nachwirkte.

-Clemens Brentano
Lyrik:
(Der Spinnerin Nachtlied)
(Wo die schönen Trompeten blasen)
(Hör, es klagt die Flöte wieder)

Brentano, Clemens (1778-1842), Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der jüngeren deutschen Romantik. Er war der Bruder von Bettina von Arnim.
Brentano wurde am 9. September 1778 in Ehrenbreitstein (heute ein Stadtteil von Koblenz) geboren. Seine Mutter war Maximiliane Brentano (1756-1793), deren unglückliche Ehe mit Pietro Antonio Brentano Niederschlag in Goethes Werther fand. Nachdem er zunächst als Kaufmann tätig war, studierte er ab 1797 in Halle und Jena, wo er mit dem Kreis der Frühromantiker in Verbindung kam. Die Gedichte, Prosawerke und Bühnenstücke Brentanos zeichnen sich in ihren Methaphern und Formulierungen durch großen Phantasiereichtum aus. Zusammen mit seinem Schwager Achim von Arnim gab Brentano unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder (3 Bde., 1805-1808) eine Sammlung deutscher Volksdichtungen heraus, der Gustav Mahler Texte für einen Liederzyklus entnahm. Darüber hinaus schrieb er eine Vielzahl kürzerer Erzählungen, darunter die Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl (1817). Besondere Bedeutung kommt auch seinen Kunstmärchen zu, in die er häufig Gedichte einarbeitete. Unter dem Einfluss der katholischen Dichterin Luise Hensel wandte sich Brentano 1817 verstärkt dem katholischen Glauben zu. In später entstandenen Werken, insbesondere dem unvollendeten Epos Romanzen vom Rosenkranz (entstanden 1802-1812, 1852 posthum veröffentlicht), das ursprünglich aus 24 Romanzen bestehen sollte, stellte er sein literarisches Talent in den Dienst der Verbreitung des Katholizismus. Brentano starb am 28. Juli 1842 in Aschaffenburg. Seine posthum herausgegebenen Gedichte (1854) zeigen ihn als Lyriker von Rang, der gleichberechtigt neben Novalis und Joseph von Eichendorff steht.

-Adelbert von Chamisso
Lyrik:
(Kann nicht reden, kann nicht schreiben)

Chamisso, Adelbert von, eigentlich Charles Adélaïde de Chamisso de Boncourt, (1781-1838), Schriftsteller und Naturforscher. Berühmt wurde er durch das Kunstmärchen Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814). Seine Lyrik stellt einen bedeutenden Beitrag zur Romantik dar.
Chamisso wurde am 30.Januar 1781 auf Schloss Boncourt in der Champagne geboren und floh während der Französischen Revolution mit seinen Eltern nach Deutschland. 1796 wurde er Page am preußischen Königshof in Berlin und schlug zwischen 1798 und 1807 eine Offizierskarriere im preußischen Heer ein. Von 1804 bis 1806 fungierte er neben Karl August Varnhagen von Ense als Herausgeber des Grünen Almanachs. In den Jahren 1811 und 1812 war Chamisso Gast im Hause der französischen Schriftstellerin Germaine de Staël am Genfer See und nahm 1815 bis 1818 als Naturforscher an einer Weltumseglung teil. Nach seiner Rückkunft arbeitete er zunächst als Gehilfe, später als Vorsteher des Herbariums am Botanischen Garten in Berlin (Übersicht der nutzbarsten und schädlichsten Gewächse, 1827; in der Neubearbeitung von R.Schneebeli-Graf 1987 neuerlich herausgegeben). Im Übrigen war Chamisso in den Künstlerzirkeln Berlins ein gern gesehener Gast, vor allem im Kreis der Serapionsbrüder um E.T.A.Hoffmann, der mit seiner Erzählung Die Abenteuer der Silvesternacht (1814) bzw. der Binnengeschichte (Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbilde) eine Replik auf den Schlemihl schuf. Ein weiterer Bekannter war Friedrich Heinrich Karl Baron de la Motte-Fouqué. Zwischen 1833 und 1838 gab Chamisso gemeinsam mit Gustav Schwab den Deutschen Musenalmanach heraus. Er starb am 21.August 1838 in Berlin. Naturwissenschaftlern ist er vor allem im Zusammenhang mit Forschungen zur Fortpflanzung von Manteltieren, namentlich der Salpen, bekannt. Darüber hinaus verfasste er eine Abhandlung Über die Hawaiische Sprache (1837). Ludwig Thoma entlieh sich den Namen Chamissos als Pseudonym für seine satirischen Beiträge im Simplicissimus. Der Adelbert-von-Chamisso-Preis ist nach dem Autor benannt.
Werk
Chamissos bekanntestes literarisches Werk ist zweifellos die 1814 entstandene Novelle Peter Schlemihls wundersame Geschichte, in dem er das zu seiner Zeit - u.a. durch Johann Wolfgang von Goethes Bearbeitungen des Faust-Stoffs - sehr populäre Motiv des Teufelspaktes aufgriff und variierte; dabei kombinierte er gekonnt phantastische und realistische Elemente miteinander: Der Protagonist verkauft dem Teufel für unbegrenzten Wohlstand seinen Schlagschatten, wird daraufhin von der Gesellschaft geächtet und führt, nachdem er auf dem Jahrmarkt ein Paar Siebenmeilenstiefel erstanden hat, ein unstetes, dem Studium der Natur gewidmetes Wanderleben. (Die Idee geht offenbar auf einen scherzhaften Einwand Fouqués zurück, der den Autor nach einer Reise, bei dem er mehrerer Kleidunggstücke verlustig ging, fragte, ob er vielleicht auch seinen Schatten verloren habe.) Chamisso verknüpft im Schlemihl meisterhaft Märchen- bzw. Legendenmotive (wie den Glückssäckel und die Sage vom Ewigen Juden Ahasver) und einen betont einfachen Erzählstil mit einer modern gezeichneten Teufelsfigur und einer kritischen Sicht auf soziale Konventionen. Das Motiv des verlorenen Schattens weist zweifelsfrei einen autobiographischen Bezug auf: Obwohl der Verfasser verdienter preußischer Offizier war, bekam er im Zuge der Befreiungskriege Ressentiments gegenüber Frankreich schmerzlich zu spüren. Thomas Mann las die Erzählung hinsichtlich seiner eigenen Thematik einer Künstler-Bürger-Dualität und als Zeugnis einer entwurzelten Exilexistenz, die „sich nicht auszuweisen vermag und mit wundem Ichgefühl überall Hohn und Verachtung spürt". Chamisso selbst amüsierte sich über die „kuriosen Hypothesen" zur Deutung seines Märchens. Die Novelle endet mit einem Rat: „Willst du unter den Menschen leben, so lerne verehren zuvörderst den Schatten, sodann das Geld. Willst du nur dir und deinem besseren Selbst leben, o so brauchst du keinen Rat". Zu den zahlreichen Illustratoren des Peter Schlemihl gehörten u.a. Adolph Menzel und George Cruikshank.
In seiner Lyrik stand Chamisso unter dem Einfluss Goethes und Ludwig Uhlands. Neben Balladen mit sozialer Thematik (Die alte Waschfrau) wurde insbesondere sein Zyklus Frauen-Liebe und -Leben (1830) bekannt, den Robert Schumann vertonte. Seine Eindrücke der Weltumseglung hielt Chamisso sehr lebendig in seiner von Johann Georg Adam Forster inspirierten Schrift Reise um die Welt mit der Romanzoffischen Entdeckungs-Expedition (1836) fest, einem Meisterwerk der Reiseliteratur.

-Wilhelm Müller
Lyrik:
(Erstarrung)

Müller, Wilhelm, genannt Griechen-Müller, (1794-1827), Schriftsteller. Er wurde am 7. Oktober 1794 als Sohn eines Schneiders in Dessau geboren und studierte zwischen 1812 und 1817 Philologie in Berlin. 1813 kämpfte er in den Befreiungskriegen gegen die Truppen Napoleons im preußischen Heer. Nach einer Italienreise als Begleiter wurde er zunächst Gymnasiallehrer, dann herzoglicher Bibliothekar in Dessau, wo er bis zu seinem frühen Tod durch Herzschlag am 1. Oktober 1827 lebte. Befreundet war er u. a. mit Ludwig Tieck, Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig Uhland und Justinus Kerner.
In seiner Zeit galt Müller vor allem als der Bedichter des griechischen Freiheitskampfes. Seine Gedichtbände Lieder der Griechen (1821) bzw. Neue Lieder der Griechen (1824) brachten die in ganz Europa vorhandene Sympathie für die Griechen (Philhellenismus) adäquat zum Ausdruck. 1824 kam auch Müllers philologische Studie Homerische Vorschule heraus. Noch heute populär sind manche seiner Lieder, so etwa Das Wandern ist des Müllers Lust und Am Brunnen vor dem Tore, aus den 1821 erschienenen Gedichtzyklen Die schöne Müllerin und Die Winterreise, nicht zuletzt aufgrund ihrer Vertonung durch Franz Schubert. Wie in der Lyrik Joseph von Eichendorffs, so ist auch bei Müller der teils heitere, teils düster-melancholische Volksliedton der Romantik vollkommen ausgeprägt. Des Weiteren war Müller als Beiträger der Zeitschriften Hermes, oder Leipziger kritisches Jahrbuch der Literatur und Literarisches Conversations-Blatt im Verlag F. A. Brockhaus. Zeitweise arbeitete er als Redakteur der Allgemeinen Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste von Samuel Ersch (1766-1828) und Johann Gottfried Gruber (1774-1851). Seine Vermischten Schriften wurden 1830 von Gustav Schwab herausgegeben.

-Joseph von Eichendorff
(Aus dem Leben eines Taugenichts)

Eichendorff, Joseph Freiherr von (1788-1857), deutscher Schriftsteller, neben Clemens Brentano der herausragende Vertreter der deutschen Spätromantik.
Eichendorff wurde auf Schloss Lubowitz bei Ratibor geboren. Bereits während seines Jurastudiums in Halle, Heidelberg und Berlin (1805-1810) kam er mit Joseph von Görres, Adam von Müller, Achim von Arnim, Heinrich von Kleist und Brentano in Kontakt. 1810 übersiedelte er nach Wien, wo er sich dem Kreis um Friedrich von Schlegel anschloss. Zu dieser Zeit entstand der autobiographische, 1815 von Friedrich de la Motte Fouqué herausgegebene Roman Ahnung und Gegenwart, in dem bereits zahlreiche Motive auch des lyrischen Werkes (die Reise, der geheimnisvolle Wald, die melancholische Sehnsucht nach dem Verlorenen etc.) anklingen.
Nach seiner Teilnahme an den Befreiungskriegen wurde Eichendorff 1816 preußischer Beamter, nach 1831 im Berliner Kultusministerium (Pensionierung 1844). Während dieser Zeit erschienen die zeitkritisch akzentuierten Novellen Das Marmorbild (1819) und Schloß Dürande (1836) über die Wirren der Französischen Revolution. Demgegenüber liegt Eichendorffs berühmtester, u. a. von Thomas Mann hoch gelobter Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) eine dezidiert eskapistische Tendenz zugrunde: So flieht der Protagonist, ein Troubadourkünstler, vor der Enge einer bürgerlichen Welt gen Italien. In dem bewusst naiv erzählten, in der Tradition des romantischen Kunstmärchens stehenden Taugenichts ließ Eichendorff einige seiner populärsten, am Volkslied orientierten Gedichte einfließen (Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Wenn ich ein Vöglein wär etc.), die in seine 1837 herausgegebene große Lyriksammlung aufgenommen wurden. Eichendorffs spätere, vom Katholizismus durchdrungene Arbeiten - wie die Versepen Julian (1853) und Robert und Guiscard (1855) - reichen an die Qualität dieser Dichtungen nicht mehr heran.
Während eines fast zweijährigen Wienaufenthalts (1846/47) lernte Eichendorff u. a. Franz Grillparzer und Adalbert Stifter kennen. 1855 ließ er sich in Neiße nieder. Dort starb er am 26. November 1857. Eichendorffs Gedichte wurden u. a. von Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Richard Strauss vertont.

Lyrik:
(Der Einsiedler)
(Waldgespräch)
(Zwielicht)
(Die zwei Gesellen)
(Der Abend)
(Die Heimat)
(Lockung)
(Sehnsucht)
(Mondnacht)
(Wünschelrute)

-E.T.E. Hoffmann
(Der Sandmann)

Hoffmann, E(rnst) T(heodor) A(madeus), eigentlich Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, (1776-1822), Schriftsteller und Komponist. Er war ein wichtiger Repräsentant der Romantik innerhalb der deutschen Literatur. Aus Verehrung für Wolfgang Amadeus Mozart änderte er seinen dritten Vornamen.
Hoffmann wurde am 24.Januar 1776 in Königsberg (Ostpreußen) geboren und studierte dort zwischen 1795 und 1800 Jura. Nach dem Examen trat er eine Assessorstelle in Posen an und wirkte ab 1804 als Regierungsrat im damals zu Preußen gehörigen Warschau. Sein Ausscheiden aus dem Staatsdienst im Zuge der napoleonischen Besetzung Preußens 1806 problematisierte einerseits die wirtschaftlichen Verhältnisse des jungen Familienvaters (1802 Heirat mit der Polin Maria Michalina Rorer-Trszynska, 1805 Geburt der Tochter Cäcilie), andererseits bot sich ihm die Möglichkeit, seinen seit früher Jugend gehegten Neigungen als Zeichner und Musiker nachzugehen. Hoffmann war bereits in Warschau als Maler und Komponist hervorgetreten und nahm 1808 eine Stelle als Kapellmeister und Direktionsgehilfe am Bamberger Theater an. In die Bamberger Jahre (1808-1813) fällt der Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn. Nicht zufällig hatte die erste literarische Veröffentlichung Hoffmanns, dessen bevorzugtes Wirkungsfeld eigentlich die Musik war, ein musikalisches Thema: In der phantastischen Novelle Ritter Gluck (Erstdruck 1809 in der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung, für die Hoffmann als Rezensent tätig war) kritisierte er die Aufführungspraxis der Gluck’schen Opern in Berlin.
Gespenstisch-Phantastisches im Berlin-Kontext sollte in der Folge zu seinem Markenzeichen werden. Nach kurzfristigen Engagements an Theatern in Dresden und Leipzig erhielt Hoffmann 1814 durch die Protektion seines Jugendfreundes Theodor Gottlieb von Hippel eine Anstellung beim Königlichen Kammergericht in Berlin. Bis zu seinem Tod 1822 führte Hoffmann hier eine strapaziöse Doppelexistenz als Jurist und Dichter. Durch die Vermittlung seines Freundes Eduard Hitzig und den Publikumserfolg seiner 1813/14 publizierten Fantasiestücke in Callot’s Manier kam er schnell mit den Künstlerzirkeln der Stadt in Kontakt und wurde bald zu einer prominenten lokalen Persönlichkeit.
Bekanntestes Beispiel der literarischen Geselligkeit um Hoffmann ist der Kreis der Serapionsbrüder (u.a. Adelbert von Chamisso war Mitglied), der sich einige Jahre regelmäßig traf und in der gleichnamigen Novellensammlung ein poetisches Denkmal erhielt. Noch geläufiger sind Hoffmanns Zechgelage mit dem Schauspieler Ludwig Devrient in der Weinstube Lutter und Wegener, die die Legendenbildung um den angeblich haltlosen, im Rausch schaffenden Gespenster-Hoffmann schon zu Lebzeiten anregte. Tatsächlich ging Hoffmann untadelig seinen Dienstgeschäften als Justizrat und Richter nach. Wie ernst der Dichter seine juristischen Pflichten nahm, zeigte u.a. sein Eintreten für den als Demagogen inhaftierten „Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn, dem er entgegen dem Widerstand seiner Vorgesetzten einen fairen Prozess verschaffen wollte und dabei selber in ein Disziplinarverfahren verwickelt wurde (wegen sarkastischer Anspielungen auf die Sache in seiner Novelle Meister Floh). Hoffmann starb am 25.Juni 1822 in Berlin.
Literatur
Seinen literarischen Ruhm verdankt Hoffmann seiner spezifischen Gestaltung eines skurrilen und gespenstisch verfremdeten Alltags, mit der er dem Genre des romantischen Kunstmärchens und der phantastischen Novelle neue Dimensionen eröffnete. Während sein Roman Die Elixiere des Teufels (1815/16) noch stark vom Vorbild des englischen Schauerromans geprägt war, verrieten bereits die Fantasiestücke seine persönliche Handschrift, wie sie später in den Nachtstücken (1816/17) und den Serapionsbrüdern (1819-1821) zutage trat. Vor allem in den Rahmengesprächen der Serapionsbrüder wird sichtbar, dass Hoffmanns Phantastik trotz aller Farbigkeit keine Effekthascherei war, sondern Ausdruck philosophisch-poetologischer Maximen. So beschäftigte er sich früh und intensiv mit der romantischen Transzendentalphilosophie und Naturwissenschaft, etwa Gotthilf Heinrich Schuberts Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft (1808), und kam durch seinen Bekanntenkreis mit der damals populären Theorie und Praxis des „animalischen Magnetismus" in Berührung. Hoffmann blieb solchen Phänomenen gegenüber stets in kritischer Distanz, reizte aber ihre poetische Faszination meisterhaft in seinen Erzählungen aus. Innovativ nutzte er dabei auch die Topographie einer Großstadt als Schauplatz unheimlicher Ereignisse und profilierte sich damit zugleich als erster „Berlinischer" Schriftsteller.
Den Zwiespalt von Brotberuf und dichterischer Neigung empfand Hoffmann zeitlebens als schmerzlich und behandelte die Künstler-„Philister"-Problematik häufig in seinen Werken, am prägnantesten in der Figur des Kapellmeisters Kreisler, der als Alter Ego des Dichters gilt und der im Künstlerroman Lebens-Ansichten des Katers Murr, nebst einer fragmentarischen Biographie des Kapellmeisters Kreisler in zufälligen Makulaturblättern (1821) auftaucht; dieser regte Robert Schumann zu seinem Klavierzyklus Kreisleriana an.
Musik
Hoffmanns musikalisches Schaffen war dagegen eher konservativ und ist heute nur noch von marginalem Interesse, abgesehen von der Oper Undine, die er nach einer Vorlage seines Freundes Friedrich Baron de la Motte Fouqué schuf und 1816 mit großem Erfolg in Berlin auf die Bühne brachte. Danach war sie zwar rasch von den Spielplänen verschwunden, gilt jedoch heute als Prototyp der romantischen Oper und als Vorbild für den Freischütz von Carl Maria von Weber, der Hoffmanns Werk wohlwollend rezensierte. Hoffmann selbst war ebenfalls als Musikkritiker für verschiedene angesehene Zeitschriften tätig und einer der Ersten, die Ludwig van Beethovens Genie erkannten (Beethovens Instrumentalmusik, 1814).
Nachwirkung
Während Hoffmann nach seinem Tod in Deutschland schnell in Vergessenheit geriet, fand er vor allem in Frankreich zahlreiche Nachahmer und Bewunderer (Gérard de Nerval, Théophile Gautier, Charles Baudelaire und andere) und einen kongenialen Nachfahren in Edgar Allen Poe. Erst die Blüte der phantastischen Novellistik um 1900 führte zu einer Hoffmann-Renaissance in Deutschland, und die neuere germanistische Forschung hat schließlich das Zerrbild vom eindimensionalen „Gespenster-Hoffmann" korrigiert und ihn als einen der größten deutschen Erzähler gewürdigt. Der phantastische Stummfilm griff früh Themen Hoffmanns auf, u.a. Léo Delibes Ballett-Fassung seiner Erzählung Der Sandmann (Coppélia, 1900, von Georges Meliès). Die nach wie vor wohl populärste Adaption von Hoffmanns Erzählungen schuf Jacques Offenbach mit seiner Oper Les Contes d’Hoffmann (1880), die allerdings in verfälschender Weise das Bild vom exzentrischen Dichtergenie und seiner Gespensterwelt kolportiert. Die 1931 gegründete E.-T.-A.-Hoffmann-Gesellschaft ist in Bamberg und Berlin ansässig.

-Frage: Worin unterscheidet sich Kunst
von Kitsch, oder umgekehrt?

Darüber gabs schon mal eine Diskussion, schau mal unter „Suche und Archiv“ links nach

Gruss Robert