Auf eine Replik tippe auch ich angesichts des Erhaltungszustandes - und aufgrund der Herkunftsangabe ‚Köln‘ (das freilich zwischen 1. und 4. Jahrhundert auch ein Zentrum hochwertiger römischer Glasproduktion war) auf eine Werkstatt aus dem Kölner Raum, konkret die Rheinische Glashütten-Actien-Gesellschaft in Ehrenfeld, die nicht nur hochwertige Glaswaren im Stil des Historismus, sondern auch ebenso hochwertige historische Repliken (und erstaunlich stilsichere Nachempfindungen) fertigte. Allerdings stammen diese Produkte (die insbesondere mit dem Namen Oskar Rauter verbunden sind) aus einer etwas früheren Zeit als der angebliche (?) Fund (ca. 1880 - 1900); nach 1900 sind von dieser Firma vor allem die Jugendstil-Gläser bemerkenswert.
Jedenfalls - wenn es sich tatsächlich um eine Arbeit Oskar Rauters handelt, ist es immer noch ein ziemlich wertvolles Sammelobjekt; wenn auch natürlich nicht so wertvoll wie ein echtes römisches Glas in solch gutem Erhaltungszustand. Das im übrigen (wenn mir der Hinweis gestattet ist), wenn es denn tatsächlich aus einer archäologischen Grabung in Köln stammt, eher nicht auf legalem Weg in Privathand gekommen sein dürfte. Zumal wenn die Papiere fehlen …
Falls das Glas im RGM als Replik identifiziert wird, wäre zur näheren Bestimmung der Provenienz noch ein Besuch im Museum für Angewandte Kunst in Köln möglich - die Sammlung dort umfasst auch Stücke der oben genannten Rheinischen Glashütten-Actien-Gesellschaft und dort findet sich bestimmt jemand, der speziell damit auskennt.
Kleiner Tip noch: im RGM dürfte sicher noch der Katalog der Sonderausstellung „Zerbrechlicher Luxus“ von 2016 erhältlich sein - falls nicht, erhält man ihn hier.
Freundliche Grüße,
Ralf