Rommels Listen

Hallo Wissende,

Rommel erhielt während des Afrikafeldzugs von den Engländern den Beinamen „Wüstenfuchs“, weil er durch List und Tricks den Gegner über seine Truppenstärke und Vorhaben täuschte.

Welche Tricks und Listen wandte Rommel beispielsweise an?

War er so trickreich nur in Afrika oder ebenso am Atlantikwall oder bereits schon während des 1. WK?

Danke für Eure Mitteilungen.

Wolfgang D.

Rommel erhielt während des Afrikafeldzugs von den Engländern
den Beinamen „Wüstenfuchs“, weil er durch List und Tricks den
Gegner über seine Truppenstärke und Vorhaben täuschte.

Welche Tricks und Listen wandte Rommel beispielsweise an?

War er so trickreich nur in Afrika oder ebenso am Atlantikwall
oder bereits schon während des 1. WK?

Moin Wolfgang,

im I.WK. zeichnete R. sich mehr durch Tapferkeit aus, dafür erlielt er auch das Pour le Mérite.

Im Polenfeldzug, befehligte er das Führerbegleitkommando, wo er auch keine Möglichkeiten hatte, Listen auszuprobieren.

Im Westfeldzug erhielt er dann das Kommando über die 7. Pz.D.

Weil diese Div. sich so schnell bewegte und so weit auseinander gezogen war, das niemand im Stab genau wusste, wo sie gerade war und weil überall Einheiten der 7. auftauchten( also überall im Operationsabschnitt, nicht an der ganzen Front)erhielt sie den Beinamen: Gespensterdivision.

Rommel befehligte von vorne,von seinem Befehlspz. aus, nicht wie die meisten Kommandeure im sicheren HQ, so konnte er schneller reagieren, wenn es die Situation erforderte und musste nicht erst die eingehenden Funksprüche von der Front studieren und dann entscheiden.
Rommel sah was vorne los war.
„Wo Rommel ist, ist vorne!“ lautete die Parole.

In Afrika angekommen, täuschte er ersteinmal die brit. Spione über seine tatsächliche Truppenstärke, in dem er seine Panzer mehrmals im Kreis vorbei fahren ließ.

Das er dem Gegner meist zuvor kam, lag einerseits an seiner guten Aufklärungsabtl., andererseits an der Schwerfälligkeit seines Gegners, der schön sammelte und auffuhr was er hatte und auch an der geringen Möglichkeit derart grosse Truppenbewegungen in der Wüste zu kaschieren.

Wenn man Mittwochs schon sehen kann, wer Sonntag zu Besuch kommt, hat man genug Zeit einen Kuchen zu backen.:wink:

In der Defensive erdachte er die „Teufelsgärten“.
Schachbrettartig angelegte Minenfelder, wobei die Minen, teilweise aus Holz waren, damit sie von den Suchgeräten nicht gefunden wurden und andere, z.B. Trittminen, waren mit einer anderen Mine, die auf Zug reagierte verbunden, so das sie beim ausbuddeln detonierte.
DAbei ließ er Gassen zu, die von MG und Kanonen genau eingeschossen waren.

Eine Eigenart der brit. Pz.Verbände war es den Kompanieführer an einer langen Stabantenne, einen Wimpel anzuhängen, dadurch sollte er für die eigene Einheit leicht zu erkennen sein. Für die deutschen Kanoniere an der 8.8 aber auch. So befahl Rommel immer zuerst die Komp.Führer zu beschießen.

An der Normandie dann musste er mit den wenigen Mitteln die er besaß das bestmögliche anstellen.

Bestes beispiel, „der Rommelspargel“. Einfach angespitzte Baumstämme die auf offene Flächen eingerammt wurden, um Fallschirmjäger und Lastensegler abzuschrecken.

An der Küste ließ er Minen an Stangen befestigen die Landungsboote abhalten sollten, nachteil, bei Ebbe ragten sie weit aus dem Wasser oder standen komplett auf trockenen Strand. Und wie wir wissen, landeten die Allies bei Ebbe.

Ich denke, wenn Rommel alles bekommen hätte, was er angefordert hatte, wäre es den alli.Landungstruppen sehr schwer gefallen in der Normandie Fuß zu fassen.

grüüsse borthi

kleine Korrektur
Hallo Borthi,

alles sehr gut zusammengefasst, nur ein Punkt ist nicht rommelspezifisch: das Führen von vorne. Das ist gute alte preußisch-deutsche Militärtradition, die allerdings durch Schlieffen („ein Feldherr braucht einen Tisch, eine Karte und ein Telefon“) und die Grabenkämpfe des 1. Weltkriegs zwischenzeitlich nicht so gepflegt wurde. In Reichswehr und Wehrmacht, hier besonders in der Panzertruppe, wurde sie wieder präsent.

Gruß,
Andreas

In Afrika angekommen, täuschte er ersteinmal die brit. Spione
über seine tatsächliche Truppenstärke, in dem er seine Panzer
mehrmals im Kreis vorbei fahren ließ.

Die Version kenne ich mit Lastwagen, die mit laufenden Flugzeugmotoren auf der Ladefläche, dh Propeller die den Sand aufwirbelten, im Kreis um die vorrückenden Panzer herum fuhren.

Bei einer Parade in Tobruk lies er die Panzerverbände nach der Vorbeifahrt im Kreis fahren und nochmals über den Paradeplatz kurven.
Wärend der Angriffe auf breiter Front lies er von Panzern, LKWs und anderen Sdkfz’s Ketten und Planen hinterherziehen um den Staub aufzuwirbeln und etwas Eindruck zu schinden.
Beim Ausbau des Atlantikwalls lies er nebst den üblichen Abwehr- und Blockadeeinrichtungen an den Stränden auch einfache Holzpfähle in den Meeresboden rammen wo an der Spitze einfach nur eine Panzermine befestigt war - quasi „do it yourself“ Sprengfallen. Oder hinter der Front lies er Felder auf denen die Gleiter hätten landen können einfach unter Wasser setzen oder einfache Holzpfähle in den Boden rammen ( Rommelspargel ) an denen die Dinger bei der Landung zerrissen wurden. Für seine unkonventionelle Art der Kriegsführung im WK1 empfehle ich dir das Buch, was er geschrieben hat „Infanterie greift an“ daraus kann man auch viele Schlüsse ziehen.

Hallo Andreas,
ich habe nicht behauptet, dass R. das Führen an vorderster Front erfunden hat, sondern nur gerne und häufig praktizierte, wie auch Guderian z.B. Weil sich eben bei den schnellen PZ. Vorstößen in die Tiefe, wie du schon bemerkt hast, sich Situationen ergaben, die man nicht Planen konnte.
Dadurch war eben der Kommandeur vorne ,in der Lage rascher zu reagieren, als sein Kollege an der Generalstabskarte.

grüsse borthi

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Hallo Borthi,

alles sehr gut zusammengefasst, nur ein Punkt ist nicht
rommelspezifisch: das Führen von vorne. Das ist gute alte
preußisch-deutsche Militärtradition, die allerdings durch
Schlieffen („ein Feldherr braucht einen Tisch, eine Karte und
ein Telefon“) und die Grabenkämpfe des 1. Weltkriegs
zwischenzeitlich nicht so gepflegt wurde. In Reichswehr und
Wehrmacht, hier besonders in der Panzertruppe, wurde sie
wieder präsent.

Hallo Andreas,

Du sprichst ein Problem an, dass mich auch schon beschäftigte. Mit Führen von vorn hat Rommel im 1.WK z.B. bei der Erstürmung des Matajur gute Erfahrungen und bemerkenswerte Erfolge erzielt. Ich denke, hier war aber der Frontverlauf kurz und übersichtlich, so dass der Truppenführer vor Ort einen Einblick in das Kampfgeschehen hatte und in kürzester Zeit reagieren konnte, ohne auf Nebenkriegsschauplätze achten zu müssen - also ein echter Vorteil gegnüber dem Feldherrn mit Tisch im Hinterland. Bei weitläufigen Frontverläufen wie in Afrika, wo sicherlich an gleichzeitig an verschiedenen weit auseinanderliegenden Frontabschnitten gekämpft wurde, konnte sich der Feldherr nur über das Kampfgeschehen direkt vor ihm informieren, zur Führung der übrigen Frontabschnitte bnötigte er wohl, wie der Kollege Feldherr im Hinterland, einen Tisch, eine Karte und ein Telefon - das aber im Kampfgetümmel. Da kann es schon vorkommen, wenn - wie beim Westfeldzug passiert - der Kommandeur sich im Kampfgetümmel verliert und selbst der Stab und das Oberkommando nicht wissen, wo sich ihr Divisionskommandant Rommel aufhält und seine Division gespensterhaft und führerlos über das Schlachtfeld geisterte. Ob das so vorteilhaft war, wage ich zu bezweifeln. Von Wiki wird Rommel vorgeworfen, wenig Sinn für gesamtheitliches Planen und Koordinieren aller Stabsabteilungen (von Personaleinsatz bis Versorgung) gehabt zu haben. Dieser Führungsstil war daher vielleicht doch schon wieder rommelspezifisch.

Wolfgang D.

Hallo Wolfgang,

da ich keine Antworte habe, werfe ich mal ein paar Stichpunkte in die Diskussion.

  1. Meiner Meinung entstand das Führen von vorne in Preußen durch Friedrich II., dem ja verschiedentlich die Pferde unterm Sattel weggeschossen wurden.

  2. Eine Voraussetzung für das Wiederaufleben der Tradition war ironischerweise die Revolution 1918. Traditionell war ein Herrscher der Oberkommandierende, dem ein geschulter Generalstäbler als „Chef“ [des Stabes] beigegeben war (z.B. Wilhelm II./Hindenburg). Durch diese Mischung aus Amateur und Profi entsteht die anderen Staaten unbekannte überragende Stellung des Stabschefs. Nach Wegfall des Fürsten 1918 wird er ebenfalls durch einen Profi ersetzt, der nun seinerseits das Heft in die Hand nehmen kann (also von vorne!), weil er sich auf seinen rückwärtigen Chef verlassen kann.

  3. Die Kritik an Rommel rührt - neidisch oder berechtigt - daher, dass er nie die Generalstabsausbildung durchlaufen hat.

Mit Interesse an einer weiteren Diskussion:
Andreas

  1. Meiner Meinung entstand das Führen von vorne in Preußen
    durch Friedrich II., dem ja verschiedentlich die Pferde unterm
    Sattel weggeschossen wurden.

Hallo Andreas,
es wurde ja bereits erwähnt, das das Führen von vorne, alter preuss. Tradition entspricht.
Auch Blücher führte gerne vorne, auch dem wurden Pferde unterm Gesäß weggeschossen, zuletzt noch mit 73 Jahren bei Ligny.

  1. Eine Voraussetzung für das Wiederaufleben der Tradition war
    ironischerweise die Revolution 1918. Traditionell war ein
    Herrscher der Oberkommandierende, dem ein geschulter
    Generalstäbler als „Chef“ [des Stabes] beigegeben war (z.B.
    Wilhelm II./Hindenburg). Durch diese Mischung aus Amateur und
    Profi entsteht die anderen Staaten unbekannte überragende
    Stellung des Stabschefs. Nach Wegfall des Fürsten 1918 wird er
    ebenfalls durch einen Profi ersetzt, der nun seinerseits das
    Heft in die Hand nehmen kann (also von vorne!), weil er sich
    auf seinen rückwärtigen Chef verlassen kann.

Genau. Um dich ins Getümmel zu stürzen und zu riskieren, das du abgeschnitten wirst, setzt m.E. voraus, das du einen Stab im Rücken hast, der die Fäden zusammen hält und auf veränderte Lagen auch alleine reagieren kann.

  1. Die Kritik an Rommel rührt - neidisch oder berechtigt -
    daher, dass er nie die Generalstabsausbildung durchlaufen hat.

Ein guter OB braucht m.E. auch keine gute Stabsausbildung zu haben.
Es genügt völlig, wenn man gute Stäbler hat.
Wenn ein OB sich auch noch um Details, wie Logistik und Aufmarsch, sowie Bewegung kümmern muss, macht er etwas falsch.
So wie unser Gröfaz, der sich sogar um einzelne Bataillone kümmern wollte.
Ein OB, sollte den Plan ausarbeiten:"… diese Division, greift hier an, diese marschiert in die Flanke, und jene bleibt in Reserve und stösst dann und dann nach, etwa hierhin…"

Sein Stab löst dann die anderen Aufgaben und gibt wenn nötig Befehle an einzelne Bat. aus.

Was auch nicht immer erforderlich ist, da ein Div.Kom. auch selbst einen Stab hat, der wiederum am besten weiß welche Einheit, welche Aufgabe am besten bewältigen kann.

grüsse borthi

Nur der Sieg über einen großen Gegner…
ist auch ein großer Sieg :wink:

Hallo erstmal!

Wie ich im Titel schon andeute, gibt es immer wieder auch Hinweise darauf, dass Rommel keineswegs das geniale Schlitzohr schlechthin war. Sicher, er hatte ein paar unkonventionelle Methoden drauf und dadurch an der einen oder anderen Stelle den vielleicht entscheidenden Vorteil. ABER: Nicht wenige Historiker (Quellen folgen bei Bedarf) weisen darauf hin, dass vor allem die brittische Propagandamaschine einen Rommel-Mythos iniziiert haben soll. Warum sollten sie ihren Gegner künstlich aufbauschen?
Nun einerseits kann man so sehr gut begründen, warum es trotz angeblich eigener Überlegenheit nicht gelingt, den Feind zu bezwingen. Und wenn man ihn dann doch besiegt hat, ist es auf einmal ein ganz großer, bedeutender Sieg. Aber war der so wichtig und bedeutend für die Briten?
Wenn man es nämlich mal nüchtern betrachtet, ist Nordafrika für beide Parteien (sowohl Deutschland als auch GBR) ein irrelevanter Nebenkriegsschauplatz. Der taktische Vorteil aus einem möglichen Sieg in Nordafrika ist vergleichsweise gering zu dem Aufwand, der dort betrieben wurde (mir sind die Vorteile natürlich bewusst, ich will sie auch nicht herunterspielen, nur im Vergleich mit bspw. der Ostfront oder der Normandie kann Nordafrika an Wichtigkeit nicht mithalten). Um also diesem mehr oder weniger des Prestiges wegen ausgetragenen Kampf eine Legitimation zu verleihen, muss ein Mythos geschaffen werden, den natürlich auch die eigene Kriegsberichterstattung in der Heimat entsprechend verwerten kann. „Wir haben den Wüstenfuchs besiegt!“ klingt eben auch toller als „Wir haben jede Menge fremden Sand verteidigt!“…

Wie gesagt, dass soll nur als Anmerkung verstanden werden, dass zu einem Kriegshelden oder -mythos immer auch die zeitgenössischen Propaganda dazugehört, und manchmal eben auch die vertrakte Psycho-Propaganda des Feindes.

Grüße,
the_digger

Ein irrelevanter Nebenkriegsschauplatz war es ganz sicher nicht.
Das Afrika Korps,die Luftflotte 2 und der Nachschub von dem die Hälfte noch versenkt wurde fehlte in Russland,trotzdem schickte man es nach Afrika,
Ein deutscher Sieg in Afrika hätte vermutlich die Vereinigung mit der Ostfront über den Kaukasus bedeutet.
Zugriff auf Ägytpen,Iran,Türkei und somit Öl. - gleichzeitig wegnahme es Öl´s von den Allierten.

Die Niederlage in Afrika brachte hingegen die zweite Front in Italien,den Sturz Mussolinis und den totalen Verlust des Mittelmeeres,was ohne Afrika Korps vermutlich nicht erst 1943 geschehen wäre.
Auch die Amerikaner hätten statt im Rücken Rommels woanders anlanden können.

2 Like

Kriegsberichterstattung in der Heimat entsprechend verwerten
kann. „Wir haben den Wüstenfuchs besiegt!“ klingt eben auch
toller als „Wir haben jede Menge fremden Sand verteidigt!“…

…und den Suez-Kanal…

grüsse borthi

1 Like

Hi Thomas!

Ich kenne die Pläne über eine Vereinigung mit der Ostfront von Süden her. Fakt ist aber auch: Sowohl der südliche Balkan (insb. Griechenland), der Mittelmeerraum als auch Nordafrika waren niemals in den taktischen Plänen Deutschlands vorgesehen und sollten eigentlich von Italien übernommen werden. In allen Fällen leistete die Wehrmacht notgedrungen Schützenhilfe, und war kurz darauf mehr oder weniger auf sich allein gestellt.

Abgesehen davon hatte ich bereits im ersten Post darauf hingewiesen, dass mir die taktische Bedeutsamkeit Nordafrikas nicht entgangen ist, aber es eben gegenüber einer geplanten Invasion Großbritanniens oder einem erfolgreichen Vorstoßes an der Ostfront einfach nicht mithalten kann.
Genauso wie es eben einen Unterschied macht, ob man vor den Küsten Südamerikas feindliche Frachtschiffe abschießt, oder den Ärmelkanal kontrolliert. Beides ist hilfreich, nur haben sie unterschiedliche taktische Bedeutungen…

Grüße,
the_digger