RS485 testen und stören

Hallo Profis,

in unserer Firma soll durch einen Elektroentwickler ein Gerät mit einer RS-485 Schnittstelle erweitert werden.

Diese Schnittstelle soll dann bevor sie zum Kunde kommt hardwaremäßig überprüft werden, also das die Schnittstellen trotz aller beim Kunden vorkommenden Störungen, Netzschwankungen usw funktioniert.

Nun wollt ich fragen ob es vielleicht ein fertiges Gerät gibt, welches zwischen die Datenleitung gehängt wird und diese Leitung mit definierten Störungen versieht und sie definiert belastet. Um somit an die Grenze der Schnittstelle zu kommen.

Wenn es kein solches Gerät gibt, wie erzeuge ich selber so eine Störung?
Es sollte irgendwie definiert sein um den gleichen Test öfters identisch zu wiederholen. (Also Leitung einfach an Kabeltrommel hängen und auf Störungen von extern hoffen, reicht nicht aus)

Ich weiß, meistens ist man eher bemüht solche Störung zu entfernen, aber Andersrum kann es ja jeder :wink:

Vielen Dank für eure Hilfe
Internette Grüße
Vincenzo Nuzzi

Diese Schnittstelle soll dann bevor sie zum Kunde kommt
hardwaremäßig überprüft werden, also das die Schnittstellen
trotz aller beim Kunden vorkommenden Störungen,
Netzschwankungen usw funktioniert.

Hallo,

das Problem liegt im Wort „aller“, das wird eine Illusion bleiben. Ich habe z.B. ein EMV-Testgerät, das genormte Hochspannungsimpulse erzeugt, die kann ich auf 2 isolierte Platten schalten und das Datenkabel zwischen den Platten durchführen. Das ist aber nur ein einzelner Test von vielen möglichen, für Netzschwankungen bräuchtest du ein dafür konstruiertes Testgerät, das definierte Brownouts simulieren kann usw. Da landest du ganz schnell bei Equipment für zigtausende von Euro, und die Phantasie setzt der Definition „aller Störungen“ keine Grenzen.

Ausserdem hätten Vereinbarungen über die technische Abnahme, sofern sie überhaupt existieren, nur einen Sinn, wenn die entsprechenden Prüfungen genau definiert sind, z.B. durch Normen. Primitivtests wie „Leuchtstoffröhre daneben und ein/aus schalten“ sind völlig unverbindlich.

Gruss Reinhard

Hallo Vincenzo,

wie der Reinhard schreibt, kann man keine Perfektion verlangen. Aber da diese Aspekte immer und überall gefragt werden, gibt es eine ganze Wissenschaft und sogar Gesetze dazu. Das Stichwort ist „EMV“, die „Elektromagnetische Verträglichkeit“. Man unterscheidet passive EMV - wieviel Störungen verträgt das Gerät - und aktive EMV - wieviel Störungen sendet es auch.

Bei der passiven EMV gibt es Normen zu leitungsgeführten Störungen, HF-Feld, ESD (elektrische Entladungen), Unterspannungen…

In den Normen ist beschrieben, zu welcher Klasse Geräte ein Gerät gehört, d. h., welche Grenzwerte gelten, und wie gemessen wird (physikalischer Messaufbau, erforderliche Betriebseinstellungen etc.).

Man mag sich darüber streiten, wie sinnvoll z. B. in eurer speziellen Situation die Norm ist, aber Unsinn ist sie keinesfalls. Das hat schon Hand und Fuß, und es ist kein Pappenstiel, der da verlangt wird!

Aber das Wichtigste: Wenn die Normen nicht erfüllt werden, darf das Gerät (in der EU) nicht verkauft werden und der Kunde könnte dem Verkäufer mächtig vor’s Schienenbein treten. Wenn sie dagegen erfüllt werden, darf man sich ein CE-Zeichen erteilen und der schwarze Peter ist zunächst beim Kunden. Wenn z. B. ein Wettbewerber Wind davon bekommt, dass ein Gerät ohne oder gar mit ungerechtfertigtem CE-Zeichen verkauft wird, hat man noch größere Probleme. Ja, einfach mal was Elektronisches bei uns bauen und verkaufen ist nicht mehr!

Nun muss ich bei meinen Entwicklungen das alles auch erfüllen, aber, da die Messungen und Nachbesserungen die Spezialisten bei uns (oder die außer Haus) machen, kann ich dir die einschlägigen Normen (EN55055 oder so ähnlich, und viele andere) nicht einmal nennen. Aber die zu finden ist der allerkleinste Teil auf dem steinigen oder teuren Weg, der da vor euch liegt, wenn ihr es ernst meint.

Die dazu gehörigen Geräte kann man natürlich auch kaufen. Das ist aber ein ganzer Messgerätepark, bis hin zu einer Absorberhalle.

Viele Grüße

Uwe

Hallo,

in unserer Firma soll durch einen Elektroentwickler ein Gerät
mit einer RS-485 Schnittstelle erweitert werden.

RS485 ist bei korrekter Ausführung eine sehr störsichere
Schnittstelle.

Diese Schnittstelle soll dann bevor sie zum Kunde kommt
hardwaremäßig überprüft werden, also das die Schnittstellen
trotz aller beim Kunden vorkommenden Störungen,
Netzschwankungen usw funktioniert.

Der Verweis aktuelle EMV-Normen wurde schon gegeben.
Darüber hinaus kannst du die Störungen, welche beim Kunden alle
vorkommen nicht simulieren, ohne vorher eben beim Kunden eine
komplette Analyse aller Störungen zu machen. Das macht so aber
überhaupt keinen Sinn.

Nun wollt ich fragen ob es vielleicht ein fertiges Gerät gibt,
welches zwischen die Datenleitung gehängt wird und diese
Leitung mit definierten Störungen versieht und sie definiert
belastet. Um somit an die Grenze der Schnittstelle zu kommen.

So geht das nicht!

Wenn es kein solches Gerät gibt, wie erzeuge ich selber so
eine Störung?

Kannst du nicht.

Klar, du kanst irgend welche Störungen machen, aber welche
und wie stark und in welchem Vehältnis stehen die zur Realität???

Es sollte irgendwie definiert sein um den gleichen Test öfters
identisch zu wiederholen. (Also Leitung einfach an
Kabeltrommel hängen und auf Störungen von extern hoffen,
reicht nicht aus)

nein.

Ich weiß, meistens ist man eher bemüht solche Störung zu
entfernen, aber Andersrum kann es ja jeder :wink:

Viel wichtiger ist die korrekte Installation der RS485

  • Bandbreite auf nötige begrenzen
  • galv. Trennung
  • Überspannungs- und Blitzschutz
  • korrekte Kabel
  • ordentliche Schirmung und Schirmanschluss
  • Terminierung

Bei wirklich kritischen Anwendungen kann man übrigens auf Kabel
verzichten und überträgt das Signal per LWL.
Gruß Uwi

Hallo Zusammen,
vielen Dank schon mal für eure Hilfe.
Antworte mal nur auf den letzten :smile:
Die Anderen waren aber genauso hilfreich.

Klar, du kanst irgend welche Störungen machen, aber welche
und wie stark und in welchem Vehältnis stehen die zur
Realität???

Wie du richtig gesagt hast, ich weiß nicht wie die Realität aussieht
dachte vielleicht gibt es einen Grenzwert, bis zu welcher „Störgröße“
eine RS 485 Schnittstelle funktionieren muss.

RS485 hat einen Grenzbereich von -7 bis +12V genauso müsste
die Schnittstelle ab einer Differenz von +/-200mV reagieren, auf
diese Werte kann ich doch prinzipiell meine Leitung mittels einen
Pull-Up und Pull-Down Widerstand ziehen und sie müsste noch
funktionieren, oder hab ich da einen Denkfehler drin?

Internette Grüße
Vincenzo Nuzzi

Hallo,

RS485 hat einen Grenzbereich von -7 bis +12V genauso müsste
die Schnittstelle ab einer Differenz von +/-200mV reagieren,
auf diese Werte kann ich doch prinzipiell meine Leitung mittels
einen Pull-Up und Pull-Down Widerstand ziehen und sie müsste noch
funktionieren, oder hab ich da einen Denkfehler drin?

Da hast Du den Denkfehlöer drin, dass eine Störung nicht aus einem Widerstand besteht. Sondern in aller Regel aus Impulsen. Einzelnen oder mehrfachen. Oder einer eingeprägten Wechselspannung unterschiedlicher Frequenz.
Niemand weiß, wann eine Störung auftritt. Und niemand weiß, wie sie sich bei der jeweiligen Leitung, Abschirmung, Eingangswiderständen und -kapazitäten, Massebezug von Leitung, Schaltung und Impuls, Zeitpunkt des Eintretens, Protokoll auf der Busleitung, Geschwindigkeit der beteiligten Gatter,…
auswirkt. Oder wie groß die Störung sein kann - niemand hier kennt die genauen Verhältnisse am Einsatzort.
DAS ist das Problem.
Und genau deshalb nutzt man genormte Störimpulse und Frequenzen, die auf genormte Weise unter genormten Bedingungen auf die Geräte ‚losgelassen‘ werden, um zu schauen, was passiert. Wobei auch die jeweils auftretenden Folgen nach der Norm zulässig sind oder auch nicht.

Was dann der Kunde dazu sagt, wenn’s trotzdem nicht funktioniert, ist natürlich noch ein ganz anderes Thema.
Gruß
loderunner

Einen wunderschönen guten Morgen,

das mit der Störung ist richtig, jedoch beziehen sich die -7V/+12V und die +/-200mV nicht direkt auf eine Störung. Sondern ist dies der zulässige Bereich auf dem eine RS485 Schnittstelle arbeitet, bzw arbeiten sollte.
Wenn ich nun eine Schnittstelle in Auftrag gebe, muss ich ja auch überprüfen, ob sie funktioniert.
Und so wollt ich über die Widerstände das Potential erhöhen, bzw reduzieren, um festzustellen, ob auch der Maximalbereich von RS485 funktionsfähig ist.

Internette Grüße
Vincenzo

Moment !!
Hallo Vincenzo,

Und so wollt ich über die Widerstände das Potential erhöhen,
bzw reduzieren, um festzustellen, ob auch der Maximalbereich
von RS485 funktionsfähig ist.

Die Frage in deinem Ursprungsposting war falsch gestellt.

Du willst keine Störsimulation machen, sondern deine Geräte prüfen ob die Vorgaben/Normen eingehalten werden.

Damit kannst du sicherstellen, dass sich deine Geräte entsprechend der Norm verhalten, nicht aber, dass eine Datenübertragung immer Fehlerfrei funktioniert.

MfG PeterTOO)