RudiDutschke wäre heute72 Jahre alt, was wäre wenn

Ich habe mich immer gefragt, was wohl wäre, wenn das Attentat nicht gewesen wäre. Viele denken das vielleicht nicht, aber ich glaube, Rudi Dutschke war „ein bedeutender Einzelner“(- Augstein), der die Geschichte Deutschlands, die Menschen, Parteienlandschaft noch entscheidend geprägt hätte - allen voran die Grünenpartei und ihren Koalitionspartner SPD. Ich möchte deswegen gerne eine alternative Geschichte erdenken, die m.E. hätte eintreten können. Und frage natürlich, wie ihr das seht, wie wahrscheinlich es hätte sein können, dass…
Natürlich ist das irgendwo sehr ideal, rosig kooperativ - die Kritik und weitere Alternativen überlasse ich euch.

Dutschke wird langjähriger Vorsitzender und Spitzenkandidat der Grünen:
Unter Dutschke erhalten die Grünen eine stark soziale bis sozialistische Ausrichtung, was immer mal wieder zu Streitigkeiten führt mit der SPD führt.

1998 Bundestagswahl: Rotgrüne Regierung
Oskar Lafontaine tritt nicht zurück, denn die Agenda2010/Globalisierungsreform wird nicht einseitig zu Lasten der sozial Schwachen ausgelegt.

Afghanistan
Deutschland macht unter schweren Bedenken der Grünen beim Afghanistankrieg unter der Voraussetzung mit, dass man nicht der Handlanger einer imperialistischen Politk der USA sein werde. Ziel sei, die Menschen von der Talibanherrschaft zu befreien, so Dutschke.

Mögliche Vorstöße von Rot-Grün unter Schröder/Lafontaine und Dutschke/Grüne
Mindestlohn wird eingeführt, der Niedriglohnsektor bleibt aus. Löhne und Gehälter steigen, Deutschlands Binnenmarkt floriert. Deutschlands Exporte verringern sich kaum.

Bundestagswahl 2006
Schröders Finanzpolitik der Auflockerung des EU-Stabilitätspakt war stark in der Partei und gerade bei den Grünen und EU auf Widerstand gestoßen.
Lafontaine löst Schröder als Bundeskanzlerkandidat ab und gewinnt den Wahlkampf. Angela Merkel verliert die Wahlkämpfe (Brutto oder Netto, öh ist das nicht Bretto?).

2008 Finanzkrise
Banken, denen Geld gegeben wird, werden umstrukturiert/versaatlicht. Lafontaine vereinbart mit Frankreich und EU Finanzmarktreformen. England verweigert sich. Reformen treten in Kraft. Ackermann geht in die USA lol. Eine das Steuersystem vereinfachende Reform tritt in Kraft, Steuerbauch wird abgeschafft. Die Diaspora bleibt aus, Monaco bekommt nur wenig mehr Einwohner.

2009 Die PDS (ohne Lafo) schafft es weiterhin nicht über den Gruppenstatus im Bundestag.
2010 Die PDS wird verboten, da die Spitze der Partei aus Radikalen besteht. (NPD wurde schon vorher nach Abzug der V-Leute verboten.)

----Worüber ich mir nicht sicher bin:
Mögliche Reaktion auf den Irakkrieg
(In 2003 nach dem Iraküberfall, zieht sich Deutschland aus dem Nahen Osten zurück, da es eine weitere Kooperation mit den USA ablehnt. Die Beziehungen zu den USA sind auf einem Tiefpunkt. Oder, sehr wahrscheinlich: die rotgrüne Koalition zerbricht, aufgrund der gegensätzlichen Einschätzungen zum Krieg in Afghanistan, im Nahen Osten und der Kooperation mit den USA. Es kommt zur großen Koalition. Agenda 2010,… Geschichte wiederholt sich)

Atomraftwerke?
Da habe ich keine Ahnung, ob Dutschke entscheidend zu einem Ausstieg beigetragen hätte. Weiter gedacht, falls Dutschke die Konsequenz gezogen hätte: Deutschland wäre womöglich heute mit seinen Stromautos und grünen Technologien extrem weiter.

Zum Zitieren:
Dutschke wird langjähriger Vorsitzender und Spitzenkandidat der Grünen:
Afghanistan
Bundestagswahl 2006
Mögliche Vorstöße von Rot-Grün unter Schröder/Lafontaine und Dutschke/Grüne
2008 Finanzkrise
PDS verbleibt im Gruppenstatus
Irakkrieg
Atomraftwerke?

Hi,

weiter unten gibt es ein Brett „Science Fiction & Fantasy“.
Dort würden deine Ergüsse wahrscheinlich besser passen.

VG Berro

1998 Bundestagswahl: Rotgrüne Regierung
Oskar Lafontaine tritt nicht zurück, denn die
Agenda2010/Globalisierungsreform wird nicht einseitig zu
Lasten der sozial Schwachen ausgelegt.

Interessanterweise führt das Ausland den Umstand, daß Deutschland relativ elegant aus dem ersten Teil der Krise gekommen ist, genau auf diese Reformen zurück. Wenn dem so wäre, hätten diese Reformen denen genutzt, denen sie Deiner Ansicht nach geschadet haben.

Afghanistan
Deutschland macht unter schweren Bedenken der Grünen beim
Afghanistankrieg unter der Voraussetzung mit, dass man nicht
der Handlanger einer imperialistischen Politk der USA sein
werde.

Also alles wie gehabt.

2008 Finanzkrise
Banken, denen Geld gegeben wird, werden
umstrukturiert/versaatlicht.

Relativ sinnlos, Banken verstaatlichen zu wollen, die schon ganz oder größtenteils dem Staat gehören: BayernLB, WestLB, LBBW, IKB, HSH Nordbank.

Mal abgesehen von diesen offensichtlichen Denkfehlern: so funktioniert das nicht. Allein schon die Grundthese, ein grüner Politiker könnte über Jahrzehnte Vorsitzender dieser Partei sein, ist abenteuerlich.

Grüß dich, Konrad Rr.,
mächtig großer Denkfehler! Du kennst doch die Geschichte von der Zeitreise und dem Schmetterling (google selbst nach!): Gerade so gut könnte ich mir Gedanken drüber machen, was geschehen wäre, wenn ich damals in die „Realsozialistische“ gereist wäre und etwas wie Matthias Rust angestellt hätte.
Aber jetzt etwas ernster: Der Tod Rudi Dutschkes wie auch etwa Benno Ohnesorgs hat doch erst diesen Bewegungen den entscheidenden Auftrieb gegeben. Dadurch war lange Zeit „links“ angesagt. Die „Wende“ wäre wohl so oder so irgendwann irgendwie gekommen, aber vielleicht gewalttätiger oder auch fließender; wer weiß. Dass nun die Linksphase geradewegs von Gewitterwolken aus dem islamischen Eck abgelöst wurde, ja, das was nun nicht direkt vorhersehbar. Genauso gut könnten dort unter heute beinharte sozialistische Systeme à la Nordkorea herrschen.
Wenn du etwas Sinnvolles zur Weltgeschichte beitragen kannst, dann tu es!
Gruß
Sepp

Hm
kontrafaktische Geschichte ist ja immer spekulativ.

du machst aber einen hochgradig spekulativen Sprung:

  • kein Attentat auf Dutschke, Dutschke stirbt nicht an den Spätfolgen, wird unumstrittener Vorsitzender der GRÜNEN usw usw.

Dass Dutschke der unumstrittene Vorsitzende der GRÜNEN geworden wäre, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Seine Politischen Ansichten waren ja eher Rätekommunistisch, und gegen diese „Fundamentalen“ Ansichten gab es bereits in der Frühesten Zeit der Grünen mächtige Gegenströmungen. Ob Dutschke die integrative Kraft aufgebracht hätte, diesen absehbaren Richtungsstreit abzubiegen, halte ich für sehr zweifelhaft. Als integrative Kraft wäre ja eher eine vermittelnde Position nötig gewesen. Der Richtungsstreit führte ja 1990/91 beinahe zum Untergang der GRÜNEN.
daneben war er auch nicht unbedingt pazifistisch, was die GRÜNEN ja damals noch sehr wohl waren.
Zusammengefasst sind die meisten seiner Politischen Positionen eher dem Fundiflügel zuzuordnen, ähnlich wie Jutta Ditfurth.

Betrachtet man daneben die Struktur der Grünen in ihrer Anfangsphase, wäre ein Unumstrittener Frontmann gar nicht möglich gewesen. Dazu waren die Wurzeln viel zu vielgestaltig und disparat.

Die andere Frage ist aber Intressanter, Nämlich was wäre, wenn das Attentat nicht stattgefunden hätte.
Immerhin ist dieses Attentat eines der definierenden Ereignisse der „68-Bewegung“, neben dem Tod von Ohnsorge sowie dem nachfolgenden Justitzskandal.
Wäre es tatsächlich zu einer derartigen Entfremdung zwischen „Staat“ und „Linken“ gekommen?
Hätte sich tatsächlich eine RAF (etc) in D etablieren können, oder wären Baader und Konsorten aufgrund geringerer Unterstützung sowie geringerem Zulauf von Aktivisten buchstäblich abgesoffen.
Stattdessen konnte sich die RAF bis 1985 immer auf gewisse Symphatien in der ganzlinken Szene stützen, die erst wegbrach, als ein simpler US-GI ermordet wurde (um sein Auto und seine ID-Karte für einen Bombenanschlag zu verwenden)
Und wie hätte sich das auf die Republik ausgewirkt?
Radikalenerlass? Hätte es ihn gegeben?
Und die damit verbundene Aufblähung der Inlandsgeheimdienste?

Es bleibt auch so viel raum für Spekulationen

Mike

@Hellsepp Also es geht mir nicht um die Frage, welche Alternativen oder was sich alles ergeben hätte können. Das wäre viel zu breit zum Diskutieren. Ich habe extra dafür Punkte aufgeschrieben, zu denen man Stellung nehmen kann und bat ja darum, darauf Bezug zu nehmen z.B wie man die Wahrscheinlichkeit einschätzt etc. Ich ging von dem Fall aus, dass Rudi Dutschke eine führende Rolle eingenommen hätte.

Der Tod Rudi Dutschkes wie auch etwa Benno Ohnesorgs hat doch erst diesen Bewegungen den entscheidenden Auftrieb gegeben.

Ich denke nicht, dass es etwas an der Gründung einer Partei wie die Grünen geändert hätte. Ob RAF-Zeit usw., ist eine andere Frage.

@Michael Kling

Dass Dutschke der unumstrittene Vorsitzende der GRÜNEN
geworden wäre, halte ich für extrem unwahrscheinlich. Seine
Politischen Ansichten waren ja eher Rätekommunistisch, und
gegen diese „Fundamentalen“ Ansichten gab es bereits in der
Frühesten Zeit der Grünen mächtige Gegenströmungen.

Erst mal ist ja zu sagen, dass die vielen Strömungen sich in der Opposition gegen Atomkraftwerke begegneten. In dem Punkt, dass diejenigen, die sich eine sozialistische Revolution wünschten, also auch ein Dutschke, nicht durchgesetzt hätten, widerspreche ich dir. Erinnern wir uns an Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit (Gruppe: Revolutionärer Kampf), die maßgeblich die Grünen prägten und in eine Realo-Lager wechselten. Sie akzeptierten die parlamentarische Demokratie und wurden vor allem Anti-Totalitäre, sei es gegenüber Nationalismus oder auch sozialistischen Formen.
Ich glaube, dass Dutschke ebenso auch diesen Wandel durchgemacht hätte. Er wäre aber im Streit mit dem Realo-Lager gelandet.

Erhellend ist dazu: „Rudi war kein Joschka Fischer“, sagte schon Dutschkes Frau. Sie traute ihm zu, Parlamentarier sein zu können, aber keinen Ministerposten. (Interview: http://www.rp-online.de/politik/dutschke-witwe-rudi-…)
Ich würde spekulieren, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass Dutschke eben nie die sozialistischen Ideen verraten hätte und daher wäre eine Kompromissfindung mit den dominierenden Realos innerhalb der Grünen, die die sozialistischen Ziele hintanstellten, nicht möglich gewesen.
Auf der anderen Seite könnte ich mir aber auch denken, dass es wirklich zu einem fundamentalen Streit zwischen Spontis (APO-Anhänger) unter einem Dutschke und Realos gekommen wäre und es eine Spaltung hätte geben können, womit eine Selbstausschaltung womöglich eingetreten wäre.

@exc

2008 Finanzkrise
Banken, denen Geld gegeben wird, werden
umstrukturiert/versaatlicht.

Relativ sinnlos, Banken verstaatlichen zu wollen[…]

Dass verstaatlichte Banken keinen Deut besser sind, ist klar, wenn sie nicht umstrukturiert werden. Ich meine mich zu entsinnen, dass die Staatsbank KfW noch 300 Millionen Euro in der Finanzkrise verlor, weil sie am Tag/in der Woche als Lehman Brothers pleite ging, das Geld überwies. Ab da erfolgte eine Umstrukturierung.

@all Und wegen dem Rotationsprinzip bei den Grünen. Es wird keinen jahrelangen Vorsitzenden zulassen. Das stimmt, aber das heißt ja nicht, dass jemand nicht immer wieder an die Spitze gewählt werden könne.