Hallo Martin,
es scheint mit Herrn Bush und seinen Beratern Leute zu geben, die sich machtbesoffen zur Weltpolizei berufen fühlen. Nur leider schnitzt sich diese Polizei ihr Recht selbst und ist auch weit davon entfernt, schlichtend einzugreifen, geschweige denn, jemanden zu schützen. Dieser „Weltpolizei“ fehlt zudem der Intellekt für Analysen und Argumente. Einziges Argument ist das Schießeisen.
Bis dahin wäre der selbst ernannte, etwas flachköpfige Schupo mit begrenztem Horizont, der seine Umgebung nach Gut und Böse einteilt, nur ein Ärgernis, das es in die Schranken zu weisen gilt. Das Schlimme aber ist, es wird überall nur leise gegrummelt, aber niemand haut diesen Leuten spürbar und schmerzhaft auf die gierigen Finger. Im Gegenteil, in letzter Konsequenz machen die Europäer mit der in den USA herrschenden Clique gemeinsame Sache und lassen sich vor den weinerlichen Karren der Leute spannen, die das Verbrechen des 11. September für eigene Machtpolitik und eigene Verbrechen mißbrauchen.
Die Menschen dieser Erde brauchen keine neuen Nuklearwaffen und brauchen keine neuen Waffengänge. An keiner einzigen Stelle werden Leute gebraucht, die immer noch Probleme zwischen Völkern mit Gewalt lösen wollen.
Was können wir tun? Wir brauchen insbesondere keine Politiker, die ihre Solidarität mit solcher Art Weltpolizei bezeugen und deren Tun auch noch militärisch unterstützen. Dafür dürfen wir aber auch nicht nach Amerikanern schreien, wenn wild gewordene europäische Politiker und Volksgruppen aus dem Ruder laufen, siehe Jugoslawien. Ganz dringend ist eine gemeinsame EU-Außenpolitik erforderlich, die europäische Interessen vertritt und das können ganz andere als die Interessen der USA sein. Kein europäischer Politiker kann auf die dusselige Idee kommen, Rußland als das Reich des Bösen zu bezeichnen. Im Gegenteil, das kann unser bedeutendster Handelspartner, unser größter Markt und Rohstofflieferant werden und bald ist es ein unmittelbarer EU-Nachbar. In Rußland steht mit Putin ein aufgeklärter Mann an der Spitze, ein erstklassiger Deutschland-Kenner, der lange in Berlin lebte. Dieses Ende vieler Jahrzehnte blöder Ideologie und solche Chance dauerhafter Annäherung dürfen wir uns nicht von gefährlichen Dummköpfen in Washington kaputt machen lassen.
Niemand käme auf die Idee, einen waffenstarrenden und irrational handelnden Amokläufer als stark zu bezeichnen. Der fühlt sich nur durch den Zuspruch und das Ducken des Publikums stark. Das Fehlen gemeinsamer europäischer Konzepte ermöglicht es Bush und seiner Abenteurertruppe, nach Belieben zu verfahren. Die untertänige Schleimspur, die ein Herr Blair, aber auch Kanzler Schröder (wie alle seine Vorgänger) über den großen Teich ziehen, ermöglicht es amerikanischen Polit-Amateuren, langfristig angelegte Außenpolitik durch Militäreinsätze zu ersetzen.
Wir haben unsere Welt so klein gemacht und mit so viel Selbstzerstörungspotential ausgestattet, daß kein Platz mehr ist für Leute, die noch mehr davon haben wollen. Wir sitzen tatsächlich alle in einem Boot, haben andere Sorgen, als neue Waffensysteme produzieren zu müssen und müssen jeden, der in diesem gemeinsamen Boot zu sehr schaukelt, zur Ordnung rufen. Auch so ein kleines Dummerchen, wie es offenkundig Herr Bush ist, muß kapieren, daß man mit allen Bombern der Welt nichts gegen ein paar religiös motivierte Idioten ausrichten kann, die ihr eigenes Leben hergeben wollen. Herr Sharon muß das auch einsehen, wenn er nicht schon vom Altersstarrsinn daran gehindert wird.
Gruß
Wolfgang